Archiv der Kategorie: Chronologie der Scheidinger Schulgeschichte Teil 3: 1892 – 1923

Chronologie der Scheidinger Schulgeschichte

Chronologie

der

Scheidinger Schulgeschichte

1648 – 1968

 

Abb. 1: Alte Schule in Scheidingen

Teil 3: 

1892 – 1923

Abbildung 2: Personal – Karte Elisabeth Ostenkötter

Die Ära Fräulein Beine neigte sich dem Ende entgegen. Verstärkt setzten die Zuständigen im Regierungsbezirk Arnsberg auf neue Lehrerinnen, u. a. Elisabeth Ostenkötter, Maria Höller oder Elisabeth Rosenthal. Von den genannten Lehrkräften kann für Ostenkötter die Personalkarte zur Ansicht, so dass sich der Leser ein Bild machen kann von den Amtsblättern im Zweiten Wilhelminischen Reich und in der Weimarer Republik. Diese Personalien zeigen auch, dass die Lehrerbesetzungen nicht mehr männerlastig waren, sondern auf Ausgleich geachtet wurde. Ohnehin waren gewisse Organisationen bei Mädchen nur von Frauenhand bestimmt und gestattet. Immerhin wurden 1896 50 Mädchen geführt in der Schuljahresliste. Der überwiegende Teil war katholischer Konfession, aber auch zwei Mädchen mit jüdischem Glauben waren in der Mädchenklasse geführt. Die Religion war immer noch die Institution, obwohl eigentlich seit Bismarck die Trennung von Staat und Kirche das religiöse Primat auch in der Bildung zurückdrängte. Discite iustitiam moniti et non temnere divos blieb eben in den Köpfen.

Abbildung 3: Schulklasse mit Frl. Beine.

Pfarrer Moenikes stellte offiziell 1897 einen Antrag auf Vertretung für das Fräulein Beine, die mit einer Magenkrankheit ausfiel. Ob die Scheidinger Schüler aufatmeten oder nicht unglücklich waren, kann heute nicht mehr ermittelt werden, aber mens sana in corpore sano. Fräulein Beine hatte schon seit geraumer Zeit körperliche Gebrechen, und der Geist passt sich dem physischen Defizit nun einmal an, denn abyssus abyssum invocat. Nun muss aber Einhalt geboten werden, da fama crescit eundo. Fräulein Beine war eine integre Person, die mit Leib und Seele den Scheidinger Schulbetrieb unterstützte. Und auch die Schüler hatten in ihrer Anwesenheit Zurückhaltung und Respekt, so wie auf dem mitgelieferten Klassenbild ersichtlich. Kurios, aber schon in Wilhelminischer Zeit gab es ohne Nachvollziehbarkeiten Unterschiede in der Lehrerbesoldung. Fräulein Beine erhielt als Grundgehalt 1150 Mark, mit Zulagen wurden es 1770 Mark, wohingegen Lehrer Ammermann auf 2200 Mark kam, hier allerdings die Vergütungen aus seiner Küstertätigkeit eingerechnet (Stand 1897). Beide gingen aber professionell mit dieser Angelegenheit um, da der Kampf gegen die geschlechterabhängige Bezahlung noch keine unangenehmen Auswüchse in Suffragettenton annahm wie mancherorts danach zu beobachten war. Beide stellten sich gerne für Bildmotive mit den Schülern zur Verfügung

Abbildung 4: Lehrer Ammermann mit Schulklasse.

vor dem Schulhaus, wie auf dem nebenstehenden Bild von 1900. Das Schulhaus war auch für Postkartenmotive gern genommen und auch ein Beleg dafür, dass der Schulhausbau zu Beginn der neunziger Jahre eine gelungene Sache darstellte, zumindest für damalige Verhältnisse ein bildlicher Werbeträger. Schule und Kirche als symbiotische Einheit, und die Postkarte verrät über das Meinungsbild der Scheidinger mehr, als möglicherweise im kanzelparagraphenverseuchten Reich nach außen dringen sollte. Aber es gilt auch bei der Postkarteninterpretation das quot homines, tot sententiae als zulässiger Grundsatz, also keine Überinterpretation.

Abbildung 5 : Postkarte Scheidingen mit der alten Schule.
Abbildung 6 : Lehrer Ammermann mit „seinen Jungen“.

