Chronologie der Scheidinger Schulgeschichte

Chronologie

der

Scheidinger Schulgeschichte

1648 – 1968

 

Abb. 1: Alte Schule in Scheidingen

Teil 3: 

1925 – 1945

Im Jahr 1925 wurde endgültig eine kulturelle und verwaltungstechnische Symbiose in Scheidingen zum Schlussakkord angesetzt. Die Trennung der Küster- und Schulstelle wurde von Amts wegen eingeleitet. Das ging naturgemäß nicht reibungslos, da die Gemeinde Illingen offenbar noch aus dem Dotationsvermögen der zu trennenden Stelle Ansprüche erhob, die aber logisch schlüssig abgewiesen wurden im September 1925 von der zuständigen Abteilung in Arnsberg. Die dortige Argumentation gegen die Sicht der Illinger Gemeinde kann aus der betreffenden Stellungsnahme vom 17. September 1925 herausgelesen werden:

Regierung, Abteilung für Kirchen und Schulwesen, II 8 Nr. 1034

Kasten 216

Auf das dortige Schreiben vom 21. Mai 1925 betreffend Trennung des vereinigten Schul,- und Kirchenamtes erwidern wir ergebenst. Wir haben keinen Anlass gefunden, die Gemeindevertretung von Scheidingen in der Trennungsangelegenheit nicht als selbstständig vertretungsberechtigt anzusehen. 

Der angeführte Abs. 1 des § 47 des V.U.G. sagt, dass der Schulverband in Landgemeinden, welche einen eigenen Schulverband bilden, für die Verwaltung der Angelegenheiten der Volksschule ausschliesslich der im § 46 Abs. 1 bezeichneten einzusetzen ist. Absatz 1 § 46 bestimmt, dass die vermögensrechtliche Vertretung nach aussen durch die verfassungsmässigen Organe der Gemeinde d.i. Gemeindevertretung zu erfolgen hat.

Scheidingen und Illingen bilden je einen selbstständigen Schulverband. Die combinierte Lehrstelle, um die es sich handelt, gehört dem Schulverband Scheidingen, nicht Illingen an. Dementsprechend ist die Gemeindevertretung Scheidingen über das Dotationsvermögen in der trennungsfrage verfügungsberechtigt. Zwischen den Schulverbänden Scheidingen und Illingen hat s. Zt. Eine Auseinandersetzung stattgefunden, bei der Illingen abgefunden wurde, und bei der das Dotationsvermögen der vereinigten Stelle verblieb, die wie gesagt nach der Abtretung, was den Zusammenhang mit der Schulstelle angeht, lediglich mehr dem Schulverband Scheidingen angehört. Es ist nicht ersichtlich, inwiefern die politische Gemeinde Illingen noch Ansprüche auf das Dotationsvermögen der vereinigten Stelle im Schulverband Scheidingen haben soll.

Es trifft zwar zu, dass das Pfarrgebäude und das Küstereigebäude gemeinschaftliches Eigentum der Politischen Gemeinde Scheidingen und Illingen sind, doch sind diese Gebäude nicht dem Dotationsvermögen der in Frage stehenden vereinigten Stelle zuzurechnen.

(siehe auch § 6 Ziffer 3 des alten Lehrerbesoldungsgesetzes)

Wohl erstreckt sich die Kirchengemeinde über den Bereich desjenigen Schulverbandes hinaus, dessen Schulamt mit ihr verbunden ist. Die daraus für die Einwohner von Illingen entsprechenden Rechte und Pflichten bleiben durch die vorstehenden Ausführungen unberührt. Insoweit werden die Rechte der Illinger Einwohner durch ihre Vertretung im Kirchenvorstande gewahrt.

Wir können deshalb die Ungültigkeit des beanstandeten Beschlusses der Gemeindevertretung von Scheidingen nicht anerkennen.

Falls Seitens der Kirchengemeinde sonst keine Bedenken in der Sache selbst vorliegen, kann das Trennungsverfahren seinen Fortgang nehmen.

Der Bedeutung dieses Ereignisses Rechnung getragen, hier ein Auszug aus dem Protokoll des Kirchenvorstandes von Scheidingen hinsichtlich der Verhandlung der Trennung des Dotationsvermögens vom 14. Februar 1926:

Der Kirchenvorstand besteht aus dem Pfarrer als Vorsitzender und zehn gewählten Mitgliedern. Gegenwärtig waren unter dem Vorsitze des Pfarrers Ortner

  1. A. Ammermann stellvert. Vorsitzender
  2. J. Bettermann
  3. J. Stratmann
  4. F. Lutter
  5. C. Sauer
  6. Heinrich Vickermann.

Die Gemeindevertretung von Scheingen als Vertreterin der Schulgemeinde besteht aus dem Gemeindevorsteher und sechs gewählten Mitgliedern.

Es waren anwesend

  1. B. Hagemann stellvert. Vorsitzender
  2. J. Schulte – Bisping
  3. Wilhelm Schulte Euler
  4. Paul Sürig

Die Gemeindevertretung von Illingen als Vertreter der Schulgemeinde  die mit der Gemeindevertretung von Scheidingen das Kirchenspiel Scheidingen / Illingen vertritt, besteht aus dem Gemeindevorsteher und sechs gewählten Mitgliedern.

Es waren anwesend unter dem Vorsitz des Gemeindevorstehers Fr. Foschepoth

  1. Theodor Wilm
  2. Heinrich Deitel
  3. Theodor Notz
  4. Franz Hagedorn

In der heutigen gemeinsamen Sitzung des Kirchenvorstandes des katholischen Schulverbandes von Scheidingen vertreten durch die Gemeindevertretung von Scheidingen / Illingen wozu die Mitglieder unter Mitteilung der Tagesordnung vorschriftsmäßig eingeladen und in beschlußfähiger Anzahl erschienen waren, wurde über die Trennung des Vermögens der kombinierten Küster und Lehrerstelle vorbehaltlich der Genehmigung der kirchlichen und staatlichen Aufsichtsbehörden folgendes verhandelt und beschlossen.

1.) Der Beschluß der Gemeindevertretung Scheidingen vom 14. März 1924 wonach 2/3 der Ländereien der Küsterei und 1/3 der katholischen Schulgemeinde zufallen sollen, unter der Bedingung dass, das an dem Schulplatz grenzende, der Küsterei gehörende Gärtchen Flur 3, Nr. 698/298, 3 ar 17 qm groß der Schulgemeinde zu erkannt werde, wird als undurchführbar zurückgenommen.

2.) Das unter No. 1 genannte Gärtchen, dass nach dem Grundbuch Eigentum der Küsterei ist, verbleibt bei der Küsterei, weil es zu dieser gehört, nicht an den Schulplatz, sondern an die Küsterei gehörende Düngestätte grenzt und beim eventuellen Neubau des Küstereigebäudes nicht entbehrt werden kann.

3.) Die katholische Schulgemeinde Scheidingen zerfällt zu alleinigen Besitze:

a.) Den ganzen Raum zwischen der Schule und dem Küstereigebäude: Flur 3 N Nr. 601/296 3 ar 8 qm groß, Flur 3 Nr. 602/296 19 qm groß, Flur 3 No. 603/296, 38 qm groß. Die auf den beiden ersten Parzellen, die nach dem Grundbuch Eigentum der Schule sind, eingetragene Erbpacht von jährlich 12 Mark wird gelöscht, die letzte Parzelle ist nach dem Grundbuch Eigentum der Küsterei.

6.) Nach dem Abbruch des Küstereigebäudes Flur 3, No. 604/297 — 605/297 2 ar 57 qm des Eigentum der Kirchspielgemeinde Scheidingen / Illingen ist, zur Erweiterung und Gradelegung des Schulplatzes der Stücke bis zum westlichen Posten des Scheunentores ( 2m75 cm breit) der Küsterei von der Kirchstrasse bis zum Patoratgarten, das nach der Kirchstrasse hin sich etwas erbreitert und am Pastoratgarten mit dem westlichen Ecke des Küstereigebäudes abschliesst.

Ca 40 – 50 qm) Vgl. zeichung

c.) den Garten Flur 3 No. 215, 4 ar 75 qm groß und No. 216, 6 ar 30 qm groß, damit die Lehrperson einen Garten Dorfe haben. Der Garten ist nach dem Grundbuch Eigentum der Küsterei und Schule.

4.) Die katholische Kirchengemeinde erhält:

a.) ¾ der übrig bleibenden Ländereien des kombinierten Vermögens nämlich der Parzellen, die nach dem Grundbuch Eigentum der Küsterei und Schule sind.

Flur 2 No. 179. 17 ar 32 q, No. 183. 11 ar 66 qm, No. 210 14 ar 9qm

Flur 3 No. 200. 39 ar 87 qm, No. 902/328 18 ar 83 qm

Flur 3 No. 373/11 97 ar 84 qm, No. 329/124 11 ar 58 qm

Diese Forderung ist abgesehen von dem unter No. 3 gebotenen Entgegenkommen der katholischen Kirchengemeinde durchaus berechtigt, denn:

1.) die hiesige Schule ist nach ihrer historischen Entwicklung zweifellos eine sogenannte Küsterschule, weßhalb auch der Inhaber der kombinierten Ämter bis auf Herrn Lehrer Ammermann, nicht Lehrer sondern Köster, Küster genannt wurden, das Stellenvermögen also nicht Schulvermögen sondern Kirchenvermögen. Vgl. Reichsgerichtsentscheidung vom 13. Juni 1888.

In der Kommissionsberatungen des Abgeordnetenhauses zum V:U:G: ist von einem Vertreter der Unterrichtsverwaltung ausdrücklich anerkannt worden dass das gegenwärtige Vermögen solcher Stellen zum größten teil aus kirchlichen Quellen herrühre.

Die Regierung zu Arnsberg hat diese auch schon anerkannt, da sie dem zwischen einem Vertretung der Regierung, dem Herrn Lehrer Ricke und Herrn Pfarrer Ortner getroffenen Uebereinkommen, wonach Herr Lehrer Ricke von dem 330 Mark jährliche Zinsen seinem Stellvertreter als Küster pro Jahr 300 Mark vom 1. Dezember 1923 an jährlich auszuzahlen muß, zugestimmt hat.

b.) Das Grundstück Flur 2 No. 4 der Gemeinde Werl 46 ar 96 qm groß, das irrtümlich im Grundbuch auf den Namen der Schulgemeinde Scheidingen eingetragen ist, wofür diese aber keinen Erwerbstitelaufweisen kann, da dasselbe am 20. August 1751 der Kirche für die Unterweisung armer Schulkinder vermacht und nie von der Schulgemeinde, sondern von Herrn Küster Lehrer Ammermann und dessen Vorgängern stets selbst bewirtschaftet ist.

Der Gemeindebezirk Scheidingen gehörte bekanntlich zum alten Herzogtum Westfalen, welches bis 1803 zum Erzbistum Köln und von da an zum Großherzogtum Hessen gehörte und erst 1814 bezw. 1816 zur Krone Preußens kam.

Durch patent vom 2. Juni 1825 ist der A.B.R. eingeführt und erst von dieser Zeit an von einer Schulgemeinde im Sinne 7/2 Tittel 12 die Rede sein, die aber erst 1829 mit Marogorativen Rechten gebildet ist. Nach kanonischen Rechte welches bis 1803 unzweifelhaft Anwendung fand, waren die niederen Schulen rein kirchliche Institute. Das fragliche Grundstück ist hiernach zweifellos Kircheneigentum. Vgl. Entscheidung des Reichsgerichts V Zivilsenat vom 26.6.1924 V. 909/23. Eine Verjährung liegt nicht vor, weil die Kirchen und Schulgemeinden durch die Küster und Lehrer in einer Person das Grundstück genutzt hat.

c.) Das Grundstück Flur 1 No. 36 im Elsbruch, Gemeinde Sönnern, 12 ar 96 qm groß, dass im Grundbuch erst im Jahre 1917 irrtümlich auf den Namen der Schule eingetragen ist, aus dem unter 4b angegebenen Grunde, weil nämlich das Grundstück schon im 18 Jahrhundert der katholischen Kirchengemeinde Scheidingen gehörte und daher stets vom Herrn Küster und Lehrer Ammermann und dessen Vorgängern, aber nie, von der katholischen Schulgemeinde bewirtschaftet wurde.

5.) Die Tilgung der Grundstücke soll nach den von der Generalkommision für die Separation von Scheidingen fest gesetzten Bonitierungsweite erfolgen.

6.) Das Küstereigebäude soll auf Abbruch verkauft und den Erlös für den Neubau des Küstereigebäudes verzinslich angelegt werden.

7.) Der Organistendienst der nicht fundiert ist, sondern stets aus der Kirchenkasse bezahlt wurde, soll mit der Lehrstelle organisch verbunden bleiben.

Der Kirchenvorstand

Gez. Ortner Pfr.

  1. Ammermann

Bettermann

Weißmann

Franz Lutter

  1. Palz

Stratmann

Die Gemeindevertretung von Scheidingen

Gez. Kaiser Vorsteher

Schulte – Bisping

Hagemann

Paul Sürig

Wilh. Schulte

Den unter 3b gefassten Beschlüsse dem zufolge nach Abbruch des Küstereigebäudes das genannte Stück zum Schulplatz kommen soll, stimmen wir unter der Bedingung zu, dass die katholische Kirchengemeinde die unter 4 a und b und c genannten Grundstücke erhält.

Die Gemeindevertretung von Illingen  gez. Foschepoth, Vorsteher, Heinrich Deitel, Theodor Wilm, Franz Hagedorn, Theodor Notz

In fidem Scheidingen, den 17. Februar 1926

Gez. Ortner Pfarrer

Abbildung 2: Zeitungsartikel Versteigerung Abriss Küstereigebäude

Der Trennungsakt war dann doch zähflüssiger als gedacht. Das Küstereigebäude wurde auf einer öffentlichen Auktion im Oktober 1926 veräußert. Und noch 1928 wies man in einem Schreiben an die Amtskasse in Werl auf die Auseinandersetzung zwischen Kirchen- und Schulgemeinde hin bezüglich der weiterzuleitenden Pachterträge:

Abbildung 3: Pachtvertrag
Abbildung 4: Schulklasse 1925

Die Schule in Scheidingen hatte in den zwanziger Jahren eine hohe Fluktuation an Lehrern. Besonders prägend waren offenbar nach Überlieferung die Lehrer Ricke, Langenhorst und Pfaffhausen, die mit Disziplin und Menschlichkeit die Kinder zu nehmen wussten. Gerade Ricke (hier auf einem Bild von 1925) hatte einen Wandlungsprozess hingelegt vom Mauerblümchen im Schatten des großen Ammermann hin zu einem selbstbewussten, auf Neuanfang setzenden Junglehrers. Gerade die Streitigkeiten mit der Wohnsituation im Lehrerhaus zu Beginn der zwanziger Jahre polarisierte die Schulgemeinschaft. Aber Ricke konnte verlorenen Kredit zurückerobern mit seinem Einsatz für die Pflege des Schulaußengeländes und bei schulisch organisierten Freizeitaktivitäten für die Kinder. Distanzierter, aber stets mit seinem non multa, sed multum im Sprachgepäck, agierte Lehrer Pfaffhausen (hier auf einem Bild von 1927) geradlinig. Er redete stets Fraktur und konnte so seinen Schützlingen ein wahrhaftes Vorbild in Ehrlichkeit und Anstand geben. Legendären Status erarbeitete sich aber – wobei die Leistungen und der Leumund für die beiden Vorgenannten in keiner Weise                                                                                                          Abbildung 5: Schulklasse 1927

Abbildung 6: Schulklasse 1929

traktiert werden sollen – Lehrer Langenhorst, der 1929 mit seinen Sieben- und Achtklässlern – wie hier auf dem Bild –  den Schulalltag bereicherte und den  Laissez-Faire-Erziehungsstil vorlebte, jedoch im Mathematikunterricht klar das quod erat demonstrandum am Ende einer Herleitung sehen wollte. Wenigstens hier wollte er seine Passivität aufgeben und die Initiative übernehmen. Seine Schüler dankten es ihm aber. Ob dieser Dank heute von Schülern ausgestellt wird, bleibt dem Leser überlassen. Als Langenhorst 1930 versetzt wurde, waren die Schüler mit einer Traurigkeit ausgestattet. Zahlreiche Hilfslehrer waren bis zum Ende der Weimarer Republik zeitlich befristet in Scheidingen aktiv. Lediglich ein Joseph Esser konnte sich langfristig etablieren und blieb bis 1952. Wie übrigens zu jener Zeit ein probléme urgent in der Scheidinger Lehrerwohnung bearbeitet wurde, geht aus einem Erlass vom 31. Mai 1931 hervor:

Amt Werl J.Nr. 2888

Werl, den 30. Mai 1931

Einmaligen Ergänzungszuschuss den Schulverband Scheidingen

Ohne Verfügung

Die Lehrer – Dienstwohnung in Scheidingen hat keine Abortanlage. Die beiden Wohnungsinhaber ( 1 Lehrer und 1 Lehrerin) müssen, um zu der Klosettanlage zu gelangen, dass für die Schulkinder geltende Abortgebäude aufsuchen. Dieses Gebäude ist etwa 20 Meter vom Eingange der Lehrerdienstwohnung entfernt. Das Fehlen einer Abortanlage in der eigentlichen Dienstwohnung wird von den Wohnungsinhabern hart empfunden, insbesondere in Krankheitsfällen. Dabei trägt dieser Übelstand in gesundheitlicher und hyginischer Hinsicht  schwerwiegende Bedenken in sich.

Weiter hat der Schulhof, der auch als Spielplatz der Kinder dient, keine Einfriedigung. Auch ist das Schulgrundstück nächst der nachbargrenze nicht eingefriedigt.

Der Schulhof liegt an einer sehr verkehrsreichen Straße (Kreisstraße) die insbesondere viel von Autos befahren wird, sodass die Nichteinfriedigung eine direkte Gefahr für die Kinder bedeutet.

Der Schulvorstand bezw. die Gemeindevertretung hat sich, trotz der wirtschaftlichen Nöten der Steuerzahler der Notwendigkeit nicht verschließen können, beide Übelständen abzuhelfen und die Ausführung einer Abortanlage in der Lehrer Dienstwohnung, sowie die Einfriedigung des Schulplatzes beschlossen. Wie aus den Anlagen hervorgeht, belaufen sich die gesamtkosten auf 2545.—Reichsmark. Der Schulverband ist ausserstande, diese Kosten aus eigenen Mitteln voll aufzubringen-

Die Schulverbandsmitglieder betreiben vorwiegend Ackerbau und sind, abgesehen von der wirtschaftlichen Notlage im allgemeinen, durchweg erheblich verschuldet. Ein kleiner Teil gehört dem Arbeiterstande an. Neben der sehr erheblichen gemeindlichen Belastung sind noch rund 40.000 Reichsmark Separationskosten zu verzinsen bezw. zu decken.

