Die Kaiserpfalz in Aachen
Inhaltsverzeichnis
1. Proömium
2. Mit den Überresten im Ungewissen perpetuieren
3. Ab ovo … Frühe Archäologie mit Charlemagne
4. … Und es geht weiter!
5. Ein neuer Anlauf
6. Die Taufkapelle … Ein Duell zur Domumgebung
6.1 Zum Duellanten 1
6.2 Zum Duellanten 2
7. Resümee
8. Quellen und Literatur
9. Abbildungskatalog
- Proömium
Obwohl das mittelalterliche Reisekönigtum keine den heutigen Vorstellungen entsprechende ortsfeste Administration vorweisen konnte, war die Pfalz in Aachen der Anlaufpunkt für späterer Imperatoren aus dem ostfränkisch-deutschen Königreich. Im Aachener Marienstift sahen die ambitionierten Kandidaten für den teutonischen Rextitel die Wallfahrtsstätte, in Symbolik und Baustil. Das vom Stiftskapitel protegierte Kollegialstift nannte eine Kapelle ihr Eigen, die einen oktogonalen Grundriss besaß, das Zentrum des späteren Aaachener Doms. 30 römisch-deutsche Könige wurden bis in das 16. Jahrhundert hinein in Aachen gekrönt, die sich in der Rechtsnachfolge Karls des Großen sahen. Und diese Longivität in der deutschen Krönungsgeschichte schlug sich in der mediävalen Baugeschichte nieder und hinterließ nicht nur archäologische Überreste, die in der Literatur durch eine marginale Fußnotentechnik dekoriert werden. Und dabei gaben die vorliegenden Schriftquellen erst verspätet Aachen preis mit der Erstnennung in den Reichsannalen 765, als der Frankenkönig Pippin der Jüngere, Vater Karls des Großen, dort das Weihnachtsfest feierte. Nur wenig später erscheint in den Quellen namentlich Carolus magnus Rex, der den Status quo der Beherbergungsanlage stetig Modifikationen unterwarf. Die überregionale fränkische Administration und die starke Präferenz zur Christianisierung sächsischer Gebiete generierte die Pfalzanlage Aachen – auch in deren Verortung – zum archimedischen Punkt eines christlichen Sendungsbewusstseins. Die administrative Schaltzentrale für die karolingische Renaissance war statuiert, und die karolingische Minuskel sollte dabei nicht als kulturelle Einöde in der Produktpalette verweilen. Kein architektonischer Fachbeitrag zur Baukunst des Mittelalters abandonniert auf die Aachener Pfalz, zumindest keine Äußerung mit Anspruch auf Reputation. Die Stiftskirche Unserer Lieben Frau in Aachen gehört zum Inventar deutscher Bauvererbung. Die Grabeskirche Karls des Großen und der Krönungsort für Könige von den Ottonen bis zu den Habsburgern verlangte nach einer quellentechnischen Saturierung. Offensichtlich schien der Namensgeber des heutigen Karlspreises nicht auf Sand gebaut zu haben, was auch der symbolischen Relevanz der Aachener Marienkirche für das abendländisch-christliche Europa diametral entsprechen würde. Hier liegt der Ursprung für die Pflege und Dokumentation des baulichen Erbes.
Das eigentliche Problem für ein zentrales Arsenal und Aufbereitung der Daten zum Aachener Pfalzkomplex liegen jedoch im Konglomerat aus architektonisch-bauhistorischen Studien, esoterischen Abhandlungen über Kraftlinien oder heiligen Quellen, von Verweisen auf den byzantinischen Baustil und die jahrzehntealten Debatten um die Roma-secunda-Diskurse. Der Historiker Ludwig Falkenstein triff die fragmentarische und permanente Stetigkeit des Bemühens um eine fachübergreifende Zeichnung des Aachener Gesamtbildes treffend mit seinem für den Fachkollegen ambivalenten Charakterzug:
„Bei der Erforschung der Aachener Pfalz hat es deutlich an nüchterner Einsicht gefehlt, zwischen dem zu scheiden, was sich als sicher, als wahrscheinlich, als möglich oder auch als unsicher, als unwahrscheinlich und als unmöglich erweisen läßt.“[1]
Der Aktualisierungsstatus dieser Aussage kam nie in die Verjährung. Die Komplexität und interdisziplinäre Verzahnung streben in die Sphären eines enzyklopädischen Kompendiums. Die didaktische Reduzierung ist zwingend, um nicht durch die Irrwege der Unübersichtlichkeit die Motivation und Zielgerichtetheit in den Versandungsprozess zu katapultieren. Die Ausarbeitung will sich nicht mit Kalamitäten messen, die nicht zu bewerkstelligen sind. Und daher wird die Akzentuierung und didaktische Reduzierung sich mit dem Granusturm und der Königshalle beschäftigen, auf die ersten Ausgrabungsphasen in der Neuzeit auf der Suche nach dem Karlsgrab eingehen und die Taufkapelle als Element aus der Domumgebung thematisieren, wohlwissend um die Akzentuierung zum Preis einer thematischen Ausdünnung zum Aachener Pfalzkomplex. Gerade der Granusturm mit seinem auf dem ersten Blick wenig rationalen Treppenwechsel und die Spekulationsblase um die abgetragene Königshalle sind vorzügliche Repräsentanten eines nicht detailliert aufzeigbaren Pfalzareals. Fragmentarische Rekonstruktionen sind daher ein Apodiktum, und der Deus ex machina wird zunehmend zur Hagiologie. Deskriptionen ergänzen die Ausführungen für mehr Plastizität. Alle vorangestellten Sachgebiete verdeutlichen zudem die Komplexität, die Neigung zu Gegenmodellen und den Nährboden für Mythenbildungen, die es bis heute durchgängig gibt für die Kaiserpfalz Aachen. Daher soll in einem Abriss über die ersten professionalisierten Ausgrabungen hinsichtlich der Suche nach dem Karlsgrab im 19. Jahrhundert und über die Taufkapelle als exemplarischen Baustein zur Formung von Gegenmodellen das Konglomerat an Fachmeinungen, Zeitzeugen und deren Motivwahl und Auswirkung auf die Nachwelt die Quadratur des Kreises bezüglich eines ganzheitlichen Kompendiums zum Aachener Pfalzareal demonstriert werden.
2. Mit den Überresten im Ungewissen perpetuieren
Sine dubio und abseits unsäglicher Diskurse, die imposanten Steinbauten auf dem Aachener Pfalzareal gehören zu den am besten erhaltenen Überresten aus der Karolingerzeit. Das Maleur der Rekonstruktionsgenese besteht in der Diskrepanz von schriftlicher Erwähnung und der Zuordnung baulicher Überreste. So steht das heutige Aachener Rathaus auf den Grundmauern der Regierungshalle Karls des Großen. Zudem erfolgt eine urkundliche Erwähnung von Pfalzbauten, die noch nicht dem Überrestekonglomerat der archäologischen Ausgrabungen zugeordnet werden können.
Die unter Karl dem Großen errichtete Stifts- und Pfarrkirche veränderte ihre karolingische Genetik trotz zahlreicher Anbauten nie. Und mit dem Granusturm besitzt das Aachener Rathaus einen gut erhaltenen Profanbau aus der Karolingerzeit. Der zeitgeschichtlichen Forschung entsprechend, der Granusturm verfügt über eine komplexe Innenausstattung. Die Innenraumarchitektur ist charakterisiert durch die tonnengewölbten Treppenaufgänge in den unteren Geschossen, die in das Gesamtbild der quadratischen, von monastischen Gewölben überspannte Innenräume integriert sind. Unterschiedliche Geschosshöhen und unregelmäßig verlaufende Treppenspiralen nähren den Verdacht der generationenübergreifenden Bauaktivitäten einzelner Gebäudetrakte unter Einbringung jeweiliger Bauherrenfaible. Nimmt man das Treppenambiente als Maßstab für die Funktionalisierung, steht dem Ruf nach einem der ersten repräsentativen Treppenhäuser im Frankenreich nördlich der Alpen nichts entgegen. Das unbelastende Steigungsmaß, die sympathische Treppenbreite und die adäquate Belichtung gehen über das Maß alltagspraktikabler Zugangsbauten hinaus. Thomas Kraus formulierte – aus diesem Blick treffend und um byzantinisches Bauerbe ergänzt – treffend:
„In seiner Struktur ähnelt er repräsentativen byzantinischen Treppenhäusern, einem Bautyp, der im Mittelalter zugunsten der Freitreppe wieder aufgegeben wurde.“[2]
Offensichtlich liegt im Granusturm der Wille vor, den römischen Monumentalbau in architektonischen Einklang mit der germanischen Bautradition zu bringen. In Abkehr eines einheitsräumlichen furor principum wurden die Raumabschnitte horizontal und vertikal getrennt und erhielten unterschiedliche Funktionen. So ist denn auch zu erklären dass der Granusturm – eben nicht wie der italienische Campanile – in einzelne Turmabschnitte gegliedert ist mit Wechseln in der Drehrichtung der Treppen. Dahingehend kann der Granusturm in seiner Funktionalität interpretiert werden als vertikale Schleusenkammer, um die unterschiedlichen Geschosse der benachbarten Gebäudetrakte zu verbinden. Da die rudimentären Aulareste aber keine gesicherten zulassen, kann die eigentliche Zielrichtung des Treppenaufgangs nicht identifiziert werden. Das ist die Allüre in der Rekonstruktion der Kaiserpfalz.
