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Chronologie der Scheidinger Schulgeschichte 1840 – 1892

Chronologie

der

Scheidinger Schulgeschichte

1648 – 1968

 

Abb. 1: Alte Schule in Scheidingen

Teil 2: 

1840 – 1892

Das Jahr 1840 war eine Zäsur in der Scheidinger Schulgeschichte. Erstmals trat die jüdische Gemeinde mit der Bitte zur Einstellung des jüdischen Lehrers Jakob Scharf an die Schulobrigkeit. 27 jüdische Einwohner und 6 schulpflichtige Kinder waren nicht das ausschlaggebende Moment, aber zeigten trotz der umfänglichen Reichsrechte für Juden im Deutschen Bund den seltenen Stellenwert hinsichtlich dieser Schulpersonalie. Auch die Vormärzdekade zeichnete sich in der Scheidinger Schulhistorie aus durch die Auflistung von mehr oder weniger interessanten Ereignissen, die aber den klassischen Schulalltag mit seinen typischen Eigenarten widerspiegelte:

  • Am 13. Februar 1840 nahm der Pfarrer Kook die Prüfungen mit Zufriedenheit ab. Auch lagen keine nennenswerten Versäumnisse vor. Belegt ist auch ein Schaden am Schuldach, verursacht durch einen Sturm. Und die Information ist hinterlegt, dass der Vorsteher die Reparatur zu organisieren hätte. Weiteres ist nicht aus der Chronik zu entnehmen.
  • Im Mai 1840 gab es ebenfalls keine Beanstandungen bezüglich der Prüfungsergebnisse, aber Lehrer Ammermann wurde angehalten, den zu dieser Zeit merklichen Fehlzeitenstand zu melden und Sanktionierungen durch die Eltern zu veranlassen. Im September des gleichen Jahres war nur erwähnenswert, dass Rechentafeln angeschafft werden mussten, wofür auch der Lehrer – nach Absegnung durch die Schuloberen – Sorge zu tragen hätte.
  • Im Jahr 1841 wird ein Mann namens Jacob Schiff als Praktikant an der Scheidinger Schule geführt, offiziell war er als Hauslehrer der Familie Nordheim angestellt. Diese Personalie ist nur deshalb ungewöhnlich, weil dieser Lehrer Schiff noch im 18. Lebensjahr war. Die pädagogische Ausbildung – wenn diese Begrifflichkeit überhaupt so formuliert werden darf – konnte selbst bei gutem Willen nicht heutige Maßstäbe erreichen. Weiteres ist zu Lehrer Schiff nicht notiert.
  • Die steigenden Schülerzahlen 1841 veranlassten die Schuloberen, neben Lehrer Ammermann einen Hilfslehrer einzustellen. Das war zunächst nicht als Zäsur einzustufen, nur dass es sich dabei um den eigenen Sohn handelte mit Namen Clemens Ammermann, und beide Lehrer unterrichteten gemeinsam bis 1847 in einem Schulzimmer; eine durch räumliche Not gezwungenermaßen neuzeitliche Form des Teamteachings. Erstmals wird das Lehrerjahresgehalt aufgeführt mit 75 Talern, finanziert über das Schulgeld der Kinder in Höhe von 18 Silbergroschen und 6 Pfennigen und Beträgen aus der Armenkasse. Es wurde ebenfalls eine Wohnung zur Verfügung gestellt.
  • Die Prüfungsjahreseinträge 1841 (4. Februar, 2. Juni und 27. Oktober) geben gänzlich Auskunft über gute Prüfungsergebnisse und problemfreie Fehlzeiten der Schüler. Das Problem mit den aus dem Vorjahr aufgeführten Rechentafeln muss jedoch noch nicht gelöst worden sein, da man Lehrer Ammermann anregte für die Beschaffung Sorge zu tragen.
  • Die Schülerzahl wird 1841 mit 170 geführt, und Clemens Ammermann, bis dato Hilfslehrer an der Scheidinger Schule, geht im Juli 1841 erfolgreich vom Bürener Lehrerseminar ab. Bedingt durch die hohe Schülerzahl erfolgt eine Vergrößerung des Schulzimmers. Auch ein zweiter Heizofen ist Aussicht gestellt.
  • Die Lehrerstellen waren auch zu der Zeit offiziell ausgeschrieben, und der nachfolgende Auszug aus den Amtsblättern der Regierung Minden gibt einen Einblick in die damaligen Bewerbungsszenarien der Seminarabgänger, also durchaus Parallelen zu heutigen Lehrereinstellungsverfahren:

 

                                                                                   Abbildung 1: Lehrereinstellungsverfahren

  • Die Prüfung im Februar 1842 war ohne Beanstandung, und die Schulversäumnisse lagen in einem akzeptablen Bereich. Der zweite Ofen – 1841 in Aussicht gestellt – war nun angeschafft und aufgestellt (im August 1842
    Abbildung 2: Schullandkarte des Kreises Soest

    erfolgte die neue Schornsteinlegung). Auch die Schulutensilien waren in der Ausstattung zufriedenstellend (u. a. eine Schullandkarte des Kreises Soest). Übrigens, Clemens Ammermann unterrichtete bereits eine Schulklasse in Eigenregie. Die Schaffung neuer Lehrerstellen war dringend geraten bei amtlich 213 Schülern (Stand: Februar 1848).

  • Kurz vor Weihnachten 1842 wurde eine Schulinspektion durchgeführt unter Führung des Landrates Bockum-Dollfs. Er bemängelte, dass der Schulvorstand 1842 nicht einmal die obligatorische Schulvisitation vornahm. Außerdem kam der Landrat vorbereitet zur Inspektion, denn er bemerkte die Abwesenheit von 6 Mädchen und 14 Jungen. Und die Abwesenheitslisten standen ebenfalls zur Disposition, denn die ordnungsgemäße Führung war seit dem Herbst 1842 von mangelhafter Natur. Dieses Ereignis verdeutlichte die Problematik im Scheidinger Schulalltag, denn der Landrat kam nicht ohne Grund mit dieser grundsätzlich negativen Einstellung zur Inspektion.
  • Im März 1843 erfolgten wiederum Prüfungen, wobei die Kopfrechenleistungen positiv herausragten. Und lediglich Caspar Hagedorn aus Illingen hatte nennenswerte Schulversäumnisse. Auch die Einführung einer Schulsteuer wurde verhindert, da das Schulgeld als sach- und zweckgebundene Abgabe ausreichend erschien.
  • Die Maiprüfungen 1843 müssen noch erfolgreicher gewesen sein, denn neben Kopfrechnen waren auch die Deutschleistungen und das Lesen erfolgreich im Abschluss. Der Illinger Hagedorn, noch im März als wuchtiger Absenter verschrien, konnte nachträglich seine Fehlzeiten legitimieren durch ein ärztliches Attest. Lehrer Ammermann hatte aber bereits mit den zu der Zeit schulpflichtig gewordenen Kindern seine größten Probleme, denn weder die Eltern noch die Kinder hatten eine ausgeprägte Neigung zur Schulpflicht. Ende Mai 1843 besuchten offiziell 157 Kinder die Scheidinger Schule.
  • Die August- und Novemberprüfungen 1843 verliefen ohne Beanstandungen, und die Versäumnisse hatten keine strafbaren Dimensionen erreicht. Einzelnen Kindern attestierte man jedoch ein Nervenleiden. Ob diese „nervlichen Belastungen“ im Zusammenhang mit den Prüfungen standen, konnte nicht geschlussfolgert werden, war aber zumindest aktenvermerkwürdig. Das jährliche Lehrerjahresgehalt von 75 Talern wurde vom Schulgeld der Kinder finanziert, das des Hilfslehrers aus der örtlichen Schulkasse.
  • Ob in der Scheidinger Schulordnung verankert oder als direkte Sofortmaßnahme für die Schulversäumnisse, die Einnahmen aus dieser Ordnungswidrigkeit betrugen 1844 7 Groschen und 6 Pfennige. Pfarrer Kook nahm ohne nachträgliche Kritiknahme die Prüfungen ab im Februar 1844. Einem Salinenbaumeister namens Wegener gab man den Auftrag, Reparaturarbeiten an der Scheidinger Küsterei durchzuführen. Im April 1844 wurde der Antrag auf Einführung der Sonntagsschule abgelehnt. Ob es eine organisatorische Notwendigkeit zur Kompensation der Schulversäumnisse sein sollte, war aus den Überlieferungen nicht zu deuten, aber der Sonntag war dann doch trotz möglicher Nachvollziehbarkeiten nicht in seiner Funktion als arbeitsfreier Wochentag im katholisch geprägten Scheidingen eine feste Institution.
  • Die Prüfungstermine im August und November 1844 verliefen ohne nennenswerte Beanstandungen. Am 8. November 1844 wurden die Ortsvorsteher von Scheidingen und Illingen, Vickermann und Ostermann, zu ständigen Mitgliedern des Schulvorstandes ernannt.
  • Im Kalenderjahr 1845 wurden 9 schulpflichtige Kinder gezählt, und die Prüfungssitzungen im Juni und August wurden ohne größere Beanstandungen durch den Pfarrer Kook abgenommen. Dem Polizeidiener wurde lediglich angeraten, die Eltern einiger schulsäumiger Kinder aufzusuchen als pädagogische
    Abbildung 3: Schulalltag, prügelnder Lehrer

    Erziehungsmaßnahme. Dass das mit den pädagogischen Erziehungsmaßnahmen auch kritisch gesehen werden konnte, zeigt die nebenstehende Abbildung aus dem Schulalltag einer – und Scheidingen stand dem in nichts nach – beliebigen Dorfschule. Die Theorie kann auch vertreten werden, dass die Fehlzeiten in Scheidingen durch solche oder ähnliche Lehrer ursächlich waren, denn die Prügel war immer schon ein demotivierendes, zur Flucht neigendes Element. Ende August kam der Schulvorstand überein, die Ferien vom 6. September bis zum 20. Oktober anzusetzen, um notwendige Umbaumaßnahmen zur Schulbauerweiterung durchzuführen. Pfarrer Kook erklärte sich hinsichtlich des Baulandes bereit, Teile seines Gartengeländes abtreten zu wollen nach vorheriger Genehmigung durch das Generalvikariat. Jährlich 4 Taler Mietentschädigung wurden dafür vom Schulvorstand als angemessen veranschlagt. In den Herbstferien hatte der schon erwähnte Salinenbaumeister seine Bautätigkeiten an der Küsterei durchgeführt. Die Prüfungsperiode im November 1845 verlief ohne besondere Vorkommnisse. Die Anmerkung, wonach strafbare Schulversäumnisse eingereicht werden sollten, lässt nach wie vor der Vermutung freien Lauf, dass die Umsetzung der Schulpflicht in der Scheidinger Schule ein konstantes, unterschwelliges Defizit bildete.