Ich überreiche hierbei:

  1. a) 2 Kostenanschläge
  2. b) 2 Zeichnungen über die beabsichtigten baulichen Anlagen
  3. c) die Beschlüsse der zuständigen Körperschaften

mit der Bitte, einen einmaligen Ergänzungszuschuss zu gewähren.

Der Bürgermeister

Abbildung 7: Propagandaplakat Hitlerjugend

Schon vor der Machtübernahme 1933 gab es wie andernorts auch die Hitlerjugend in Scheidingen. Alle wurden uniformiert, militärisch eingeteilt und im Dienst soldatisch ausgebildet. Die ganze Art und Weise der Bestätigung dieser Organisation wies darauf hin, dass man über kurz oder lang mit einem Krieg rechnete. Auch die Jugend – und Volksfeste erhielten einen militärischen Charakter mit Umzügen und Paraden. Hinter dem sogenannten Dienst musste alles andere wie Schule, Elternhaus, Religion und Kirche zurückstehen. Ein Zeitzeuge berichtete, dass es der Hitlerjugend Spaß machte, vor der Wallfahrtskirche zu singen, besonders das Lied:

Auf seinen Säcken Goldes sitzt,

der vollgefressene Jud.

Doch wenn das Blut vom Messer spritzt,

doch wenn das Blut vom Messer spritzt,

dann geht’s nochmal so gut.

Hängt die Juden, hängt die Juden! Stellt die Pfaffen an die Wand.

Abbildung 8: Bund deutscher Mädel

Vordergründig sah man in der Schule – und Werl stand dem in nichts nahtlos zur Verfügung – den Vermittlungsort für die Rassenideologie und als Vorstufe für die Wehrmacht. Die Bildungsideale wie Mündigkeit, Kritikfähigkeit und Selbständigkeit gehörten nicht in den Zielkatalog der Nationalsozialisten, sondern die Erziehung zu fanatischen Nationalsozialisten. Hier wollte man aus Sicht der Staatsführung so früh wie möglich beginnen. Die Hitlerjugend und der Bund deutscher Mädel lieferten den Organisationsrahmen für die Gleichschaltung und den vormilitärischen Drill. Bereits im Frühjahr 1933 mussten die ersten Lehrer aus dem Staatsdienst, denn durch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom April 1933 befreite sich die neue Führung von den pazifistischen und kommunistischen Gruppierungen unter den Lehrern. So wurde nach Verabschiedung des »Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums « im Regierungsbezirk Köln im Frühjahr 1933 ein Ausschuss von »Vertrauensmännern« damit beauftragt, die politische Zuverlässigkeit aller Lehrkräfte zu überprüfen.

Abbildung 9: Das neue Schulgesetz

In den folgenden Monaten wurden nicht nur die jüdischen und kommunistischen Lehrer entlassen, sondern zahlreiche politisch missliebige Pädagogen versetzt oder vorzeitig pensioniert. Bis Ende 1933 waren hiervon an den Kölner städtischen höheren Schulen und Berufsschulen rund zehn Prozent des Lehrpersonals betroffen. Allerdings verfügte das NS-Regime in der Lehrerschaft über erheblichen Rückhalt, und der größte Teil auch jener, die ihm nicht nahestanden, passte sich ohne größere Widerstände der neuen Situation an. Tatsächlich lässt sich in den Kölner Schulen Gegenwehr gegen Forderungen nationalsozialistischer Schulpolitik kaum nachweisen. Innerhalb kurzer Zeit änderten sich die Lerninhalte, wobei die NS-Ideologie nicht zu einem eigenen Fach, sondern zum Unterrichtsprinzip für alle Fächer wurde. Vermittlung von »Rassenkunde«, besondere Gewichtung des Sportunterrichts, spezifische Mädchenausbildung zur Hausfrau und Mutter sowie vormilitärische Erziehung der Jungen wurden so auch Kennzeichen nationalsozialistisch geprägter schulischer Ausbildung. »Weltanschauliche« Schulungen, Schulfeiern mit eindeutig politisch-ideologischem Hintergrund –

Abbildung 10: Propagandaplakat

etwa die Feiern zum »Geburtstag des Führers« oder zum »Tag der nationalen Arbeit« – und Rituale wie das morgendliche Hissen der Hakenkreuzfahne auf dem Schulhof prägten bald den schulischen Alltag. Nationalsozialistische Wertesysteme und Symbole wurden damit auch jenseits von HJ und BDM im Bewusstsein der Jugendlichen verankert, traditionelle, insbesondere christliche Werte dagegen verdrängt. Gerade die Sozialisation von Kindern war den Nationalsozialisten eine Herzensangelegenheit. Je früher ein Gedankengut im Denken und Handeln Platz fand, umso größere Erfolgsaussichten waren zu erwarten hinsichtlich einer gleichgeschalteten Bevölkerung. Besonders die Kinder konnten sich dieser Perfidie nicht entziehen. Ein trauriges und entlarvendes Beispiel dieser pervertierten Auffassung von Wissensvermittlung stellte der Giftpilz dar, der hetzerisch im Kinderbuchformat Stimmung gegen die zusatzbürgerlichen Juden machte. Oft war den Lesern, also den kleinen Jungbürgern mit Arierausweis, nicht bewusst,

Abbildung 11: Erziehung in der Schule

wie sie durch die Hintertür zu im Unterbewusstsein gefügigen Nationalsozialisten wurden. Das Kinderbuch war dabei ein starkes Instrument. Nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 war es den Nationalsozialisten ein Anliegen, deren von Feindbildern durchsetzte Weltanschauung jeder Bevölkerungsgruppe anzutragen. Der Giftpilz von 1938, von Ernst Hiemer geschrieben, listete „Merkmale“ auf zur Erkennung von Juden. Natürlich wurde hier der Jude als Faktotum des Schlechten, Bösen und Unreinen verunglimpft, womit tiefenpsychologisch auch ein Greuel und eine Antipathie bei den Lesern hervorgerufen werden sollte. Der Verunglimpfungskatalog beinhaltete krumme Nasen, aufgeblasene Lippen, dicke und fleischige Augenbrauen, kurze Beine, Plattfüße und eine schräge Stirn. Das entsprach ganz und gar der Kriminellentypisierung der Nationalsozialisten, die auch am Berufsverbrecher eine schräge Stirn erkannt haben wollten. Beleidigungen, der Vorwurf der notorischen Lügerei und die Nähe zum Brigantentum werden unter Einsatz bunter Bildmotive im Giftpilz als Selbstverständlichkeit in der Darstellung und als Warnsignal für die arischen Kinder angeboten. Böses Ungeziefer galt es auszumerzen und dieses deutsche Unglück über den Jordan zu hieven. Jede Boshaftigkeit wurde im Giftpilz den Juden unterstellt. Jüdische Ärzte wurden diskreditiert und pauschal die jüdische Bevölkerung in die Nähe der Tierquälerei gesetzt.

Abbildung 12: Auszüge aus dem Buch: „Der Giftpilz“.

Im Schlussakkord wurden dann die kleinen Leser fast prophetisch in die alltägliche Judenhetze entlassen:

„Die Welt erwacht in Juda`s Ketten
Deutschland alleine kann sie retten.
Deutsches Denken und Deutsch sein
Wird einst die ganze Welt befreien.
SIEG HEIL!“

Abbildung 13: Auszug aus dem Buch: „Der Giftpilz“.

Ergänzt wurde diese Leitfibel noch durch eine Aussage Hitlers in seinem geistreichen Müllkippenkonglomerat namens „Mein Kampf“, in dem er unverblümt das Verständnis der nationalsozialistischen Erziehung formuliert:

„Der völkische Staat hat in dieser Erkenntnis seine gesamte Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einimpfen bloßen Wissens einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper. Erst in zweiter Linie kommt dann die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten.“

Abbildung 14: Zeitungsartikel Schrift in den Schulen

Im katholischen Scheidingen waren die jüdischen Kinder zu der Zeit schon nicht mehr präsent. Näheres ist zu ihnen aber nicht überliefert. Wie andernorts auch, in Scheidingen galt es mit Beginn des Schuljahres 1934/35 auf die einheitliche, der Sütterlinschrift verwandte Verkehrsschrift zu wechseln. Der erste Jahrgang in Gleichschaltung hatte sich 1934 zum Schuljahresbeginn noch vor der Scheidinger Kirche unbekümmert positioniert, aber die unbekümmerten Bildungsideale waren bereits unwissentlich verkümmert.

Natürlich hatte Lehrer Esser ein Erscheinungsbild, das eine gewisse Ähnlichkeit zum Führer Adolf Hitler aufwies. Nach Zeitzeugenaussagen war der Herr Esser aber kein vorbildlicher NS-Pädagoge gewesen, sondern beschränkte sich auf die Pädagogik mit zwischenmenschlichem Augenmaß und einer merklichen Portion Toleranz gegenüber den Mitmenschen. Die Schüler seiner Abschlussklasse dankten es ihm gebührend und gaben ihm – von ungewollter Vorahnung behaftet – viel Kraft und Durchhaltevermögen mit auf den Weg, der immer mehr von nationalsozialistischen Attitüden zugeparkt wurde.

Abbildung 15: Lehrer Esser mit Abschlussklasse

1935 trat eine Aushilfslehrerin namens Blawath den Schuldienst in Scheidingen an. 1936 stießen noch die Lehrerinnen Klawathaus, Rosenthal und Lehmkuhl dazu. Allen vorgenannten Pädagoginnen konnte man das notwendige Engagement nicht abstreiten, aber sie trugen durch ihre Tätigkeiten zur Verankerung der nationalsozialistischen Erziehungsideale bei. Es soll aber keine unsachliche Kritik geäußert werden, denn sie verhielten sich dem Zeitgeist entsprechend mit den dazugehörigen Werten und Normen. Und dafür brauchen die nachfolgenden Generationen kein „Säbelrasseln“ oder martialische Sprüche wie „Hier wird kein Pardon gegeben“ an die Wertung zu heften.

Abbildung 16: Propagandaplakat

Die Nationalsozialisten mussten für einen generationenübergreifenden und langlebigen Wertewandel auf die Jugend zurückgreifen. Die Erziehung war der archimedische Punkt. Wichtig für die wachsende Bedeutung der Hitler-Jugend (HJ) war auch, dass sie in kürzester Zeit innerhalb des Schulwesens eine starke Machtposition aufbauen und aggressiv ihre Interessen durchsetzen konnte. So wurden Lehrer und Schulbehörden nachdrücklich aufgefordert, die Mitgliedschaft in den NS-Jugendorganisationen zu fördern. Zudem erhielten HJ-Veranstaltungen vielfach Vorrang gegenüber schulischen Belangen.   „Nationalsozialismus ist organisierter Jugendwille“ hieß eine verbreitete Losung der Zeit. Nachdem schon im Kinderzimmer die Indoktrination durch das auf die Ideologie des NS-Regimes ausgerichtete Spielzeug begonnen hatte, sollte anschließend die HJ Standesunterschiede beseitigen und die nationalsozialistische Gesinnung fördern. Die anfangs noch formell freiwillige Mitgliedschaft wurde am 1. Dezember 1936 durch das „Gesetz über die Hitler-Jugend“ zur Zwangsmitgliedschaft. Die HJ – neben Familie und Schule für die

Abbildung 17: Lehrerin Blawath mit einer Schulklasse

Mehrheit der Heranwachsenden die wichtigste Sozialisationsinstanz – stützte sich jedoch nicht nur auf Zwang, sondern vor allem auf attraktive Freizeitangebote. Mit Feldausflügen – wie hier auf dem Ausflugsfoto in der Scheidinger Gemarkung mit Lehrerin Blawath 1935, mit Geländespielen, Zeltlagern, Radtouren oder durch das ansonsten privilegierte Segelfliegen und Reiten wurde das Interesse der jungen Menschen geweckt. Daneben gehörten Sammelaktionen für das Winterhilfswerk sowie mühsame Ernteeinsätze in der Landwirtschaft

Abbildung 18: Propagandaplakat für den Eintritt in die Hitlerjugend

zu den unumgänglichen Pflichten in der Hitler-Jugend. Der HJ schloss sich ab 1935 für männliche Jugendliche der halbjährige Reichsarbeitsdienst  (RAD) an. Ursprünglich diente er der Bewältigung der Arbeitslosigkeit, ab 1936 aber vornehmlich der vormilitärischen Erziehung und körperlichen Ertüchtigung. Das „Heranzüchten kerngesunder Körper“ und die sogenannte Volksgesundheit waren Leitbilder der Nationalsozialisten sowie Bestandteile ihrer Rassentheorien. Körperliche Ausbildung und Körperkult wurden in NS-Organisationen, Schulen und den rund 43.000 ab 1934 im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL) gleichgeschalteten Sportvereinen umgesetzt.

Abbildung 19: Schulsport

Pädagogisch korrekt waren die 1936 anwesenden Lehrer Lehmkuhl und Michels, die trotz rigider Umsetzung der Lehrpläne die notwendige Nähe zur Schülererreichung und das pädagogische Maß an Toleranz mitbrachten. Das war eine Gratwanderung, denn die klassischen nationalsozialistischen Themen verlangten eine Positionierung abseits von Menschlichkeit und Toleranz. Hier war zum einen der nationalsozialistische Körperkult eine Barriere auf den Weg zur Verständigung. Wohlwissend, dass das mit der Körperlichkeit eine facettenreiche Individualeigenschaft des Menschen ist, sahen sich auch die Scheidinger Pädagogen in der Körperkulturistik vor einem Dilemma, da eben nicht alle Schüer die notwendige physische Belastbarkeit an den Tag legten. Im Sportunterricht konnten die Lehrer aber

Abbildung 21: Lehrer Michels

noch gut kaschieren. Gerade Lehrer Michels ließ sich einiges einfallen, um nicht die Unterschiede zwischen den Deutschen derart zu veranschaulichen, dass daraus möglicherweise Ausgrenzungstendenzen hätten sich entwickeln können. Schwieriger war es da schon mit der Rassenlehre als nationalsozialistisches Steckenpferd. Die Nationalsozialisten verfolgten eine radikale Rassenlehre. Hinter dieser steckte die Annahme, die in Deutschland lebenden Menschen gehörten verschiedenen Rassen an, veranschaulicht auf Rassetafeln. Die Nazis unterschieden hierbei zwei Rassen: die Arier und die Juden. Die Arier erklärten sie zum menschlichen Ideal und zur Herrschaft über die anderen Rassen bestimmt. Ihre Qualität sahen die Nazis jedoch durch unvorteilhafte Einflüsse gefährdet. Dazu zählten ihrer Meinung nach vor allem die Juden. Der Bevölkerung verkauften sie diese Idee als eine endgültige, wissenschaftliche Wahrheit, auch als Pseudowissenschaft abgestempelt. Die Nationalsozialisten leiteten ihre Rassenlehre aus zwei Pseudowissenschaften ab: der Rassentheorie und der Rassenhygiene. Beide entwickelten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Aus der Rassentheorie übernahmen die Nazis die Vorstellung, die Menschheit ließe sich in verschiedene Rassen einteilen. Sie setzten jedoch den Begriff der Rasse mit dem des Volkes gleich. Das deutsche Volk erklärten sie zu einem Vertreter der sogenannten arischen Rasse. In der Rassentheorie galt diese als vollkommen: Als Urrasse sei sie allen anderen Rassen überlegen und daher zum Herrschen über diese bestimmt. Der Rassenhygiene entlehnten die Nazis die Idee der sogenannten Rassenpflege. Dahinter steckte die Auffassung, die arische Rasse müsse ihre Reinheit und Qualität erhalten. Nur so könne sich die Menschheit zu Höherem entwickeln. Es war klar, dass die mit dem notwendigen Maß an Menschlichkeit ausgestatteten Pädagogen wie Michels in Scheidingen – diese Charakterisierung gilt übrigens auch allgemein und andernorts – hier im Zugzwang waren. Nach Zeitzeugenaussagen wurde mancher Unfug aus dieser Pseudowissenschaft süffisant im Nebensatz ohne Betonung erwähnt … eben für das vorschriftsmäßige Protokoll. Nicht zwingend eine standfeste Form des passiven Widerstandes, aber dieser Unterrichtsstil von Esser oder Michels war in Scheidingen nicht verpönt. Auch die ikonische Heranführung an die Euthanasie gehört zur schwarzen Pädagogik auf deutschem Boden, denn bei solchen „Arierdiagrammen“ aus den „Arierprogrammen“ wie dem Qualitativen Bevölkerungsabstieg… war die blanc de chaux des homo necans in der nationalsozialistischen Sinfonie nicht mehr zu verniedlichen.

Abbildung 22: Entwicklung der Bevölkerung
Abbildung 23: Das Buch vom Mann

Die Juden stellten für die Nazis den Hauptfeind der arischen Rasse dar. Sie erklärten diese zu einer eigenen Rasse und unterstellten ihr, einen schädlichen Einfluss auf die Qualität der arischen Rasse zu haben. Daher müsse sie vernichtet werden. Für die Nazis galt es zuerst, auch das deutsche Volk von einer angeblichen Bedrohung durch die Juden zu überzeugen. Dazu betrieben sie eine gezielte Propaganda. Diese war von einer radikalen Gegenüberstellung geprägt: Auf der einen Seite stand der Arier. Für die Nazis war er der Prototyp der arischen Rasse und das Idealbild. Sie beschrieben ihn als blond, blauäugig, tatkräftig und treu. Im Standardwerk „Das Buch vom Mann“, verfasst von Dr. Hermann Paull, konnte auch im Schulunterricht das Idealbild des Ariers nachgelesen werden. Als sein bedrohliches Gegenbild entwarfen sie den Juden. Er war nach Ansicht der Nazis all das, was der Arier nicht war: dunkelhaarig, dunkle Augen, faul und hinterlistig. Zahlreiche Propagandaplakate lebten von dem Gedankenkonstrukt „Arier gegen Jude“. Die Nationalsozialisten verteilten unter anderem Faltblätter, auf denen sie zwölf Gebote zur Rassenreinhaltung auflisteten. Eines davon hieß: „Halte das deutsche Blut rein.“ Durch die Gebote sollte die nationalsozialistische Rassenlehre einen religiösen Status erreichen. Auch im Schulunterricht propagierten die Nazis ihr jüdisches Feindbild. In jeder Schule gab es einen sogenannten Rasseatlas. Dieser enthielt 30 großformatige Bildtafeln mit bildlichen Gegenüberstellungen von Ariern und Juden. Darunter standen Sätze wie „Aus diesem Gesicht spricht die Seele der Rasse.“ Am Ende der Schulzeit sollte jeder Schüler glauben, die Juden stellten eine Bedrohung für das deutsche Volk dar. Wie weit die nationalsozialistische Schallplatte die Köpfe der Heranwachsenden zum Musizieren anregte, zeigt ein Schülerbrief an das Hetzpamphlet Der Stürmer:

Abbildung 24: : Zeitschrift der Stürmer

„Lieber Stürmer!