Gerne zeigte sich Lehrer Ammermann auch mit „seinen Jungen“ mit dem Schulgebäude als Panorama, wie hier 1902 mit den Jahrgängen 1895-1897. Zu dieser Zeit musste sich Lehrer Ammermann schon mit einer Lehrerin namens Lisette Hennes aus Messinghausen verständigen, die seit dem 1. Januar 1902 in Scheidingen tätig war. Bekannt ist nur, dass sie stets mit Vehemenz ihre Überstunden ausbezahlt haben wollte, denn suum cuique. Einen sehr guten Überblick zum Ist-Zustand der zweiklassigen Volksschule in Scheidingen geben die nachfolgenden Amtsblätter vom 24. Mai 1911:

Abbildung 7 : Bestandsaufnahme der Scheidinger Schule.

Lehrer Ammermann hatte – die Gründe sind nicht überliefert – offenbar seine Küsterverpflichtungen mit „konstanter Oberflächlichkeit“ versehen in den Vorkriegsjahren. Zumindest müssen sich Beschwerden und defizitäre Offensichtlichkeiten gehäuft haben, denn am 27. April 1913 gab es einen unmissverständlichen Tenor in der Sitzung des Kirchenvorstandes, wovon ein Auszug aus dem dazugehörigen Protokoll Auskunft gibt:

„(…) Am Schluße bemerkt der Kirchenvorstand noch, daß er sich in keiner Weise von persönlicher Abneigung gegen Herrn Lehrer Ammermann in dieser Sache habe leiten lassen, daß er vielmehr voll und ganz der persönlichen Ansicht sei, daß Herr Lehrer Ammermann die Reinigung der Wäsche besorgen müsse, wie auch die ganze Gemeinde derselben  Meinung ist. Auch erlaubt der Kirchenvorstand Herrn Ammermann besser zu kennen, als das Hoch.-Generals – Vikariat denselben hat kennen lernen können. Wie er es jetzt mit der Kirchwäsche gemacht hat, so hat er es mit so vielen anderen Dingen als Küster und Organist versucht, so daß unser jetziger Pastor ihn einmal gründlich seine Phlichten klar machen mußte. Er konnte dem nicht um hin klein beizugeben, wie er aber den Herrn Pastor verfolgt und verleumdet hat, das weiß die ganze Gemeinde. Und so hat er es allen Geistlichen hier gemacht, die ihn mal an seine Pflicht erinnerten. Und so sieht ihn die ganze Gemeinde sowohl als Lehrer als auch als Küster lieber heute als morgen ziehen. Er hat sich durch sein Tun und Treiben um alle Achtung gebracht. Das ist voll und ganz die Wahrheit. Daher wünschen den Teile aus der Gemeinde ein Vorgehen bei  der königlichen Regierung auf. Lehrer Ammermann hat es unserem Herrn Pastor zu verdanken, wenn es noch nicht geschehen ist, aber geschehen wird, das können wir nicht sagen. Auf Ersuchen des Vorsitzenden erklären die Mitglieder des Kirchenvorstandes, sich jeder persönlichen Rache zu begeben und so zu handeln, wie sie als Christen handeln müssen. (…)“

Foschepoth

Busemann

Linnemann

Berz

gesehen:

Büdenbender

Die Sache war heikel. Ammermann hatte im Pastor Büdenbender einen Fürsprecher, aber zwischen dem Schul- und dem Kirchenvorstand musste er diplomatische Drahtseilaktionen realisieren, um die Kirchengemeinde nicht zu spalten. Im September 1915 – jetzt schon mit den Kriegswirren als emotionale Last – ging Büdenbender in den „Erholungsurlaub“, um nicht die „Einladungen“ [Anmerkung der Verfasserin: „Vorladungen“ trifft besser auf die Situation zu] des Schulvorstandes umsetzen zu müssen, empfahl aber – der Dringlichkeit Rechnung getragen – der zuständigen Kirchenbehörde die Trennung von Küsterei und Lehrerstelle. Im Oktober 1915 lehnte der Schulvorstand jedoch ab. Es ist gut möglich, dass Lehrer Ammermann durch persönliche Schicksalsschläge aus der „Küsterbahn“ geworfen wurde, denn u. a. am 2. März 1915 erlag sein Sohn Joseph den Kriegsverwundungen. Die untenstehende Auflistung enthält den Scheidinger Ammermann.

Abbildung 8: Nachruf der Universität Münster Joseph Ammermann.