  • Im Februar 1846 gab es keine Beanstandungen der Prüflinge, und die Genehmigung hinsichtlich der Abtretung einer Parzelle des Kirchengartens wurde durch die zuständige Behörde gegeben. Im Juni 1846 gab man erneut die vorbildliche Führung der Fehlzeitenliste bekannt, und die Herbstferien wurden für den Zeitraum vom 7. September 1846 bis zum 19. Oktober 1846 festgelegt. Seit 1846 war auch ein Pfarrer Wernig namentlich erwähnt. Ob als reguläre Vertretung oder in Abkommandierung für den Prüfungsausschuss, war im Kalenderjahr 1846 bei dieser Personalie nicht zu erkennen. Am 13. August 1846 gab es offenbar wieder eine Durchsicht der Fehlzeitenliste. Entweder waren die Schulbehörden im 19. Jahrhundert völlig fixiert auf die Einsicht in die Fehlzeitenlisten oder – und das ist naheliegend – Scheidingen hatte schlichtweg ein Problem mit den Versäumnissen. Dieser Umstand kann nur aus der geringen Verankerung für die Schulpflicht innerhalb der Dorfbevölkerung erklärt werden, da jahrzehntelange Epidemie- und Erkältungswellen mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden konnten, weil nicht existent. Die schon erwähnte Prügelstrafe muss – der Multiperspektivität einfach geschuldet – noch als Erklärungsmodell herhalten, aber einen signifikanten Zusammenhang gäbe es nicht, da allerorts die Prügelstrafe zum pädagogischen Repertoire gehörte. Im November 1846 konnten die Schulvorstandsmitglieder die Einweihung des Schulneubaus in Augenschein nehmen, allerdings ohne Bezugsfertigkeit für den Unterrichtsbetrieb. Bis zur Nutzung sollten als Überbrückung die Unter- und die
    Abbildung 4: Spucknapf

    Oberklasse zu verschiedenen Zeiten im alten Klassenraum unterrichtet werden. Übrigens, der nicht mehr zeitgemäße Spucknapf gehörte auch in Scheidingen zur Standardausrüstung eines Klassenzimmers, da noch bis in das 20. Jahrhundert hinein die medizinische Laiensicht dominierte, wonach das Speichelschlucken ungesund wäre. Anekdoten zu diesem Spuckabort sind nicht überliefert, aber es war zumindest hygienischer als das typische Bodenbeschießen mit dem Speichel.

  • In den Jahren 1847 bis 1850 gab es keine weiteren Auffälligkeiten oder besonderen Vorkommnisse, und Lehrer Ammermann und Pfarrer Werning leiteten den Scheidinger Schulstandort nach bestem Wissen und Gewissen. Schulvisitationen, Fehlzeitenlisten und Prüfungen bestimmten den gängigen Schulalltag. Lediglich eine Bemerkung aus dem Jahr 1848 zeigte deutlich auf, dass die Pfarrinstitution im Schulalltag stark verankert war, da der Pfarrer vom Lehrer eine Erklärung verlangte für einen eigenmächtigen Unterrichtsabbruch. Die Unterrichtsmaterialien wurden immer bebildeter. Offenbar war – in heutiger Zeit als ikonische Darstellungsebene bezeichnet – dieser Zugang zur Wissensvermittlung stark verbreitet; zeitlos besonders in unteren Jahrgängen kann diese Inanspruchnahme immer befruchtend sein, da abstrakte Zugänge belastend sein können und zu Schulverweigerungen führen. Die Abbildungen geben einen Einblick in damalige Unterrichtswerke, wie sie in Scheidingen sicher auch oder in ähnlicher Form Verwendung fanden.

                

                 Abbildung 5: ABC – und Lesebuch

  • 1850/51 gab es lediglich zwei Bemerkungen mit erwähnungswürdigem Charakter. Zum einen wurde am 29. August 1850 vermerkt, dass die Eltern hinsichtlich der Erntehelfertätigkeiten ihrer Kinder nicht wegen vieler Schulversäumnisse zur Rechenschaft herangezogen werden sollten und zum anderen eine Bemerkung vom 11. Dezember 1851 wonach, der Schulhof mit Steinschlag oder Sand ausgelegt werden sollte.
  • Abbildung 6: Bürgermeister Franz Wilhelm Fickermann

    1852 waren der Bürgermeister Franz Wilhelm Fickermann und der Pfarrer Werning als ständige Mitglieder des Schulvorstandes mit der Suche nach zeitlich befristeten Bestellungen von Schulvorstandmitgliedern beschäftigt. Geeignete Kandidaten waren in Scheidingen und Illingen (Quotenregelung) gefunden (Landwirte Sauer und Menze) oder wurden bestätigt (Landwirt Gerwin)  und nahmen die Wahl an, wobei die zeitliche Befristung auf maximal vier Jahre festgelegt wurde. Quartalsvisitationen, Reparaturarbeiten und die leidlichen Absenzen prägten ansonsten – oder wie üblich – den Schulalltag.

  • Die fünfziger Jahre waren geprägt durch die Umsetzung königlicher Erlasse und organisatorischer Verpflichtungen seitens des Schulvorstandes[1] (Einführung neuer Schulbücher 1853, Umbau des Schulzimmers 1855 oder Einbindung der weiblichen Handarbeit in den Fächerkanon 1858). Lediglich die Personalie Wilhelm Ammermann ragte aus der Eintönigkeit eines standardisierten Schulalltages heraus, denn zunächst bewilligte man ihm 1856 eine Gehaltserhöhung in Anbetracht verteuerter Lebensmittel, finanziert aus der Schulkasse in Höhe von 15 Talern und zeitlich nicht viel später 1858 vom zuständigen Kreisgericht verurteilt zur Strafzahlung von 35 Talern, ersatzweise auch 14 Tage verschärfte Arrestierung wegen Regierungsdienerbeleidigung. Dieser Hilfslehrer hatte offenbar ein vielschichtiges Gemüt.
  • Die sechziger Jahre waren durch eine institutionelle Personalie Ammermann geprägt. 1863 feierte Adolf Ammermann fünfzigjähriges Jubiläum, und zu Beginn des Kalenderjahres 1863 beantragte Franz Wilhelm Ammermann die Beendigung seiner Hilfslehrertätigkeit, gültig ab den Herbstferien desselben Jahres.
  • Franz Wilhelm Ammermann starb allerding nur wenige Tage nach seiner
    Abbildung 7: Todesanzeige Franz Wilhelm Ammermann 1863
    Abbildung 8: Todesanzeige Adolph Ammermann 1866

    Ankündigung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Cui honorem, honorem, aber auch die Familie Ammermann konnte die natürlichen Dinge nicht ändern, denn contra vim mortis non est medicamen in hortis. Adolf Ammermann verstarb schon 1866 mit 70 Jahren. Das bedeutete aber nicht
    Abbildung 9: Lehrer Wilhelm Ammermann 1867

    das Ende der Lehrerdynastie Ammermann, da im November 1867 bei 100 Talern Grundgehalt ein Wilhelm Ammermann als 1. Lehrer in der Scheidinger Schule angestellt wurde (siehe Porträt) und zu Beginn von einem Lehramtsanwärter namens Wilhelm Osthoff unterstützt wurde. Er war recht ambitioniert, denn schon wenige Monate später konnte er unter Mitwirkung und Vormundschaft des Pfarrers Müller für einen Schweinestall mit angrenzender Backstube werben…eine Form des praktischen Lernens.

 

Abbildung 10: Zeichnung Stallung und Backstube

 

 

Abbildung 11: Fräulein Ferdinande Beine

1868 gab es eine weitere Zäsur in der Scheidinger Schullandschaft. Fräulein Ferdinande Beine, eine überaus attraktive und gesellige Frau, wurde im Februar 1868 mit der zweiten Lehrerstelle versehen zum Zeitpunkt der Errichtung einer Mädchenschule vor Ort. Vermutlich titulierten Zeitgenossen sie nicht abwegig und etwas despektierlich mit Fräulein, wie aus einem untenstehenden Zeitungsartikel der Streitbericht im November 1868 herauszulesen war. Difficile est saturam non scribere, jedoch muss man konsternieren, dass dieses pädagogische Fräulein nach den Aussagen mancher Zeitgenossen den Dienst mit Ehrgeiz und Hingabe absolvierte und als „Tante Lehrerin“ in die Scheidinger Dorfchronik einging. Aber Herr Lohmann aus dem Zeitungsbericht hatte sicher auch so seine Argumente bei diesem Tantenwunder. Der Leser möge hierzu selbstverantwortlich Stellung nehmen.

 

    • Abbildung 12: Zeitungsartikel, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

       

    • Fräulein Beine war sich auch nicht zu schade, 1875 beide Klassen selbstlos zu
      Abbildung 13: Franz Wilhelm Ammermann – genannt Ackermann

      übernehmen, als Lehrer Wilhelm Ammermann in jenem Jahr verstarb.Dessen Sohn, Franz Wilhelm Ammermann – Ackermann genannt – trat zu Beginn des Jahres 1877 seinen Dienst in Scheidingen an. Die Lehrerdynastie hatte ihren Fortbestand gesichert. Passable Leistungen konnte Ackermann vorweisen, wie nachfolgendes Zeugnis zum Ausdruck bringt, wobei Deutsch und Geschichte nicht seine Stärken widerspiegelten. Er war wohl eher der naturwissenschaftlich-mathematische orientierte Turner.

Abbildung 14: Kopie Zeugnis Wilhelm Ammermann
  • Und Ackermann hatte sicher keine Probleme mit Kindern, denn neben seiner beruflichen Tätigkeit war er voll und ganz ausgelastet mit seinen zahlreichen eigenen Kindern, von denen er 8 hatte mit seiner Frau, einer geborenen Vickermann. Ackermann und Fräulein Beine hatten Mitte der achtziger Jahre mehr als 200 Kindern zu versorgen. Es war nur naheliegend, dass eine dritte Lehrkraft den laufenden Unterrichtsbetrieb unterstützen musste. Hierfür wurde Elisabeth Hollenbeck aus Westernkotten zeitlich befristet eingestellt, und 1888 erfolgte mit Gertrud Liese die Einstellung der festen Lehrkraft, für beide Lehrerinnen in den beiliegenden Personalblättern dokumentiert.