Das Inventar der baulichen Überreste verdeutlicht trotzdem die Einzigartigkeit der Pfalz in Ausmaß und Form. Nehmen wir die Königshalle , also den Gebäudetrakt, in dem vermutlich der Karolinger Karl der Große samt Entourage verweilte. Nicht selten wird die Königshalle mit dem heutigen Aachener Rathaus identifiziert. Der Hintergrund liegt in der Existenz älterer Fundamente, die stärker ausgelegt waren als für den gotischen Neubau im 14. Jahrhundert notwendig gewesen wäre. Die schwere Massenbauweise der Romanik spräche dafür. Und die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen auf diesem Areal dass die Oberkante des alten Fundaments bis zu mehr als zwei Metern unter der Laufebene der Gotik gelegen haben muss. Eine direkte Konsequenz liegt in der Tatsache, dass nach dieser Fundamentthese der Marktplatz nachträglich zur Höhenangleichung aufgefüllt worden sein. Unabhängig davon, die Funktionalität der Königshalle ist nicht fix, und die nördliche und südliche Apsis sind in der Datierung und Existenz im Diskurs.[3] Ob der an der Ostseite der Regierungshalle befindliche Granusturm als Wohnstätte diente, ist nicht belegt, wohl aber ein zweigeschossiger Verbindungsbau ist dokumentiert, der
zu Marienkirche führte, der Pfalzkirche im Süden des Areals gelegen. Die Nutzung bleibt – wieder einmal – im Dunklen verborgen. Die Pfalzkapelle dagegen bildete das bauliche und funktionale Zentrum des christlichen Hortes. Alleine die Baumaterialbeschaffung war der Symbolkraft des zukünftigen Gemäuers angemessen, als aus Rom und Ravenna Marmor und Säulen nach Aachen transportiert wurden zwecks Weiterverarbeitung.[4] Und wie sah es eigentlich in der Spätantike oder in der merowingischen Ära aus? Darüber kann nur spekulativ informiert werden, da die spätantiken Siedlungsspuren nur rudimentär vorliegen, um sie in belastbare Rekonstruktionen zu überführen.
Der digitalisierte Phasenplan für Aachen als ikonisches Element der Siedlungskontinuität kann genutzt werden, um die Pfalzarchitektur zu generieren.[5] Dass das mit den roten Arealen überschaubar bleibt, ist den rudimentären Überresten aus der spätantik-frühmittelalterlichen Zeit geschuldet. Die orangefarbene Bauphase, den frühen Karolingern zuzuordnen, beinhaltet ein Altargebäude. Und Areale wurden genutzt aus der roten Bauphase für Abbruchmaterial, aus dem neue Fundamente entstanden oder Teile derselben dienten als Schmelztiegel für spätantike-frühkarolingische Mischstrukturen. Carolus magnus rex initiierte den Bau der Marienkirche, den Südannex und den Granusturm (gelbe Partitionen). Die Dendrochronologie erlaubt die Vermutung, dass über den Tod des Kaiser 814 hinaus die Tätigkeit nicht abgeschlossen waren. Warum außerhalb der Marienkirche keine signifikanten karolingerzeitlichen Baudekore über die archäologischen Ausgraben zu attestieren sind, bleibt in letzter Instanz nicht geklärt. Fehlende, verlustige oder verkannte Funde mögen ein Erklärungsmodell sein, können aber in toto kein nennenswertes Gegengewicht zur Diskrepanz anbieten. Über das Jahr 814 hinaus kam es (hellgrüne Partition) zu Veränderungen am Atrium, ergänzt um einen Rechteckbau, der im Verbindungsgang von Marienkirche und Wohnstätte Karls des Großen integriert wurde.[6] Weder Prototyp noch Kopie waren dieser Pfalz zu eigen, sondern eine Entartung des Standardisierten. Lediglich Ingelheim und Nijmwegen konnten – so man den Einhardschen Aussagen Glauben schenken darf – der Strahlkraft Aachens mit vergleichbarem Paroli bieten. Wie heißt es doch in der Vita Karoli Magni an der entsprechenden Stelle:
„Inchoavit et palatia operis egregii, unum haud longe a Mogontiaco civitate, iuxta villam cuius vocabulum est Engilenheim, alterum Noviomagi super Vahalem fluvium, qui Batavorum insulam a parte meridian praeterfluit.“[7]
Die Erforschung dieser Pfalz ging symbiotisch mit deren Bedeutung für die abendländische Christenheit einher. Es gehört zu den Eigenarten der historischen Wissenschaften, dass – obgleich en masse Maßnahmen und Forschungsbeiträge vorliegen – das Gesamtbild für die Aachener Pfalz weder präzise noch vollständig ist. Mit dogmatischem Pathos kann lediglich formuliert werden, dass sich die Pfalz nach heutigem Kenntnisstand aus der Marienkirche mit Atrium und Annexen im Süden formt, ergänzt um eine Königshalle im Norden und einem Weg, der von einem nicht unerheblich fundamentierten, turmartigen Gebilde durchschnitten wird. Der Pfalzabschluss nach Nordosten ist in toto ungesichert, im Osten und Südosten können die Kaiserquelle am Büchel und in karolingischer Zeit noch genutzte Reste römischer Architekturen sowie die dort verlaufende Ursulinerstraße als Fixpunkte charakterisiert werden.