Gauleiter Streicher hat uns so viel von den Juden erzählt, daß wir sie ganz gehörig hassen. Wir haben in der Schule einen Aufsatz geschrieben unter dem Titel: „Die Juden sind unser Unglück“. Ich möchte bitten, meinen Aufsatz in Abdruck zu bringen. Die Juden sind unser Unglück. Leider sagen heute noch viele: „Die Juden sind auch Geschöpfe Gottes. Darum müßt Ihr sie auch achten.“ Wir aber sagen: „Ungeziefer sind auch Tiere, und trotzdem vernichten wir es.“ Der Jude ist ein Mischling. Er hat Erbanlagen von Ariern, Asiaten, Negern und Mongolen. Bei einem Mischling herrscht das Böse vor. Das einzige Gute, das er hat, ist die weiße Farbe. Ein Sprichwort der Bewohner der Südseeinseln lautet: „Der Weiße ist von Gott, und der Schwarze ist von Gott. Der Mischling aber ist vom Teufel.“ Jesus sagte einmal zu ihnen: „Ihr habt zum Vater nicht Gott, sondern den Teufel.“

Die Juden haben ein böses Gesetzbuch. Das ist der Talmud. Auch sehen die Juden in uns das Tier und behandeln uns danach. Geld und Gut nehmen sie uns mit aller List weg. Auch schon am Hofe Karls des Franken regierten Juden. Deshalb wurde das römische Recht eingeführt. Dieses paßte aber nicht für den deutschen Bauern: es war aber auch kein Gesetz für den römischen Ackerbürger, sondern es war ein jüdisches Händlergesetz. Sicherlich sind die Juden auch Schuld an dem Mord Karls des Franken. In Gelsenkirchen hat der Jude Grüneberg Aas an uns verkauft. Das darf er nach seinem Gesetzbuch. Aufstände haben die Juden angezettelt und zum Krieg haben sie gehetzt. Rußland haben sie ins Elend geführt. In Deutschland gaben sie der KPD Geld und bezahlten die Mordbuben. Wir standen am Rande des Grabes. Da kam Adolf Hitler. Jetzt sind die Juden im Auslande und hetzen gegen uns. Aber wir lassen uns nicht beirren und folgen dem Führer. Wir kaufen nichts beim Juden. Jeder Pfennig, den wir Ihnen geben, tötet einen unserer Angehörigen. Heil Hitler!“[1]

Abbildung 25: Horst- Wessel- Lied

Auch die schulischen Traditionen – und so wurde es in Scheidingen umgesetzt – zeigten eine tiefe Verwurzelung mit dem Regime, denn es gab ein besonderes Zeremoniel von 1939 – 1944 zu Ferienbeginn und -ende in den Werler Volksschulen und  bei der Oberschule für Jungen. An diesen Tagen traten Lehrer und Schüler geschlossen auf den Schulhöfen an, um nach einem Dreifachen „Sieg Heil“ das Deutschlandlied und das Horst- Wessel –Lied zu singen. Während der ganzen Zeit musste die rechte Hand zum Gruß gehoben werden. Die Cantate des Horst Wessels hatte sich aber 1945 zum musikalischen Totemrequiem gemausert, so dass nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 der nationalsozialistische Geist aus den Schulen – zumindest offiziell – verbannt wurde.

[1] http://www.gelsenzentrum.de/stuermer.htm

Abbildungsnachweis:

  • Abbildung 1:

Alte Schule in Scheidingen.

  • Abbildung 2:

Zeitungsartikel Versteigerung Küstereigebäude. Der Zeitungsartikel befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 3:

Pachtvertrag. Die Kopie befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 4:

Schulklasse 1925. Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 5:

Schulklasse 1927. Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 6:

Schulklasse 1929. Die Kopie befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 7:

Hitlerjugend.

http://www.deafkids.de/blogs/wp-content/uploads/2007/01/hj.jpg.

abgerufen am 27.07.2015

  • Abbildung 8:

Bund deutscher Mädel

  • Abbildung 9:

Das neue Schulgesetz.

http://pressechronik1933.dpmu.de/2013/04/27/pressechronik-27-4-1933/, abgerufen am 27.07.2015

  • Abbildung 10:

Erziehung der Jugend.

http://www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de/schule-im-ns-regime-i-hitlerjugend-reichsarbeitsdienst-sa-oder-ss-wehrmacht-adolf-hitler-und-sie-werden-nicht-mehr-frei-ihr-ganzes-leben/, abgerufen am 27.05.2015

  • Abbildung 11:

Sozialisation.

https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?s=386. abgerufen am 06.06.2015

  • Abbildung 12:

Der Giftpilz.

http://dingedeswihttp://nsl-archive.tv/Buecher/Bis-1945/Hiemer,%20Ernst%20-%20Der%20Giftpilz%20(1938,%2057%20S.,%20Fraktur).pdfssens.de/ddw/de/projects/sammlungspanorama/kinderbuecher/giftpilz/, abgerufen am 11 05.2015

  • Abbildung 13:

Der Giftpilz.

http://dingedeswissens.de/ddw/de/projects/sammlungspanorama/kinderbuecher/giftpilz/http://nsl-archive.tv/Buecher/Bis-1945/Hiemer,%20Ernst%20-%20Der%20Giftpilz%20(1938,%2057%20S.,%20Fraktur).pdf, abgerufen am 11.05.2015

  • Abbildung 14:

Zeitungsartikel. Der Zeitungsartikel befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 15:

Lehrer Esser mit Abschlussklasse. Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 16:

Propagandaplakat

http://www.museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/pages/medien/abb/386/4256_6207.jpg, abgerufen am 09.05.2015

  • Abbildung 17:

Lehrerin Blawath mit einer Schulklasse. Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha

  • Abbildung 18:
  • Propagandaplakat für den Eintritt in die Hitlerjugend

https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/bdm-werbeplakat-um-1939.html, abgerufen am 11.05.2

  • Abbildung 19:

Schulsport

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/alltagsleben/schule.html, abgerufen am 27.05.2015.

  • Abbildung 20:

Rassetafel

https://prezi.com/tdockleo6soc/200-000/, abgerufen am 27.05.2015.

  • Abbildung 21:

Lehrer Michels. Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

 

  • Abbildung 22:

Entwicklung der Bevölkerung

http://www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/landeskunde/modelle/epochen/zeitgeschichte/ns/grafeneck/b1.jpg, abgerufen am 27.05.2015.

  • Abbildung 23:

Das Buch vom Mann

https://www.buchfreund.de/Das-Buch-vom-Mann-Medizin-Biologie-Mann-1938-Anatomie-Koerper-Dr-med-Paull-Hermann,68335662-buch, abgerufen am 28.05.2015.

  • Abbildung 264

Zeitschrift der Stürmer

http://www.gelsenzentrum.de/stuermer.htm, abgerufen am 30.05.2015.

  • Abbildung 25:

Horst- Wessel- Lied

http://www.ma-shops.de/futter/item.php5?id=1008, abgerufen am 30.05.2015.

 

 

 

Chronologie der Scheidinger Schulgeschichte

Chronologie

der

Scheidinger Schulgeschichte

1648 – 1968

 

Abb. 1: Alte Schule in Scheidingen

Teil 3: 

1892 – 1923

Abbildung 2: Personal – Karte Elisabeth Ostenkötter

Die Ära Fräulein Beine neigte sich dem Ende entgegen. Verstärkt setzten die Zuständigen im Regierungsbezirk Arnsberg auf neue Lehrerinnen, u. a. Elisabeth Ostenkötter, Maria Höller oder Elisabeth Rosenthal. Von den genannten Lehrkräften kann für Ostenkötter die Personalkarte zur Ansicht, so dass sich der Leser ein Bild machen kann von den Amtsblättern im Zweiten Wilhelminischen Reich und in der Weimarer Republik. Diese Personalien zeigen auch, dass die Lehrerbesetzungen nicht mehr männerlastig waren, sondern auf Ausgleich geachtet wurde. Ohnehin waren gewisse Organisationen bei Mädchen nur von Frauenhand bestimmt und gestattet. Immerhin wurden 1896 50 Mädchen geführt in der Schuljahresliste. Der überwiegende Teil war katholischer Konfession, aber auch zwei Mädchen mit jüdischem Glauben waren in der Mädchenklasse geführt. Die Religion war immer noch die Institution, obwohl eigentlich seit Bismarck die Trennung von Staat und Kirche das religiöse Primat auch in der Bildung zurückdrängte. Discite iustitiam moniti et non temnere divos blieb eben in den Köpfen.

Abbildung 3: Schulklasse mit Frl. Beine.

Pfarrer Moenikes stellte offiziell 1897 einen Antrag auf Vertretung für das Fräulein Beine, die mit einer Magenkrankheit ausfiel. Ob die Scheidinger Schüler aufatmeten oder nicht unglücklich waren, kann heute nicht mehr ermittelt werden, aber mens sana in corpore sano. Fräulein Beine hatte schon seit geraumer Zeit körperliche Gebrechen, und der Geist passt sich dem physischen Defizit nun einmal an, denn abyssus abyssum invocat. Nun muss aber Einhalt geboten werden, da fama crescit eundo. Fräulein Beine war eine integre Person, die mit Leib und Seele den Scheidinger Schulbetrieb unterstützte. Und auch die Schüler hatten in ihrer Anwesenheit Zurückhaltung und Respekt, so wie auf dem mitgelieferten Klassenbild ersichtlich. Kurios, aber schon in Wilhelminischer Zeit gab es ohne Nachvollziehbarkeiten Unterschiede in der Lehrerbesoldung. Fräulein Beine erhielt als Grundgehalt 1150 Mark, mit Zulagen wurden es 1770 Mark, wohingegen Lehrer Ammermann auf 2200 Mark kam, hier allerdings die Vergütungen aus seiner Küstertätigkeit eingerechnet (Stand 1897). Beide gingen aber professionell mit dieser Angelegenheit um, da der Kampf gegen die geschlechterabhängige Bezahlung noch keine unangenehmen Auswüchse in Suffragettenton annahm wie mancherorts danach zu beobachten war. Beide stellten sich gerne für Bildmotive mit den Schülern zur Verfügung

Abbildung 4: Lehrer Ammermann mit Schulklasse.

vor dem Schulhaus, wie auf dem nebenstehenden Bild von 1900. Das Schulhaus war auch für Postkartenmotive gern genommen und auch ein Beleg dafür, dass der Schulhausbau zu Beginn der neunziger Jahre eine gelungene Sache darstellte, zumindest für damalige Verhältnisse ein bildlicher Werbeträger. Schule und Kirche als symbiotische Einheit, und die Postkarte verrät über das Meinungsbild der Scheidinger mehr, als möglicherweise im kanzelparagraphenverseuchten Reich nach außen dringen sollte. Aber es gilt auch bei der Postkarteninterpretation das quot homines, tot sententiae als zulässiger Grundsatz, also keine Überinterpretation.

Abbildung 5 : Postkarte Scheidingen mit der alten Schule.
Abbildung 6 : Lehrer Ammermann mit „seinen Jungen“.

Gerne zeigte sich Lehrer Ammermann auch mit „seinen Jungen“ mit dem Schulgebäude als Panorama, wie hier 1902 mit den Jahrgängen 1895-1897. Zu dieser Zeit musste sich Lehrer Ammermann schon mit einer Lehrerin namens Lisette Hennes aus Messinghausen verständigen, die seit dem 1. Januar 1902 in Scheidingen tätig war. Bekannt ist nur, dass sie stets mit Vehemenz ihre Überstunden ausbezahlt haben wollte, denn suum cuique. Einen sehr guten Überblick zum Ist-Zustand der zweiklassigen Volksschule in Scheidingen geben die nachfolgenden Amtsblätter vom 24. Mai 1911:

Abbildung 7 : Bestandsaufnahme der Scheidinger Schule.

Lehrer Ammermann hatte – die Gründe sind nicht überliefert – offenbar seine Küsterverpflichtungen mit „konstanter Oberflächlichkeit“ versehen in den Vorkriegsjahren. Zumindest müssen sich Beschwerden und defizitäre Offensichtlichkeiten gehäuft haben, denn am 27. April 1913 gab es einen unmissverständlichen Tenor in der Sitzung des Kirchenvorstandes, wovon ein Auszug aus dem dazugehörigen Protokoll Auskunft gibt:

„(…) Am Schluße bemerkt der Kirchenvorstand noch, daß er sich in keiner Weise von persönlicher Abneigung gegen Herrn Lehrer Ammermann in dieser Sache habe leiten lassen, daß er vielmehr voll und ganz der persönlichen Ansicht sei, daß Herr Lehrer Ammermann die Reinigung der Wäsche besorgen müsse, wie auch die ganze Gemeinde derselben  Meinung ist. Auch erlaubt der Kirchenvorstand Herrn Ammermann besser zu kennen, als das Hoch.-Generals – Vikariat denselben hat kennen lernen können. Wie er es jetzt mit der Kirchwäsche gemacht hat, so hat er es mit so vielen anderen Dingen als Küster und Organist versucht, so daß unser jetziger Pastor ihn einmal gründlich seine Phlichten klar machen mußte. Er konnte dem nicht um hin klein beizugeben, wie er aber den Herrn Pastor verfolgt und verleumdet hat, das weiß die ganze Gemeinde. Und so hat er es allen Geistlichen hier gemacht, die ihn mal an seine Pflicht erinnerten. Und so sieht ihn die ganze Gemeinde sowohl als Lehrer als auch als Küster lieber heute als morgen ziehen. Er hat sich durch sein Tun und Treiben um alle Achtung gebracht. Das ist voll und ganz die Wahrheit. Daher wünschen den Teile aus der Gemeinde ein Vorgehen bei  der königlichen Regierung auf. Lehrer Ammermann hat es unserem Herrn Pastor zu verdanken, wenn es noch nicht geschehen ist, aber geschehen wird, das können wir nicht sagen. Auf Ersuchen des Vorsitzenden erklären die Mitglieder des Kirchenvorstandes, sich jeder persönlichen Rache zu begeben und so zu handeln, wie sie als Christen handeln müssen. (…)“

Foschepoth

Busemann

Linnemann

Berz

gesehen:

Büdenbender

Die Sache war heikel. Ammermann hatte im Pastor Büdenbender einen Fürsprecher, aber zwischen dem Schul- und dem Kirchenvorstand musste er diplomatische Drahtseilaktionen realisieren, um die Kirchengemeinde nicht zu spalten. Im September 1915 – jetzt schon mit den Kriegswirren als emotionale Last – ging Büdenbender in den „Erholungsurlaub“, um nicht die „Einladungen“ [Anmerkung der Verfasserin: „Vorladungen“ trifft besser auf die Situation zu] des Schulvorstandes umsetzen zu müssen, empfahl aber – der Dringlichkeit Rechnung getragen – der zuständigen Kirchenbehörde die Trennung von Küsterei und Lehrerstelle. Im Oktober 1915 lehnte der Schulvorstand jedoch ab. Es ist gut möglich, dass Lehrer Ammermann durch persönliche Schicksalsschläge aus der „Küsterbahn“ geworfen wurde, denn u. a. am 2. März 1915 erlag sein Sohn Joseph den Kriegsverwundungen. Die untenstehende Auflistung enthält den Scheidinger Ammermann.

Abbildung 8: Nachruf der Universität Münster Joseph Ammermann.

Die Kriegserlebnisse hatten konkrete Auswirkungen auf den Schulalltag, und Scheidingen stand dem in nichts nach. Die 158 Kinder, die im August 1914 in Scheidingen zur Schule gingen, litten im Ersten Weltkrieg, wie andernorts auch. Die Tatsache, dass ihre Väter an die Front gingen und die Mütter gezwungen waren, sich Verdienstmöglichkeiten zu suchen, brachte ihr Leben völlig durcheinander. Den Müttern ist der Krieg nun einmal ein Dorn im Auge, dieser Ausspruch galt nicht nur für die Mütter, sondern auch für die Kinder. Auch ihr normaler Alltag in der Schule sah plötzlich ganz anders aus als zuvor.  In den Klassenzimmern wurden Landkarten aufgehängt, an denen man mittels kleiner eingesteckter Fähnchen den Verlauf der Front erkennen konnte. Für ältere Schüler bestand die Gefahr, an die Front zu kommen. Diese Tatsachen ließen die anfängliche Kriegsbegeisterung nach und nach schwinden. Der Krieg schlich sich in den normalen Unterricht ein. Schüler der unteren Klassen übten wie die Soldaten. Kinder arbeiteten auf den Feldern als Erntehelfer oder wurden zu einfachen Arbeiten herangezogen. Gab es wieder einen Sieg an der Front, dann jubelten alle und die Kinder

Abbildung 9: Buchausschnitt

erhielten „siegfrei“. Das klingt vielleicht ganz gut, doch so war auf Dauer kein richtiger Unterricht möglich. Und schon bald nach den ersten Siegen im Jahr 1914 gab es auch nicht mehr so viel zu feiern. Sehnlichst sprachen die Menschen mit nulla salus bello, pacem to poscimus omes den Vergil die Worte nach mit nach Möglichkeit sofortiger Umsetzung. Die Unterrichtsmaterialien waren jedoch noch auf den Burgfrieden zum Zwecke des Endsieges programmiert, aber die pädagogische Wertigkeit blieb überschaubar. Es war ein schlechtes Beispiel für eine Instrumentalisierung, da der Zwiespalt zwischen Lernort und Gefühlslage im Privathaushalt bei den Kindern in der Regel vergrößert wurde. Dieser le crime pédagogique gehört nicht zu den Sternstunden in der Wissensvermittlung, zeigte aber die enge Verknüpfung von Schule und Staat.

Auch das Scheidinger Lehrerpersonalkarussell drehte sich verdächtig in den Kriegswirren. Seit Januar 1916 vertrat Angela Podemski Lehrerin Henns, die im Juli 1916 in Rente ging. Lehrerin Podemski wurde aber im Dezember 1916 auf eigenem Wunsch hin versetzt. Und die neue Lehrerin Ostenkötter (siehe Personalbogen zu Beginn) trat im Januar 1917 den Dienst nicht an wegen einer „Lungenkrankheit“. Darüber hinaus gab es von Pfarrer Büdenbender Einspruch hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der Lehrerwahl. Was die genauen Hintergründe waren, blieb offiziell verborgen, aber Lehrer Ammermann muss eine Schlüsselrolle eingenommen haben. Vielleicht hatte es mit seinem nahen familiären Dienstjubiläum zu tun, denn am 14. Januar 1918 konnte die Familie Ammermann auf eine einhundertjährige Lehrertradition in Scheidingen zurückblicken.