 

Abbildung 16 : Personal – Notizen von E. Hollenbeck
Abbildung 15: Personal – Notizen von G. Liese

           
 

 

 

 

  • Ende der achtziger Jahre wurde dem zuständigen Gremium aufgegeben, eine Schule für drei Klassen mit separater Lehrerwohnung in Scheidingen zu errichten. Die Maßnahme nahm bis 1892 Zeit in Anspruch, da der dafür notwendige Baulanderwerb zeitweise stockte und die konkreten Baumaßnahmen mehr Zeit in Anspruch nahmen durch Ergänzungen/Umänderungen. Endgültig konnten die Schuloberen dann 1891 vom Ackerer Wilhelm Schulte, von einigen Dorfbewohnern Euler genannt, Bauland erwerben (2,5 preußische Ruten für etwas mehr als 1300 Mark). Außerdem erfolgte ein Schulneubau in der Gemeinde Illingen. Der Schulverband Scheidingen/Illingen wurde aufgelöst. Als Entschädigung oder pädagogische Mitgift erhielt der neue Scheidinger Schulverband ein Fünftel des Schulvermögens (in Relation zu den Schülerzahlen). Am 8. Februar 1892 erfolgte dort die Neueinweihung mit dem Lehrer Adolf Stolle. Die Grundsteinlegung der Scheidinger Schule erfolgte im November 1891.

 

Abbildung 17: Scheidinger Schule

Offiziell wurde die Scheidinger Schule seit April 1892 mit drei Klassen, über 150 Schülern und zwei Lehrkräften geführt. Fräulein Beine selbst musste seit Sommer 1892 wegen Krankheit vertreten werden; Lehrerin Elfriede Granteier aus Hörde vertrat sie.
[1] In der Schulvorstandssitzung vom 11. Mai 1854 wurde zum Beispiel vermerkt, dass keine größeren Beanstandungen bei den durchgeführten Schulvisitationen zu beobachten waren, die Schulversäumnisse keine bedenklichen Dimensionen erreichten, der königliche Erlass vom 27. Januar 1854 und die Landratsverfügung Vom 9.2.1854 No 480 bindend wären hinsichtlich der angesetzten Schulvisitationen. Auch die Abnahme der Schulkostenrechnung für 1853 und die Terminierung der Herbstferien gehörten zu den Tagungspunkten.

 

Abbildungsverzeichnis:

  • Abbildung 1:

Lehrereinstellungsverfahren

http://www.schulgeschichte.de/die-reumtengruener-schule-nach-dem-saechsischen-schulgesetz-1835.html, abgerufen am 17.05.2016

  • Abbildung 2:

Schullandkarte des Kreises Soest. Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 3:

Schulalltag, prügelnder Lehrer

http://www.jmbruhn.de/Lehrerfortbildung/lfbcon/Hauptteil/Teil_2/Schulkonferenzen.htmabgerufen am 19.05.2016.

  • Abbildung 4:

Spucknapf

http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Historiker-Ewald-Frie-verglich-bewaffnete-Konflikte-mit-Spucknaepfen-213999.html, abgerufen 24.05.16.

  • Abbildung 5:

ABC – und Lesebuch

http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN724043551/19/, abgerufen am 24.05.2016.

  • Abbildung 6:

 Bürgermeister Franz Wilhelm Fickermann

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Wilhelm_Fickermann, abgerufen am 03.04.2016.

  • Abbildung 7:

Todesanzeige von Franz Wilhelm Ammermann, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 8:

Todesanzeige von Adolph Ammermann, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 9:

Lehrer Wilhelm Ammermann 1867. Das Foto wurde mir freundlicherweise von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 10:

Zeichnung Stallung und Backstube. Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 11:

Fräulein Ferdinande Beine, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 12:

Zeitungsartikel, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 13:

Franz Wilhelm Ammermann – genannt Ackermann, das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 14:

Kopie Zeugnis Wilhelm Ammermann. Das Foto wurde mir freundlicherweise von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 15:

Personal – Notizen von Gertrud Liese.

http://archivdatenbank.bbf.dipf.de/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479&parent_id=#Vz______7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479, abgerufen am 17. 04.2016

  • Abbildung 16:

Personal – Notizen von E. Hollenbeck.

http://archivdatenbank.bbf.dipf.de/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479&parent_id=#Vz______7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479, abgerufen am 17. 04.2016

  • Abbildung 17:

Scheidinger Schule, das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

 

Quellenverzeichnis:

 

 

4. Schlussbetrachtungen mit Ausblick

Der Salzbach lebt. Die schadstoffbelastete Vergangenheit ist zumindest in großen Teilen nicht mehr vorhanden. Die Bachverunreinigungen und das tote Gewässer aus den Zeitzeugenaussagen oder den schriftlichen Quellen stimmen nicht mehr. Die künstlichen Verschmutzungen aus den von mir untersuchten Bodenproben sind natürlich die Abfallprodukte der Industrialisierung, aber der Salzbach erholt sich und zeigt Leben. Die zahlreichen Muschel- und Schneckenfunde, darunter viele Lebendfunde und die vom Aussterben bedrohten Bachmuscheln und Zierliche Tellerschnecken, die beobachteten Fische oder Bisamratten zeigen einen lebendigen Bach.

Dieser Eindruck wird verstärkt durch die Auswertungsergebnisse der Wasserproben. Die Konzentration von Schwermetallen, die unterhalb der Nachweisgrenze liegen, „trinkwasserfreundliche“ Nitrat- oder ph – Werte, die Sauerstoffsättigung und die sich daraus ergebenen Güteklassen sprechen dafür, dass der Salzbach heute in erster Linie ein Lebensraum ist. Die offizielle Einteilung des Salzbaches als kritisch belastetes Gewässer muss nach den zahlreichen Lebendfunden und den Ergebnissen der Wasserproben hinterfragt werden.

Die angedachte Entfernung von Steinschüttungen am Ufer des Salzbaches liefert zwar für die Renaturierung des Gewässers einen Beitrag, würde aber einen Eingriff in die Fauna und Flora des Salzbaches nach sich ziehen. Die Bachmuscheln haben ihren Lebensraum auch zwischen den Steinen am Ufer. Das wäre zumindest eine Beeinträchtigung im Lebensraum einer bedrohten Art. Durch meine Funde habe ich erreicht, dass weitere Gutachten vor der Renaturierung vorgenommen werden, auch wenn sich die Baumaßnahme dadurch verzögert. Eine Naturschutzmaßnahme muss immer produktiv wirken und nicht ungewollte Schäden hervorrufen. Noch weitere genauere Untersuchungen des Salzbaches könnten einen besseren Blick auf den Naturschutz werfen. Wer weiß, vielleicht gibt die intensivere Beschäftigung mit dem Salzbach weitere vom Aussterben bedrohte Arten preis?

Jeder kann aber auch direkt im kleinen Rahmen Naturschutz am Salzbach und dessen Zuflüssen vorleben. Verschmutzungen sind heute noch an der Tagesordnung und vermeidbar!

Am Salzbachabschnitt „Mersch“ zwischen Scheidingen und Welver konnte ich noch im März 2014 Verunreinigungen und Abfalleinlagerungen beobachten (Bildmotive mit roten Markierungen)

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Die zunehmende Wasserqualität und die im Bach lebenden Tiere müssen nicht zwingend solche „Rückschläge“ erleiden. Vielversprechend sind daher auch die bereits erwähnten „Bachpaten“ oder die geplanten Großprojekte zur „passenden Renaturierung“ des Salzbachufers auf Seiten der zuständigen Behörden. Schon in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts kam es bei Projekten zur Fließgewässerbegradigung für schadlose Hochwasserschutzmaßnahmen zu Bedenken hinsichtlich der Zerstörung einer natürlichen Landschaft.18 Ein vernünftiger Hochwasserschutz kann aber problemlos kooperieren mit der natürlichen Uferlandschaft von Fließgewässern. Ausgeschriebene Überschwemmungsfluren sollten genauso ohne Bedenken von der Landwirtschaft akzeptiert werden wie maßvolle Flussbegradigungen an bestimmten Fließgewässerabschnitten.

Als Nebenprodukt meiner Untersuchungen am Salzbach konnte ich tatsächlich eine ockerige Stelle mit einer kleinen Wasserquelle im heutigen Salzbachbett finden. Bei meinen Untersuchungen am Salzbach hatte sich der zweite Blick auch hier gelohnt.

Ich möchte mich recht herzlich bei den Mitarbeitern der Kreisverwaltung Soest und des Landesinstitutes Lippstadt bedanken, die es mir ermöglichten, Einsicht in alle Unterlagen zu nehmen und beim Bestimmen der Muscheln geholfen haben. Weiterhin gilt mein Dank den  Herren Bernd Vickermann und Wilhelm Lückmann, die in einem Interview viele meiner Fragen beantworten konnten.

Samantha Seithe

Anhang

17       Das entsprechende Echo mit Bildmaterial kann unter http://www.soester-anzeiger.de/ lokales/ welver/ samantha – seithe – entdeckte – ihrer –j ugend-forscht-arbeit-erstaunliches – salzbach – wasser – besser – gedacht – 2771546.html, http://www.google.de/imgres?sa = X&biw = 1920&bih = 898&tbm = isch&tbnid = WMV31OW3nhtVvM%3A&imgrefurl = http%3A%2F%2Fwww. soennern. de%2Findex. php%2Fpresse-gesamt%3Fstart%3D15&docid = RDZ2U_uGughy6M&imgurl = http%3A%2F%2Fwww.soennern.de%2Fimages%2Fpresse%2Fpresse – 2013%2F2013-10-12 – salzbach – 2.png&w = 200&h = 184&ei = hfYFU – 2bI8HatAbAzYGIAQ&zoom=1&iact=rc&dur=455&page=1&start=0&ndsp=41&ved = 0CGMQrQMwBA

http://heimatverein – werl.de/ index.php/ 10-jahrbuch2013 oder http://www.google.de/imgres?sa = X&biw = 1920&bih = 898&tbm = isch&tbnid = 0oJHoMVMESZASM%3A&imgrefurl = http%3A%2F%2Fwww.soester-anzeiger.de%2Flokales%2Fwelver%2Fsamantha – seithe – entdeckte – ihrer – jugend – forscht – arbeit – erstaunliches – salzbach – – wasser – besser – gedacht – 2771546.html&docid = 2O6aIL17Ylyc6M&imgurl = http%3A%2F%2Fwww.soester-anzeiger.de%2Fbilder%2F2013%2F02%2F26%2F2771546%2F1919352697 – 280_008_2854453_2owelseith – gC34.jpg&w = 665&h = 498&ei = hfYFU – 2bI8HatAbAzYGIAQ&zoom = 1&iact = rc&dur = 1074&page = 1&start = 0&ndsp = 41&ved = 0CFcQrQMwAA nachverfolgt werden.

 

18             vgl. hierzu den Soester Anzeiger vom 28./29. August 1982.