Der latente Verwahrlosungscharakter der archäologischen Betreuung der Randareale um die Aachener Marienkirche herum kam auch dadurch zum Vorschein, dass großflächige Substanzverluste in den Büchelthermen hingenommen werden mussten bei Bauarbeiten 2001, und 2005 eine Leitungstrasse an der Westseite des Katschhofes genehmigt wurde, die in ihrem Verlauf die Fundamente eines karolingischen Querbaus mehrfach durchschlug.[8] Auch lässt sich für die Vergangenheit selten ein interdisziplinäres Miteinander konstatieren, sondern eine Verselbständigung von Diskursen innerhalb der Einzeldisziplinen. Widersprüchliche Befundansprachen und Befunddeutungen nötigten schon den bereits erwähnten Ludwig Falkenstein 1970 zu der Erkenntnis, ein stärker abgestimmtes Arbeiten zu organisieren. An Material herrscht kein Mangel, obgleich in der Genese der Kleinfundkategorisierungen Dark Ages auftauchen, wie geschehen mit den Kleinfunden in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wegen der Kriegswirren. 2010 konnte der Aachener Stadtarchäologe Andreas Schaub das nicht revolutionäre Fazit ziehen, dass Karl der Große sicherlich in Aachen bestattet wurde. Nun gut, aber diese Erkenntnis ist a priori postuliert in der Aachener Pfalzforschung. Die damalige Ausgrabungsaktion vor Ort brachte nicht das Grab zum Vorschein. Wieder einmal! Und wieder einmal keine Sensation. Bereits der Ottone Otto III. und der Staufer Barbarossa hatten ihre liebe Mühe, die Gebeine des Frankenkaisers zu finden, die heute im kostbaren Karlsschrein liegen. Überspitzt formuliert würden die Archäologen nach einem jahrhundertealten Loch suchen, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über die Zeiten hinweg Auffüllungen erhielt, wenn nicht sogar schon am Tage der Entnahme der Gebeine. Ursprünglich wollte der Kaiser in der Nähe von Paris bestattet werden, aber schon wenige Stunden nach seinem Tod war er hoc loco bestattet worden. Ob die Aachener Hofschranzen vollendete Tatsachen schaffen wollte oder das anonymisierte Grab als Schutzvorrichtung gegen die Normannen diente, bleibt nach aktueller Quellenlage unbeantwortet.[9]
3. Ab ovo … Frühe Archäologie mit Charlemagne
Oder besser: Karolus magnus ubi est? Die französischen Revolutionswirren hatten Aachen ab 1794 in den französischen Hegemonialbereich gehievt, und Aachen wurde ab 1798 administrativer Sitz des Départements de la Roer. Dass das mit der unbefleckten Mandorla hinsichtlich der Weihestätte für römisch-deutsche Könige in der Frühen Neuzeit nicht passte, lag in der fehlenden Bewusstseinskultur für das Geschichtserbliche begründet. Offenbar die Gunst der Stunde nutzend, versuchten sich neuzeitliche Grabräuber noch vor dem Eintreffen der französischen Besatzungsmacht im Aachener Münster in der Schatzsuche. In der Mitte des Oktogons hausierte offensichtlich eine Grabräuberkompanie, wie ein anonymer Zuträger 1796 der kurkölnischen Regierung offenbarte:
„Das Münster in Aachen sieht spektakulos aus. Das Blei ist vom Hauptturm abgerissen, hier und da hängt noch ein Brett, welches jeden Augenblick herabzufallen droht. In der Kirche sind die porphyren Säulen und die Orgel weggerissen, und unter der in der Mitte hangenden Krone, worunter das Grabmal Karls d. Gr. Gewesen sein soll, ist ein tiefes Loch gegraben, wahrscheinlich um Schätze zu suchen, welches aber itzt nur eben mit Grund zugeworfen ist. Hieran wird auch itzt nichts gemacht, weil sie [d. h. die Stiftsherren] ihre Bestimmung noch nicht wissen.“[10]
Dieser Bericht geht in die fachmännische Investigation und zeigt – zumindest für den Auftraggeber [Anmerkung: vermutlich die Kurkölner] ein empathisches Bewusstsein für baukulturelles Erbe. Nun unter der administrativen Regie des Départements, 1803 erfolgte eine amtlich bestellte Untersuchung des ersten Aachener Bischofs Marc Antoine Berdolet. Charlemagne war eben auch der Urvater der Franzosen. Und Napoleon dürfte nach menschlichem Ermessen kein Problem mit diesem Karolinger gehabt haben. Aus der Selbstlegitimation heraus und mit Rückgriff auf geschichtliche Instanzen kann die Rechtsstellung eines Korsen mit dessen Kaisertitulierung ab Dezember 1804 symbolisch und sakral besser verankert werden. Grabungsäußerungen wurden nicht kodifiziert, was der Rezeption des Überlieferten anlastig ist. Was bleibt, ist dem Nebulösen zu folgen, der Wahrheit Verdecktes herauszufiltern. Und die Preußen, in deren Hoheitssgebiet nun Aachen nach dem Wiener Kongress 1814/1815 lag, hatten in der Grabungsdokumentation kein ausgeprägtes Verdunklungsmotiv. Als nämlich 1843 erneut Grabungen in der Münsterkirche durchgeführt werden sollten, genehmigten sich die preußische Administration und die Klerikalen den Altertumswissenschaftler Cornelius Peter Bock, der im Vorfeld eine Inventur des Sachstandes durchführte. Aus dieser Stoffsammlung ergab sich, dass der Aachener Heimatforscher Christian Quix seinerzeit Zeugen der Berdoletschen Grabung befragte und deren kodifizierte Aussagen habe einsehen können. Zu den archäologischen Handwerkskünsten von 1803 durfte man folgendes nachlesen:
„Als alles weggeräumt war, fand sich ein Paviment von italiänischem Marmor. Ungefähr zwei Fuß tiefer fand sich ein anderes Paviment von ordinären, schweren Steinen. Nachdem auch dieses weggeräumt war, stieß man auf einen Brunnen, gerade in der Mitte, wo der Altar gestanden hatte. Wir ließen ein Seil, woran ein Stein befestigt war, hinunter, kamen aber nicht auf den Grund. Doch erkannten wir, daß der Brunnen Wasser enthielt.“[11]
Cornelius Peter Bock wollte in der Interpretation des Gelesenen erkannt haben, dass das Grab Karls des Großen vor dem Hochaltar hätte nicht liegen können, da kein Fund verzeichnet war [Anmerkung: Die erwähnte Grabungstiefe konkludiert diese Hypothese des Altertumswissenschaftlers], und der Marmorboden hatte offenbar auch keine karolingische Provenience, da außerhalb gelegen. Wenig später in den Akten kommt ein Baumeister Simar zu Worte [Anmerkung: Simar war auch Gesprächspartner von Bock], dessen Fußtiefenangabe verunsichert, da nach seinen Angaben weiße und rote Marmorplatten in etwa sechs Fuß Tiefe gesichtet worden wären bei den Ausgrabungen, was aber auf die Existenz von römischem Überrestegut hindeuten würde. Bereits in dieser Phase der neuzeitlichen Archäologie zeigt sich der Facettenreichtum möglicher Grabungsinterpretationen. Auch gab Simar 1843 zu Protokoll, dass Bischof Berdolet die Anweisung herausgab, den Grabstein Ottos III. mit der Inschrift „Carolo Magno“ zu versehen und in der Mitte des Oktogons einzulassen. Nach Simar war der Bischof öfters zugegen bei den verwirrenden Umbaumaßnahmen, und der Bischof hätte in Manier der Oktroyierung das Gewölbe Karls des Großen verortet.[12] Können diese Nachrichten über die Grabungen unter französischer Besatzung belastbar verifiziert werden? Zumindest sagen sie aus, die Befunde nicht gut gesehen zu haben, was nicht unbedingt als Indiz gewertet werden kann, dass sie die Maßnahmen unmittelbar verfolgen konnten. Auch verschränken sich in ihren Aussagen Gesehenes und aus der wissenschaftlichen Debatte der Zeit Erschlossenes in einem Maße miteinander, dass die Erinnerung an die Vorgänge von 1803 deutlich überformt wird. Nachdem die Suche nach dem Karlsgrab zur Markierung der angeblichen Gruftanlage in der Mitte des Oktogons geführt hatte, richtete sich das Interesse des Präfekten und des Bischofs 1803 auf das Grab Ottos III. im gotischen Chor, das zunächst seinen Aufbau einbüßte, sodass Untersuchungen ohne Schwierigkeiten möglich waren. Auch hier wurde man fündig. Neben Gebeinen unter dem Hochgrab befand sich offensichtlich noch ein weiteres Grabmal, das jedoch seinerzeit nicht geöffnet wurde.[13] Die Spur ist insofern interessant, da bereits in der frühen Neuzeit um 1620 der erste Aachener Chronist Peter von Beeck darüber informierte, dass die Gruft Karls des Großen sich ursprünglich in der Mitte des Oktogons befunden hätte unter weißen Steinen.[14] Ob der Sarkophag tatsächlich nicht geöffnet wurde, wie man berichtete, bleibt aber anzuzweifeln, da 1804 Berdolet, der Präfekt Mèchin, der Baumeister Kopmann und verschiedene Werkmeister offenbar doch den Sarg öffneten, aus dem dann Gebeine nach Paris verschickt wurden.[15]
4… Und es geht weiter!