Abbildung 10: Zeitungsartikel 100 Jahre Lehrertradition Familie Ammermann

Da Ostenkötter immer noch abwesend war, trug der pädagogische Haudegen die alleinige Verantwortung und beantragte für diese Mehrarbeit im Februar 1918 eine Vergütung. Lehrerin Ostenkötter hingegen verabschiedete sich 1918 etwas unrühmlich mit fadenscheinigen Diskussionen über die Neuvermietung ihrer Dienstwohnung, die nicht möbliert sei. Die Gemeindeverwaltung lehnte ab. Offensichtlich waren es Stellvertreterkriege für eine personelle Nichtpassung in Scheidingen. Die Maßnahmen zu Beginn der Weimarer Republik zeigten schon am Horizont das Ende einer pädagogischen Ära, denn am 26. September 1921 gingen mit Wilhelm Ammermann eine Institution und die zugehörige Familiendynastie in den Ruhestand. Das kaiserliche Relikt wurde mit honoris et honestatis verabschiedet. Bis dahin zog man sich peu á peu die Lehrer nach Scheidingen, die das Denkmal Ammermann würdig beerben sollten, wie Lehrerin Böhmer aus Rünthe im Oktober 1918 oder Lehrerin Fräulein Heimes im Januar 1919. Die Jungenklasse von 1919 mit

Abbildung 11: Schulklasse 1919

denn kleinen Scheidinger Urgesteinen war die Abschlussklasse des pädagogischen Dinosauriers, die ihn aber – trotz aller Lebhaftigkeit und schwieriger Disziplin im Unterrichtsalltag – beherzt verabschiedete. Auch die unendliche Litanei mit der Küsterei wurde mit dieser Personalie ad acta gelegt. Im August 1919 wurde die Symbiose aus Küsteramt und Lehramt beendet. Der Kirchen- und der Schulvorstand verständigten sich dahingehend. 1921 erhielt das Schulhaus elektrisches Licht, und die dritte Lehrerstelle wurde eingerichtet. Als ob man nur auf den Abgang gewartet hätte, aber nach der Pensionierung von Ammermann erfolgte erst einmal eine kreisärztliche Besichtigung der Volksschule in Scheidingen durch Kreismedizinalrat Dr. Wildenrath im November 1921. Vielleicht war dieser Erneuerungsmarathon insgesamt notwendig geworden, denn nach einer intensiven Schulinspektion im Herbst 1921 stellte man zahlreiche Mängel fest, die man nicht offen mit der Verabschiedung des dann doch altgedienten Pädagogen ansprechen wollte in seiner Nähe:

  • Der bautechnische Status quo listete feuchte Keller auf. Auch Teile der Lehrerwohnung waren feucht, und Dachrinnen defekt. Der Eingang zur Lehrerwohnung – vom Schulflur aus betrachtet – war ebenfalls renovierungsbedürftig.
  • Die Klassenzimmer bedurften eines neuen Farbanstriches. Die Malermeister waren also dringend anzuheuern. Wenigstens die Fußböden waren dicht.
  • Die Sitzbänke und deren Höhenunterschiede waren gänzlich unmodern, schlichtweg ohne zweite Meinung ein Kandidat für die Müllabfuhr. Auch die schon erwähnten Spucknäpfe fehlten. Aus heutiger Sicht zum Schmunzeln geneigt, war dieser abortus sputo ein hygienischer Frontalangriff auf die Ausbreitung zahlreicher Krankheiten. Exemplarisch hier einmal ein Auszug aus dem Maßnahmenkatalog gegen die Weiterverbreitung der Schwindsucht:
Abbildung 12: Spucknapf

Um zu verhüten, dass der Auswurf hustender Kinder dem Schulstaub beigemengt wird, ist in jedem Schulgebäude auf den Gängen, in den Schulzimmern und auf den Aborten eine genügende Zahl von Spucknäpfen aufzustellen oder anzubringen. Dieselben müssen aus festem, nicht zerbrechlichem Metall, aus emailliertem Eisen oder Bronze gefertigt sein und dürfen weder Sand noch Asche, Sägemehl noch sonstige trockene Bindemittel enthalten, müssen vielmehr beständig mit etwas Wasser versehen sein, um das Austrocknen des Auswurfs zu vermeiden. (…) Es ist die Pflicht der Lehrer, öfter hustende Kinder besonders zu beachten und dieselben in schonender Weise zu der regelmäßigen Benutzung der Spucknäpfe anzuhalten, das Ausspucken auf den Fußboden aber durch allgemeines Verbot strenge zu untersagen.“

  • Die Garderoben waren defekt oder „hingen in den Seilen“. Ein Turn- und Spielplatz waren praktisch nicht existent. Die Turngeräte gehörten in das Museum oder generalüberholt.
  • Die Abortanlagen spiegelten den allgemeinen Zustand wider der Scheidinger Schule. Es ließ einfach nur zu wünschen übrig. Die Urinale hatten keine Schamwände.
  • Die Trinkwasseranlage stand ganz besonders im Zentrum der Kritik bei den Mitgliedern der Besichtigungsunternehmung. Das Wasser war von trüber Natur; keine Becher und die zu große Nähe zur Schulwand und zur Abortbehausung erregten die Gemüter. Auch die Unabgeschlossenheit der Pumpenrohrreparatur veranlasste die Kommission zur Kritikäußerung.

Das Fazit war eindeutig. Der Zustand der Scheidinger Schule war mangelhaft. Und der dort jahrzehntelang tätige Ammermann hatte entweder durch Vernachlässigung oder durch eine irgendwie verursachte Blockade den unmodernen und renovierungsresistenten Platzhirsch leider dann mit Hingabe zelebriert. Aber auch hier mahlten die Mühlen langsam, denn die ungenügende Sportausstattung wurde erst im Juni 1923 behoben, als Scheidingen ein Reck und einen Turnbarren ausgehändigt bekamen. Das Denkmal namens Ammermann ließ natürlich nicht lange auf sich warten und „konterte“ im November 1922 hinsichtlich des Brunnens mit einem Regierungserlass aus dem Jahr 1878. Wir schauen uns einmal den genauen Inhalt an, um zur Gedankenwelt des Ammermann ein understanding bauen zu können:

„Auf jeden Schulhof ist ein Brunnen mit Pumpe und angeketteten Trinkgefäße in der gehörigen Entfernung von den Abtritten einzulegen. Bei Aufstellung der Pumpe ist Rücksicht auf den dort wohnenden Lehrer zu nehmen das dieser möglichst bequem die benutzen kann. Das Schöpfen der Kinder aus dem Geschirr ist auch aus gesundheitlichen Gründen unerlaubt, weil Krankheiten verbreitet werden können.“

Abbildung 13: Lehrer Ricke

Von jeher [Anmerkung der Verfasserin: Also, seit seinem Dienstantritt!] – so Ammermann – hätte man das Wasser auch für den Haushalt und Landwirtschaft im Küstereigebäude und zum Verbrauch der Kirche aus dem Schulbrunnen später aus der Pumpe entnommen. Auch die Unterbringung der Pumpe auf den Schulflur wäre bei Störung unzweckmäßig gewesen und hätte nur zu Unannehmlichkeiten und Streitereien geführt. Da lag Ammermann nicht falsch, aber den Status quo der Besichtigungskommission konnte auch er nicht in Abrede stellen oder verniedlichen. Am Neste kann man sehen, was für ein Vogel darin wohnt, und so kann man auch das Erbe des Herrn Ammermann interpretieren. Unabhängig von dieser unpersönlichen dommage monument, es regte sich etwas an der Scheidinger Schule: ein Schulreiniger wurde engagiert, der Schulgarten bekam einen Zaun, der Gemeinderat bewilligte noch im Kalenderjahr 1922 einen Ergänzungszuschuss für die Schule oder der neue Lehrer Ricke bekam einen Ofen und einen Herd. Warum Lehrer Ammermann nach wie vor in der offiziellen Lehrerwohnung logierte und seinen oisiveté freien Lauf zuließ, blieb wohl sein Dienstgeheimnis. Irgendwie konnte oder wollte er sich nicht von „seiner“ Parzelle trennen. Behördlicherseits schreckte man offenbar vor einer Beschlagnahmung der Lehrerwohnung zurück, die Zurückhaltung zeigte immer noch den Einfluss der Autorität des alten wilhelminischen Lehrers. Psychologisch interpretiert kann die

Abbildung 14: Scheidinger Schulklassen, Jahrgänge 1921 – 1925

Trennung vom alten Kaiserreich  auf den unteren Verwaltungsebenen als nicht geglückt angesehen werden im Umgang mit Dienern des alten Systems. Aber, der Blick war nun nach vorn gerichtet, und die Jahrgänge 1921 bis 1925 standen nicht mehr unter den Fittichen der Ammermanns.

 

 

 

 

  • Abbildung 1:

Alte Scheidinger Schule

  • Abbildung 2:

Personal – Karte Elisabeth Ostenkötter

http://archivdatenbank.bbf.dipf.de/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479&parent_id=#Vz______7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479, abgerufen am 17. 04.2016.

  • Abbildung 3:

Schulklasse mit Frl. Beine. Das Foto wurde von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 4:

Lehrer Ammermann mit Schulklasse. Das Foto wurde von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 5:

Postkarte Scheidingen mit der alten Schule. das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 6:

Lehrer Ammermann mit „seinen Jungen“. Das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe. 1. Reihe 3. v.l. August Seithe.

  • Abbildung 7:

Bestandsaufnahme der Scheidinger Schule. Unterlagen im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 8:

Chronik der Westfälischen Universität zu Münster:

Joseph Ammermann studierte Lehramt an der Universität. Er wurde im 1. Weltkrieg am 28.Februar1915 verwundet und starb am 2. März 1915

https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/periodical/pageview/1715216, abgerufen am 17.06.2015

 

 

  • Abbildung 10:

Zeitungsartikel 100 Jahre Lehrertradition Familie Ammermann,

Der Zeitungsartikel befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 11:

Foto Schulklasse 1919. Das Foto wurde von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 12:

Spucknapf

http://medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=2231&edit=0, abgerufen am 15.056. 2015

  • Abbildung 13:

Lehrer Ricke, das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 14:

Scheidinger Schulklassen, Jahrgänge 1921 – 1925, das Foto wurde von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

 

 

 

 

 

Chronologie der Scheidinger Schulgeschichte 1840 – 1892

Chronologie

der

Scheidinger Schulgeschichte

1648 – 1968

 

Abb. 1: Alte Schule in Scheidingen

Teil 2: 

1840 – 1892

Das Jahr 1840 war eine Zäsur in der Scheidinger Schulgeschichte. Erstmals trat die jüdische Gemeinde mit der Bitte zur Einstellung des jüdischen Lehrers Jakob Scharf an die Schulobrigkeit. 27 jüdische Einwohner und 6 schulpflichtige Kinder waren nicht das ausschlaggebende Moment, aber zeigten trotz der umfänglichen Reichsrechte für Juden im Deutschen Bund den seltenen Stellenwert hinsichtlich dieser Schulpersonalie. Auch die Vormärzdekade zeichnete sich in der Scheidinger Schulhistorie aus durch die Auflistung von mehr oder weniger interessanten Ereignissen, die aber den klassischen Schulalltag mit seinen typischen Eigenarten widerspiegelte:

  • Am 13. Februar 1840 nahm der Pfarrer Kook die Prüfungen mit Zufriedenheit ab. Auch lagen keine nennenswerten Versäumnisse vor. Belegt ist auch ein Schaden am Schuldach, verursacht durch einen Sturm. Und die Information ist hinterlegt, dass der Vorsteher die Reparatur zu organisieren hätte. Weiteres ist nicht aus der Chronik zu entnehmen.
  • Im Mai 1840 gab es ebenfalls keine Beanstandungen bezüglich der Prüfungsergebnisse, aber Lehrer Ammermann wurde angehalten, den zu dieser Zeit merklichen Fehlzeitenstand zu melden und Sanktionierungen durch die Eltern zu veranlassen. Im September des gleichen Jahres war nur erwähnenswert, dass Rechentafeln angeschafft werden mussten, wofür auch der Lehrer – nach Absegnung durch die Schuloberen – Sorge zu tragen hätte.
  • Im Jahr 1841 wird ein Mann namens Jacob Schiff als Praktikant an der Scheidinger Schule geführt, offiziell war er als Hauslehrer der Familie Nordheim angestellt. Diese Personalie ist nur deshalb ungewöhnlich, weil dieser Lehrer Schiff noch im 18. Lebensjahr war. Die pädagogische Ausbildung – wenn diese Begrifflichkeit überhaupt so formuliert werden darf – konnte selbst bei gutem Willen nicht heutige Maßstäbe erreichen. Weiteres ist zu Lehrer Schiff nicht notiert.
  • Die steigenden Schülerzahlen 1841 veranlassten die Schuloberen, neben Lehrer Ammermann einen Hilfslehrer einzustellen. Das war zunächst nicht als Zäsur einzustufen, nur dass es sich dabei um den eigenen Sohn handelte mit Namen Clemens Ammermann, und beide Lehrer unterrichteten gemeinsam bis 1847 in einem Schulzimmer; eine durch räumliche Not gezwungenermaßen neuzeitliche Form des Teamteachings. Erstmals wird das Lehrerjahresgehalt aufgeführt mit 75 Talern, finanziert über das Schulgeld der Kinder in Höhe von 18 Silbergroschen und 6 Pfennigen und Beträgen aus der Armenkasse. Es wurde ebenfalls eine Wohnung zur Verfügung gestellt.
  • Die Prüfungsjahreseinträge 1841 (4. Februar, 2. Juni und 27. Oktober) geben gänzlich Auskunft über gute Prüfungsergebnisse und problemfreie Fehlzeiten der Schüler. Das Problem mit den aus dem Vorjahr aufgeführten Rechentafeln muss jedoch noch nicht gelöst worden sein, da man Lehrer Ammermann anregte für die Beschaffung Sorge zu tragen.
  • Die Schülerzahl wird 1841 mit 170 geführt, und Clemens Ammermann, bis dato Hilfslehrer an der Scheidinger Schule, geht im Juli 1841 erfolgreich vom Bürener Lehrerseminar ab. Bedingt durch die hohe Schülerzahl erfolgt eine Vergrößerung des Schulzimmers. Auch ein zweiter Heizofen ist Aussicht gestellt.
  • Die Lehrerstellen waren auch zu der Zeit offiziell ausgeschrieben, und der nachfolgende Auszug aus den Amtsblättern der Regierung Minden gibt einen Einblick in die damaligen Bewerbungsszenarien der Seminarabgänger, also durchaus Parallelen zu heutigen Lehrereinstellungsverfahren:

 

                                                                                   Abbildung 1: Lehrereinstellungsverfahren

  • Die Prüfung im Februar 1842 war ohne Beanstandung, und die Schulversäumnisse lagen in einem akzeptablen Bereich. Der zweite Ofen – 1841 in Aussicht gestellt – war nun angeschafft und aufgestellt (im August 1842
    Abbildung 2: Schullandkarte des Kreises Soest

    erfolgte die neue Schornsteinlegung). Auch die Schulutensilien waren in der Ausstattung zufriedenstellend (u. a. eine Schullandkarte des Kreises Soest). Übrigens, Clemens Ammermann unterrichtete bereits eine Schulklasse in Eigenregie. Die Schaffung neuer Lehrerstellen war dringend geraten bei amtlich 213 Schülern (Stand: Februar 1848).

  • Kurz vor Weihnachten 1842 wurde eine Schulinspektion durchgeführt unter Führung des Landrates Bockum-Dollfs. Er bemängelte, dass der Schulvorstand 1842 nicht einmal die obligatorische Schulvisitation vornahm. Außerdem kam der Landrat vorbereitet zur Inspektion, denn er bemerkte die Abwesenheit von 6 Mädchen und 14 Jungen. Und die Abwesenheitslisten standen ebenfalls zur Disposition, denn die ordnungsgemäße Führung war seit dem Herbst 1842 von mangelhafter Natur. Dieses Ereignis verdeutlichte die Problematik im Scheidinger Schulalltag, denn der Landrat kam nicht ohne Grund mit dieser grundsätzlich negativen Einstellung zur Inspektion.
  • Im März 1843 erfolgten wiederum Prüfungen, wobei die Kopfrechenleistungen positiv herausragten. Und lediglich Caspar Hagedorn aus Illingen hatte nennenswerte Schulversäumnisse. Auch die Einführung einer Schulsteuer wurde verhindert, da das Schulgeld als sach- und zweckgebundene Abgabe ausreichend erschien.
  • Die Maiprüfungen 1843 müssen noch erfolgreicher gewesen sein, denn neben Kopfrechnen waren auch die Deutschleistungen und das Lesen erfolgreich im Abschluss. Der Illinger Hagedorn, noch im März als wuchtiger Absenter verschrien, konnte nachträglich seine Fehlzeiten legitimieren durch ein ärztliches Attest. Lehrer Ammermann hatte aber bereits mit den zu der Zeit schulpflichtig gewordenen Kindern seine größten Probleme, denn weder die Eltern noch die Kinder hatten eine ausgeprägte Neigung zur Schulpflicht. Ende Mai 1843 besuchten offiziell 157 Kinder die Scheidinger Schule.
  • Die August- und Novemberprüfungen 1843 verliefen ohne Beanstandungen, und die Versäumnisse hatten keine strafbaren Dimensionen erreicht. Einzelnen Kindern attestierte man jedoch ein Nervenleiden. Ob diese „nervlichen Belastungen“ im Zusammenhang mit den Prüfungen standen, konnte nicht geschlussfolgert werden, war aber zumindest aktenvermerkwürdig. Das jährliche Lehrerjahresgehalt von 75 Talern wurde vom Schulgeld der Kinder finanziert, das des Hilfslehrers aus der örtlichen Schulkasse.
  • Ob in der Scheidinger Schulordnung verankert oder als direkte Sofortmaßnahme für die Schulversäumnisse, die Einnahmen aus dieser Ordnungswidrigkeit betrugen 1844 7 Groschen und 6 Pfennige. Pfarrer Kook nahm ohne nachträgliche Kritiknahme die Prüfungen ab im Februar 1844. Einem Salinenbaumeister namens Wegener gab man den Auftrag, Reparaturarbeiten an der Scheidinger Küsterei durchzuführen. Im April 1844 wurde der Antrag auf Einführung der Sonntagsschule abgelehnt. Ob es eine organisatorische Notwendigkeit zur Kompensation der Schulversäumnisse sein sollte, war aus den Überlieferungen nicht zu deuten, aber der Sonntag war dann doch trotz möglicher Nachvollziehbarkeiten nicht in seiner Funktion als arbeitsfreier Wochentag im katholisch geprägten Scheidingen eine feste Institution.
  • Die Prüfungstermine im August und November 1844 verliefen ohne nennenswerte Beanstandungen. Am 8. November 1844 wurden die Ortsvorsteher von Scheidingen und Illingen, Vickermann und Ostermann, zu ständigen Mitgliedern des Schulvorstandes ernannt.
  • Im Kalenderjahr 1845 wurden 9 schulpflichtige Kinder gezählt, und die Prüfungssitzungen im Juni und August wurden ohne größere Beanstandungen durch den Pfarrer Kook abgenommen. Dem Polizeidiener wurde lediglich angeraten, die Eltern einiger schulsäumiger Kinder aufzusuchen als pädagogische
    Abbildung 3: Schulalltag, prügelnder Lehrer

    Erziehungsmaßnahme. Dass das mit den pädagogischen Erziehungsmaßnahmen auch kritisch gesehen werden konnte, zeigt die nebenstehende Abbildung aus dem Schulalltag einer – und Scheidingen stand dem in nichts nach – beliebigen Dorfschule. Die Theorie kann auch vertreten werden, dass die Fehlzeiten in Scheidingen durch solche oder ähnliche Lehrer ursächlich waren, denn die Prügel war immer schon ein demotivierendes, zur Flucht neigendes Element. Ende August kam der Schulvorstand überein, die Ferien vom 6. September bis zum 20. Oktober anzusetzen, um notwendige Umbaumaßnahmen zur Schulbauerweiterung durchzuführen. Pfarrer Kook erklärte sich hinsichtlich des Baulandes bereit, Teile seines Gartengeländes abtreten zu wollen nach vorheriger Genehmigung durch das Generalvikariat. Jährlich 4 Taler Mietentschädigung wurden dafür vom Schulvorstand als angemessen veranschlagt. In den Herbstferien hatte der schon erwähnte Salinenbaumeister seine Bautätigkeiten an der Küsterei durchgeführt. Die Prüfungsperiode im November 1845 verlief ohne besondere Vorkommnisse. Die Anmerkung, wonach strafbare Schulversäumnisse eingereicht werden sollten, lässt nach wie vor der Vermutung freien Lauf, dass die Umsetzung der Schulpflicht in der Scheidinger Schule ein konstantes, unterschwelliges Defizit bildete.