 Schließmundschnecke 1,1cm258      Erbsenmuschel0,4cm drt    
Kugelmuschel0,7cmnnnn    Wasserschnecke1,2cm 9    
 Flussnapfschnecke1,1cm 769    Knochen1,7cm 1367  
 Knochen4,2cmzui     Knochen4,6cm 4598   

Wasserkörper und Güteklassen:

Quelle:

http://www.niederrhein.nrw.de/ lippe/tab/tab2 1 3 4 3.pdf

der

Wasserproben
Messungen SB 01 SB 02 SB 03 SB 04 SB 05
Lufttemperatur(°C) 11,6°C 9,3°C 9,0°C 9,0°C 9,0°C
Wassertemperatur(°C) 10,0°C 9,0°C 8,9°C 8,8°C 7,8°C
pH-Wert 8,25 8,47 8,05 7,64 7,61
Sauerstoffgehalt(mg/L) 7,3 mg/L67,41% 10,7 mg/L95,62% 10,2 mg/L90,90% 10,6 mg/L94,22% 11,2 mg/L97,22%
Leitfähigkeit(mS/µS) 0,903 mS 0,945 mS 0,941 mS 0,953 mS 0,856 mS
Salzgehalt in Pcnt(%) 0,05% 0,05% 0,05% 0,05% 0,04%
Datum 31.12.2012 31.12.2012 31.12.2012 31.12.2012 31.12.2012
Uhrzeit 11.27 Uhr 11.43 Uhr 12.00 Uhr 12.10 Uhr 12.16 Uhr
Koordinaten(Nord) 51,555869 51,568459 51,584270 51,590411 51,592495
Koordinaten(Ost) 7,909573 7,902079 7,925135 7,932173 7,938520
Wasserqualität klar, salzig Sehr gut, bisschen Müll Klar, sauber Klar, viel Müll klar
Ort der Probe Quelle, Werl Vor alter Kläranlage Werl Hinter Mülldeponie Werler Straße Brücke MündungMühlenbach
Borwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Arsenwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Nitratwert(mg/L) 40 mg/L 25 mg/L 24 mg/L 24 mg/L 40 mg/L
Phospatwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Sulfatwert(mg/L) 90 mg/L 60 mg/L 60 mg/L 60 mg/L 90 mg/L
Zinkwert (mg/L) <2 mg/L <2 mg/L <2 mg/L <2 mg/L <2 mg/L
Ammoniumwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Eisenwert(mg/L) <5 mg/L <5 mg/L <5 mg/L <5 mg/L <5 mg/L
Kupferwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Nickelwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Kobaltwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Chlorid 101 mg/l 135 mg/l

 

Wasserproben
Messungen SB 06 SB 07 SB 08 SB 09 SB 10
Lufttemperatur(°C) 9,0°C 9,0 °C 8,5°C 8,5°C 9,0°C
Wassertemperatur(°C) 8,2°C 8,2°C 7,9°C 7,9°C 7,4°C
pH-Wert 7,86 7,90 7,76 7,85 7,95
Sauerstoffgehalt(mg/L) 10,5 mg/L92,02% 11,1 mg/L97,28% 10,8 mg/L93,91% 10,7 mg/L93,04% 10,8 mg/L92,78%
Leitfähigkeit(mS/µS) 0,892 mS 0,891 mS 0,871 mS 0,870 µS 0,882 mS
Salzgehalt in Pcnt(%) 0,05% 0,05% 0,05% 0,05% 0,05%
Datum 31.12.2012 31.12.2012 31.12.2012 31.12.2012 31.12.2012
Uhrzeit 12.20 Uhr 13.05 Uhr 13.15 Uhr 13.25 Uhr 13.45 Uhr
Koordinaten(Nord) 51,599006 51,601877 51,607423 51,619404 51,6254653
Koordinaten(Ost) 7,937570 7,937655 7,940378 7,937049 7,953328
Wasserqualität klar Klar, flach Klarextrem viel Müll Klar, gestautviel Müll Klar, tiefer
Ort der Probe Zollbaum-brücke Mühlen-Brücke Merschbrückelinks Brücke hinterSchulte Euler Kortemühle
Borwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Arsenwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Nitratwert(mg/L) 25 mg/L 25 mg/L 20 mg/L 20 mg/L 20 mg/L
Phospatwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Sulfatwert(mg/L) 50 mg/L 55 mg/L 50 mg/L 50 mg/L 52 mg/L
Zinkwert (mg/L) <2 mg/L <2 mg/L <2 mg/L <2 mg/L <2 mg/L
Ammoniumwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Eisenwert(mg/L) <5 mg/L <5 mg/L <5 mg/L <5 mg/L <5 mg/L
Kupferwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Nickelwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Kobaltwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L 0 mg/L
Chlorid 107 mg/l 140 mg/l 119 mg/l 128 mg/l 112 mg/l

  

Wasserproben
Messungen SB 11 SB 12
Lufttemperatur(°C) 8,0°C 6,7° C
Wassertemperatur(°C) 8,5°C 7,6° C
pH-Wert 7,98 8,59
Sauerstoffgehalt(mg/L) 10,6 mg/L93,55% 9,65 mg/L83,33 %
Leitfähigkeit(mS/µS) 0,856 mS 0,8275 mS
Salzgehalt in Pcnt(%) 0,04 0,04
Datum 31.12.2012 02.01.2012
Uhrzeit 13.50 Uhr 11.10
Koordinaten(Nord) 51,632018 51,365149
Koordinaten(Ost) 7,932423 7,56269
Wasserqualität Klar, tief Klar, tief
Ort der Probe BauernhofNiermöller 600 m hinter der Merschbrücke
Borwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L
Arsenwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L
Nitratwert(mg/L) 25 mg/L 23 mg/L
Phospatwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L
Sulfatwert(mg/L) 55 mg/L 55 mg/L
Zinkwert (mg/L) <2 mg/L <2 mg/L
Ammoniumwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L
Eisenwert(mg/L) <5 mg/L <5 mg/L
Kupferwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L
Nickelwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L
Kobaltwert(mg/L) 0 mg/L 0 mg/L
Die Güteklassen: Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%A4sserg%C3%BCteklasse

Die fünf Gewässergütestufen des Saprobiensystems werden durch drei Zwischenstufen ergänzt, so dass eine biologische Klassifikation eines Fließgewässers in acht Stufen möglich ist:

Güteklasse I (unbelastet bis sehr gering belastet)

Reines, stets annähernd sauerstoffgesättigtes Wasser, nährstoffarm, geringer Bakteriengehalt. Laichgewässer für Salmonidae. Nur in Quellbächen und anthropogen unbeeinflussten Gebieten. Saprobienindex kleiner 1,5. Sauerstoffsättigung in der Regel 95-105 %, BSB5 ca. 1 mg/l.

Güteklasse I-II (gering belastet)

Geringe organische oder anorganische Nährstoffzufuhr, keine nennenswerte Sauerstoffzehrung. Vielfältige und dichte Besiedlung. In der Regel Oberläufe von Gebirgs- und Mittelgebirgsbächen. Saprobienindex 1,5-1,8, Sauerstoffsättigung in der Regel 85-95 %, BSB5 1,0-2,0 mg/l, Ammonium bis 0,1 mg/l.

Güteklasse II (mäßig belastet)

Mäßige Verunreinigung und noch gute Sauerstoffversorgung. Sehr große Artenvielfalt und Individuendichte: Algen, Schnecken, Kleinkrebse, Insektenlarven, insbesondere große Flächen mit Wasserpflanzen. Ertragreiche Fischgewässer. Mittel- und Unterläufe großer Flüsse und sommerwarme Flachlandbäche. Saprobienindex 1,8-2,3, Sauerstoffgehalt mehr als 6 mg/l, BSB5 2-6 mg/l, Ammonium bis 0,3 mg/l.

Güteklasse II-III (kritisch belastet)

Belastung mit organischen sauerstoffzehrenden Stoffen bewirkt kritischen Zustand. Fischsterben wegen Sauerstoffmangels möglich, Artenrückgang bei Makroorganismen, Massenentwicklungen auch von Algen. Saprobienindex 2,3-2,7, Sauerstoffsättigung zum Teil weniger als 50 %, BSB5 5-10 mg/l, Ammonium bis 1,0 mg/l.

Güteklasse III (stark verschmutzt)

Starke organische sauerstoffzehrende Verschmutzung und dadurch meist niedriger Sauerstoffgehalt. Örtlich Faulschlammablagerungen und Kolonien von fadenförmigen Abwasserbakterien. Populationen von Schwämmen, Egeln, Wimpertierchen und Wasserasseln größer als der Algen. Geringe Fischereierträge, periodisches Fischsterben. Saprobienindex 2,7-3,2, Sauerstoffgehalt zum Teil unter 2 mg/l, BSB5 7-13 mg/l, Ammonium über 0,5 mg/l; kann bis zu mehreren mg/l erreichen.

Güteklasse III-IV (sehr stark verschmutzt)

Weitgehend eingeschränkte Lebensbedingungen durch Verschmutzung und geringen Sauerstoffgehalt; verstärkt durch toxische Stoffe. Zeitweilig totaler Sauerstoffschwund. Trübung durch Abwasserschwebstoffe, Faulschlammablagerungen mit Zuckmückenlarven und Schlammröhrenwürmer. Abwasserpilz bedeckt Gewässergrund, deutlicher Abwassergeruch. Kaum Fischpopulationen. Saprobienindex 3,2-3,5, Sauerstoffgehalt unter 1 mg/l, BSB510-20 mg/l, Ammonium mehrere mg/l, oft auch toxische Stoffe.