Der Kölner Konkurrent hatte in den Reihen der preußischen Ministerialbürokratie eine merklichere Lobby. „Neue Besen kehren besser“, zumindest für die notwendig gewordenen Restaurationen im Aachener Münster traf es zu seit dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. 1840. Mit der französischen Besatzungsmacht seit den 1790er Jahren hatten französische Kunstkommissare stetig Kulturgüter nach Paris verfrachten lassen, darunter Aachener Inventar wie die Arkadensäulen, den Proserpina-Sarkophag oder die Aachener Wölfin. Dahingehende Beschädigungen, unvollständige Rücktransporte nach 1815 und enge Finanzspielräume hinsichtlich der Erneuerungen führten über die Jahrzehnte zum fragmentierten und renovierungsbedürftigen Zustand des Aachener Münsters. Schon 1841 erfolgte die königliche Order, wonach die Maßnahmen zur Wiederaufrichtung der Arkadensäulen einzuleiten wären. Damit begann eine Restaurationsphase des Aachener Münsters, die bis in das beginnende 20. Jahrhundert fortgesetzt werden sollte. Unkenntnis oder Geschichtsklitterung führten besonders im Innern der Pfalzkapelle zu Verfälschungen. Den Zeitgenossen war dieser achteckige Zentralbau mit sechzehneckigem Umraum schon ein Staunen wert, in dem schließlich 936 die Anwesenden der Königskrönung Ottos beiwohnen durften.[16] Charakteristisch für das Innenleben dieser Pfalzkapelle ist das schon erwähnte Oktogon, bei
dem die Wandflächen in die acht Kappen des stabilen Klostergewölbes nahtlos verlaufen. Das Gewölbe verfügt dabei über eine Scheitelhöhe von mehr als 30 Metern. Anfänglich figürlich bemalt, erhielt das Gewölbe eine Mosaikverkleidung.[17] Auf Höhe des Emporenfußbodens erfolgt eine Teilung der Wände mittels eines umlaufenden Karniesgesims, wobei die stattlichen Bogenöffnungen als Wandflächenverbleib auf gewinkelten Pfeilern ausgestellt sind zu den Emporen mit jeweils zwei Säulen. Die stützen wiederum eine mehrbogige Brücke, auf der abermals Säulen einen sichelförmigen Bogen tragen. Die Ausschmückung auf den glatten Wänden beinhaltet korinthische Kapitelle als römische Spolien mit Kämpferblöcken und Bronzegittern. Attischen Basen sind aus weißem Mamor und karolingisch, anderen Säulen aus italienischem Mamor, Granit und ägyptischem Porphyr. Große Rundbogenfenster sind mit karolingischem Topos in die Wandflächen eingeschnitten. Der sechzehneckige, untere Umraum ist von Kreuzgrat- und Dreistrahlgratgewölben ohne Gurtbogen überdeckt und war im Ostjoch ursprünglich durch Schranken rubriziert. Die Empore, über zwei Wendeltreppen zugänglich, besitzt radial gestellte Schwibbögen, die als Trägerbögen Mauern tragen für gespannte Tonnengewölbe. Die Außenmauer ist von Fenstern durchbrochen und an einigen Seiten flach genischt.[18]
1842 begannen erste Sondierungen hinsichtlich der vorzubereitenden Bodeneingriffe, und ein Triumvirat aus dem damaligen Stiftspropst Claessen, dem Brüsseler Altertumswissenschaftler Bock und dem Kunsthistoriker von Olfers aus Berlin koordinierte diesbezüglich die neue Forschungsgrabung parallel zu den Renovierungsarbeiten im Aachener Münster. Das Abbild einer Baustelle musste im marginalen Bereich gehalten sein, denn der Aushub bei aufgenommen Bodenplatten und durchbrochenem Estrich musste zur nachfolgenden Frühmesse wieder zurückgeschaufelt werden. Täglich! Claessen standen nur wenige Arbeitskräfte zur Verfügung, und die visuellen Arbeitsbedingungen waren bei Nichtexistenz von Gaslicht im Münster zwar der Konspirationsaura angemessen, aber selbst für Frühformen der Archäologie wenig einladend. Übrigens, die Aushubsequenzen richteten sich nach den Ergebnissen der Akteneinsicht durch Bock, der das Karlsgrab im Südosten des Sechzehnecks vermutete. Anfang Juni 1843 konnten dann erste Erfolge kundgetan werden, als zunächst Claessens Arbeiterbrigade zur nächtlichen Stunde im Joch vor der Ungarnkapelle auf ein Grab stießen, allerdings mit Schädel im Grabinventar. Und Karls Schädel befand sich ja – der Reliquiengläubigkeit angemessen – in der Karlsbüste.[19] Am 9. Juni 1843 kam jedoch ein Bleisarkophag im Südosten des Sechzehnecks zum Vorschein, und Claessen stellte – wie in der Planungsphase auch besprochen – die Bauarbeiten ein zwecks Berichterstattung an den preußischen König.[20] Die Erwartung ob des Bleisarkophags war mit der Ankunft des Kunsthistorikers von Olfers im Oktober 1843 charakterisiert, denn erst in Anwesenheit des Berliner Museumsdirektors wurden die Ausgrabungsarbeiten wieder aufgenommen. Die Ungarnkapelle und die Bleisarggruft wurden nun einer besonderen Analyse zugeführt, und im nördlichen Bereich des Sechzehnecks vor der Hubertuskapelle erschien nun unter dem Erdreich ebenfalls ein Bleisarg. Beide Särge wurden den Reliquien zugeordnet, und die Ausgrabungswut hatte begonnen. Verlockend war die Aussicht auf interdisziplinärem Ruhm oder zu einem der ersten Veteranen der Archäologie zu gehören, mit dem Prädikat des Legendären behaftet. Was bleibt, ist in der Geschichte der Archäologie ein Sammelsurium an römischen Befunden, mittelalterlichen Gruftanlagen, Reste des ursprünglichen Westportals der Marienkirche und die Gebeine eines Ritters namens Chorus. Immerhin war dieser Gerhard Chorus im Spätmittelalter eine Ikone der Aachener Amtsvorsteher und Hauptinitiator zum Bau des gotischen Chorschiffes am Aachener Dom gewesen oder seine Verdienste lagen im Ausbau eines äußeren Stadtringes und der Grundsteinlegung für das neue Rathaus ab 1330.[21] Zumindest gab es ab Oktober 1843 richtige Ausgrabungssalven während der „Aachener Nächte“, wie später von Olfers noch zu berichten wusste.[22] Das Auffinden der Gebeine Karls des Großen blieb der 1843er Ausgrabung versagt, aber immerhin konnte manches Licht in den Legendenkatalog durchdringen. Die einst von Berdolet zum Zwecke der Aufwertung der Bischofskirche installierte Grabplatte konnte kategorisch als verortete Karlsgruft enttarnt werden. Und die Schreine und Leiber der Märtyrergestalten Corona und Leopardus gehörten zum Kollateralgewinn dieser archäologischen Ausgrabung.