  • Im Februar 1846 gab es keine Beanstandungen der Prüflinge, und die Genehmigung hinsichtlich der Abtretung einer Parzelle des Kirchengartens wurde durch die zuständige Behörde gegeben. Im Juni 1846 gab man erneut die vorbildliche Führung der Fehlzeitenliste bekannt, und die Herbstferien wurden für den Zeitraum vom 7. September 1846 bis zum 19. Oktober 1846 festgelegt. Seit 1846 war auch ein Pfarrer Wernig namentlich erwähnt. Ob als reguläre Vertretung oder in Abkommandierung für den Prüfungsausschuss, war im Kalenderjahr 1846 bei dieser Personalie nicht zu erkennen. Am 13. August 1846 gab es offenbar wieder eine Durchsicht der Fehlzeitenliste. Entweder waren die Schulbehörden im 19. Jahrhundert völlig fixiert auf die Einsicht in die Fehlzeitenlisten oder – und das ist naheliegend – Scheidingen hatte schlichtweg ein Problem mit den Versäumnissen. Dieser Umstand kann nur aus der geringen Verankerung für die Schulpflicht innerhalb der Dorfbevölkerung erklärt werden, da jahrzehntelange Epidemie- und Erkältungswellen mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden konnten, weil nicht existent. Die schon erwähnte Prügelstrafe muss – der Multiperspektivität einfach geschuldet – noch als Erklärungsmodell herhalten, aber einen signifikanten Zusammenhang gäbe es nicht, da allerorts die Prügelstrafe zum pädagogischen Repertoire gehörte. Im November 1846 konnten die Schulvorstandsmitglieder die Einweihung des Schulneubaus in Augenschein nehmen, allerdings ohne Bezugsfertigkeit für den Unterrichtsbetrieb. Bis zur Nutzung sollten als Überbrückung die Unter- und die
    Abbildung 4: Spucknapf

    Oberklasse zu verschiedenen Zeiten im alten Klassenraum unterrichtet werden. Übrigens, der nicht mehr zeitgemäße Spucknapf gehörte auch in Scheidingen zur Standardausrüstung eines Klassenzimmers, da noch bis in das 20. Jahrhundert hinein die medizinische Laiensicht dominierte, wonach das Speichelschlucken ungesund wäre. Anekdoten zu diesem Spuckabort sind nicht überliefert, aber es war zumindest hygienischer als das typische Bodenbeschießen mit dem Speichel.

  • In den Jahren 1847 bis 1850 gab es keine weiteren Auffälligkeiten oder besonderen Vorkommnisse, und Lehrer Ammermann und Pfarrer Werning leiteten den Scheidinger Schulstandort nach bestem Wissen und Gewissen. Schulvisitationen, Fehlzeitenlisten und Prüfungen bestimmten den gängigen Schulalltag. Lediglich eine Bemerkung aus dem Jahr 1848 zeigte deutlich auf, dass die Pfarrinstitution im Schulalltag stark verankert war, da der Pfarrer vom Lehrer eine Erklärung verlangte für einen eigenmächtigen Unterrichtsabbruch. Die Unterrichtsmaterialien wurden immer bebildeter. Offenbar war – in heutiger Zeit als ikonische Darstellungsebene bezeichnet – dieser Zugang zur Wissensvermittlung stark verbreitet; zeitlos besonders in unteren Jahrgängen kann diese Inanspruchnahme immer befruchtend sein, da abstrakte Zugänge belastend sein können und zu Schulverweigerungen führen. Die Abbildungen geben einen Einblick in damalige Unterrichtswerke, wie sie in Scheidingen sicher auch oder in ähnlicher Form Verwendung fanden.

                

                 Abbildung 5: ABC – und Lesebuch

  • 1850/51 gab es lediglich zwei Bemerkungen mit erwähnungswürdigem Charakter. Zum einen wurde am 29. August 1850 vermerkt, dass die Eltern hinsichtlich der Erntehelfertätigkeiten ihrer Kinder nicht wegen vieler Schulversäumnisse zur Rechenschaft herangezogen werden sollten und zum anderen eine Bemerkung vom 11. Dezember 1851 wonach, der Schulhof mit Steinschlag oder Sand ausgelegt werden sollte.
  • Abbildung 6: Bürgermeister Franz Wilhelm Fickermann

    1852 waren der Bürgermeister Franz Wilhelm Fickermann und der Pfarrer Werning als ständige Mitglieder des Schulvorstandes mit der Suche nach zeitlich befristeten Bestellungen von Schulvorstandmitgliedern beschäftigt. Geeignete Kandidaten waren in Scheidingen und Illingen (Quotenregelung) gefunden (Landwirte Sauer und Menze) oder wurden bestätigt (Landwirt Gerwin)  und nahmen die Wahl an, wobei die zeitliche Befristung auf maximal vier Jahre festgelegt wurde. Quartalsvisitationen, Reparaturarbeiten und die leidlichen Absenzen prägten ansonsten – oder wie üblich – den Schulalltag.

  • Die fünfziger Jahre waren geprägt durch die Umsetzung königlicher Erlasse und organisatorischer Verpflichtungen seitens des Schulvorstandes[1] (Einführung neuer Schulbücher 1853, Umbau des Schulzimmers 1855 oder Einbindung der weiblichen Handarbeit in den Fächerkanon 1858). Lediglich die Personalie Wilhelm Ammermann ragte aus der Eintönigkeit eines standardisierten Schulalltages heraus, denn zunächst bewilligte man ihm 1856 eine Gehaltserhöhung in Anbetracht verteuerter Lebensmittel, finanziert aus der Schulkasse in Höhe von 15 Talern und zeitlich nicht viel später 1858 vom zuständigen Kreisgericht verurteilt zur Strafzahlung von 35 Talern, ersatzweise auch 14 Tage verschärfte Arrestierung wegen Regierungsdienerbeleidigung. Dieser Hilfslehrer hatte offenbar ein vielschichtiges Gemüt.
  • Die sechziger Jahre waren durch eine institutionelle Personalie Ammermann geprägt. 1863 feierte Adolf Ammermann fünfzigjähriges Jubiläum, und zu Beginn des Kalenderjahres 1863 beantragte Franz Wilhelm Ammermann die Beendigung seiner Hilfslehrertätigkeit, gültig ab den Herbstferien desselben Jahres.
  • Franz Wilhelm Ammermann starb allerding nur wenige Tage nach seiner
    Abbildung 7: Todesanzeige Franz Wilhelm Ammermann 1863
    Abbildung 8: Todesanzeige Adolph Ammermann 1866

    Ankündigung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Cui honorem, honorem, aber auch die Familie Ammermann konnte die natürlichen Dinge nicht ändern, denn contra vim mortis non est medicamen in hortis. Adolf Ammermann verstarb schon 1866 mit 70 Jahren. Das bedeutete aber nicht
    Abbildung 9: Lehrer Wilhelm Ammermann 1867

    das Ende der Lehrerdynastie Ammermann, da im November 1867 bei 100 Talern Grundgehalt ein Wilhelm Ammermann als 1. Lehrer in der Scheidinger Schule angestellt wurde (siehe Porträt) und zu Beginn von einem Lehramtsanwärter namens Wilhelm Osthoff unterstützt wurde. Er war recht ambitioniert, denn schon wenige Monate später konnte er unter Mitwirkung und Vormundschaft des Pfarrers Müller für einen Schweinestall mit angrenzender Backstube werben…eine Form des praktischen Lernens.

 

Abbildung 10: Zeichnung Stallung und Backstube

 

 

Abbildung 11: Fräulein Ferdinande Beine

1868 gab es eine weitere Zäsur in der Scheidinger Schullandschaft. Fräulein Ferdinande Beine, eine überaus attraktive und gesellige Frau, wurde im Februar 1868 mit der zweiten Lehrerstelle versehen zum Zeitpunkt der Errichtung einer Mädchenschule vor Ort. Vermutlich titulierten Zeitgenossen sie nicht abwegig und etwas despektierlich mit Fräulein, wie aus einem untenstehenden Zeitungsartikel der Streitbericht im November 1868 herauszulesen war. Difficile est saturam non scribere, jedoch muss man konsternieren, dass dieses pädagogische Fräulein nach den Aussagen mancher Zeitgenossen den Dienst mit Ehrgeiz und Hingabe absolvierte und als „Tante Lehrerin“ in die Scheidinger Dorfchronik einging. Aber Herr Lohmann aus dem Zeitungsbericht hatte sicher auch so seine Argumente bei diesem Tantenwunder. Der Leser möge hierzu selbstverantwortlich Stellung nehmen.

 

    • Abbildung 12: Zeitungsartikel, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

       

    • Fräulein Beine war sich auch nicht zu schade, 1875 beide Klassen selbstlos zu
      Abbildung 13: Franz Wilhelm Ammermann – genannt Ackermann

      übernehmen, als Lehrer Wilhelm Ammermann in jenem Jahr verstarb.Dessen Sohn, Franz Wilhelm Ammermann – Ackermann genannt – trat zu Beginn des Jahres 1877 seinen Dienst in Scheidingen an. Die Lehrerdynastie hatte ihren Fortbestand gesichert. Passable Leistungen konnte Ackermann vorweisen, wie nachfolgendes Zeugnis zum Ausdruck bringt, wobei Deutsch und Geschichte nicht seine Stärken widerspiegelten. Er war wohl eher der naturwissenschaftlich-mathematische orientierte Turner.

Abbildung 14: Kopie Zeugnis Wilhelm Ammermann
  • Und Ackermann hatte sicher keine Probleme mit Kindern, denn neben seiner beruflichen Tätigkeit war er voll und ganz ausgelastet mit seinen zahlreichen eigenen Kindern, von denen er 8 hatte mit seiner Frau, einer geborenen Vickermann. Ackermann und Fräulein Beine hatten Mitte der achtziger Jahre mehr als 200 Kindern zu versorgen. Es war nur naheliegend, dass eine dritte Lehrkraft den laufenden Unterrichtsbetrieb unterstützen musste. Hierfür wurde Elisabeth Hollenbeck aus Westernkotten zeitlich befristet eingestellt, und 1888 erfolgte mit Gertrud Liese die Einstellung der festen Lehrkraft, für beide Lehrerinnen in den beiliegenden Personalblättern dokumentiert.

 

Abbildung 16 : Personal – Notizen von E. Hollenbeck
Abbildung 15: Personal – Notizen von G. Liese

           
 

 

 

 

  • Ende der achtziger Jahre wurde dem zuständigen Gremium aufgegeben, eine Schule für drei Klassen mit separater Lehrerwohnung in Scheidingen zu errichten. Die Maßnahme nahm bis 1892 Zeit in Anspruch, da der dafür notwendige Baulanderwerb zeitweise stockte und die konkreten Baumaßnahmen mehr Zeit in Anspruch nahmen durch Ergänzungen/Umänderungen. Endgültig konnten die Schuloberen dann 1891 vom Ackerer Wilhelm Schulte, von einigen Dorfbewohnern Euler genannt, Bauland erwerben (2,5 preußische Ruten für etwas mehr als 1300 Mark). Außerdem erfolgte ein Schulneubau in der Gemeinde Illingen. Der Schulverband Scheidingen/Illingen wurde aufgelöst. Als Entschädigung oder pädagogische Mitgift erhielt der neue Scheidinger Schulverband ein Fünftel des Schulvermögens (in Relation zu den Schülerzahlen). Am 8. Februar 1892 erfolgte dort die Neueinweihung mit dem Lehrer Adolf Stolle. Die Grundsteinlegung der Scheidinger Schule erfolgte im November 1891.

 

Abbildung 17: Scheidinger Schule

Offiziell wurde die Scheidinger Schule seit April 1892 mit drei Klassen, über 150 Schülern und zwei Lehrkräften geführt. Fräulein Beine selbst musste seit Sommer 1892 wegen Krankheit vertreten werden; Lehrerin Elfriede Granteier aus Hörde vertrat sie.
[1] In der Schulvorstandssitzung vom 11. Mai 1854 wurde zum Beispiel vermerkt, dass keine größeren Beanstandungen bei den durchgeführten Schulvisitationen zu beobachten waren, die Schulversäumnisse keine bedenklichen Dimensionen erreichten, der königliche Erlass vom 27. Januar 1854 und die Landratsverfügung Vom 9.2.1854 No 480 bindend wären hinsichtlich der angesetzten Schulvisitationen. Auch die Abnahme der Schulkostenrechnung für 1853 und die Terminierung der Herbstferien gehörten zu den Tagungspunkten.

 

Abbildungsverzeichnis:

  • Abbildung 1:

Lehrereinstellungsverfahren

http://www.schulgeschichte.de/die-reumtengruener-schule-nach-dem-saechsischen-schulgesetz-1835.html, abgerufen am 17.05.2016

  • Abbildung 2:

Schullandkarte des Kreises Soest. Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 3:

Schulalltag, prügelnder Lehrer

http://www.jmbruhn.de/Lehrerfortbildung/lfbcon/Hauptteil/Teil_2/Schulkonferenzen.htmabgerufen am 19.05.2016.

  • Abbildung 4:

Spucknapf

http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Historiker-Ewald-Frie-verglich-bewaffnete-Konflikte-mit-Spucknaepfen-213999.html, abgerufen 24.05.16.

  • Abbildung 5:

ABC – und Lesebuch

http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN724043551/19/, abgerufen am 24.05.2016.

  • Abbildung 6:

 Bürgermeister Franz Wilhelm Fickermann

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Wilhelm_Fickermann, abgerufen am 03.04.2016.

  • Abbildung 7:

Todesanzeige von Franz Wilhelm Ammermann, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 8:

Todesanzeige von Adolph Ammermann, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 9:

Lehrer Wilhelm Ammermann 1867. Das Foto wurde mir freundlicherweise von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 10:

Zeichnung Stallung und Backstube. Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 11:

Fräulein Ferdinande Beine, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 12:

Zeitungsartikel, Abbildung im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 13:

Franz Wilhelm Ammermann – genannt Ackermann, das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 14:

Kopie Zeugnis Wilhelm Ammermann. Das Foto wurde mir freundlicherweise von Herrn Meinolf Volke zur Verfügung gestellt.

  • Abbildung 15:

Personal – Notizen von Gertrud Liese.

http://archivdatenbank.bbf.dipf.de/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479&parent_id=#Vz______7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479, abgerufen am 17. 04.2016

  • Abbildung 16:

Personal – Notizen von E. Hollenbeck.

http://archivdatenbank.bbf.dipf.de/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479&parent_id=#Vz______7dcefeec-4209-4a56-8261-282f4cd44479, abgerufen am 17. 04.2016

  • Abbildung 17:

Scheidinger Schule, das Foto befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

 

Quellenverzeichnis:

 

 

Chronologie der Scheidinger Schulgeschichte 1648 – 1989

 Chronologie

der

Scheidinger Schulgeschichte

1648 – 1968

 

Abb. 1: Alte Schule in Scheidingen

Teil 1: 

1658 – 1839

Erläuterndes zur Einleitung

Ich ging nie in meinem Heimatort Scheidingen zur Schule, denn zu meiner Zeit gab es diese Bildungseinrichtung im Ort nicht mehr. Ob es ein identitätsstiftender Verlust war, konnte ich so abschließend nicht formulieren, aber ein Stück Dorfverbundenheit blieb der Lebenserfahrung versagt. Verwandte, Bekannte meiner Großmutter und ganz allgemein alteingesessene Scheidinger kamen bei passender Gelegenheit immer wieder einmal auf die Schulgeschichte mit ihren zahlreichen Anekdoten zu sprechen, jedoch ohne mein Zutun, dieser Umstand musste beseitigt werden und daher widmete ich mich dieser Ausarbeitung, um zukünftig einfach nur schulgeschichtliche Informationen bei Gesprächen, Anfragen oder bei wie auch immer gelagerten Festivitäten mit Rückgriff auf die Heimatgeschichte liefern zu können.

Im ersten Teil meiner Datensammlung, und aus Gründen der Übersicht und des besseren Zugreifens auf die Informationen ist diese Ausarbeitung in großen Teilen chronologisch gehalten, werden wichtige Ereignisse und Personen mit der Nähe zur schulischen Dorfgeschichte in der Frühen Neuzeit aufgelistet, wobei bei Notwendigkeit und Passung auch der übergeordnete Blickwinkel Anmerkungen von außen in die ostwestfälische Gemeinde Scheidingen werfen soll. Expressis verbis der Zeitraum von 1658 bis in den Biedermeier hinein wird hier in Chronologie thematisiert. Bilder, Urkunden, Protokolle oder Zeitungsartikel zur Scheidinger Schulgeschichte ergänzen meine Ausführungen, beanspruchen aber nicht das Privileg des Alleinvertretungsanspruches oder gar der Vollständigkeit. Eine totalitäre Souveränität ist der Ausarbeitung abzusprechen, wie jeder Ausarbeitung. Aber nun geht es los mit der Schule in der Frühen Neuzeit.

 

Abb. 2: Der Küster bei der Arbeit.