Güteklasse IV (übermäßig verschmutzt)

Übermäßige Verschmutzung durch organische sauerstoffzehrende Abwässer, Fäulnisprozesse vorherrschend. Sauerstoff über lange Zeiten nur in sehr niedrigen Konzentrationen oder nicht vorhanden. Besiedlung nur durch Bakterien und Geißeltierchen, zeitweilige biologische Verödung. Abwasserpilz und Schwefelbakterien lassen Gewässer weiß erscheinen. Saprobienindex größer 3,5, Sauerstoffgehalt gegen 0 mg/l, BSB5 mehr als 15 mg/l, Ammonium mehrere mg/l, auch toxische Stoffe

Ein Beispiel zur Bachverunreinigung durch Brennereiabwasser: Quelle:                                                          Dr. König, J., Die Verunreinigung der Gewässer deren schädliche Folgen sowie die Reinigung von Trink- und Schmutzwasser, Erster Band, Berlin 1899, S. 211.
Art des Wassers Abwasser der Fabrik Uffelbachwasser vor Aufnahme Nach Aufnahme des Brennereiwassers
Organische Schwebstoffe mg 252,3 0 33,4
Unorganische Schwebstoffe mg 223,9 0 33,2
Org. gelöste Stoffe mg 393,4 59,5 89,5
Unorganische gelöste Stoffe mg 420,6 291,6 300,5
Zur Oxydation erforderlicher Sauerstoff in alk. Lösung mg 176,5 3,7 26,2
Zur Oxidation erforderlicher Sauerstoff in saurer Lösung mg 185,3 3,7 26,2
Stickstoff mg 36,3 3,6 9,9
Phosphorsäure mg 17,4 0 3,5
Schwefelsäure mg 58,7 42,2 44,9
Kalk mg 170,4 146,7 158,6
Kali mg 37,3 5,0 11,9
Keime von Mikrophyten in cm 1266170 2453 334560

 

Bohrkerne
  Kern 1Koordinaten:51,597682 N

7,936411 O

Kern 2Koordinaten: 51,597336°N, 7,935955 °O Kern 3Koordinaten:51,597553°N, 7,936384 °O

 

Schicht 1 : 0- 23.5 cm- grau- braun- Wurzeln

– überwiegend Sandkörner ( Quarzsand)

– einheitliche Korngröße

– Feinsand

– stark gerundet

:0 – 12 cm- Quarzsand- hell, einheitlich,  leicht gerundet

– grau braun

– wenige Muschelbruchstücke bis 2 mm

– fest

0 – 15 cm- Quarzsand- hell, einheitlich,  leicht gerundet

– grau braun, sehr fest

– wenige Muschelbruchstücke bis 2 mm im unteren Bereich

– im unteren Bereich heller und weniger fest

Schicht 2 23.5- 30 cm- hellbraun- überwiegend Quarzsand

– einheitlich Feinsand

– stark gerundet

– manche Sandkörner ockergelb

12 – 18 cm- hell grau- einzelne Schnecken bis 1,2 cm Größe

– einzelne Kohlestücke

– wenige Schnecken- und Muschelbruchstücke sowie Kalksteinbrocken          bis 3 mm

– Feinsand

– Quarzsand

– hell, einheitlich, leicht gerundet

– fest

15 – 18 cm- hell braun, weniger fest- Schnecken- und Muschelbruchstücke sowie Kalksteinbrocken bis 3 mm

– Feinsand

– Quarzsand

– hell, einheitlich, leicht gerundet

– Stück roter Lack/Emaille, Draht

– stark eisenhaltige Partikel

Schicht 3 30- 36 cm- weiße Muschelbruchstücke bis 3 mm- weiße Steine( Kalkstein) ca. 3mm Durchmesser

– rostrote Steine( stark eisenhaltig)

– schwarze, glänzende Partikelchen od. Teilchen

– Feinsand

– schwarze Teilchen( stark eisenhaltig)

– Schnecke

– Holzstücke

– Muscheln am Boden der Schicht

– überwiegend grobe Bestandteile

– grüne Partikel

– Zahn

18 – 23 cm- Holzstücke- Kohle

– Wurzeln

– locker

– dunkel grau

– wenig Muschel- und Schneckenbruchstücke

– Einheitlicher, leicht gerundeter, heller Quarzsand

18 – 24 cm- braun, fest- Wurzeln

– Feinsand aus Quarz, hell, einheitlich,  leicht gerundet

Schicht 4 36- 37,5 cm- überwiegend feiner Sand- hell braun

 

23 – 32,5 cm- fest, graubraun- wenig Muschelbruchstücke

– Einheitlicher, leicht gerundeter, heller Quarzsand

: 24 – 30 cm- hellbraun, fest- Muschelbruchstücke vor allem in feinen Schichten im unteren          Teil

– Feinsand aus Quarz, hell, einheitlich,  leicht gerundet

Schicht 5 : 37,5- 41 cm- dunkelgrau- Baumwurzeln

–  wenige Muschelbruchstücke bis zu 1cm groß.

– schwarze Partikel

– feiner Quarzsand

– einheitliche, eckige, helle Quarzkörner

– wenige Schnecken

– viele Holzstücke

32,5 – 43 cm- locker- sehr viele weiße Schnecken-, Kalkstein- und Muschelbruchstücke

– Holz

– viel Kohle

– Einheitlicher, leicht gerundeter, heller Quarzsand

– Grüne Partikel (evtl. Lack/Emaille), Kunststoff

 
Schicht 6 41-48 cm- hellgrau- Wurzeln

– stark eisenhaltige, orangefarbige Konkretionen

– Feinsand

– helle, einheitliche, leicht gerundete Quarzkörner

: 43 – 47 cm- dunkelbraun, fest- Einheitlicher, leicht gerundeter, heller Quarzsand

– einige Holzstückchen

 
Schicht 7 48-52,5 cm- viele Muscheln und Muschelbruchstüke- viele Schnecken

– Kohlestücke

– insgesamt grobkörnig und locker

– rote eisenhaltige Partikel

47 – 51,5 cm- überwiegend weiße Kalksteinstückchen, Muscheln und Schneckenbruchstücke bis 3 mm Größe- locker

– einige schwarze Körnchen (Schlacke?) und Kohle

– Einheitlicher, leicht gerundeter, heller Quarzsand

 
Schicht 8 52,5- 55,5 cm- oberstes wie 7. Schicht aber in Feinsand “eingebacken”- Baumwurzeln

– wenige Muschelbruchstücke

– Kohlestücke

– helle, einheitliche, leicht gerundete Quarzkörner

: 51,5 – 54 cm- fest- hellbraun

– Einheitlicher, leicht gerundeter, heller Quarzsand

 
Schicht 9 : 55,5- 60 cm- Feinsandig- locker

– orange

– Muscheln

– Muschelbruchstücke

– Dichtungsring

– weiße, rote Steinchen

– stark gerundete Quarzkörner

-zwei hauptsächliche Korngrößen

54 – 56 cm- locker, orange- viele ockerfarbene Partikel

– grobe leicht gerundete Quarzkörner

– Holzstücke

– weiße Kalksteinstückchen

 
Schicht 10 60- 80 cmWie 5. und 6. Schicht 56 – 68,5 cm- fest- hellbraun

– Einheitlicher, leicht gerundeter, heller Quarzsand

– Wenige Holzstücke

– orange Beläge

 

 

 

Kern 4Koordinaten: 51,597256°N, 7,935869°O Kern 5Koordinaten51,6254653 N

7,953328 O

Kern 6Koordinaten51,607423 N

7,940378 O

Schicht 1 0 – 13 cm- grau braun- fest

Nach unten  zunehmend locker

Immer mehr Bis 3mm große Kalkstein und Muschelbruchstücke

Schnecken

Einheitlicher, heller, feiner , leicht gerundeter Quarzsand

0 – 18,5 cm- Stück Kunststoff- braun, festeinheitlich, leicht gerundet, hell Quarzsand

– nach unten einzelne Schnecken

– Knopf

– Kabelteil

– eisenhaltige Partikel

0 – 32,5 cm- dunkelbraun, locker- viele Wurzeln, keine Schnecken- / Muschelbruchstücke

– Quarzkörner feinkörnig, einheitlich, leicht gerundet

Schicht 2 13 – 24 cm- hell braunFest

Kaum Muscheln

Quarzsand wie oben

 

3. Schicht: 24 – 32 cm

– wie erste Schicht

18,5 – 19 cm- hell, locker- Quarzsand wie 1

– viele eisenhaltige Partikel

32,5 – 38,5 cm- wie 1. Schicht, fest- wenige orangene eisenhaltige Klumpen bis 2 cm Durchmesser  und Kohlestückchen

– nach unten hin zunehmend tonhaltig

 

Schicht 3 24 – 32 cm- wie erste Schicht 19 – 27,5 cm- wie erste Schicht- nach unten mehr Schnecken- und Muschelbruchstücke bis 2 mm 38,5 – 53 cm- hellgrau, fest mit orangenen eisenhaltigen Klumpen- kalkhaltig, viel Ton, , also Mergel

– keine Muscheln oder Schnecken

Schicht 4 32 – 39 cm- locker- überwiegend Kalkstein stücke,. Muscheln und Schnecken(Bruchstücke) bis 5 mm

– Kohle

– schwarze und eisenhaltige Partikel

Quarzsand wie erste

27,5 – 32 cm- hell braun, locker- grobkörnig

– viele Schnecken- Muschelbruchstücke bis 2mm

Schicht 5 39 – 49 cm- wie dritte nur unterer Teil viel Holz : 32 – 34 cm- wie erste
Schicht 6 49 – 70 cm- wie fünfte- orangene Ablagerungen

– wenig Muscheln

: 34 – 36 cm- hell orange- grobe gelbe Quarzkörner, kaum gerundet
Schicht 7 : 36 – 42 cm- wie erste- viel Eisen

– nach unten Kalksteinklumpen

– Muschel und Schneckenbruchstücke bis 2mm

Schicht 8 : 42 – 49 cm- orange- grobe Klumpen mit eisenhaltigen Partkeln

– Kalksteinklumpen

.- Steine bis 1.5 cm

– Muscheln Schnecken

Schicht 9 49- 61 cm- hell grau- unterschiedlich

– mehr weniger sandig

– sonst wie erste

 

 

 

 

 

 

 

3. Neuzeit (1850-1980)

3.1 Berichte zur verschmutzten Vergangenheit

In einem Bericht aus dem Jahre 1899 hieß es bereits:

Als Beispiel  einer Bachverunreinigung durch Brennereiabwasser mag aufgeführt werden, dass der Uffelbach bei Werl, der im Durchschnitt dreimal mehr Wasser führt, als das betreffende Abwasser, durch das Abwasser einer großen Brennerei im Mittel von 5 Probeentnahmen folgende Veränderung erlitt. „11

Der Uffelbach führt in den Salzbach und dadurch kommen auch die in der Tabelle genannten Verunreinigungen in den Salzbach. ,,Stickstoff“ würde man heute wohl als Nitrat und Ammonium bezeichnen und statt „Phosphorsäure“ Phosphat sagen. Diese Substanzen und die gelösten und ungelösten Stoffe sind Nährstoff für Algen, Bakterien und Pilze. So eine Überdüngung führt dazu, dass im Bach Sauerstoff fehlt. Dieses wurde auch damals schon gemessen. Unter dem Sauerstoffmangel leiden dann Fische und andere Tiere und können in diesem Bach nicht mehr leben. Dann erfährt man aus dem Jahr 1932:

Der Salzbach war in dieser [Zeit] nicht sauber. In den Bach würden die gesamten Abwässer der Stadt Werl, mehrerer landwirtschaftlicher Betriebe und einer Hefefabrik, die aus einer Brennerei entstand, eingeleitet. Er wird als polysaprob bezeichnet. ”12

  • Die Sache mit der Brennerei…da brennt es ökologisch

Die Hefefabrik Wulf13 (siehe Abbildung 4) gehörte um 1900 herum zu den führenden Industriestandorten im Werler Großraum, die ab 1909 als „F. Wulf A.G.“ geführt wurde. Die Firma hatte ihren festen Platz im Industriebild Werls bis in die siebziger Jahre des dfg20. Jahrhunderts hinein. Was ist nun so interessant an dieser Fabrik? Sie ging zunächst einmal aus einer Brennerei hervor und lag direkt am Uffelbach, einem Zufluss des Salzbaches. Schon 1899 konnte Dr. König in seiner durch Albert von Sachsen preisgekrönten Arbeit zur Verunreinigung von Gewässern aufzeigen, dass Brennereiabwässer erheblich zu Bachverunreinigungen führten, und als Beleg nahm er die Brennerei am Uffelbach, aus der dann später die vorgenannte Wulf A.G. wurde. Zunächst einmal ist aus dieser Arbeit herauszulesen, dass die Ökologie kein junges Kind der Ökonomie ist. Desweiteren sollen nun aber auch in einer Graphik die Auswirkungen des Brennereiabwassers auf die Wasserqualität pro Liter Uffelbachwasser veranschaulicht werden für die oben erwähnte Bachverunreinigung aus dem Jahre 1899 vor und nach Aufnahme des Abwassers durch den Uffelbach:

sssssEine deutliche Zunahme der Belastung des Uffelbaches zeigte sich in den Proben durch die Anzahl der Mikrophyten, die im Mittel von 2453 auf 334.560 pro ccm Uffelbachwasser anstiegen. Unabhängig von der Messgenauigkeit oder der Nichtberücksichtigung der konstanten Abwassermengenzufuhr in den Uffelbach bei den Probenahmen, veranschaulichen diese Werte eine Verschmutzung des Salzbaches über den Uffelbach als Zufluss.