5. Ein neuer Anlauf
Die im Oktober 1843 eingestellten Grabungen verweilten im Ruhemodus dann beinahe 18 Jahre bis zum Restaurierungsplan des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner, der 1859 die Kaiserkruft für Karl dem Großen im Oktogon ausrief wieder die vorliegenden Erkenntnisse. Das Bauvorhaben benötigte als genetische Legitimation die Authentizität, was nur durch einen irgendwie gearteten Fund untermauert werden konnte. Die Reputation dieses Vorhabens musste gewährleistet sein. Wie hieß es doch treffend bei dem Aachener Kanoniker Wilhelm Prisac:
„Dieser Gedanke konnte weder bei dem aachener Stiftscapitel, noch bei der erzbischöflichen Behörde in Köln Beifall finden, wenigstens so lange nicht, als man weder die Stelle noch das Grab selbst, das hergestellt werden sollte, kannte. Man fürchtete eine Einrichtung, welche dem Bauwerk in seiner ganzen Anlage durchaus fremd, und eine Erneuerung, die zu allerlei Irrthümern und Täuschungen Veranlassung geben könnte.“[23]
Ein Flächenbrand an Ausgrabungsstürmen war nicht zu attestieren für diese zweite Grabungswelle, und selbst der 1843er Hauptinitiator Bock hielt sich bedeckt und gab lediglich einen Alternativplatz für das Karlsgrab zu Worte, indem er die Gruft nun innerhalb des Chores südwärts von dem karolingischen Hochaltar vermutete. Da die konkreten Längenangaben des Chores nicht bekannt waren, blieb seine Verortungsthese a priori nicht verifizierbar, a posteriori blieb nur die Grabung. Zudem lokalisierte er die Gebeine des Karolus magnus südlich der Ottonengruft Ottos III.[24] Um einen Diskurs zu vermeiden oder einfach nur der Diversifikation Tribut zu zollen, argumentierte Bock, dass das Karlsgrab möglicherweise mit dem Abtragen des ursprünglichen Chores zerstört wurde und der Sarkophag im südöstlichen Joch des Sechzehnecks neu platziert worden sei.[25] Der Beginn der neuerlichen Grabungen ist datiert auf den 2. September 1861. Von Olfers und Bock aus der ersten Grabungsmannschaft 1843 waren involviert, und im Zentrum der Ausgrabungen stand das Areal um den gotischen Chor und das Oktogon. Methodische Revolutionen als Abgrenzung zu den Ausgrabungen von 1843 waren nicht zu verzeichnen, jedoch sollten zeichnerische Protokolle angefertigt werden zu den Fundsachen. Noch unberührte Stellen im Münster waren von großem Interesse, aber auch 1843 aufgedeckte Befunde wurden erneut freigelegt. Aus dem Erinnerungsbericht des Kanonikers Prisac kann entnommen werden, dass offenbar ein wenig Areal unberührt blieb, sonst alles durchwühlt wurde, insbesondere am Ostjoch des Sechzehnecks. Dieses kleine Areal blieb aber in der Verortung unkonkret und kann nur identifiziert werden mit namentlich nicht erwähnten Stellen in den Grabungsberichten. Aber auch hier liegt eine unbestimmte Komponente im Ausschlussverfahren, denn zahlreiche Stellen des Oktogons und in der Vorhalle waren nicht analysiert worden. Der Drang der archäologischen Konquistadoren um von Olfers und die anwesenden Kanoniker muss der eitlen Genugtuung viel abverlangt haben, aber mehr als die Ausmaße des karolingischen Chores und die Identifizierung der Ottogruft waren im Grabungsresümee 1861 nicht zu verzeichnen. Das eigentliche Objekt der Begierde blieb für die Anwesenden kaschiert, und so kommentierte denn der Stadtkanoniker Prisac wie folgt:
„Aber von einem Grabgewölbe oder einem bestimmt markirten Grabe Karl´s des Großen fand sich wenigstens keine sichere Spur, obgleich der viele Bauschutt verrieth, daß hier der Boden allenthalben durchwühlt (…).“[26]
Elemente aus dem Fundkatalog sollten den Museen zur Verfügung gestellt werden. Blieb nur die Hoffnung auf neuerliche Ausgrabungen. Von Olfers schrieb denn auch im November 1861 an das Stiftskapitel:
„Es ist mir jetzt noch weniger, als schon früher, zweifelhaft, daß die ursprüngliche Grabstätte Karls des Großen nicht mehr aufzufinden ist, und daß sie von der Art war, daß sich an ein Begraben des Leichnams in aufrechter Haltung nicht denken lässt […]. Bei all dem wäre es gut gewesen, bei der Wiederaufnahme der Nachgrabungen keinen Raum ununtersucht zu lassen, (…).“[27]
Das Grab Karls des Großen blieb verschollen. Instinktiv spürte es auch von Olfers, der mit weiteren Ausgrabungen womöglich nur eine Bestätigung der Nichtexistenz anvisierte. Ihm blieb es danach verwehrt, die Bestätigung der Nichtexistenz oder wenigstens das Verstärken des Nichtvorkommens auf dem Pfalzareal in irgendeiner Form begleiten zu dürfen.
6. Die Taufkapelle … Ein Duell zur Domumgebung
Kapellenbauten gehören ohne große Vorstellungskraft zu Domumgebungen und sind als bauliche oder funktionelle Elemente in ein (Pfalz-)Areal integriert. Ob diese Kapellen auch in der Karolingerzeit respektive in der Regierungsära Karls des Großen aufzufinden waren, ist präsumtiv und ein quellentechnisches Vabanquespiel. Hat es eine fränkische Vorläuferkapelle gegeben oder eine separierte Taufanlage im Dom? Oder erfolgte trotz des Marienkirchenbaus eine kursorische Nutzung einer wie auch immer vorhandenen Taufeinheit? Der Grad an Unsicherheit in den Quellen geht jedoch nicht einher mit den kategorischen Existenznegierungen solcher Bauelemente. Carl Rhoen hatte 1891 unmissverständlich die Taufkapelle in ihrer Nichtexistenz über die geringe Anzahl an Christen vor Karl dem Großen begründet („Im Übrigen dürfte, bei der nur geringen Anzahl von Christen, welche sich hier vorfanden, eine Taufkapelle, (…), wohl auch hier nicht vorhanden gewesen sein.“[28]). Gehen wir plastisch vor, bleibt zu konstatieren, dass in den Überresten der römischen Thermenanlage in Oktogon und Sechzehneck keine beckenartige Anlage je zu einem Grabungsfund gehörte oder dazu affine Überreste konstruktiv in den Existenzdiskurs hätten einfließen können. In der Literatur standen daher zur Abwehr jedweder dogmatischen Restriktion in der Archäologie alternative Verortungen zum Diskurs. Zum einen sehen die Pragmatiker am Eingang zum Domhof die naheliegende Verortung einer frühmittelalterlichen Taufanlage. Hier liegt die Kapelle des Heiligen Johann Baptist, die nachweislich seit dem Spätmittelalter als Taufkapelle genutzt wurde. Zum anderen gibt es die Fraktion, die in den Überresten – im 18. Jahrhundert unter der Ungarnkapelle zu Tage getreten – einen fränkischen Vorläufer der standardisierten Taufkapelle sehen. Ziehen wir quellentechnisch zu Gericht und resümieren beide Fraktionen ohne Reszission.
6.1. Zum Duellanten 1
Mitte des 18. Jahrhunderts wurden bei Umbaumaßnahmen unter der Ungarnkapelle Mauerzüge entdeckt. Ursprünglich sollte der Aachener Stadtbaumeister Johann Joseph Couven die gotische Ungarnkapelle abbrechen und neu aufführen.[29] Mängel am Rohbau führten zum Abbruch, und sein Nachfolger Joseph Moretti erhielt den Auftrag zu größeren Umbauten, in deren Zusammenhang dann neue Ausschachtungen 1756 die römischen Baureste zu Tage beförderten. 1781 publizierte der Aachener Stadtarchivar Karl Franz Meyer die Überreste im Modus der Digesten mit Bilderläuterungen.[30] Die Provenience dieser Überlieferung ist jedoch spekulativ und wird prinzipiell indezent abgelehnt. Es wird vermutet, dass Baumeister Simar Fachliches beisteuerte, die Simarschen Überlieferungen aber nicht durch Detailtreue und einen überdurchschnittlichen Fundus an darstellender Geometrie punkten in der literarischen Nachwelt. Der ambivalente Charakter dieses Quellenzugangs wird intensiviert durch das latente in Abrede stellen hinsichtlich der Meyerschen Aufzeichnungen. Da spricht die Fachwelt von einem unzuverlässigen Gesamtbild, von apokryphen Rekonstruktionen unter dem Deckmantel des Barocken oder gar von Geschichtsklitterung.[31] Der Stadtarchivar Meyer sah in seiner Deutung keinen Spielraum für Alternativen bezüglich der römischen Vergangenheit, aber bereits die Datierung war dem Diskurs zur freien Entfaltung übergeben. Cornelius Peter Bock und der Aachener Stadthistoriker Christian Quix verneinten diese Provenience der Altersdatierung, wohingegen der Stadtarchivar Richard Pick 1888 über den Kompromiss der Zusammenführung beidseitiger Thesen, also des römischen Erbes eines so noch nicht titulierten Bades mit nachträglicher Umfunktionierung zum Taufbecken, die prekäre Quellensituation und deren anhängende Konklusionen diplomatisch verpackte.[32] Zudem erfolgte 1890 durch den Vermessungstechniker und Bauunternehmer Rhoen, also einem Mann aus der täglichen Praxis, eine Neuauflage der Meyerschen Zeichnungen. Rhoen griff auf das Simarsche Material zurück, führte Zeitzeugengespräche und umzeichnete den Simarschen Grabungsplan in Ansicht und Grundriss der Grabungen unter der Ungarnkapelle von 1756. Rhoen und Meyer weichen jedoch in ihren Aufzeichnungen ab, und welcher Grabungsplan mit der archäologischen Fundkiste in Übereinstimmung zu bringen ist, kann heute nicht mehr ermittelt werden.[33]
Übereinkunft, logische Ausschlussverfahren oder Neubewertungen waren in diesem Klima der Rezeption nur bedingt möglich. Als 1952 der Kunsthistoriker Hans Christ lediglich in Nuancen die Zeichnungen von 178 korrigierte und die Interpretationspalette ergänzte ob der vorliegenden Befunde, kam es nachträglich zu einer heftigen Anfeindung, als der Archäologe Heinz Cüppers die Irrelevanz attestierte, da Meyer 1781 und Rhoen 1890 offensichtlich auf archäologischen Heterodoxien bauten. Dass das mit der Irreführung vielleicht psychologisch als Ausdruck einer semantischen Überforderung zu interpretieren wäre, bleibt dem Leser überlassen; auch der Aachener Architekt Hans- Karl Siebigs verdrehte nahezu die Argumentation des Kunsthistorikers Christ.[34] Was war aber so befremdlich an dessen Argumentation? Christ vermutete, dass durch die Einbindung des Grundrisses in den Grabungsfund und die Assoziierung mit der römischen Architektur der Grabungsplan von 1781 als detailliert anzusehen wäre. Hier setzten auch seine Kritiker wie Cüppers oder Siebigs an, als sie die auf Biegen und Brechen gezimmerten Parallelen zwischen den Lichtintensitäten und den römischen Raumverhältnissen unter der Ungarnkapelle anzweifelten.[35] Christ selbst war aber in seiner Analyse austarierend, denn er ging nicht ausschließlich konform mit den Meyerschen Argumentationen. Das (mögliche Tauf-)Becken sah er rund, nicht im ovalen Modus. Auch die Grundrisse der Nebenräume ordnete er der unterschwellig barocken Interpretation des Stadtarchivars Meyer zu. Ebenfalls mit dynamischem Engagement, wohl eher dem Hyperboliker zugeordnet, stufte er die Meyerschen Aufzeichnungen ein bezüglich der Höhe des Mauerwerks unter dem Domfußboden als völlig überzogen ein. Die Aufzeichnungen Meyers sprechen von sechs großen Öffnungen am Rand des Badebeckens, so dass Christ hier ein Quellbecken ansetzt, von dem aus das Wasser dann in die einzelnen Badebecken transportiert wurde. Hier argumentierte er schlüssig, denn die dortigen Sinterablagerungen waren ein Beleg für die Existenz von Thermalwasser. Wie kommt es nun aber zum Taufbecken?