Die Dorfbevölkerung erhielt eine Grundbildung in der Küsterschule, die – und daher auch der Name – dem für diese Gemeinde zuständigen Küster unterstand. Diese katechisierende Bildungseinrichtung war in der frühen Neuzeit der Vorläufer der späteren Volksschule und in den ländlichen Regionen Mitteleuropas weit verbreitet, insbesondere in den lutherisch geprägten Kirchengemeinden. Vereinzelt wurde diese Bildungseinrichtung auch als Pfarrschule bezeichnet oder bildete deren Abzweig. Die grundlegenden Kulturtechniken waren im Fächerkanon fest verankert, allerdings auch nur diese Bildungen. Der Küster, ohnehin zeitlich eingespannt in den Arbeitskatalog des Pfarrers, war helfende Hand bei der Katechese, rekrutiert für die Organistenrolle in der Kirchengemeinde oder als Justizgehilfe, also in der Hausmeisterfunktion der frühen Neuzeit voll eingebunden. Und als Gegenleistung konnten gelegentlich herausragende Schüler in den Genuss eines Lateinunterrichts kommen beim Pfarrer, möglicherweise mit der späteren Delegation in ein theologisches Konvikt. Die Begabtenförderung oder die Formung elitärer Bildungsschichten standen nicht in der Intention dieser dörflichen Grundbildung1.

 

Abb. 3: Abbildung 3: Orbis sensualium pictus (Die sichtbare Welt). 1658

Die Voraussetzungen für eine zielorientierte und situationsabhängige Pädagogik waren auch nicht gegeben, denn die Küster waren – von Ausnahmen natürlich abgesehen –  angelernte Hilfskräfte, die ihren Schwerpunkt in den Elementartechniken wie Lesen, Schreiben oder Rechnen besitzen mussten zur niedrigschwelligen Wissensvermittlung, ergänzt um eine fundierte Religiosität. Ohnehin waren durch die überschaubaren Entgeltzahlungen die Kandidaten rar gesät für diesen Bildungsposten. Die Glücklicheren erhielten da noch ein regelmäßiges Monatseinkommen, finanziert über die jeweilige Gemeindekasse, und manchmal durfte sich der Küster einer lebensmitteltechnischen Zugabe durch die Kirchspielbewohner erfreuen in Form von Eiern, Würsten oder dergleichen. Das Wort Pädagogik hatte noch keine große Entfaltungsmöglichkeit, als handlungsorientierte Sozialwissenschaft die Erziehungslehre offiziell noch nicht mit Curriculumbausteinen ausgestattet in den Katechisierungsschulen. Dass das mit der Bildungswertigkeit zur unterdurchschnittlichen Note tendierte, lag aber nicht an möglichen Geburtsfehlern, denn schon bei den antiken Griechen argumentierten die Sophisten wie Sokrates, Platon oder Aristoteles für die Bildung, und die artes liberales vom römischen Polyhistor Varro standen dem nicht nach und lieferten eine antike, gehaltvolle Bildungstradition. Die Bildung existierte auch im

Abb. 4: Examen um 1500″. Statutenbuch des Collegium Sapientiae Johannes Kerer

 Mittelalter, war jedoch dort zentriert auf die Klerikerausbildung oder punktuell integriert in die adlige Erziehung, also den Privilegierten der Ständegesellschaft zugeordnet und daher von geringer flächendeckender Erscheinung. Ein Qualitätsanstieg war erst mit der Renaissance, dem Humanismus, der Aufklärung und der Schulpflicht als deren verwaltungsorganisatorische Schlussfolgerung zu beobachten.2

In meiner Heimatgemeinde Scheidingen war – zumindest nach aktueller Quellenlage – im Kirchenbuch von 1658 mit dem Eintrag vom 3. Februar erstmalig die Bezeichnung Küster und Schullehrer nachzulesen. Im Jahr 1687 wir ein Hermann Basterdes aus Arnsberg als Küster und Schulmeister genannt. Bis 1794 wurde der Schulunterricht in der dortigen Küsterei durchgeführt. Wie andernorts üblich, hatte sich auch in Scheidingen die sogenannte Winterschule durchgesetzt, da die Kinder für die Ernteeinsätze unabdingbar waren. Namentlich kann für meine Heimatgemeinde Johann Vickermann am 1. Oktober 1710 Erwähnung finden, er war da er stolze 53 Jahre als Küster und Lehrer in der vor Ort typischen Personalunion tätig war. Und seine Dienstzeitdauer erhielt nur deshalb keine weiteren Zuschläge, da er im Seuchenjahr 1761 am 8. Okt. in der Endphase des Siebenjährigen Krieges in Ausübung seines Berufes verstarb3.

Grundsätzlich zeigten sich im 18. Jahrhundert in Scheidingen – wie in ganz Westfalen auch – die Eigenarten der durch den preußischen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. initiierten Schulpflicht. Wie hieß es doch am 28. September 1717 in dem Erlass mit durchaus aufklärerischer Note:

„Wir vernehmen missfällig und wird verschiedentlich von denen Inspectoren und Predigern bey Uns geklaget, dass die Eltern, absonderlich auf dem Lande, in Schickung ihrer Kinder zur Schule sich sehr säumig erzeigen, und dadurch die arme Jugend in grosse Unwissenheit, so wohl was das lesen, schreiben und rechnen betrifft, als auch in denen zu ihrem Heyl und Seligkeit dienenden höchstnötigen Stücken auffwachsen laßen..“3

 

Abb. 5: Königliche Verordnung zur Einführung der Allgemeinen Schulpflicht in Preußen 28. Sept. 1717

Das Problem der Winterschulen ging der Soldatenkönig – wohlwissend um die Notwendigkeit der Erntehelferdienste – an, indem er zumindest die Empfehlung aussprach zum Besuch der Sommerschule, da sonst der Lernstoff aus den Wintermonaten in Vergessenheit geriete. Nun zeigt sich der wahre Grund der ausbaufähigen Pädagogik in den Schulen. Der Soldatenkönig ließ mit majestätischem Habitus das Baumaterial für die Schulen kostenlos zur Verfügung stellen, aber der laufende Schulbetrieb sollte nach Möglichkeit wenige Kosten verursachen, so dass ausgediente Soldaten oder Tagelöhner für ein kleines Entgelt den Unterrichtsalltag organisierten, allerdings dann auch nur mit kleinem Erfolg.  Hier zeigte sich die negative Seite seines berühmten Geizes4, obwohl er auf diesem Gebiet eine staatsmännische Haltung einnahm:

„Dieses ist alles nichts! (…) Denn wenn ich baue und verbessere das Land und mache keine Christen, so hilft mir alles nichts…“5

Die nachfolgenden Daten geben einen chronologischen Überblick zu weiteren Ereignissen, die einen Einfluss auf die Scheidinger Schulgeschichte hatten:

  • Das preußische Edikt vom 2. Mai 1736 äußerte sich zur Einschränkung der gewerblichen Tätigkeit der Dorfküster und Schulmeister. Es war eine erste Maßnahme, um das Hauptaugenmerk auf den Unterrichtsalltag zu legen und somit zumindest einen täglichen Zeitrahmen für einen qualitativ vertretbaren Unterricht zu gewährleisten.

    Abbildung 6: Deklaration zur Einschränkung der gewerblichen Tätigkeit der Schulmeister und Dorfküster vom 2 Mai 1736
  • Am 4. Juli 1753 erfolgte das Richtfest des Scheidinger Küster- und Schulhauses. Der bis dahin organisierte Unterricht wurde im Pastorat erteilt.
  • Das neue Gebäude ist erst am 8. April 1754 bezugsfertig. Die Scheidinger und Illinger Schüler werden hier gemeinsam unterrichtet.
  • Ziemlich sehr genau ein Jahr am 8. April 1755 danach gab es die offizielle Wohnübergabe an den zuständigen Küster.
  • Von 1761 bis 1766 war der Küster Florenz Josef Böddiker in Scheidingen tätig. Ein Lageplan veranschaulichte die örtlichen Begebenheiten, die Böddiker vorfand. Die Ära Johann Vickermann konnte er mit viel Engagement und diplomatischem Geschick aus dem Schulalltag heraushalten ohne unnötige Grabenkämpfe. Am 25. September 1766 verstarb daher ein Küster namens Böddiker mit eigenem Profil und Ehrerbietung durch die Scheidinger.
  • Abb. 7: Lageplan der örtlichen Begebenheiten. Schulzimmer, Küsterei, Schullokal von 1794 und 1847 Schule von 1892
  • In Personalunion bekleidete ein Bernhard Christoph Hauhs die Küster-, Organisten – und Lehrerstelle in Scheidingen von 1766 bis 1818. Der in Sümmern bei Iserlohn geborene Hauhs setzte sich mit dieser biblischen Arbeitsdauer ein Denkmal bei den Scheidingern, auch seines Krämerladens wegen. Für etliche Lehrbuchhistoriker sind die abgebildeten Buchseiten eine Fundgrube, denn auch in der Frühen Neuzeit gab es das ABC-Buch für Kinder, hier eine Ausgabe von 1782, mit der vermutlich Küster Hauhs oder in ähnlicher Ausgabe arbeitete. Wie am Beispiel des Apfels ersichtlich, legten die frühneuzeitlichen Schuldidaktiker Wert auf illustrierende Erklärungen.

                                   

                                      Abb. 8 und 9: ABC Buch für grosse Kinder, 1792

  • Seit 1794 waren Bautätigkeiten zu verzeichnen, u.a. ein Klassenzimmeranbau an das nördliche Ende des Küstereigebäudes (siehe vorerwähnten Lageplan).  Der damalige Pfarrer Sauer und der Dorfvorsteher Schanzmann sammelten hierfür eigens Baumittel jeglicher Art. Die Bauarbeiten zogen sich bis 1806 hin und verdeutlichten aber, dass vor Ort keine merkliche Lobby existierte für organisatorische Rahmenbedingungen und vermutlich Küster Hauhs nur pro reverentia bedacht wurde mit den von ihm initiierten Baumaßnahmen. Ohnehin hatte Hauhs in seinen
    Abb. 10: Erste Scheidinger Schule

    letzten Lebensjahren Hilfskräfte an seiner Seite, u. a. einen Gaudenz Vickermann, den späteren Konrektor der Werler Schule. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Küsterei zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Abschluss der mehrjährigen Bauarbeiten.

  • 1818 ging eine Ära zu Ende, denn der langjährige Schulmeister Hauhs wurde verabschiedet. Dessen Schwiegersohn Adolf Ammermann, aus dem münsterländischen Heessen, übernahm die Regie. Diese Personalie war auch ein Zugeständnis an die Institution Hauhs, der jahrzehntelang das soziale Leben als
    Abbildung 11: Kramerladen Ammermann vormals Hauhs

    Lehrer, Küster und Kramerladenbesitzer wesentlich geprägt hatte. Die Arbeiten am Schulhaus wurden unter Ammermann fortgesetzt. Belegt ist aus dieser Zeit zum Beispiel eine Rechnung in Höhe von 44 Talern und 36 Silbergroschen für Baumaterial, ausgestellt auf den Bürger Ostermann aus der Nachbargemeinde Wambeln. Oder ein Scheidinger Handwerker namens Spiegelberg nahm 1819 für Schulhausarbeiten 4 Taler und 30 Silbergroschen. Auch der Scheidinger Bürger Eberhard Schulte verlangte für Bretter und Bohlen 3 Taler und 31 Silbergroschen, ebenfalls 1819 ausgestellt6. Die aus diesem Jahr vorliegenden Rechnungen zeigen zudem, dass die noch unter Hauhs begonnenen Arbeiten nie zu einem Abschluss kamen oder die bis dahin durchgeführten Arbeiten eine merkliche Nacharbeit verlangten.

  • Da bis in die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts hinein – aber auch erst konsequent mit Ammermann –  die Arbeiten am Schulhaus durch etliche Rechnungen dokumentiert und belegbar waren, hatten die Bautätigkeiten unter Hauhs zwingend organisatorische Schwächen offenbart, führten zu Unregelmäßigkeiten bei den Belegnachweisen oder zeigten im Exitum den Status quo eines jahrelangen Investitionsstaus. Die Auswertung der greifbaren Quellen bedarf aber noch einiger Zeit und verbietet eine Vorformulierung von amtlichen Schlussfolgerungen.

Trotz aller (möglichen) Unkenrufe bezüglich der jahrzehntelangen Schulhausbaustelle war der 20. Mai 1826 ein Trauertag in der Gemeinde Scheidingen mit Ehrenzoll und würdigendem Begleitmarsch in die Totentille. Die Schulinstitution Hauhs verstarb an diesem Tag. Accipere quam facere praestat iniuriam, so war das Lebensmotto des langjährigen Küsters. Und er lag damit für seine Zeit auf der pädagogischen Goldwaage, er lag seiner Zeit voraus – losgelöst von jeglichen Schulstockcantaten. Er war von redlicher Natur und sah über so manche Gemeinheiten hinweg, so bekannt auch bei dem verbreiteten Lied über einen armen Dorfschulmeister:

Das arme Dorfschulmeisterlein ( Lied)

In einem Dorf im Schwabenland,
da lebt, uns allen wohlbekannt, wohlbekannt,
da wohnt in einem Häuslein klein
das arme Dorfschulmeisterlein,
da wohnt in einem Häuslein klein
das arme Dorfschulmeisterlein.

Des Sonntags ist er Organist,
des Montags fährt er seinen Mist,
des Dienstags hütet er die Schwein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Des Mittwochs fährt er in die Stadt
und kauft, was er zu kaufen hat,
´nen halben Hering kauft er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Des Donnerstags geht er in die Schul
und legt die Buben übern Stuhl.
Er haut solange bis sie schrein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Und wenn im Dorfe Hochzeit ist,
dann könnt ihr sehen, wie er frisst.
Was er nicht frisst, das steckt er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Und wird im Dorf ein Kind getauft,
dann könnt ihr sehen, wie er sauft.
Elf Halbe schüttet er sich ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Und wird im Dorf ein Schwein geschlacht´,
dann könnt ihr sehen, wie er lacht.
Die größte Wurst ist ihm zu klein,
dem armen Dorfschulmeisterlein.

Und wenn´s im Dorfe einmal brennt,
dann könnt ihr sehen, wie er rennt.
Die nächste Ecke rennt er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.8

  • Die für das 19. Jahrhundert typische Kurrentschrift war auch im Scheidinger Schulhaus die Verkehrsschrift. Zahlreiche Jahrgänge hatten an diesem Schrifttyp ihre Ausdauer und Zähigkeit zu testen, oft wohl mit Erfolg.

 

Abbildung 12: Kurrentschrift

 

  • Auch manches Kuriose wurde aufgeführt, etwa die Renovierung des Schuldaches wegen eines Sturmschadens im Juni 1836. Nicht etwa diese Anmerkung war ungewöhnlich, sondern die Randbemerkung zu den Früchten, die der Lehrer auf dem Boden deponierte. Die Früchtesammlung war zerstört, und das neue Ziegeldach kostete natürlich auch 73 Taler. Also, die Missgeschicke der Küster waren stets eine Bemerkung wert.
  • Am 2. März 1838 erscheint in den Quellen zum ersten Mal eine Protokollaufführung für das Unwort eines jeden Schülers: Prüfung. Die Prüfungskommission setzte sich zusammen aus dem Pfarrer Kook, dem Bürgermeister Fickermann, dem Ökonom Sauer und dem Rendanten Fickermann. Die Elementartechniken Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen waren der Prüfungsgegenstand. Die Abwesenheitslisten waren übrigens Gegenstand der Rechenschaftsberichte eines Lehrers gegenüber der Prüfungskommission. Aber der strenge Winter, der hohe Schnee und die Pockenkranken ersparten dem Scheidinger Lehrer wohl einigen Ärger und den Schülern, die ein dickes Fehlzeitenkonto hatten, Konsequenzen bezüglich der Prüfungszulassung. Wie man sieht, das Bummeln oder das unverschuldete Fernbleiben vom Unterricht waren auch im 19. Jahrhundert nicht unbekannt. Die Prüfungskommission stellte aber auch fest, dass grundsätzlich die Schulführung und die Schulausstattung mangelfrei waren.
  • Im Mai des gleichen Jahres gab es erneut Prüfungen, und der Schulinspektor und der Pfarrer Röingh waren ausdrücklich – so in der Quelle vermittelt – zufrieden mit den Leistungen der Schüler. Auch die Fehlzeiten waren kein Thema. Der Küster muss in den Monaten nach dem 2. März 1838 einiges Engagement in einen neuen Tätigkeitsnachweis gelegt haben. Über die Gründe kann der Leser philosophieren. Übrigens, nur wenig später im August sollte die zu der Zeit gültige Abwesenheitsliste der Polizeibehörde übergeben werden mit der Bitte um Sanktionierung. Die Androhung muss Wirkung gezeigt haben, denn es wurde auf Initiative des Pfarrers Kook eine besondere Schulklasse eingerichtet, und der Rendant Fickermann musste – natürlich gegen ein entsprechendes Entgelt für die Mehrarbeit – diese Schulstrafe umsetzen.
  • Die Fehlzeiten müssen ein eklatantes, wenig Geeignetes zur Schönfärberei gehabt
    Abbildung 13: Landrat Florens Bockum – Dollfs

    haben, denn im November 1838 entschied der zuständige Landrat Dollfs die völlige Angemessenheit der Schulversäumnisstrafen und empfahl die monatliche Kontrolle der Absenzlisten. Das Problem der Abwesenheit und die damit einhergehenden Auseinandersetzungen mit den Schulbehörden zeigten das Problem mit dem Verständnis zur Schulpflicht auf und lassen die Schlussfolgerung zu, dass insbesondere die Erziehungsberechtigten einen schwierigen Umgang mit der Akzeptanz von Schulstrafen pflegten. Zudem mahnte der Landrat nach Begehung des Schulgeländes an, dass die örtlichen Schulwege auszubessern wären. Aus den Quellen kann man herauslesen, dass offenbar das in Mitleidenschaft gezogene Schuhwerk und die dadurch beeinträchtigte Gesundheit als Fehlzeitenerklärung erhalten mussten [Anmerkung von der Verfasserin: Dieses Erklärungsmodell war losgelöst von den Jahreszeiten und den Witterungsgegebenheiten]. Offizielle und inoffizielle Erklärungsmuster ergeben immer ein Konglomerat an Halbwahrheiten, so dass die Ursache der Scheidinger Fehlzeiten nicht zweifelsfrei festgestellt werden kann, aber dem Landrat konnte man zumindest eine salomonische Urteilsfindung zum Verhindern eines Gesichtsverlustes aller der daran Beteiligten.

