8. Schlussbetrachtungen mit Ausblick

                                        Begriffe in Büchern gefunden, 

                                 Überreste auf dem Hillefeld entdeckt…

                                             ich habe es geschafft!

Der Leser weiß natürlich, dass man so nicht argumentieren kann und sollte.  Ich will es auch nicht. Nun aber der Reihe nach.

Zum ersten Mal kam ich bei der Recherche zum Schlossbegriff in Kontakt mit den Archiven. Es ist für eine Anfängerin schon ein Erlebnis, die Anmerkungen in der jeweiligen Literatur nicht nur nachzuvollziehen, sondern auch zu bestätigen in diesen Informationsfabriken. Wer Verborgenes und Unentdecktes finden will, der muss nicht planlos über die Ackerflächen mit dem Spaten schwingen, sondern geht in die Lagerhallen der schriftlichen und digitalisierten Wissensaufbewahrung. Dieser Gang muss aber immer mit einer Quellenkritik verbunden sein. Ich vertraute vielleicht zu sehr auf Rudolf Preising. Diese Erkenntnis kam bei mir erst in den Nachbetrachtungen zum Hillefeldfund in der Warteschleife zum LWL-Bericht. Wie das?

Thonyes Scheidingen 001
Thonyes von Scheidingen

Rudolf Preising war für mich Wegbereiter und Quelle zugleich. Ich war auch dafür dankbar, aber seinen “leichten” Umgang mit den Quellen hatte ich  schon angesprochen. Die Enttäuschung auf dem Auelfeld ging mir nach dem Ausgrabungsstopp auf dem Hillefeld nicht aus dem Kopf und  motivierte mich zur weiteren Urkundensuche im Internet. Das Ergebnis könnte unter  http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/dwud/a1/pdf/034/a1034285.pdf ein Meilenstein in der Neubewertung zur Burg – Schloss – These sein, ging doch aus dieser Verkaufsurkunde von 1397 Hermann Freseken als Käufer hervor, aber nun mit Thonyes von Scheidingen, neuem Datum und Geldbetrag. Gab es mit 1397 ein Verkaufsjahr in Scheidingen, in dem Freseken zwei größere Hofobjekte erwarb aus den Händen derer von Scheidingen mit dem Schloss und der Burg als eigenständige und geographisch getrennte Hofteile oder langandauernde Übergabeverhandlungen zu einem großen Objekt? Die unterschiedlichen Geldbeträge und die Daten lassen den Schluss zu. Die Frage kann ausschließlich mit einer intensiveren Archivarbeit in Zukunft beantwortet werden. Es ist davon auszugehen, dass Preising diese Urkunde nicht kannte, da er ausschließlich mit Anton von Scheidingen arbeitete.

Ungleich schwieriger ist die Sachlage zum Steinwerk.

Die Nichtberücksichtigung einer “Dreiteilung” der Hofanlage “Steinwerk”, das ständige Belehnen oder Verpachten, die unklare Trennung vom Steinwerk als Bauteil einer Schlossanlage oder eigenständige Haupthofbezeichnung oder Bezeichnung für ein “herausverpachtetes” Gut einer dann doch ehemals größeren Versorgungseinrichtung und die nur in Teilen vorliegenden Schriftstücke, aus denen sich die Besitzverhältnisse lückenlos ergeben, führten vermutlich nach dem Spätmittelalter zum schrittweisen Vergessen, Verändern und Verbergen.

In diesem Fall ist das Verborgene das neu zu Entdeckende… 

Aufgabe einer intensiveren Archivarbeit in Zukunft!

Wie ist in diesem Zusammenhang nun der Fund auf dem Hillefeld einzuordnen? Meine Recherchen zum Schloss und zum Steinwerk führten zu verborgenen Überresten auf dem Hillefeld, aber gleichzeitig “kritisierte” ich meinen gewählten Zugang über die Suche nach neuen verwertbaren Quellen eben auf der Suche nach unentdeckten Überresten.

War das die persönlich erlebte Multiperspektivität bei Historikern?

Nun gut, mein notweniger Ausgrabungsstopp verhinderte weitere Erkenntnisse. Nach dem vorläufigen LWL-Bericht passt jedoch die zeitliche Zuordnung und damit vielleicht auch eine Bestätigung der Tauschurkunde von 1348. Das ist doch schon einmal ein Anhaltspunkt. Neue Erkenntnisse mit neuen Anläufen! Das wahre Ausmaß auf dem Hillefeld kann noch nicht abgeschätzt werden. Möglich, dass mit diesem Fund der Einstieg in die Entflechtung der Steinwerkbauten kommt, eine Abklärung meiner Burg – Schloss – These erfolgt oder der angrenzende Hof Stemmerk eine Neubewertung erhält

…mit neuen Funden gibt es neue Erkenntnisse, aber auch neue Fragen.

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Holzstich Heinrich am Vogelherd

Die Pfalzthematik will ich dabei bewusst erwähnen, da mit ihr auch ein Blick auf den Gesamtzusammenhang der noch verborgenen Gebäude in der Scheidinger Flur möglich ist. Die derzeitige Quellenarbeit zur Pfalz in Scheidingen lässt ebenfalls die Standortfrage zum Vogelherd zu aus der Voglersage zur Königskrönung Heinrichs. 

Die Ausarbeitungen sind hierfür aber noch nicht thesen- und druckfertig.

Das Hillefeld kann noch die ein oder andere Überraschung im Boden bereithalten und die Geschichtsschreibung im Landkreis Soest erweitern…hier sicher auch Aufgabe einer weiteren Kartenarbeit im Katasteramt. Das Ergänzungskapitel allein zeigt ja bereits in Ansätzen die Möglichkeiten auf, mit intensiverer Kartenarbeit, zusätzlicher Zeitzeugenbefragung und der vielleicht etwas unterschätzten Geschichte der Flurnamen, zusätzliche Informationen zum Hillefeld einzuholen. Konkret bieten sich hier in Zukunft Untersuchungen zur Geschichte von Hofflerke an, um indirekt Zugang zur Borgflur zu erhalten, denn dieser „benachbarte Blickwinkel“ wird seinen erklärenden Schatten auf das Hillefeld werfen.   Es ist erfreulich, dass nach aktuellem Stand im Sommer 2015 eine offizielle Ausgrabung unter Leitung der LWL für mehrere Wochen auf dem Hillefeld geplant ist

…man darf gespannt sein auf die Ergebnisse.

Zum Schluss eine Danksagung an die Menschen, die durch Mitarbeit und Hinweise ihren Beitrag zum Projekt leisteten und es mir ermöglichten, Einsicht in die jeweiligen Unterlagen und Bücher zu nehmen. Meinem Betreuer Heinz Kiko, die Scheidinger Urgesteine Bernd Vickermann, Ernst Brieske und Meinolf Volke, mein Klassenkamerad Marcel Ackerschott, Wilhelm Lückmann, die Mitarbeiter der LWL und die Archivare standen mir jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung.