6. Neuigkeiten mit alten Bausteinen

Was wäre, wenn…?

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Urkatasterkarte Hillefeld

Die berühmte Historikerfrage durfte ich mir Anfang Februar 2014 eher unfreiwillig stellen. Das historische Mutmaßen hat sicher seinen Reiz und kann bis auf den antiken Schreiber Herodot1 zurückverfolgt werden, aber hier musste ich zunächst selbstkritisch eingestehen, dass mir auf der CD mit den digitalisierten Karten  vom Katasteramt Soest eine Flurkarte mit der Bezeichnung 1774/062 erst bei der Stoffordnung zur Nachbereitung meiner „Arbeit“ näher aufgefallen war.
Zu meiner „Entschuldigung“ kann ich angeben, dass ich mich bei den Karten zu sehr und unbewusst auf die Flurbezeichnungen „Auelswinkel“, „Hillefeld“ oder „Königskamp“ konzentrierte.

Jetzt lag mir das ungenannte Hillefeld vor Augen mit Gebäudeeinzeichnungen!

War das ein alter Baustein zur Festigung für eine alte These von der Bedeutung des Hillefeldes? Ja, denn mein Ausgrabungsfund auf dem Hillefeld gehört mit in dieses blau markierte Gebiet. Der gegenwärtige Ausgrabungsstopp kann das Ausmaß und die Funktionsweise der Gebäudereste noch nicht konkretisieren, aber auf dem heute landwirtschaftlich genutzten Hillefeld lagen mehr als nur die Überreste einer Pferdestallung, und im Sommer 2015 wird Konkretes aus dem Hillefeld geborgen!

Bild4
Bodenradar
Bild6
Auswertung Geomagnetik
Bild5
Auswertung Georadar

Am 5. Februar 2014 erfolgte durch die Firma Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR eine Untersuchung an der Fundstelle durch die Geomagnetik- und Georadartechnik.



Es stellte sich bei der Bildanalyse heraus, dass noch eine angelagerte lange Steinreihe existiert, die in der Sommerausgrabung näher untersucht werden wird.

Es gab auch noch die Borg als Flurbezeichnung…eine Sprachvariante für die Burg.
Das klang vielversprechend, brachte bei mir aber natürlich Erinnerungen zum Vorschein. Dieser Begriff war nicht neu für mich. Ich hatte diese Bezeichnung bereits gelesen…bei Preising! 8 7Kurz recherchiert, und die Seite 160 in der Scheidinger Heimatgeschichte brachte tatsächlich den Flurnamen und sogar Mauerreste (!) zum Vorschein.3 Offenbar hatte man diesen Ansatz in der Vergangenheit nicht weiter verfolgt und ich ihn beinahe übersehen, und auch Preising schloss nach meinem Befinden ohne Not mit „…, was ein von diesen erbautes festes Haus an einer so abgelegenen Stelle hätte schützen sollen“ intensivere Standortbeschäftigungen aus. Schützenswert waren unter Umständen die Gebäudekomplexe auf dem Hillefeld oder Zuflucht wurde gesucht „in der Borg“. Wilhelm Lückmann, Besitzer des naheliegenden Hofflerke, konnte nach Rücksprache auch von ursprünglich zwei Borgfluren berichten. Das kleinere Flurstück wurde allerdings zum Teich umfunktioniert. Eine weitere interessante Randnotiz ergab sich aus diesem Gespräch: Rudolf Preising hatte offenbar persönlich Felduntersuchungen „in der Borg“ durchgeführt mit Helfern, aber Zählbares ist nicht überliefert.4

…Fortsetzung folgt…


1        Vgl. hierzu unter http://www.pm-magazin.de/a/die-geschichte-anders-verlaufen-w%C3%A4re die Ausführungen zu den eigentlich spannenden historischen Spekulationen. Es ist aber Ziel der Arbeit, dass Thesen selbstkritisch untermauert oder verworfen werden auf der Suche nach Gebäuden aus der Vergangenheit.

2        Kartenmaterial: Eigenbearbeitung der Flurkarte 1774/06, die im Katasteramt Soest gelistet ist.

3        Vgl. hierzu Preising, Rudolf, Scheidingen, Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im kurkölnischen Amte Werl, Münster 1970, S. 160.

4        Das Interview mit Wilhelm Lückmann wurde am 2. März 2014 auf der Borgflur geführt.