  • 1839 kam es endlich zu einer Gesetzesvorlage im Deutschen Bund, um die Kinderarbeit und die damit zwangsläufig verursachten Schulversäumnisse zu verringern.
  • Bereits im laufenden Regulativjahr 1839 kam es zu einer spürbaren Verringerung der Fehlzeiten auch in Scheidingen. Strafbare Fehlzeitenkataloge lagen den Prüfungskommissionen für das laufende Kalenderjahr nicht vor, obwohl viele der Schulkinder in der Landwirtschaft eingebunden waren. Lediglich die Kinder des Israeliten Nathan Neuhaus zeigten Auffälligkeiten bei den Fehlzeiten. Aus den Quellen kann aber nicht der Grund herausgelesen werden. Als herausragendes Ereignis fand für 1839 noch die Finanzierung eines Spinnrades durch Pfarrer Kook für den Hauswirtschaftsunterricht Erwähnung. Hintergründe oder Stellungnahmen für diese Spende waren aber nicht bekannt.

 

1 https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCsterschule, abgerufen am 04.09.2015.

2 http://www.wissen.de/lexikon/paedagogik, abgerufen am 05.09.15.

Rudolf Preising, Scheidingen, Verlag Aschendorff Münster, Westfalen 1970, Seite 72.

4http://www.bamberger-onlinezeitung.de/2016/10/03/friedrich-wilhelm-i-in-bamberg/, abgerufen am 27.01.2015.

5https://www.preussenchronik.de/service/popup_jsp/key=beitrag_25056.html, abgerufen    am 13.04.2017.

6 https://www.preussenchronik.de/episode_jsp/key=chronologie_002390.html, abgerufen am 13.04.2017.

7 Inhalt der Schulchronik, Archiv Werl.

8 https://www.volksliederarchiv.de/das-arme-dorfschulmeisterlein/, abgerufen am        12.07.15.

Abbildungsverzeichnis:

  • Abbildung 1:

Alte Schule in Scheidingen.

Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 2:

Der Küster bei der Arbeit.

http://www.worterbuchdeutsch.com/de/kuster

abgerufen am 03.05.17.

  • Abbildung 3:

Orbis sensualium pictus (Die sichtbare Welt) verfasst vom Theologen Johann Amos Comenius, die erste zweisprachige Auflage erschien 1658 in Nürnberg.

http://www.lesmaterialistes.com/comenius-extraits-orbis-sensualium-pictus-1658, abgerufen am 18.12. 2015.

  • Abbildung 4:

Abbildung: „Examen um 1500“. Statutenbuch des Collegium Sapientiae Johannes Kerer,
Universitätsarchiv Freiburg A 105/8141 fol. 41r; digitalisiert unter:
http://www.uniarchiv.uni-freiburg.de/karten/Examen_um_1500.jpg

abgerufen am 16.05.17.

  • Abbildung 5:

Königliche Verordnung zur Einführung der Allgemeinen Schulpflicht in Preußen, 1717.

https://www.de.wikipedia.org/wiki/Schulpflicht_(Deutschland)

abgerufen am 03.02.16

  • Abbildung 6:

Deklaration zur Einschränkung der gewerblichen Tätigkeit der Schulmeister und Dorfküster vom 2 Mai 1736.

 

  • Abbildung 7:

Lageplan der örtlichen Begebenheiten. Schulzimmer, Küsterei

Schullokal von 1794 und 1847 Schule von 1892.

Das Bild befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 8 und 9:

ABC Buch für grosse Kinder, Christoph Weigel, Nürnberg, 1792.

http://www.digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd18/content/thumbview/4598236, abgerufen am 15. 02.16.

  • Abbildung 10:

Erste Scheidinger Schule.

Soester Anzeiger 31. August 1989, der Artikel befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 11:

Kramerladen Ammermann vormals Hauhs.

Das Bild ist ein Ausschnitt von einer Postkarte, diese befindet sich im Privatbesitz von Samantha Seithe.

  • Abbildung 12:

Kurrentschrift 19. Jahrhundert.

http://www.mikrolisk.de/show.php/101/chapter_5, abgerufen am 05.01.17.

  • Abbildung 13:

Landrat Florens Bockum – Dollfs.

https://de.wikipedia.org/wiki/Florens_von_Bockum-Dolffs, abgerufen am 27.05.16.

Quellenverzeichnis

 

 

 

Vom großen Sterben im 14. Jh.- Italien als Einfallstor der Pest

Vom großen Sterben im 14. Jh.-

Italien als Einfallstor

der Pest

 

Die Pestwelle des 14. Jahrhunderts hatte ihren Ursprung in Asien. Im Jahr 1331 brach die Epidemie offensichtlich im chinesischen Kaiserreich aus und gelangte von dort in wenigen Jahren nach Europa. Über Kirgisistan (1338 oder 1339), die untere Wolga (1345) besonders die Stadt Astrachan (1346) erreichte die Pest 1346 die Grenzen des damaligen Europas.

Im Jahr 1346 belagerte Soldaten der „Goldene Horde“ die von den Genuesern gehaltene Hafenstadt Kaffa (das heutige Feodosija) auf der Halbinsel Krim. Im Heer der Belagerer brach die Pest aus. Berichte besagen, dass die Belagerer die an der Pest gestorbenen Soldaten auf ihre Belagerungskatapulte banden und über die Stadtmauern in die Stadt schleuderten. Die Einwohner von Kaffa sollen die Leichname zwar sofort ins Meer geworfen haben, gleichwohl ist es gut möglich, dass die Pestbazillen auf die Einwohner Kaffas übersprangen. Die Seuche soll auf der Krim 85.000 Opfer gefordert haben. Man geht davon aus, dass genuesische Flüchtlinge aus Kaffa die Pest mit nach Italien gebracht haben, nach anderer Meinung kam die Krankheit aus China auf „normalen“ Handelswegen nach Europa.

In kürzester Zeit verbreitete sich die Seuche entlang der Handelsstraßen zunächst über den Seeweg an der gesamten Mittelmeerküste, dann auch über den Landweg nach Norden. So gelangten die Krankheitserreger von Genua nach Marseille, von wo aus die Pest der Rhône in Richtung Norden folgte und sich 1348 bis Paris vorgearbeitet hatte. Von Venedig aus gelangte die Pest über den Brenner nach Österreich. Zuerst kam der schwarze Tod nach Kärnten, anschließend in die Steiermark und erreichte dann erst Wien.

In Deutschland, Norwegen, Schweden und Irland trat die Pest erstmals im Jahre 1349 auf. Um die Ansteckungsgefahr zu vermindern, wurden in Italien nach 1347 einlaufende Schiffe, auf denen man die Pest vermutete, für 40 Tage isoliert (Quarantäne, aus franz. „une quarantaine de jours“ = Anzahl von 40 Tagen). Die Quarantäne mag zwar die Schiffsbesatzung vom Landgang abgehalten haben; sie verhinderte aber nicht, dass infizierte Ratten an den Schiffstauen entlang an Land gelangten und so zur Weiterverbreitung der Krankheit beitrugen. Zwischen 1347 – 1352 starben in Mitteleuropa etwa 25 Millionen Menschen (knapp 2/3 der Gesamtbevölkerung) an der Pest.

Die Pest wurde als eine Strafe Gottes angesehen. Die Menschen versuchten durch Prozessionen die Seuche abzuwenden. Das Leben der Menschen wurde in einem nie gekannten Maße beeinträchtigt. Eine zunehmende Isolierung, Angst vor einer Ansteckung, Stadtflucht und extreme Frömmigkeit begleiteten die Krankheit. Es kam zu zahlreichen Judenpogromen, da die Menschen jüdischen Glaubens vielfach für den Ausbruch und die Weiterverbreitung der Pest (Brunnenvergifter) verantwortlich gemacht wurden.

Literarisch wird das soziale Klima während der Pestpandemie zum Beispiel in der Novellensammlung „Dekameron“ von Giovanni Boccaccio (1313-1375) aufgegriffen. Die Einleitung des Buches ist eine der detailliertesten mittelalterlichen Quellen über die Auswirkung des Schwarzen Todes in einer Stadt. Die Rahmenhandlung verlegt Boccaccio in ein Landhaus in den Hügeln von Florenz, zwei Meilen vom damaligen Stadtkern von Florenz entfernt. In dieses Landhaus sind sieben Frauen und drei junge Männer vor der Pest (Schwarzer Tod) geflüchtet, die im Frühjahr und Sommer des Jahres 1348 Florenz heimsuchte. Im Landhaus versuchen sich die Flüchtlinge nach Möglichkeit zu unterhalten. Daher wird jeden Tag eine Königin oder ein König bestimmt, welcher einen Themenkreis vorgibt. Zu diesem Themenkreis hat sich nun jeder der Anwesenden eine Geschichte auszudenken und zum Besten zu geben. Nach zehn Tagen und zehn mal zehn Novellen kehrt die Gruppe wieder nach Florenz zurück. In den einleitenden Worten heißt es an entsprechender Stelle:

Die Seuche gewann um so größere Kraft, da sie durch den Verkehr von den Kranken auf die Gesunden überging, wie das Feuer trockene oder brennbare Stoffe ergreift, wenn sie ihm nahe gebracht werden.1

Die Pest wird durch ein widerstandsfähiges Bakterium ausgelöst, das bevorzugt Ratten befällt. Überträger sind Rattenflöhe, die sich auch über Menschen hermachen, wenn ihr Wirt stirbt. Auch Menschenflöhe und Läuse tragen den Erreger weiter. Infizierte Menschen verbreiten ihn zudem durch Tröpfcheninfektion (Pestpneumonie). Bedenkt man die hygienischen Verhältnisse im Spätmittelalter gerade in den Städten, so verwundert der katastrophale Seuchenausbruch nicht mehr. Das Handelsroutennetz und die urbanen Strukturen in Oberitalien begünstigten noch die Ausbreitung der Pest. Die reisenden Menschen sorgten dafür, dass das Unheil rasend schnell den ganzen Kontinent verwüsten konnte. Für die 3.700 km lange Strecke zwischen Neapel und Tromsö benötigte die Seuche nur drei Jahre. Zwar ergriffen viele Hafenstädte zügig Maßnahmen, denn die Kunde von der grausamen Krankheit eilte ihr voraus. Noch 1347 versuchte Genua, die heimkehrenden Schiffe durch Fackelbeschuss vom Ankern abzuhalten.

Die genaue Zahl der Toten ist unbekannt. Die wenigen zeitgenössischen Chronisten neigten dazu, ihre Zahl zu übertreiben, um das unfassbare Ausmaß des Grauens zu unterstreichen. So sprach Boccaccio von 100.000 Menschen, die in Florenz bei der ersten großen Epidemie im Jahre 1348 starben, doch kann nach neuer Forschung Florenz damals kaum mehr als 100.000 Einwohner gehabt haben. Doch verlor Florenz die Hälfte seiner Einwohner, während Mailand bis 1361 verschont blieb. In Venedig starben täglich 600 Menschen. Die Armen, die in engen Vierteln mit schlechten hygienischen Verhältnissen wohnten, waren stärker betroffen als die Reichen, und der Klerus, der durch Krankenseelsorge, letzte Ölungen und Beerdigungen mehr Kontakt zu den Kranken hatte, stärker als der Rest der Bevölkerung.

Schon 1348 begann in Italien die Obrigkeit dem ausbrechenden Chaos entgegenzuwirken über die Verstärkung der städtischen Ordnungsgesetzgebung (utilitas publica). Gesundheitsmagistrate wurden gegründet, die mit weitgehenden Machtbefugnissen ausgestattet waren und Maßnahmen gegen die tückische Krankheit ergreifen sollten. Florenz z.B. ergriff Schritte zur Stadtreinigung und isolierte Kranke. In Venedig ließ das Magistrat ein Massengrab anlegen und Bürger auf der Straße auf Pestsymptome hin untersuchen. Fremde wurden an bestimmten Orten untergebracht, auch für die Überwachung der Bettler, Krankenhäuser, Prostituierten und Juden war das Magistrat zuständig. Kranke wurden vertrieben oder in sogenannten Pesthäusern isoliert, wo Kranke einfach zusammen mit ihren noch gesunden Familienmitgliedern eingesperrt wurden. Das Läuten der Todesglocke wurde verboten, um die Menschen nicht noch mehr zu erschrecken. Öffentliche Versammlungen und Veranstaltungen wurden verboten, Vergnügungsstätten wurden geschlossen. Gelegentlich wurden sogar Messen verboten. Bei Verstoß gegen die Vorschriften drohten drakonische Strafen. Das venezianische Magistrat war Vorbild für zahlreiche ähnliche Komitees, die in den Folgejahren in ganz Europa entstanden. Venedig war es auch, das 1423 das erste Krankenhaus speziell für Pestkranke einrichtete. Die Stadt erwarb dazu eine kleine Insel in der Lagune, auf der sich ein Kloster mit Namen Santa Maria di Nazareth befand. In Anlehnung an dieses Kloster hieß das Krankenhaus zunächst „Nazaretum“, dieses Wort veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte zu „Lazaretum“, der Begriff „Lazarett“ war geboren.

Siena in der Toskana wurde 1348 von der Pest heimgesucht. Die oligarchische Stadtregierung der IX (Noveschi) versuchte zunächst mit staatlicher Preisregelung den steigenden Löhnen entgegenzuwirken. Offensichtlich sah man aber ein, dass es der städtischen Wirtschaft durchaus zugute kommen sollte, wenn höhere Löhne gezahlt werden mussten, weil auf diese Weise Zuwanderer in die Stadt und ihr Umland kamen, die einen Teil des Bevölkerungsverlustes ausgleichen konnten. Das massenhafte Sterben förderte  chaotische Zustände, die manchen Übergriff auf fremdes Eigentum erleichterten. In Siena war es zu zahlreichen Usurpationen von Erbschaften gekommen 1348, in denen der Verstorbene keine direkten Verwandten oder ein Testament hinterlassen hatte. 1349 erließ die Stadtregierung ein Gesetz, nach dem der Stadt das Erbe zustehen sollte oder zumindest in kommissarischer Funktion die Stadtoberen die Erbmasse verwalteten. Nach einer Übergangsfrist von zwei Wochen sollte jeder in Siena, der Fälle von Usurpationen solcher Erbschaften meldete, 10% des Erbes erhalten.

Vom Papst Clemens VI. wurde schon 1348 eine – übrigens bis heute praktizierte – Pestmesse „Zur Errettung vor der Pest“ eingeführt, in der Maria als Intercessor angerufen wurde. Allen, die der `pro vitanda mortalitate`2 beiwohnten, wurde ein 260-tägiger Ablass gewährt. Eine ständig wachsende Verehrung als Pestheiliger wurde dem Heiligen Sebastian zuteil. Als Pestheiliger bot er sich an, weil seine Verfolger vergeblich versucht hatten, ihn mit Pfeilen zu töten – denn seit der Antike galten Pfeile als Symbol des von den Göttern oder von Gott gesandten Todes. Ikonographische Bildkonzepte des Schwarzen Todes fanden in dem Schutzmantelschaftmotiv ihren Ausdruck: Von oben schleudern Gott Vater oder Jesus Pestpfeile auf die Menschheit. Sie halten Pfeile oder Speere in ihren Händen, die als die Geißeln der Menschheit (Pest, Hunger und Krieg) zu verstehen sind. Darunter gewährt Maria, umhüllt mit einem weiten Mantel, den Gläubigen, die sich unter seinen Falten zusammengeschart haben, Schutz vor den Pfeilen. Diese prallen vom Mantel ab und liegen zerbrochen am Boden. Neben Maria stehen oft weitere Schutzpatrone (z.B. Rochus von Montpellier oder die vierzehn Nothelfer), die für die Menschen bei ihr Fürbitte leisten sollen. Dieses Bildkonzept erfuhr eine europaweite Verbreitung im 15. Jahrhundert.

1: http://www.zeno.org/Literatur/M/Boccaccio,+Giovanni/Novellensammlung/Das+Dekameron/Erster+Tag/%5BEinleitung%5D

2: https://books.google.de/booksid=_X3YAAAAMAAJ&pg=PA79&lpg=PA79&dq=1348++pro+vitanda+mortalitate&source=  bl&ots=FqOmptxzpu&sig=DiuSnUCSCrtkeW2NaZx_zTP28Vg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjvvu7WqYTUAhXD6xQKHZ7eDEwQ6AEIIjAA#v=onepage&q=1348%20%20pro%20vitanda%20mortalitate&f=false

Quellen und Literatur

  • https://books.google.de/books?id=QticAwAAQBAJ&pg=PT199&lpg=PT199&dq=soldaten+Goldene+Horde+kaffa&source=bl&ots=itKwspLRMs&sig=h2Am70ejzkh_QK6VfHUsmLLUkxQ&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiAjuma7IPUAhXMERQKHdh6AUcQ6AEIMjAD#v=onepage&q=soldaten%20Goldene%20Horde%20kaffa&f=false
  • http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2011-10/verbreitung-pest-europa
  • http://www.zeit.de/1994/37/gesellschaft-im-ausnahmezustand
  • https://books.google.de/books?id=vs3l5xMb0EYC&pg=PA18&lpg=PA18&dq=maria+pfeile+pest&source=bl&ots=0GDazUa7Aa&sig=BAnhBbQdNBVXN0YHnQmMx-DFzMA&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjJ2raU7YPUAhXEvhQKHXUdB_MQ6AEILjAC#v=onepage&q=maria%20pfeile%20pest&f=false

 

Abbildungsnachweis

 

https://de.sott.net/article/3306-Verursacher

-des-Schwarzen-Todes-existiert-noch

 http://www.spektrum.de/news/frueher-pesterreger-ist-ausgestorben/1221804
 http://militaryhistorynow.com/2014/02/06/we-have-met-the-enemy-and-they-are-small-a-brief-history-of-bug-warfare/
 http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/pest-einst-half-nur-doktor-schnabel-11056798.html
 https://www.welt.de/gesundheit/article13574069/Verursacher-des-Schwarzen-Todes-existiert-noch.html
 http://der-schwarze-planet.de/der-schwarze-tod-2/
   http://statusmind.com/category/authors/giovanni-boccaccio/
   http://forum.tntvillage.scambioetico.org/?showtopic=339196
   http://www.amuseum.de/mikroskopie/mikroskopvortrag3.htm
   http://anolick.net/eXe/30krieg/pest.html
 http://mittelalter.aktiv-forum.com/t28-der-schwarze-tod-pest-im-mittelalter
   http://mittelalter.aktiv-forum.com/t28-der-schwarze-tod-pest-im-mittelalter
   http://www.scheffel.og.bw.schule.de/

faecher/science/biologie/seuchen/seuchen.htm

   https://www.leben-im-mittelalter.net/alltag-im-mittelalter/freizeit.html
   http://reise-bericht.blogspot.de/2010/08/toskana-2010.html
   http://www.italia.it/de/reisetipps/unesco-staetten/siena-das-historische-zentrum.html
 http://www.vaticanhistory.de/pm/html/clemens_vi_.html
   http://www.bibelgesellschaft-mecklenburgische.de/wissen.html

Der Zigeunerbaron

Der Zigeunerbaron

Wie ein Phönix aus der Asche des gesunden Fleischkonsums?

Inhaltsverzeichnis

Eine Projektentwicklung im Esszimmer … Wie kam es zum Zigeunerbaron?