Interessanterweise kamen um 1900 schon Maßnahmen zum Zuge ( z. B. Berieselung ), um die Konzentration der gelösten Stoffe im eigentlich gehaltreichen Abwasser ( denkbar als Futterbeigabe für Tiere ) zu verringern…ökologische Gesichtspunkte in der Wilhelminischen Ära.14

zioDie regelmäßige Verschmutzung des Salzbaches war bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts zu beobachten…und das Brennereiwasser war dabei nicht allein ursächlich. Zahlreiche Zeitungsartikel verdeutlichten die Belastung des Baches auch in der Regionalpresse, wobei stellvertretend ein Artikel aus der Westfalenpost vom 18. April 1981 auch die offenbar jahrzehntelange Hauptquelle der Verunreinigung in der fehlenden Anschlusskanalisation sah. Die Sache mit dem Schaum gehört allerdings nicht der Vergangenheit an. Der gleiche Landwirt, der in der vorangegangenen Westfalenpost zur Sprache gekommen war, wusste in einem Interview kurz vor Einsendeschluss zum Bundesumweltwettbewerb von kleinen Schaumkronen regelmäßig freitags auf Höhe von Hofflerke im Uffelbach zu berichten. 000000000[Anmerkung: Der in der Westfalenpost genannte Werner Lückmann heißt Wilhelm Lückmann. Es handelte sich im Zeitungsartikel um einen Druckfehler.] Ich konnte noch nicht ermitteln, ob die Schaumkronen in Verbindung mit der untenstehenden Aussage von Landwirt Vickermann stehen oder trotz zunehmender Anschlusskanalisation seit Mitte der achtziger Jahre aufgewirbelte Tenside o. ä. für fortgesetzte Verschmutzungen verantwortlich sind…damit hätte dann der Westfalenpostartikel seine Aktualität nicht verloren.

Nach dem Saprobiensystem wird die Belastung eines Fließgewässers nach den biologisch abbaubaren Stoffen bezeichnet. Polysaprob entspricht der Gewässergüte IV, übermäßig verschmutzt. Der Sauerstoffgehalt liegt häufig bei null, Fäulnisprozesse treten auf. Polysaprobe Gewässer sind oft verödet. Laut Aussagen von mehreren Scheidinger Bürgern war auf dem Salzbach ab 1956 häufig ein  1 m – 1,20 m hoher Schaum, der weiß aussah, von fester Konsistenz war und bei Sonnenschein bläulich leuchtete. Außerdem roch es oft nach faulen Eiern.

Freitags nach 18.00 Uhr und Samstag vormittags kam regelmäßig eine braun–schwarze Brühe, der Bach wuchs um 30 cm – 40 cm an. Es dauerte ½ bis 1 Tag bis die Brühe abgeflossen war, am Ufer setzte sie sich fest und blieb das ganze Jahr erhalten. In der Mühle in Scheidingen hatte man zu dieser Zeit sehr viele tote Fische und Schnecken im Rechen, Großmuscheln wurden dabei nie gesehen. Nach kurzer Zeit waren im Salzbach keine Fische, weder Schnecken noch Kröten gesehen.

Bernd Vickermann, ein ortsansässiger Landwirt am Salzbachufer, gab diese Aussage klar und unmissverständlich. Außerdem befand sich zwischen 1920 und 2006 am Uffelbach ein Gelände, auf dem metallverarbeitende Betriebe, im 2. Weltkrieg Rüstungsproduktion und später Panzerwerkstätten angesiedelt waren. Dieses Gebiet war mit Schwermetallen und anderen Giften verseucht, es hat auch das Grundwasser vergiftet und sicherlich auch den Salzbach belastet.15

3.2 Bohrkerne

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Bisher hatte ich nur aus Büchern, Internet oder von Zeitzeugen Informationen über die Wasserqualität erhalten. Um Beweise aus der Vergangenheit zu bekommen, entschied ich mich – wie bei Bohrkernen in der Antarktis – in einem Altarm des Salzbachs in Scheidingen vier Rohre in den Boden zu schlagen, sie wieder herauszuziehen und den Inhalt zu untersuchen. Dieser Altarm hat seit der Bachbegradigung im Jahr 1984 kein Wasser mehr. Deshalb müssen die Sedimente dort mehr als 30 Jahre alt sein und können mir Informationen aus früheren Zeiten geben. Es gibt auch noch einen Altarm bei Kortemühle, dort habe ich auch einen Bohrkern gezogen und zusätzlich noch einen Bohrkern in der Mersch am Ufer des Salzbaches. Alle vier Bohrkerne aus dem Altarm enthalten überwiegend festen, feinen, graubraunen Sandboden. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass er aus hellen, einheitlichen, leicht gerundeten Quarzkörnern besteht. Man erkennt unterschiedliche Schichten, die zum Teil viele Muscheln und Schnecken und ihre Bruchstücke enthalten.

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Bild9     Bild10

Außerdem enthalten diese Schichten schwarze Partikel, die beim Verbrennen nach Kunststoff riechen, und Splitter von Lack oder Emaille. Das sind eindeutig künstliche Verschmutzungen.

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qqq  iiiii

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Man findet auch viele weiße Kalksteinbröckchen mit einem Durchmesser bis zu einem halben Zentimeter, die man daran erkennen kann, dass sie in Salzsäure sprudeln.  Es gibt viele  Kohlestückchen und eisenhaltige Klümpchen, die man mit einem Test auf „Berliner Blau“ nachweisen kann. Solche Teilchen können natürlichen Ursprungs sein, aber weil sie in den heutigen Bachsedimenten nicht mehr auftauchen, gehe ich davon aus, dass es Industrieabfälle sind.

Die Ergebnisse der Bohrkerne aus der Mersch und aus dem Altarm bei Kortemühle brachten die gleichen Ergebnisse. Aus den alten Berichten erfährt man, dass der Salzbach mindestens 80 Jahre lang stark belastet war. In manchen Zeiten war er bestimmt ökologisch tot, weil er überdüngt wurde und viele verschiedene Gifte in ihn hinein gelangten. Mehrere Schichten mit Muscheln und Schnecken zeigen aber, dass der Bach nicht die ganze Zeit in so schlechtem Zustand gewesen sein kann, denn diese Tiere brauchen sauberes Wasser. Sie haben sich wahrscheinlich in guten Zeiten vermehrt und sind dann massenweise gestorben, als die Wasserqualität schlechter wurde. Wenn sich der Bach erholt hatte, konnten wieder Muscheln und Schnecken einwandern und sich vermehren, bis das Wasser wieder schlechter wurde u.s.w. So lassen sich die Schichten erklären, in denen viele gleichgroße Muschel- und Schneckenschalen zu finden sind.

3.3 Die Salzwasserquelle

Als ich im Internet und in Büchern nach einer frühen Beschreibung des Salzbaches suchte, fand ich eine interessante Information:Salzbach 364

Dann ist da noch der Salzbach zu erwähnen. Das Wasser desselben ist zwar gegenwärtig nicht reicher an Kochsalz als alle übrigen Gewässer jenes Landstriches. In der Gemeinde Scheidingen (nordöstlich von Werl) ist auf der Wiese „am Werler Baum“ eine Stelle, an welcher, wie mir von gut unterrichteter Stelle erzählt wurde, in jedem Frühjahr Salzwasser entspringen soll, welches einen stark ockrigen Absatz bilde und den Graswuchs verderbe. Im Herbste zeigten sich die dortigen Gewässer nicht salzhaltig. Diesen ockrigen Absatz durch Niederschlag von Eisenoxydhydrat beim Entweichen der Kohlensäure, die das Eisen in dem Wasser gelöst hielt, bilden die Quellen in Werl ganz allgemein. „16

Beim Durchlaufen des Salzbaches hatte ich eine ähnliche Stelle gesehen. Nun wollte ich sie weiter untersuchen. Die Stelle befindet sich 8.50 m neben dem alten Salzbachlauf. Der ockerige Absatz ist ca. 1.70 m hoch und ca. 2.50 m breit zu erkennen, es zieht sich von der Sole des Salzbaches bis direkt 15 cm oben am Ufer unter die Grasnarbe. Eine Wiese war damals laut Beschreibungen auch dort. Bei genauerem Hinsehen im Bachbett konnte ich sehen, wie Wasser unter gelblichen und rostigen Steinen aus dem Boden drückte. Die Quelle existiert immer noch, nur liegt sie heute mitten im Salzbach, da der Bach vor Jahren begradigt wurde. Ob es die genau die oben genannte Stelle ist, kann ich mit Gewissheit nicht behaupten, aber die Fakten sprechen schon dafür.