Hier nimmt Christ an, dass das Quellbecken in der Spätantike umgebaut wurde nach einem möglichen Versiegen der Quelle, als Hypothese statuiert, wohlgemerkt. Der Quellvorbruch sei verstopft und der Boden des Beckens mit rechteckigen Platten abgedichtet worden, die einstigen Absaugrohre blieben ohne weitere Verwendung. Und das in Meyers Aufzeichnungen erkennbare Einlaufrohr zur Befüllung mit kaltem Frischwasser sei nachträglich im Zuge der Umstrukturierung verlegt worden.[36] Das Bleirohr am Bodenbecken sicherte den Wasserabfluss, ebenfalls erst nach Aufgabe der Thermalfunktion verlegt. Christ selbst sah den Wandel von einer Thermaleinrichtung hin zu einer frühchristlichen Kultstätte als evident an für die Umbaumaßnahmen vom Quellbecken zum Kaltwasserbecken. Dogmatisch erklärt Christ dann auch:
„Mit dieser Kirchengründung – und nur mit dieser – kann dann eine so folgenschwere Maßnahme wie die Aufgabe des Heilbades durch den Umbau des Quellbeckens in ein mit Zu- und Ableitung versehenes Kaltwasserbecken erklärt werden. Dieses war nichts anderes gewesen als das Taufbad der frühchristlichen Kirche.“[37]
Das dieses Zitat nicht der Prototyp einer aristotelischen Logikkette sein kann, bedarf keiner näheren Begründung. Auch das Ausmaß an Kritik gegenüber dem Deutungsmodell des Kunsthistorikers Christ verlangt einen Tribut. Und die Gründe sind von handfester quellentechnischer und baulicher Natur. Die Aufzeichnungen von Meyer und Rhoen sind nur bedingt verifizierbar, da die Professionalisierung der Archäologie Mitte des 18. Jahrhunderts nicht die Maßstäbe heutiger Dokumentationen erfüllen konnte. Verschollene Urpläne als Grundlage für eigene Grabungspläne und daraus resultierende auffallende Unterschiede lösten Skepsis aus in der Fachwelt. In Rhoens Skizzierungen sind die Grundrisse weit über die Ungarnkapelle hinaus eingetragen. Meyer hat von drei eingetragenen Räumen nur den nordwestlichen unter der Kapelle, die beiden anderen sind außerhalb gelegen, was den Maßstab vergrößert. Und im 20. Jahrhundert getätigte Ausgrabungseinheiten unter Erich Schmidt (1910-1915) widerlegten die Ansichten Rhoens unmissverständlich. Zudem konnte an der Person Hans Christ die unheilige Symbiose von wissenschaftlicher und politischer Ablehnung mit nachgelagertem Schlechtbefund der Forschungsergebnisse demonstriert werden. Auch Widersprüche zu den Aussagen des Dombaumeisters Joseph Buchkremer[38] bezüglich der frühmittelalterlichen Ursprünge der Taufkapelle am Eingang zum Domhof verstärkten die Animositäten gegen Christ, obwohl beide durchaus ein vernünftiges Verhältnis pflegten und Buchkremer sogar Christ in dessen Bemühen um eine Veröffentlichung der Schmidtausgrabung unterstützte.[39] Ein weiteres bauliches Argument war das schwierige Ineinandergreifen der Ungarnkapelle in das Gesamtbild einer Thermenanlage, da die zahlreichen Zu- und Abflüsse eines Thermalquellbeckens so nicht zum Grabungsfund gehören. Lediglich ein 1911 entdeckter holzgefütterter Kanal konnte in die Argumentation eingebracht werden, der auch noch einige Meter von der Ungarnkapelle entfernt ausgegraben war. Und die Ausgrabungen unter Regierungsbaurat Erich Schmidt brachten keine Anhaltspunkte für Zu- oder Abflüsse; und Schmidt selbst blieb bei seinem Aushuborten außerhalb der Ungarnkapelle.
6.2. Zum Duellanten 2
Es ist naheliegend, dass ein Bauelement am Eingang zum Atrium das Taufelement für sich in Anspruch nimmt. Das Atrium selbst ist ein im Westen der Pfalzkapelle vorgelagertes Gebäude in den Ausmaßen 28 m x 40 m . Der heute noch existierende gotische Kapellenbau mit barocken Stilelementen am Eingang zum Atrium diente seit dem 13. Jahrhundert als Taufort für alle Aachener Kinder bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803. Diese Kapelle war misst in Nord-Südrichtung 10 m und 8,15 m in Ost-Westrichtung und ist Johannes dem Täufer geweiht. Es war vor allem Joseph Buchkremer, der mit seinen Vermessungen die Taufkapelle in die Ära des fränkischen Vorgängerbaus datierte, wobei die Achsausrichtung der archimedische Punkt der Argumentation darstellte. Buchkremer entdeckte, dass die Verkippung des achsenverschobenen Altarfundaments [Anmerkung: im Ostjoch des unteren Sechzehnecks] der Verkippung der Taufkapelle vollständig entspräche. Beide Fundamente integrieren sich harmonisch in das Gesamtgefüge ein. Das alte Altarfundament war der Vorläufer für den karolingischen Marienaltar, und die Taufkapelle nötigte die Baumeister, Westbau und Atrium um einen Meter nach Norden zu verschieben, damit weiterhin der Westflügel des Atriums begehbar bliebe und dem Besucher suggerierte, dass dieser auf der streng nach Osten ausgerichteten Kirchenachse auf das Allerheiligste zusteuern müsste. Grundlage für diese These sind die Vermessungsergebnisse für die Achse des Atriums und der Kirche und der Achsverschiebung der Kapelle gegenüber dem Atrium. Auch die Nichtexistenz der Orthogonalität zwischen West- und Nordflügel des Atriums, sondern ein spitzer Winkel, den Buchkremer aus der Mauerzuführung erkennen musste, führten auf ein Maßungleichgewicht, dass man den karolingischen Baumeistern absprach. Also ging es in den spätmerowingischen Baustil oder in die Frühphase der Karolinger vor Karl dem Großen. Und das in einem Gradbereich, in dem der komplette Westflügel mit der Taufkapelle die gleiche Richtung erhielt.[40] Die Richtigkeit seiner Vermessungsergebnisse wäre nicht disputabel bei Vorliegen der korrekten Fundamentverläufe für das Atrium. Es war jedoch Buchkremers Nachfolger im Dombaumeisteramt, ein Mann namens Kreusch, der bei nachfolgenden Untersuchungen die Exaktheit der nordsüdlich verlaufenden Atriumwestmauer aufzeigte. Darüber hinaus war die Achsenabweichung von Atrium zur Pfalzkirche nicht so eklatant wie noch bei Buchkremer. Der Verschub lag deutlich unter einem Meter. Und das Westportal des Atriums konnte mit seiner Achsenverschiebung um etwas weniger als 30 cm den Atriumverschub zur Pfalzkirche weitgehend kompensieren. Kreusch erklärte diese Abweichungen mit Messfehlern oder sie widerspiegelten die Rücksichtnahme auf vorhandene Baustrukturen. Hier sprach Kreusch seinem Amtsvorgänger aber die Reputation hinsichtlich der Schlussfolgerung ab, denn die räumliche Distanz hielt er für evident, um zwischen Kapellenachse und Altarfundamentachse keinen Bezug zu konstruieren.[41]
7. Resümee