Die Kriegserlebnisse hatten konkrete Auswirkungen auf den Schulalltag, und Scheidingen stand dem in nichts nach. Die 158 Kinder, die im August 1914 in Scheidingen zur Schule gingen, litten im Ersten Weltkrieg, wie andernorts auch. Die Tatsache, dass ihre Väter an die Front gingen und die Mütter gezwungen waren, sich Verdienstmöglichkeiten zu suchen, brachte ihr Leben völlig durcheinander. Den Müttern ist der Krieg nun einmal ein Dorn im Auge, dieser Ausspruch galt nicht nur für die Mütter, sondern auch für die Kinder. Auch ihr normaler Alltag in der Schule sah plötzlich ganz anders aus als zuvor.  In den Klassenzimmern wurden Landkarten aufgehängt, an denen man mittels kleiner eingesteckter Fähnchen den Verlauf der Front erkennen konnte. Für ältere Schüler bestand die Gefahr, an die Front zu kommen. Diese Tatsachen ließen die anfängliche Kriegsbegeisterung nach und nach schwinden. Der Krieg schlich sich in den normalen Unterricht ein. Schüler der unteren Klassen übten wie die Soldaten. Kinder arbeiteten auf den Feldern als Erntehelfer oder wurden zu einfachen Arbeiten herangezogen. Gab es wieder einen Sieg an der Front, dann jubelten alle und die Kinder

Abbildung 9: Buchausschnitt

erhielten „siegfrei“. Das klingt vielleicht ganz gut, doch so war auf Dauer kein richtiger Unterricht möglich. Und schon bald nach den ersten Siegen im Jahr 1914 gab es auch nicht mehr so viel zu feiern. Sehnlichst sprachen die Menschen mit nulla salus bello, pacem to poscimus omes den Vergil die Worte nach mit nach Möglichkeit sofortiger Umsetzung. Die Unterrichtsmaterialien waren jedoch noch auf den Burgfrieden zum Zwecke des Endsieges programmiert, aber die pädagogische Wertigkeit blieb überschaubar. Es war ein schlechtes Beispiel für eine Instrumentalisierung, da der Zwiespalt zwischen Lernort und Gefühlslage im Privathaushalt bei den Kindern in der Regel vergrößert wurde. Dieser le crime pédagogique gehört nicht zu den Sternstunden in der Wissensvermittlung, zeigte aber die enge Verknüpfung von Schule und Staat.

Auch das Scheidinger Lehrerpersonalkarussell drehte sich verdächtig in den Kriegswirren. Seit Januar 1916 vertrat Angela Podemski Lehrerin Henns, die im Juli 1916 in Rente ging. Lehrerin Podemski wurde aber im Dezember 1916 auf eigenem Wunsch hin versetzt. Und die neue Lehrerin Ostenkötter (siehe Personalbogen zu Beginn) trat im Januar 1917 den Dienst nicht an wegen einer „Lungenkrankheit“. Darüber hinaus gab es von Pfarrer Büdenbender Einspruch hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der Lehrerwahl. Was die genauen Hintergründe waren, blieb offiziell verborgen, aber Lehrer Ammermann muss eine Schlüsselrolle eingenommen haben. Vielleicht hatte es mit seinem nahen familiären Dienstjubiläum zu tun, denn am 14. Januar 1918 konnte die Familie Ammermann auf eine einhundertjährige Lehrertradition in Scheidingen zurückblicken.

Abbildung 10: Zeitungsartikel 100 Jahre Lehrertradition Familie Ammermann

Da Ostenkötter immer noch abwesend war, trug der pädagogische Haudegen die alleinige Verantwortung und beantragte für diese Mehrarbeit im Februar 1918 eine Vergütung. Lehrerin Ostenkötter hingegen verabschiedete sich 1918 etwas unrühmlich mit fadenscheinigen Diskussionen über die Neuvermietung ihrer Dienstwohnung, die nicht möbliert sei. Die Gemeindeverwaltung lehnte ab. Offensichtlich waren es Stellvertreterkriege für eine personelle Nichtpassung in Scheidingen. Die Maßnahmen zu Beginn der Weimarer Republik zeigten schon am Horizont das Ende einer pädagogischen Ära, denn am 26. September 1921 gingen mit Wilhelm Ammermann eine Institution und die zugehörige Familiendynastie in den Ruhestand. Das kaiserliche Relikt wurde mit honoris et honestatis verabschiedet. Bis dahin zog man sich peu á peu die Lehrer nach Scheidingen, die das Denkmal Ammermann würdig beerben sollten, wie Lehrerin Böhmer aus Rünthe im Oktober 1918 oder Lehrerin Fräulein Heimes im Januar 1919. Die Jungenklasse von 1919 mit