Bilder zur Salzbachquelle

Bild33

     Bild36                      Bild35Bild34

Jeder, ob beteiligt oder nicht, hat immer seinen Vorteil von einer Umwelt, die einen Ausgleich mit den Menschen vor Ort finden kann oder zumindest einen Blick dafür öffnen sollte. Wer soll denn auch mit Muscheln, Fischen oder ganz geringen Schadstoffen im Wasser ein Problem haben? Die Maßnahmen zur Schaffung (mögliche Ausschreibung von Naturschutzgebieten am Salzbach) und zum Erhalt ( vereinzelte Steinschüttungen für die Muscheln oder Zuflusskontrollen der Nebenflüsse) einer vernünftigen Salzbachökologie können von allen Beteiligten konstruktiv formuliert und umgesetzt werden.  Wenn ich mit meinem Projekt auf diesem Gebiet eine Anregung leisten konnte, dann will ich zufrieden sein.17

                                                                       Fortsetzung folgt…

2. Zustandsbeschreibung 2012

2.1 Öffentlicher Tenor, Ufer und Gewässersohle

Die Bezirksregierung Arnsberg stuft aktuell den Salzbach in die Gewässergüte II – III ein . Er gilt damit als kritisch belastet.8

Die Ufer des Salzbachs sind über weite Strecken mit Steinen befestigt. Nur zwischen der Kortemühle und der Mündung in die Ahse bestehen die Ufer aus steilen Lehmwänden. Das Ufer ist mit Bäumen, Sträuchern und Gras bewachsen. Die Sohle des Baches ist nahe der Quelle des Salzbaches und der Mündung in die Ahse zwischen ca. 0,5 m und 5m breit. Je nach Gefälle des Baches ist sie mit Kies, Sand oder Schlamm bedeckt. Die Wassertiefe von der Quelle bis zur Mündung in die Ahse  variiert bei normalem Wasserstand zwischen 20 cm und 2 m.

2.2 Muscheln…Beschreibung, Bezeichnungen und Fundorte

Nachdem ich eine tote Muschel am Ufer des Salzbaches gefunden hatte, ging es los, den Bach nach Muscheln abzusuchen, ich fing am Altarm in Scheidingen an und ging in Richtung Quelle. Auf den ersten 100 m reichten Gummistiefel, doch dann musste eine Anglerhose her, die Muscheln lassen sich fast nur erkennen, wenn man im Bach direkt über ihnen steht, weil sie meistens halb im Untergrund eingegraben sind. In dieser Stellung filtern sie Nahrung aus dem Wasser. Ich fand immer mehr tote Muscheln und Muschelschalen, doch nach 250 m entdeckte ich die erste lebende Bachmuschel von ca. 6 cm Größe. Je näher ich der Mündung des Mühlenbaches kam, desto mehr lebende und tote Muscheln fand ich. Die größte Muschelschale war 14 cm groß. Ich hatte mittlerweile 5 Stellen mit ein oder mehreren Muscheln gefunden, als ich die Mühlenbachmündung erreichte. Weiter Richtung Werl, bis zur Quelle, blieb die Suche erfolglos. Für mich war klar, die Muscheln kommen aus dem Mühlenbach, aus Neugier suchte ich den Mühlenbach ebenfalls ab, auch dort waren viele Muscheln zu finden. Als der Uffelbach in den Mühlenbach mündete, gab es keine weiteren Funde mehr, also durchstreifte ich noch den Uffelbach und fand eine Muschelbank mit ca. 10 großen lebenden Muscheln in der Größe von 6 cm – 17 cm. Es handelte sich um Teich – und Malermuscheln. Nun ging es von der Kläranlage in Scheidingen Richtung Altarm, ich fand auf einer Länge von 700 m viele Schalen und vier lebende Bachmuscheln, darunter eine junge Muschel, die nur ca. 2 cm groß war. Von der Mersch bis zur Kläranlage konnte ich nur mehrere tote Muscheln finden, teilweise war der Bach für mich zu tief, ich konnte ihn nicht genau absuchen. Vor Kortemühle gab es noch einen Lebendfund, bis zu Ahse habe ich dann keine weiteren Großmuscheln gefunden. Der Bach war zum größten Teil nicht mehr begehbar, da er über 2 m tief war, ich konnte nicht einmal zum Ufer hinunter klettern, da die Uferböschung steil ( 2 m – 2.50 m) abfiel. Insgesamt habe ich 8 weit auseinander liegende Stellen mit Bachmuscheln gefunden und mehrere Stellen mit Teich, Maler – und Flussmuscheln. Zusätzlich noch 2 Stellen mit Bachmuscheln und viele Stellen mit anderen Muscheln im Mühlenbach. Anhand von Bildern im Internet konnte ich die Muscheln nicht eindeutig zuordnen, also rief ich Frau Dr. Förster im Landesinstitut für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW an. Sie war sehr interessiert an meinen Funden und identifizierte die Muscheln. Mitarbeiter des Landesinstitutes waren überrascht, da der Salzbach der am längsten und am meisten verschmutzte Bach im Bezirk war. Außer den Muscheln und Schnecken entdeckte ich noch viele Fische und auch Bisamratten.

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Teich- und Malermuscheln

 

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Tote Teichmuschel 14 cm
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Teich- und Bachmuschel
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Teichmuschel

 

Lateinischer Name Deutscher Name Gewässergüte Rote Liste NRW
Unio pictorum Malermuschel II Gefährdet
Anodonta cygnea Große Teichmuschel / Schwanenmuschel II Stark gefährdet
Unio crassus Bachmuschel I -II Vom Aussterben bedroht
Anodonta anatina Gemeine Teichmuschel II Vorwarnliste
Unio tumidus Große Flussmuschel I – II Gefährdet
Pisidium pulchellum Erbsenmuschel II Keine Angaben
Sphaerium rivicola Fluss- Kugelmuschel II Gefährdet

 

GPS-Daten
Muschelarten Salzbach Nord Ost
Teichmuscheln / Malermuschel 51,603781 7,936767
Bachmuschel / Teichmuschel 51,603623 7,937020
Teichmuschel 51,603360 7,937057
Teichmuschel / Flussmuschel 51,603194 7,937080
Teichmuschel / Malermuschel 51,603119 7,937271
Bachmuschel / Teichmuscheln 51,596379 7,935649
Bachmuschel 51,594945 7,935836
Bachmuschel / Teichmuschel 51,591432 7,938591
Bachmuschel / Teichmuschel 51,591373 7,928445
Bachmuschel 51,595653 7,935753
Bachmuschel Teichmuschel 51,595670 7,936262

2.3 Sediment-und Wasserproben

Bild18Sedimente sind Ablagerungen im Boden. In diesen Ablagerungen wollte ich nachsehen, welche Muscheln und Schnecken im Salzbach vorhanden sind. Ich wählte drei Stellen aus, vorm alten Lauf in Scheidingen, vor der Kläranlage in Scheidingen und bei der Kortemühle. Ich entnahm jeweils zwei Kilogramm Proben vom Boden des Baches. Die Proben bestanden aus Erde , Sand und Kies. Ich trocknete die Masse und untersuchte sie auf Muscheln, Schnecken und was ich sonst noch finden konnte.

4Kugelmuschel           1,2cm 11Tellerschnecke           0,3cm
8  Bachflohkrebs        0,6cm 1Kugelmuschel         0,8cm
Bild19Strudelwurm              1,4cm eeKugelmuschel            0,5cm
Muscheln und Schnecken in den Proben
Lateinischer Name Deutscher Name Gewässergüte-klasse Rote Liste NRW
Ancylus fluviatilis Flussnapfschnecke II Keine Gefährdung
Planorbarius corneus Posthornschnecke II Keine Angaben
Planorbidae Tellerschnecke II Keine Gefährdung
Anisus vorticulus Zierliche Tellerschnecke II – III Vom Aussterben bedroht
Gammarus fossarum Bachflohkrebs II Keine Gefährdung

Dann untersuchte ich auf die gleiche Art einen Bohrkern.  Beim Vergleich stellte  ich fest, alle Kleinmuscheln-  und Schneckenarten waren auch im Bohrkern enthalten.

Bild21Ich habe 12 Wasserproben entnommen und die Daten ausgewertet. Die Tabelle ist im Anhang zu finden. Zunächst aber noch einige Erläuterungen zur Klarheit:

PH Wert

Mit dem pHWert wird der Säuregehalt von Flüssigkeiten angegeben. Er ist der wichtigste Wert um die Qualität des Wassers zu bestimmen.

Sauerstoffgehalt

Die meisten Lebewesen im Wasser benötigen Sauerstoff, der Sauerstoffgehalt ist temperaturabhängig. Durch die  prozentuale Sauerstoffsättigung des Wassers kann die Güteklasse bestimmt werden. Man nimmt eine Probe, misst die Werte, stellt dann das Wasser in einer geschlossenen Flasche im Dunkeln bei 20 Grad fünf Tage lang hin. Nun misst man erneut. Durch den mg/l Wert kann nun die Güteklasse bestimmt werden.

 Leitfähigkeit

Mit der Leitfähigkeit kann die Menge des Salzgehaltes bestimmt werden.

Nitrat

Nitrat  ist eine wertvolle Sauerstoffquelle im Wasser. Bei zu viel Nitrat im Wasser droht Fischsterben und Algenwachstum.

Phosphat

Phosphate sind die Hauptnährstoffe der Algen. Der Grenzwert für Phosphat liegt bei 0,03 mg/l.

Ein geringer Anstieg kann schon übermäßiges Algenwachstum mit sich bringen.

Ammonium

Ammonium kann durch Düngemittel und auch durch Oberflächenwasser in das Gewässer kommen.

Chlorid

In der Werler Region gibt es durch geologische Tatsachen (s.o.) erhöhte Chlorid-Gehalte in Quellen und Bächen. Über Streusalz oder Industrieabwässer kann zusätzlich Chlorid in das Wasser kommen, bei hoher Chlorid-Belastung können nur noch Salzwasserarten leben. Das Wasser des Salzbaches ist bei normalem Wasserstand fast überall klar. Nur in der Mersch hinter Scheidingen ist es trüb. Dort ist auch die einzige Stelle, wo viel Müll (Blumentöpfe, Papier, Flaschen, Autostoßstangen…) zu finden ist. Das Wasser hat überall einen leichten Geruch. Die Messwerte, die ich mit chemischen Schnelltests und dem Kombi-Messgerät PCE-PHD 1 ermittelt habe, sind in der Tabelle im Anhang aufgelistet. Die Konzentrationen der Schwermetalle Eisen, Kupfer, Nickel, Kobalt und Zink sowie auch von Arsen lagen unterhalb der Nachweisgrenze, also weniger als 5 mg/l.