Ob der Mediävist Ludwig Falkenstein 1970 in seiner Zwischenbilanz zur Aachener Pfalzenforschung die Longivität der Gültigkeit seiner von mir im Proömium zitierten Passage ahnen konnte, kann nicht der Gewissheit zugeordnet werden, aber den zeitgenössischen Diskursen kann man nichts Gegenteiliges entnehmen. „Deshalb bin ich nicht hoffnungslos“, formulierte einst der Aachener Dombaumeister Helmut Maintz ob der weiteren Möglichkeiten des Auffindens des Karlsgrabes am Ende eines mehrjährigen archäologischen Ausgrabungsmarathons 2010.[42] Die diabolische Symbiose aus Segen und Fluch, die Maintz´ Aussage konkludiert, konterkariert unverschuldet jegliches Bemühen um ein enzyklopädisches Kompendium für den Aachener Pfalzkomplex. Nehmen wir die Aula zur Demonstration, deren abgetragene Bausubstanz nur wenige Indizien zulässt zur Rekonstruktion. Der Granusturm ist zwar das am höchsten erhaltene Bausubstrat, ob aber die Königshalle in mehreren Ebenen gegliedert war, kann nur in allen denkbaren Konjunktivformen formuliert werden. Oder eben auch nicht! Zumindest wäre es anzufragen, ob nicht auch die Königshalle eine zweite Ebene hätte besessen haben können – möglicherweise in Äquivalenz zur Empore der Pfalzkirche. Der Granusturm exkludiert diese Höhenstaffelung nicht. Offenbarte sich Falkenstein noch in der Vergegenwärtigung der wissenschaftlichen Diskurse, konnte das plastisch-enaktive Pendant spätestens während der französischen Besatzung ab 1794 in den Quellen herausgelesen werden. Die mehr pyknisch als grazil durchgeführten Archäologieexpeditionen in den Olymp der deutschen Königskrönung unter Berdolet, Claessen, Bock oder von Olfers gehören sine dubio in die mit Anekdoten angereicherten Gründerjahre der professionalisierten Archäologie, konnten aber ein entmystifizierendes Apodiktum hinsichtlich der Karlsgrabverortung nicht liefern. Einer der mächtigsten Männer des Frühmittelalters in seiner verorteten Grabesruhe nicht ausfindig machen zu können, das obliegt den Mysterien in der Menschheitsgeschichte. Systematisches Katalogisieren der vorliegenden Überreste, rationales Durchwühlen des Dombodens und die latenten Fieberschübe ob der Planung und Durchführung neuer Ausgrabungen verursachen im Konglomerat eine affektive Karlsgruftsuche, die in der Abwägung von schriftlichen und baulichen Überresten den Königsweg zur Grabfindung kaschieren, der a priori in der Existenz angenommen wird.
Dass das mit der Univozität bezüglich des Kapellendiskurses auf Grundlage der vorliegenden Forschungsergebnisse nicht befremdlich wirken kann, ist der Ausartung an Fachbeiträgen und ambivalenten Meinungsbildern geschuldet. Die Duellantenkorps versinnbildlichen dahingehend die stochastischen Thesen. Geht es explizit um die Taufkapelle, muss man sich zunächst vergegenwärtigen, dass der Bau der Taufkapelle am Ausgang des Atriums erst im Hochmittelalter ansetzt, obgleich Aachen damit den verspäteten Taufkapellengründungen in Mitteleuropa zuzuordnen wäre. Und das bei diesem Hort an Ausmaß zum Sendungsbewusstsein der Christenheit? Der Vorgängerbau ist unbestimmt. Und die Verortung derselben ist wie die Lokalisierung einer Taufkapelle – ob am Eingang zum Domhof oder unter der Ungarnkapelle – von zu vielen Unwägbarkeiten oder Negationen begleitet. Da erscheint die Buchkremersche These von der Rücksichtnahme der Bauherren am Vorgängerbau bezüglich der Abweichung der hochmittelalterlichen Kapelle vom orthogonalen Winkel des Atriums als wenig fundiert und noetisch. Kreusch´ Neuvermessung des Domhofs und der Kirchenachse negierten die Buchkremerschen Assoziationen. Auch die Grabungen in der Taufkapelle konnten karolingische oder anderweitige frühmittelalterliche Fundamentüberreste zum Vorschein bringen.
8. Quellen und Literatur
- Binding, Die Aachener Pfalz Karls des Großen als archäologisch-baugeschichtliches Problem, in: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 25/26 (1997/98), S. 63-85.
Bischöfliche Diözesanarchiv in Aachen (BDA), Ala Aachen, Dom 10 (Acta betreffend Aufsuchung des Grabes Karls des Großen, 1842-1882).
Bischöfliches Diözesanarchiv in Aachen (BDA), Gvo Aachen, Dom 7a, I (Nachforschung nach den Kaisergräbern, 1843-1910).
- Buchkremer, Die Taufkapelle am Aachener Dom, eine vorkarolingische Gründung (Bonn 1949).
- Christ, Das Römerbad unter der ungarischen Kapelle (Aachen 1952).
Domarchiv Aachen (DAA), Probsteiarchiv Nr. 91 (Bausachen, Freilegung des Münsters, Regulierung Chorusplatz, 1849-1895).
- Falkenstein, Zwischenbilanz zur Aachener Pfalzenforschung, Kritische Bemerkungen zu Forschungsberichten über die Aachener Pfalz im Sammelwerk „Karl der Große – Lebenswerk und Nachleben“ (Zeitschrift Aachener Geschichtsverein 80), 1970.
- Hansen (Hrsg.), Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der Französischen Revolution 1780-1801 3: 1794-1797 (Bonn 1931-38).
- Holder-Egger, Einhardi Vita Karoli Magni. Monumenta Germaniae Historica Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 25 (Hannover 1911).
- Keller, Archäologische Forschungen in Aachen. Katalog der Fundstellen in der Innenstadt und in Burtscheid (Mainz 2004).
- Kraus, Von den Anfängen bis zur Gegenwart 2: Karolinger – Ottonen – Salier (Aachen 2013).
- Kreusch, Über Pfalzkapelle und Atrium zur Zeit Karls des Großen. Dom zu Aachen (Aachen 1958).
- Lambertz, Der Tod Kaiser Ottos III. und sein Grab im Dom zu Aachen (Aachen 2002).
- M. Lersch, Römische Legionsziegel zu Aachen, Tegulae transrhenanae, in: Zeitschrift Aachener Geschichtsverein 7 (1885), S. 159 – 173.
- Pick, Kleinere Beiträge zur Aachener Geschichte und Topographie, I. Wann erhielt Aachen seine erste Befestigung, in: Aus Aachens Vorzeit 1, 2 (1888), S. 97-104.
- Pohle, Die Erforschung der karolingischen Pfalz Aachen. Zwei Jahrhunderte archäologische und bauhistorische Untersuchungen. Rheinische Ausgrabungen (70), (Darmstadt 2015).
- Prisac, Resultate der Nachgrabungen zur Wiederauffindung des Grabes Karls des Großen, in: Kölner Domblatt (1862).
- Rhoen, Die ältere Topographie der Stadt Aachen (Aachen 1891).
- – K. Siebigs, Bauliche Sanierungsmaßnahmen an der Ungarnkapelle des Domes zu Aachen in den Jahren 1991-1994 (Aachen 2000).
- – K. Siebigs, Der Zentralbau des Domes zu Aachen. Unerforschtes und Ungewisses (Worms 2004).
- Wehling, Die Mosaiken im Aachener Münster und ihre Vorstufen (Köln 1995).
Hyperlinks:
http://www.aachener-geschichtsverein.de/Online-Beitraege/nach-6-jahren-stadtarchaeologie-wandelt-sich-das-bild-von-der-pfalz (zuletzt aufgerufen am 27.07.2018).