Abbildung 11: Schulklasse 1919

denn kleinen Scheidinger Urgesteinen war die Abschlussklasse des pädagogischen Dinosauriers, die ihn aber – trotz aller Lebhaftigkeit und schwieriger Disziplin im Unterrichtsalltag – beherzt verabschiedete. Auch die unendliche Litanei mit der Küsterei wurde mit dieser Personalie ad acta gelegt. Im August 1919 wurde die Symbiose aus Küsteramt und Lehramt beendet. Der Kirchen- und der Schulvorstand verständigten sich dahingehend. 1921 erhielt das Schulhaus elektrisches Licht, und die dritte Lehrerstelle wurde eingerichtet. Als ob man nur auf den Abgang gewartet hätte, aber nach der Pensionierung von Ammermann erfolgte erst einmal eine kreisärztliche Besichtigung der Volksschule in Scheidingen durch Kreismedizinalrat Dr. Wildenrath im November 1921. Vielleicht war dieser Erneuerungsmarathon insgesamt notwendig geworden, denn nach einer intensiven Schulinspektion im Herbst 1921 stellte man zahlreiche Mängel fest, die man nicht offen mit der Verabschiedung des dann doch altgedienten Pädagogen ansprechen wollte in seiner Nähe:

  • Der bautechnische Status quo listete feuchte Keller auf. Auch Teile der Lehrerwohnung waren feucht, und Dachrinnen defekt. Der Eingang zur Lehrerwohnung – vom Schulflur aus betrachtet – war ebenfalls renovierungsbedürftig.
  • Die Klassenzimmer bedurften eines neuen Farbanstriches. Die Malermeister waren also dringend anzuheuern. Wenigstens die Fußböden waren dicht.
  • Die Sitzbänke und deren Höhenunterschiede waren gänzlich unmodern, schlichtweg ohne zweite Meinung ein Kandidat für die Müllabfuhr. Auch die schon erwähnten Spucknäpfe fehlten. Aus heutiger Sicht zum Schmunzeln geneigt, war dieser abortus sputo ein hygienischer Frontalangriff auf die Ausbreitung zahlreicher Krankheiten. Exemplarisch hier einmal ein Auszug aus dem Maßnahmenkatalog gegen die Weiterverbreitung der Schwindsucht:
Abbildung 12: Spucknapf

Um zu verhüten, dass der Auswurf hustender Kinder dem Schulstaub beigemengt wird, ist in jedem Schulgebäude auf den Gängen, in den Schulzimmern und auf den Aborten eine genügende Zahl von Spucknäpfen aufzustellen oder anzubringen. Dieselben müssen aus festem, nicht zerbrechlichem Metall, aus emailliertem Eisen oder Bronze gefertigt sein und dürfen weder Sand noch Asche, Sägemehl noch sonstige trockene Bindemittel enthalten, müssen vielmehr beständig mit etwas Wasser versehen sein, um das Austrocknen des Auswurfs zu vermeiden. (…) Es ist die Pflicht der Lehrer, öfter hustende Kinder besonders zu beachten und dieselben in schonender Weise zu der regelmäßigen Benutzung der Spucknäpfe anzuhalten, das Ausspucken auf den Fußboden aber durch allgemeines Verbot strenge zu untersagen.“

  • Die Garderoben waren defekt oder „hingen in den Seilen“. Ein Turn- und Spielplatz waren praktisch nicht existent. Die Turngeräte gehörten in das Museum oder generalüberholt.
  • Die Abortanlagen spiegelten den allgemeinen Zustand wider der Scheidinger Schule. Es ließ einfach nur zu wünschen übrig. Die Urinale hatten keine Schamwände.
  • Die Trinkwasseranlage stand ganz besonders im Zentrum der Kritik bei den Mitgliedern der Besichtigungsunternehmung. Das Wasser war von trüber Natur; keine Becher und die zu große Nähe zur Schulwand und zur Abortbehausung erregten die Gemüter. Auch die Unabgeschlossenheit der Pumpenrohrreparatur veranlasste die Kommission zur Kritikäußerung.