Der pH-Wert liegt zwischen 7,6 und 8,6, damit entspricht es den Werten der Trinkwasserverordnung. Das gleiche gilt für die im Winter gemessene Wassertemperatur zwischen 7,4°C und 10°C. Die Chlorid Werte lagen zwischen 54,5 mg/l und 140 mg/l, dieses sind normale Werte. Der Salzgehalt im Süßwasser ist unter 1%, der Gehalt im Salzbach beträgt 0,05 %. Die Sauerstoffsättigung des Wassers liegt zwischen 83,33 % und 97,28 %, nur an der Quelle habe ich 67,41 %  gemessen. Um Gewässergüteklasse I – II zu erreichen, benötigt man 85 % – 95 %, diese Werte waren bei 7 Proben vorhanden.9 Erstaunlich war, dass bei 3 Proben die Gewässergüte I erreicht wurde, Voraussetzung dafür ist eine  95  bis 105 prozentige Sauerstoffsättigung. Nur hinter der Merschbrücke war das Wasser nicht sauber, es roch nicht gut, sah trüb aus, viel Müll schwamm herum und es zeigte bei den Messungen die schlechtesten Werte von Gewässergüteklasse II. Nach fünf Tagen habe ich erneut den Sauerstoffgehalt und Ammoniumwert gemessen, dabei habe ich festgestellt, dass die BSB5 Werte an fünf Stellen des Salzbaches für die Güteklasse I sprechen und an sieben Stellen für die Güteklasse I – II.10

Ammo-nium Sauer-stoff mg/l Sauerstoff  nach 5 Tagen mg/l BSB mg/l Güteklasse
SB 01 0 7,3 6,32 0,98 I
SB 02 0 10,7 8,77 1,93 I – II
SB 03 0 10,2 8,96 1,24 I – II
SB 04 0 10,6 9,62 0,98 I
SB 05 0 11,2 9,39 1,81 I – II
SB 06 0 10,5 9,67 0,83 I
SB 07 0 11,1 9,74 1,36 I – II
SB 08 0 10,8 9,44 1,36 I – II
SB 09 0 10,7 10,25 0,45 I
SB 10 0 10,8 9,56 1,24 I – II
SB 11 0 10,6 10,15 0,45 I
SB 12 0 9,65 8,35 1,30 I – II

 

Trink-wasser-verordnung Arsen Nickel Nitrat Sulfat PH – Wert Phosphat Amonnium Chlorid
Trink-wasser 0.01 mg/l 0.02 mg/l 50 mg/l 240 mg/l 6,5 – 9,5 6,95 mg/l 0,5 mg/l 250 mg/l
SalzbachHöchster Wert 0mg / l 0mg/l 40 mg/l 90 mg/l 8,3 0mg/l 0,5mg/l 0mg/l

Das Bohrloch, welches heute noch eine Saline versorgt, ist 13 m tief. Der Werler Salinenverein ermöglichte es mir, eine Wasserprobe aus dem Bohrloch zu nehmen. Ich wollte feststellen, wie viel Chlorid das Wasser der Quelle heute noch enthält. Die Werte liegen aktuell bei 1,5 % Natriumchlorid (26.02.13). Dies ist relativ niedrig und hat damit zu tun, dass durch die hohen Niederschläge im vergangenen Dezember/Januar/Februar wie oben erwähnt Verdünnungseffekte resultieren. Frühere Messungen zeigten Gehaltsschwankungen zwischen eben 1,5 bis 6 %. Über Photometrie mit Küvettentests der Firma Hach-Lange Düsseldorf/Berlin ergab sich für die 1/10 verdünnte Sole ein Gehalt von 917 mg/L. Also ist der Chlorid-Gehalt 9170 mg/L. Über die molaren Massen von Chlorid und Natriumchlorid kommt man zum Kochsalzgehalt:

9170 mg/L x 58,5 g/mol   = 15111 mg/L NaCl          entspricht 1,5 %

35,5 g/mol

01 02
1:10 Verdünnung 1:10 Verdünnung

Fortsetzung folgt…

1. Der Salzbach

 1.1 Kurzporträt zum Salzbach

Die Quelle des Salzbaches liegt im Kurpark in Werl ungefähr 90 m über NN, von hier führt sein Weg am Stadtrand durch das Industriegebiet „Auf dem Kreiter“ und dann durch Wiesen und Felder, wo er die Grenze zum Dorf Sönnern bildet und der Sönnerbach zufließt. Nun geht es an der Mülldeponie und an der Werler Kläranlage vorbei durch ein Naturschutzgebiet und nach der Mündung des Mühlenbachs in Flerke in Richtung Scheidingen, wo sich wieder eine Kläranlage am Salzbach befindet. Der Bach fließt danach an Welver vorbei, hat den Bewerbach als Zufluss und mündet in der Gemeinde Dinker bei ca. 65 m über NN nach ca. 13 km Fließstrecke in die Ahse, einen Zufluss der Lippe. Der Salzbach wurde in den Jahren 1982 – 1984 ausgebaut, die Ufer wurden teilweise mit Steinen befestigt, er wurde begradigt und ca 1,20 m tiefer gelegt. Dadurch wollte man Hochwasser vermeiden. Der Feldbach, der Mühlenbach, der Hundsbach, der Landwehrbach, der Sönnernbach, die Lorva, die Reeke, die Rossbierke und der Bewerbach bilden die Zuflüsse zum Salzbach.

Karte Salzbachverlauf (umrandet) Der Salzbach in seinem Bett
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 In Werl fängt die Geschichte des Salzbaches an. Hier kam es an einer wasserundurchlässigen, geologischen Bruchspalte zum Austritt salzhaltiger Quellen, die sich im Salzbach sammelten und wahrscheinlich schon ab der Steinzeit zur Salzgewinnung genutzt wurden. Die Abbildung 2 veranschaulicht das Grundwasserfließmodell. Im Jahr 695 n. Chr. eroberten die sächsischen Teilstämme Westfalen und Engern die Brukterergau und teilten das Land unter sich auf. Der Westen kam zu Westfalen und die Osthälfte zu Engern. Als Grenze bestimmte man den Verlauf des Salzbaches (siehe Abbildung 1).1 fff1588 breitete sich jenseits des Salzbaches unter dem Einfluss der Stadt Soest die Lehre Luthers aus, das war ein weiterer Grund, den Salzbach neben der politischen auch zur konfessionellen Grenze werden zu lassen. Im Kurpark hat der Salzbach später ein Rad angetrieben, welches Pumpen in Bewegung setzte, um die Sole in das Gradierhaus zu bringen. Bei trockenem Wetter hatte der Salzbach zu wenig Wasser, dann mussten Menschen die Pumpen bedienen.2

In der Abbildung wird anschaulich das Flair jener Tage mit Solbad und Gradierwerke noch einmal verdeutlicht.3

hztFür die Brunnen in Werl galt folgendes:

,, 7 10/15 bei voller Solen – Menge, nimmt jedoch wenn im Sommer die Sole in quanto mangelt bis 6 ¼ ab. 8 ½ bei voller Solen – Menge bei Abnahme derselben, 6 7/15.“ 4

Diese Zahlen zeigen die Prozentzahlen des Salzgehaltes in der Sole. Folgte man nun weiter dem Lauf des Baches, kam man zu den drei Wasserburgen in Scheidingen: Haus Scheidingen, Wasserhausen und Gut Aul mit dem großen Schloss. Die Gräften von allen Gütern wurden vom Salzbach gespeist.5 Im Siebenjährigen Krieg 1761 fand eine entscheidende Schlacht zwischen den Franzosen und den Preußen an der Salzbachbrücke in Scheidingen statt. Aufgrund des schnellen Rückzuges der Franzosen war es für sie nicht möglich, ihre Toten zu beerdigen. Es wurde ein Massengrab direkt am Salzbach ausgehoben, noch heute heißt dieses Flurstück ,,Totenkamp“.6 Bild30Später wurde dort eine Mühle erbaut, dafür erhielt eine Familie die Wasserrechte am Salzbach. Ein Stück weiter finden wir in Dorfwelver die Kortemühle. Sie wird erstmals 1252 erwähnt, es war eine Getreide- und Sägemühle. Über die Qualität in dieser Zeit kann ich nur eine Aussage über Fischereirechte und über einen Waschplatz am Salzbach finden.7

Danach muss der Salzbach fischreich und so sauber gewesen sein, dass die Menschen ihre Wäsche darin waschen wollten, außerdem lebten damals in Werl nur 2000 Menschen. Diese wenigen Menschen mit einfacher, bäuerlicher Lebensweise haben sehr wahrscheinlich den Bach damals viel weniger verschmutzt als später während der Industrialisierung. Außerdem steht in der Beschreibung, dass die Umgebung des Salzbachs sehr natürlich war und dass er schnell bei Hochwasser über die Ufer trat. Durch die Erweiterung des Steinkohlebergbaus nach Osten wurden immer mehr salinäre Grubenwasser abgeleitet und es versiegte eine Salzquelle nach der anderen.8 Es kann aber auch sein, dass salzhaltiges Wasser und vermehrt Grundwasser aufeinander stießen, mehr Grundwasser das Wasser der Quelle verdünnte und somit der Salzgehalt der Quellen gesunken ist. Zusammen mit den Problemen des 1. Weltkrieges sowie dem wirtschaftlichen Niedergang danach lohnte das Salzsieden nicht mehr und die alte Werler Salz-Gewinnung wurde eingestellt.

                                                                                                Fortsetzung folgt…

Der schadstoffbelastete Salzbach… Vergangenheit oder Gegenwart?

Samantha Seithe

Betreuer : Heinz Kiko

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1. Einführung

Einführung

Bei einem Spaziergang am Salzbach hatte ich am Ufer eine ca. 7 cm große Muschel gefunden. Freunde und Familienangehörige waren verwundert. Der Salzbach durfte jahrzehntelang nicht nur mit einem verschmutzten Ruf leben, sondern war mit der Gewässergüteklasse II – III offiziell als kritisch belastet eingestuft. Handelte es sich nur um einen Zufallsfund oder steckte doch mehr dahinter? Hatte der Bach mit seiner verschmutzten Vergangenheit abgeschlossen?ggggggggggggg

Um Informationen zum heutigen Zustand des Salzbaches zu erhalten, musste ich den Bach nach weiteren Muscheln absuchen und Sedimentproben entnehmen zur mikroskopischen Untersuchung. Bohrkerne wurden gezogen und schichtenweise betrachtet, damit ein Einblick in vergangene Epochen möglich wurde. Wasserproben wurden an verschiedenen Stellen des Bachlaufes von der Quelle bis zur Mündung genommen für die biologische und chemische Untersuchung, um eine Aussage über die Gewässergüte zu erhalten. Die schriftlichen Quellen und die Zeitzeugenbefragung lieferten weitere Ansätze, um Zustände und mögliche Veränderungen in Lebensraum und Gewässergüte des Salzbaches aufzuzeigen.

Die blau markierten Passagen und Unterpunkte in der Salzbacharbeit liefern ergänzende Informationen für den Bundesumweltwettbewerb 2014. Das Salzbachprojekt wurde ursprünglich für den Wettbewerb „Jugend forscht 2013“ erstellt als regionaler Beitrag für die sich wandelnde Fauna und Flora in der direkten Nachbarschaft. Im ersten Ergänzungsteil will ich dabei noch einmal mit der Zuflussproblematik am Beispiel des Uffelbaches über Brennereiabwasser auf die zum Teil jahrzehntelange Verschmutzung des Salzbaches im 20. Jahrhundert hinweisen. Das zweite Ergänzungskapitel ist allerdings gegenwarts- und zukunftsbezogen. Es wirft einen Blick auf die „Auswirkungen“ des Projektes in der Öffentlichkeit.

                                                                                     Fortsetzung folgt…