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/aachener-dom-grab-von-karl-dem-grossen-bleibt-verschollen-a-695574.html. (zuletzt aufgerufen am 08.07.2018).
[1] L. Falkenstein, Zwischenbilanz zur Aachener Pfalzenforschung. Kritische Bemerkungen zu Forschungsberichten über die Aachener Pfalz im Sammelwerk „Karl der Große – Lebenswerk und Nachleben“ (Zeitschrift Aachener Geschichtsverein 80), 1970, S.70.
[2] T. Kraus, Von den Anfängen bis zur Gegenwart 2: Karolinger – Ottonen – Salier, (Aachen 2013), S. 271 (im Folgenden zitiert als: Kraus, Gegenwart).
[3] F. Pohle, Karl der Große – Charlemagne (Dresden 2014), S. 236.
[4] G. Binding, Die Aachener Pfalz Karls des Großen als archäologisch-baugeschichtliches Problem, in: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 25/26 (1997/98), S. 63 – 85, S. 69 (im Folgenden zitiert als Binding, Problem).
[5] Hierzu die digitalisierte Fassung, abrufbar unter http://www.aachener-geschichtsverein.de/Online-Beitraege/nach-6-jahren-stadtarchaeologie-wandelt-sich-das-bild-von-der-pfalz (zuletzt aufgerufen am 27.07.2018).
[6] S. Ristow, Die Pfalz in Aachen. Nicht nur Karls Werk, in: Archäologie in Deutschland 6, (2012), S. 6.
[7] O. Holder-Egger, Einhardi Vita Karoli Magni. Monumenta Germaniae Historica Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 25 (Hannover 1911), S. 20.
[8] F. Pohle, Die Erforschung der karolingischen Pfalz Aachen. Zwei Jahrhunderte archäologische und bauhistorische Untersuchungen. Rheinische Ausgrabungen (70) (Darmstadt 2015,) S. 3 (im Folgenden zitiert als: Pohle, Erforschung).
[9] Hierzu der Hyperlink unter http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/aachener-dom-grab-von-karl-dem-grossen-bleibt-verschollen-a-695574.html (zuletzt aufgerufen am 08.07. 2018).
[10] J. Hansen (Hrsg.), Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der Französischen Revolution 1780-1801 3: 1794-1797 (Bonn 1931-38), S. 744.
[11] Das Bischöfliche Diözesanarchiv in Aachen (BDA), Ala Aachen, Dom 10 (Acta betreffend Aufsuchung des Grabes Karls des Großen, 1842-1882), fol. 44v (Gutachten Cornelius Peter Bocks über die Lage des Grabes Karls des Großen vom 15. 10. 1860 in Wiederholung der älteren Ausführungen).
[12] Pohle, Erforschung, S. 22.
[13] BDA, Gvo Aachen, Dom 7a, I (Nachforschung nach den Kaisergräbern, 1843-1910), fol. 17r.
[14] Pohle, Erforschung, S. 22.
[15] J. Lambertz, Der Tod Kaiser Ottos III. und sein Grab im Dom zu Aachen (Aachen 2002), S. 123.
[16] Binding, Problem, S. 79.
[17] U. Wehling, Die Mosaiken im Aachener Münster und ihre Vorstufen (Köln 1995), S. 23.
[18] Binding, Problem, S. 79 – 80.
[19] BDA, Gvo Aachen, Dom 7a, I, fol. 10r-11r. Gemäß den Erkenntnissen des Altertumswissenschaftlers Bock vermutete Claessen, das Grab des Langobardenkönigs Desiderius entdeckt zu haben.
[20] BDA, Gvo Aachen, Dom 7a, I, fol. 4v-5r.
[21] Kraus, Gegenwart, S. 396.
[22] Das Domarchiv Aachen (DAA), Probsteiarchiv Nr. 91 (Bausachen, Freilegung des Münsters, Regulierung Chorusplatz, 1849-1895), fol. 87r.
[23] W. Prisac, Resultate der Nachgrabungen zur Wiederauffindung des Grabes Karls des Großen, in: Kölner Domblatt (1862), Nr. 210 (im Folgenden zitiert als: Prisac, Resultate).
[24] BDA, Ala Aachen, Dom 10, fol. 51r.
[25] BDA, Ala Aachen, Dom 10, fol. 50r.
[26] Prisac, Resultate, Nr. 210.
[27] BDA, Gvo Aachen, Dom 7a, I, fol. 61r.
[28] C. Rhoen, Die ältere Topographie der Stadt Aachen (Aachen 1891), S. 115.
[29] Pohle, Erforschung, S. 263.
[30] H. – K. Siebigs, Der Zentralbau des Domes zu Aachen. Unerforschtes und Ungewisses (Worms 2004), S. 11-14 (im Folgenden zitiert als: Siebigs, Zentralbau).
[31]B. M. Lersch, Römische Legionsziegel zu Aachen, in: Tegulae transrhenanae, Zeitschrift Aachener Geschichtsverein 7 (1885), S. 159 – 173, S. 160 und Pohle, Erforschung, S. 263.
[32] R. Pick, Kleinere Beiträge zur Aachener Geschichte und Topographie, I. Wann erhielt Aachen seine erste Befestigung, in: Aus Aachens Vorzeit, 1, 2 (1888), S. 97-104.
[33] H. – K. Siebigs, Bauliche Sanierungsmaßnahmen an der Ungarnkapelle des Domes zu Aachen in den Jahren 1991-1994 (Aachen 2000), S. 23.
[34] Pohle, Erforschung, S. 265.
[35] Siebigs, Zentralbau, S. 12.
[36] H. Christ, Das Römerbad unter der ungarischen Kapelle (Aachen 1952), S. 42 (im Folgenden zitiert als: Christ, Römerbad).
[37] Christ, Römerbad, S. 43.
[38] Joseph Buchkremer war als Aachener Dombaumeister (1917-1949) die Institution in der Erforschung des Aachener Domes. Er verantwortete die Restaurationsarbeiten in der Zwischenkriegszeit, untersuchte die Bausubstanz der Marienkirche und formte eine Rekonstruktion der Pfalz Karls des Großen, von der er zeitlebens nie abwich. Einmal getätigte Ansichten waren ihm ein Verbindliches, wenig Spielraum für Konzessionen zeichneten seinen Kommunikationsstil aus.
[39] C. Keller, Archäologische Forschungen in Aachen. Katalog der Fundstellen in der Innenstadt und in Burtscheid (Mainz 2004), S. 23.
[40] J. Buchkremer, Die Taufkapelle am Aachener Dom, eine vorkarolingische Gründung (Bonn 1949), S. 207.
[41] F. Kreusch, Über Pfalzkapelle und Atrium zur Zeit Karls des Großen. Dom zu Aachen (Aachen 1958), S. 110-115.
[42] Binding, Problem, S. 69.
- Abbildungsverzeichnis
Abb2: http://www.aachener-geschichtsverein.de/Online-Beitraege/die-aeltesten-bildlichen-und-kartographischen-darstellungen-der-stadt-aachen
Abb. 3: G. Binding, Die Aachener Pfalz Karls des Großen als archäologisch-baugeschichtliches Problem, in: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 25/26 (1997/98), S. 76.
Abb. 4: G. Binding, Die Aachener Pfalz Karls des Großen als archäologisch-baugeschichtliches Problem, in: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 25/26 (1997/98), S. 75.
Abb. 5: L. Falkenstein, Pfalz und vicus Aachen, in: C. Ehlers (Hrsg.), Orte der Herrschaft. Mittelalterliche Königspfalzen (Göttingen 2002), S. 155
Abb. 6: S. Ristow/A. Kobe (unter Verwendung von älteren Plangrundlagen und neuen Aufmaßen von: Gesellschaft für Bildverarbeitungen, Müllheim, Dombauleitung Aachen, J. Ley, T. Kohlberger-Schaub, D. Lohmann, J. Richarz, SKArchaeoconsult, Stadtarchäologie Aachen, M. Wietheger), online abrufbar unter: http://www.aachener-geschichtsverein.de/Online-Beitraege/nach-6-jahren-stadtarchaeologie-wandelt-sich-das-bild-von-der-pfalz (zuletzt aufgerufen am: 27.07.2018).
Abb. 7: G. Binding, Die Aachener Pfalz Karls des Großen als archäologisch-baugeschichtliches Problem, in: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 25/26 (1997/98), S. 68.