Das Fazit war eindeutig. Der Zustand der Scheidinger Schule war mangelhaft. Und der dort jahrzehntelang tätige Ammermann hatte entweder durch Vernachlässigung oder durch eine irgendwie verursachte Blockade den unmodernen und renovierungsresistenten Platzhirsch leider dann mit Hingabe zelebriert. Aber auch hier mahlten die Mühlen langsam, denn die ungenügende Sportausstattung wurde erst im Juni 1923 behoben, als Scheidingen ein Reck und einen Turnbarren ausgehändigt bekamen. Das Denkmal namens Ammermann ließ natürlich nicht lange auf sich warten und „konterte“ im November 1922 hinsichtlich des Brunnens mit einem Regierungserlass aus dem Jahr 1878. Wir schauen uns einmal den genauen Inhalt an, um zur Gedankenwelt des Ammermann ein understanding bauen zu können:

„Auf jeden Schulhof ist ein Brunnen mit Pumpe und angeketteten Trinkgefäße in der gehörigen Entfernung von den Abtritten einzulegen. Bei Aufstellung der Pumpe ist Rücksicht auf den dort wohnenden Lehrer zu nehmen das dieser möglichst bequem die benutzen kann. Das Schöpfen der Kinder aus dem Geschirr ist auch aus gesundheitlichen Gründen unerlaubt, weil Krankheiten verbreitet werden können.“

Abbildung 13: Lehrer Ricke

Von jeher [Anmerkung der Verfasserin: Also, seit seinem Dienstantritt!] – so Ammermann – hätte man das Wasser auch für den Haushalt und Landwirtschaft im Küstereigebäude und zum Verbrauch der Kirche aus dem Schulbrunnen später aus der Pumpe entnommen. Auch die Unterbringung der Pumpe auf den Schulflur wäre bei Störung unzweckmäßig gewesen und hätte nur zu Unannehmlichkeiten und Streitereien geführt. Da lag Ammermann nicht falsch, aber den Status quo der Besichtigungskommission konnte auch er nicht in Abrede stellen oder verniedlichen. Am Neste kann man sehen, was für ein Vogel darin wohnt, und so kann man auch das Erbe des Herrn Ammermann interpretieren. Unabhängig von dieser unpersönlichen dommage monument, es regte sich etwas an der Scheidinger Schule: ein Schulreiniger wurde engagiert, der Schulgarten bekam einen Zaun, der Gemeinderat bewilligte noch im Kalenderjahr 1922 einen Ergänzungszuschuss für die Schule oder der neue Lehrer Ricke bekam einen Ofen und einen Herd. Warum Lehrer Ammermann nach wie vor in der offiziellen Lehrerwohnung logierte und seinen oisiveté freien Lauf zuließ, blieb wohl sein Dienstgeheimnis. Irgendwie konnte oder wollte er sich nicht von „seiner“ Parzelle trennen. Behördlicherseits schreckte man offenbar vor einer Beschlagnahmung der Lehrerwohnung zurück, die Zurückhaltung zeigte immer noch den Einfluss der Autorität des alten wilhelminischen Lehrers. Psychologisch interpretiert kann die

Abbildung 14: Scheidinger Schulklassen, Jahrgänge 1921 – 1925

Trennung vom alten Kaiserreich  auf den unteren Verwaltungsebenen als nicht geglückt angesehen werden im Umgang mit Dienern des alten Systems. Aber, der Blick war nun nach vorn gerichtet, und die Jahrgänge 1921 bis 1925 standen nicht mehr unter den Fittichen der Ammermanns.

 

 

 

 

  • Abbildung 1:

Alte Scheidinger Schule

  • Abbildung 2:

Personal – Karte Elisabeth Ostenkötter

http://archivdatenbank.bbf.dipf.de/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479&parent_id=#Vz______7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479, abgerufen am 17. 04.2016.

  • Abbildung 3:

Schulklasse mit Frl. Beine. Das Foto wurde von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 4:

Lehrer Ammermann mit Schulklasse. Das Foto wurde von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 5:

Postkarte Scheidingen mit der alten Schule. das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 6:

Lehrer Ammermann mit „seinen Jungen“. Das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe. 1. Reihe 3. v.l. August Seithe.

  • Abbildung 7:

Bestandsaufnahme der Scheidinger Schule. Unterlagen im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 8:

Chronik der Westfälischen Universität zu Münster:

Joseph Ammermann studierte Lehramt an der Universität. Er wurde im 1. Weltkrieg am 28.Februar1915 verwundet und starb am 2. März 1915

https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/periodical/pageview/1715216, abgerufen am 17.06.2015

 

 

  • Abbildung 10:

Zeitungsartikel 100 Jahre Lehrertradition Familie Ammermann,

Der Zeitungsartikel befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 11:

Foto Schulklasse 1919. Das Foto wurde von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 12:

Spucknapf

http://medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=2231&edit=0, abgerufen am 15.056. 2015

  • Abbildung 13:

Lehrer Ricke, das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 14:

Scheidinger Schulklassen, Jahrgänge 1921 – 1925, das Foto wurde von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.