Haupt(zu-)taten

  • Das Wollschwein in der Operette … Spiegelbild ursprünglichen Glanzes
  • Argumente für die Rückbesinnung auf das Wollschwein
  • Experimente im Labor mit Anmerkungen

Eine ausblickende (Ab-)Rechnung wird serviert

Die Menügrundlage

  • Quellen und Literatur
  • Abbildungsverzeichnis

Eine Projektentwicklung im Esszimmer … Wie kam es zum Zigeunerbaron?

 Es war einmal das gute Tier und der sich bemühende Mensch…

So nicht! Am Anfang stand nicht ein Allroundmärchen aus der Nahrungsmittelindustrie, sondern einer der üblichen Familienversammlungen zum Abendbrot im Esszimmer. Mein Vater als bekennender Verköstiger kleiner und delikater Schweineschlachteplatten philosophierte wieder einmal über den guten Speck und die alten Haustierrassen aus seinen Kindheitstagen. Das mit dem „Früher war alles besser“ kennt jeder, und Verzehrgewohnheiten sind zunächst unter dem Geschmacksblickwinkel einzuordnen. Viel Aufmerksamkeit und Interesse hatte ich daher diesen Äußerungen meines Vaters nie gewidmet.

Im April 2015 stand dann der Geburtstag meines Vaters an. Ernährungstechnisch wollte ich für „Ruhe“ sorgen am Esstisch mit einem Schinken- oder Bauchspeckpräsent aus dem Delikatladen. Zugegeben, die typischen Angebote aus den üblichen Handelsketten waren nie Anziehungs- oder Bedürfnisobjekte meiner Verzehrkultur gewesen, da Aussehen und Geschmack mehr oder weniger im faden Bereich lagen. Bis zu einem bestimmten Punkt konnte ich sogar meinen Vater verstehen, aber seinen fetthaltigen Konsumwunsch wollte und musste ich ja auch nicht teilen.

Nach intensiver Suche im Internet konnte ich dann im Schwarzwald eine Landfleischerei ausfindig machen, die einen mit Naturgewürzen und Kräutern garnierten Bauchspeck (im Mittelmeerraum auch als Pancetta bekannt) namens Zigeunerbaron in gerollter Form mit notwendigem Kühlversand anbot. Es handelte sich hier um ein Wollschweinverwertungsprodukt. Weder der kuriose Zigeunerbaron noch die bis dahin mir unbekannte Wollschweinrasse führten mich auf die Fährte zum nachfolgenden Projekt, sondern die Preisdimension der fettreichen Angelegenheit. Nun gut, es gab die Geburtstagsvorbereitungen[1], und preislich wollte man nicht kleinlich sein, aber der Pancetta hatte mit einem Grundpreis von 70 €/kg keinen kleinen Preis auf dem Verkaufsschild. Woran lag es und warum reagierte ich anfangs etwas reserviert? Das war der Startpunkt zum Projekt.

Das Sammeln von Hintergrundinformationen, die Internetrecherche, verschiedene Gespräche mit thematisch (Tat-)Beteiligten, eine Ernährungsphysiologie und der Lebensmittelchemiker ohne Anspruch auf Professionalität führten bis Mitte Mai 2015 zu einer Stoffsammlung, die auf den nachfolgenden Seiten unter Wollschweinsicht mit dem Zigeunerbaron als Initialzündung einen Beitrag anbieten will.

Samantha Seithe

Haupt(zu-)taten

Das Wollschwein in der Operette … Spiegelbild ursprünglichen Glanzes

Gab sich der Zigeunerbaron bisher wenig auskunftsfreudig, müssen nun zum besseren Verständnis für die Leserschaft die Hintergrundinformationen vorangestellt werden. Das Jahr 1885 gilt hierbei als Geburtsstunde vom Namensgeber unseres gerollten Bauchspeckes, Pancetta genannt. Am 24. Oktober 1885 erfolgte die Uraufführung einer Operette namens Zigeunerbaron im Theater an der Wien in Wien. Der Walzerkönig Johann Baptist Strauss Sohn (1825-1899) ließ dem Wollschwein in der dreiaktigen Operette über den Schweinezüchter Kálmán Zsupán den damaligen Stellenwert in der Nutztierhaltung zukommen. Wie treffend und wohlwollend agierte doch Zsupán über einen Zuneigungsbass[2] bezüglich der fettreichen Mangalitza-Wollschweine, zu dieser Zeit noch frei von unappetitlicher Mastschweinaura. Wir wollen uns einmal einen Auszug aus der Uraufführung anschauen in der Infobox:

„[…] Mein idealer Lebenszweck

Ist Borstenvieh, ist Schweinespeck.

Ja! Auf das Schweinmästen

Versteh´ ich mich am besten,

Auf meinem ganzen Lager

Ist auch nicht eines mager –

Fünftausend kerngesunde.

Hab´ ich, hübsch kugelrunde,

So weit man suchet fern und nah´,

Man keine schön´ren sah.

Wie ihr mich seht – im ganzen Land

Weit und breit bin ich wohl bekannt –

Schweinefürst wird´ ich nur genannt!

[…]“ [3]

 

 

 

 

 

 

Der österreichische Schauspieler Alexander Girardi (1850-1918) in der Uraufführung als Schweinezüchter Zsupán[4] mit entsprechender Äußerung im Auszug des ersten Aktes

Am Ende des 19. Jahrhunderts war das Mangalitza über die Habsburgergrenzen hinaus das führende Zuchtschwein in Europa. Alleine in Ungarn tummelten sich mehrere Millionen dieser Wollschweine besonders in Transdanubien bis in das österreichische Burgenland hinein und in der Großen Ungarischen Tiefebene. Nach einer Viehzählung des ungarischen Nationalökonoms Sándor Matlekovits wurden um 1900 sechs Millionen Fettschweine statistisch erfasst.[5] Das hatte ganz pragmatische Gründe. Fett als Energieträger war im fettmarmorierten Wollschweinfleisch gut anzutreffen, daher geeignet für die Speck- und Schmalzproduktion. Dieses „Mastschwein des 19. Jahrhunderts“ war durch seine Unterwolle mit den zahlreichen Borsten für die ganzjährige Haltung im Freien geeignet. Kälte oder Sonnenbrand hatten bei diesen fetten, aber bewegungsbegabten Wollschweinen wenig Entwicklungsmöglichkeiten.[6] Die anspruchslosen und robusten Speckschichter lieferten bei guter Führung nicht nur die walzenförmigen[7] Hängebäuche, sondern brachten sich nebenbei mit  interessanten Gegenleistungen für die Bodensanierung ein. Die Wollschweine waren gern gesehene Sanierer bei Verschlemmungen nach Hochwasser oder bekämpften in Fichtenwäldern die Borkenkäferlarven, ganz zu schweigen von ihrem Beitrag zur Aufrechterhaltung der pannonischen Steppenlandschaft. Auf deutschem Boden waren sie zur Bekämpfung des unangenehmen Alpen-Ampfers[8] im Berchtesgardener Umland eingesetzt. Diese bodenfleißigen Landschaftsschweine blühten in offenen Stallungen und mit Suhlungen in den weitläufigen Gehegen förmlich auf. Das war eine ökologische Massentierhaltung, allerdings bei einer Mastzeit von bis zu zwei Jahren mit einem Endmastgewicht von um etwa zweihundertfünfzig Kilogramm, und das war nicht die schlechteste Kooperation zwischen Mensch und Tier. Der alte Ruhm wirkt heute noch nach bei den Bestandteilen in der ungarischen Salami oder als Füllmasse bei Produkten aus alten Sattlereiheimbetrieben.[9]

 Argumente für die Rückbesinnung auf das Wollschwein

Was eine der fettreichsten Schweinerassen noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts auszeichnete, wurde ihr zum Verhängnis. Das Wollschwein mit seiner unbestrittenen Speckleistung erhielt eine Konsumranderscheinung im Essverhalten der Menschen. Die Schlachtrufe nach fettarmem Fleisch blieben nicht ungehört. Hochleistungsrassen, Hybridkultur und intensive Maststallhaltung durch zunehmende Technologisierung in der Landwirtschaft waren die fettarmen Begleiter in der Ernährung. Die extensive Wollschweinhaltung mit ihrem eigentlich überschaubaren Einsatz an Arbeitskraft und Kapital blieb auf der Strecke, weil besonders die Ressource Zeit auf der Strecke blieb. Darüber hinaus wären die bis heute zu beobachtende geringe Fruchtbarkeit und die überschaubare Ferkelzahl mit etwa fünf Ferkeln je Wurf bei den Wollschweinen – es wird lediglich ein zweimaliges Abferkeln angestrebt bei Mangalitzazüchtern – schon betriebswirtschaftliches Nichtrechnen in der intensiven Schweinemast, da die Ferkelkosten eine unverhältnismäßige Belastung über die Fixkosten der Sauhaltung erhalten würden. Das darf nicht als Plädoyer für die Massentierhaltung verstanden werden, liefert aber ein finanzielles Erklärungsmodell für die marginalen Bestandszahlen der Wollschweine in Mittel- und Osteuropa.  Ob das für Ernährungsbewusste schwierige und vorurteilsbeladene Aussehen der Wollschweine sein Übriges  tat, ist bis heute nur ein Mythos, aber aus psychologischer Sicht sicher kein Vorteil gewesen für das Mangalitza. Diese Entwicklung entsprach jedoch nicht der Gaumenfreude beim Menschen, unabhängig vom Geschmack. Nach der Zigeunerbaronbestellung konnten sich meine Eltern und ich persönlich von dem mancherorts angepriesenen zarten und saftigen Fettfleisch überzeugen. Mein Vater schmeckte bei der Verkostung vom Zigeunerbaron übrigens einen wildschweinähnlichen Beigeschmack heraus. Wie passend, sind die Ferkel der Wollschweine doch in den ersten Lebenswochen dem Haarkleid nach kleine Wildschweinfrischlinge … sicher optischer Ausdruck einer von Hochzucht losgelösten Ursprünglichkeit.

Die Entwicklung des Mangalitzabestandes nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte jedoch auch deutlich die ernährungstechnische Abwertung dieses Nutztieres. Das Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (Leibniz-Institut FBN in Dummersdorf[10]) in der Nähe von Rostock recherchierte einen Zuchtsauenbestand von um die 30 Sauen für die Mitte der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts.[11] Diese Menge bildete den zahlenmäßig unbedeutenden Rest an nennenswerter Fruchtbarkeit. Ein einstiges Millionenheer versandete in der Puszta. Diese Nutztierrasse war mindestens gefährdet, und die Verzehrgewohnheiten des Konsumenten waren dafür ausschlaggebend. Da man förmlich „Not am Schwein“ beobachtete, mussten sich bei ehrlichem Interesse am Erhalt dieser ökologisch wertvollen Nutztierrasse die Alarmglocken in Bewegung setzen. Das FBN nahm sich Mitte der neunziger Jahre dieser Problematik in Zusammenarbeit mit dem ungarischen Institut für Tierzucht und Tierernährung in Herceghalom an, um die geringe Fruchtbarkeit zu bekämpfen. Die jahrzehntelange Fettzüchtung und der Hormonhaushalt wurden dabei als wesentliche Ursachen mittels intensiver Untersuchungen der Eierstöcke und der Eizellentwicklung herauskristallisiert. Das ist eine wissenschaftliche Leistung, deren direkte Auswirkung sich in der Bestandserhöhung auf immerhin 60.000 Tiere zeigte. Die gegenwärtigen Bestandszahlen ermöglichen zumindest eine wirtschaftliche Nutzung für den weltweiten landwirtschaftlichen Delikatessenmarkt, und die 1999 von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) vergebene Kür „Gefährdete Nutztierrasse des Jahres“ hat eine harmonischere Schlagkraft erhalten, aber von Entwarnung kann bei dieser zahlenmäßigen Überschaubarkeit keine Rede sein.[12] Zugegeben, die eigentliche Bestandsgarantie – und damit auch die Verzehrgarantie für den Zigeunerbaron – läge wohl im Verzehr des Wollschweinfleisches, und das Mangalitza kann unter ernährungstechnischen Aspekten hier jedoch richtig gut punkten mit dem negativ besetzten Fett in der heutigen bio- und lightdurchmengten Nahrungskultur, wie die nachfolgenden Anmerkungen zeigen:

  • Das Wollschwein ist ein Weideschwein mit einem vernünftigen und gesunden Bewegungsradius. Eine direkte Folge ist der merklich größere Anteil an Omega–3-Fettsäuren als beim bewegungsbegrenzten Mastschwein. Diese Fettsäuren dienen als Hilfsmittel beim Bau von Zellwänden, sind verdauungsförderlich, senken das Herzinfarkt-Risiko, wirken gefäßerweiternd, blutdrucksenkend oder bekämpfen den Triglyzerid- und Cholesterinspiegel. Es handelt sich um einen fettsäuregeeigneten Landkonkurrenten zum Fisch. Zudem ist das Wollschweinfett geeignet für Bratfett, da das Ranzigwerden trotz der vermehrten ungesättigten Fettsäuren gegenüber anderen Fetten ungleich schwerer ist. In der ungarischen Akademie der Wissenschaften in Szeged erfolgte unter Leitung von Tibor Farkas eine Fettsäureuntersuchung verschiedener Genotypen[13] im Vergleich zum Mangalitza. Aus dem nachfolgenden Auszug des entsprechend von mir aufbereiteten Datenmaterials geht klar hervor, dass die Mangalitzaschweine hinsichtlich der ungesättigten Fettsäuren ernährungsgünstiger sind (niedrigerer gesättigter und höherer ungesättigter Fettsäurehaushalt).[14] Der Anteil der einfach ungesättigten Fettsäuren (engl. Monounsatured fatty acids, MUFA) ist signifikant höher als der Anteil der bei Farkas und Szabó untersuchten übrigen Schweinerassen. Die Mangalitzaschweine haben darüber hinaus aber bei den mehrfach ungesättigten Fettsäuren (engl. Polyunsatured fatty acids, PUFA) keinen Alleinvertretungsanspruch.

  • Die Schweine der Massentierhaltung sind kurzlebige Schweine. Nach sechs Monaten erfolgt in der Regel die industrielle Verarbeitung. Antibiotika oder genveränderte Futtermittel ermöglichen diesen unverhältnismäßigen Zeitraum zur Konsumzuführung. Das Mangalitza braucht Zeit, ist ein pharmafreier Verkoster, benötigt viel Bewegungsraum und steht nicht unter dem psychischen Dauerstress seines Kollegen aus der konventionellen Mast. Sie sind Spätentwickler, aber mit ausgeprägtem Familien- und Brutpflegesinn ausgestattet. Der Wollschweineber wird üblicherweise mit der Sau und den Ferkeln gehalten. Die stressfreie und zeitintensive Mast setzt die Voraussetzungen für die wohlschmeckende und stabile Fettmarmorierung. Das Schwein sollte eben „Geburtstag feiern“ ohne die chemische Keule, und hier ist das Wollschwein ein Vorzeigekandidat.
  • Ohnehin benötigt das Wollschweinfleisch keine unnötigen Zutaten zur Erhöhung des Genusswertes, da Fett neben Energieträgereigenschaften auch eine Bindemittelfunktion ausübt für Geschmacks- und Aromastoffe. Wie treffend war es doch, als meinem Vater bei der unhastigen Verkostung des Pancettas mit warmem Brot, streichfester Butter der Genuss förmlich im Gesicht stand. Was offenbar an langer und natürlicher Reifezeit benötigt, scheint grundsätzlich von geschmackvollerer Natur zu sein.[15]
  • Der regelmäßige Verzehr von Wollschweinfleisch sichert – unter Annahme der für das Wollschwein typischen Aufzuchtkriterien – den Erhalt wichtiger Weitervererbungsmerkmale wie Kälteresistenz, allgemeine Robustheit, Widerstandsfähigkeit oder auch Langlebigkeit, und ohne die lästige Harnsäure gibt es auch nicht die unangenehmen Gelenkprobleme als Nachschlag.
  • Der Deutsche Fleischerverband e.V. schätzte den Pro-Kopf-Fleischverzehr 2013 auf knapp 60 kg, und diese Zahl ist das Ergebnis einer konservativen Schätzung mit der Einrechnung von Hau- und Schwundverlusten. Das Schweinefleisch nimmt dabei mit 38 kg unangefochten den Spitzenplatz ein.[16] Es ist zu viel! Die gesundheitlichen Folgen (u. a. erhöhtes Krebsrisiko und der Cholesterinspiegelanstieg) eines Fleischüberkonsums sind belegt und bekannt. Die Reduzierung ist notwendig. Offenbar scheint hier der Grundpreis eine maßgebliche Rolle zu spielen. Ein handelsüblicher Endverbraucherschweinebauchspeck für 20 € pro Kilogramm ist schon ein Ladenhüter, aber Exemplare wie der Zigeunerbaron kommen völlig nachvollziehbar auf 70 € pro Kilogramm. Das ist keine Massenware, und losgelöst von den Einkommensverhältnissen gibt es dafür dann auch keine Basis. Ein Zuviel an Entgelt wäre in diesem Fall zu viel für die Schweinemast. Das hat aber einen Synergieeffekt, denn die gesundheitlich sinnvolle Reduzierung des Fleischkonsums kann über den Grundpreis motiviert werden, und das Konsumverhalten im Kühlregal der Supermärkte entscheidet über die Aufzuchtbedingungen beim Schweinfleischproduzenten.

Wenn eine ausgewogene Argumentation eine Plattform zur Meinungsbildung ist, dann gehört zur Vollständigkeit die wirtschaftliche Komponente in der Massentierhaltung erwähnt. Die stetig wachsende Weltbevölkerung verlangt nach Eiweissquellen aus Knochen, Muskeln und Blut. Das ist zunächst eine legitime Forderung in der Verzehrkultur, und die Fleischindustrie befriedigt diesen Konsumentenwunsch. Je größer das Angebot, desto günstiger sind die Endverbraucherpreise und desto mehr Bevölkerungs- und Einkommensschichten partizipieren am Grundnahrungsmittel, das in der Fleischtheke ausliegt. Kleine Tierbestände sind heute nicht mehr rentabel für die Landwirte, Mastanlagen gestalten den Arbeitsalltag ökonomischer, sichern Arbeitsplätze in der Landwirtschaft.

Experimente im Labor mit Anmerkungen

Das Einwaagegewicht war nun Gegenstand der Betrachtungen. Der Grundpreis, die Verkostung mit meinem Vater und einfach auch geschmackliche Gründe sorgten dafür, dass ich die Zigeunerbaronreserve für lebensmitteltechnische Sonderübungen nicht opfern wollte. Ich organisierte mir über die Vermittlung meiner Mutter bei einer großen Handelsniederlassung für Zwischenhändler zwei 400g-Steaks vom Wollschweinnacken (15 €/kg) und vom handelsüblichen Schweinenacken (4,95 €/kg). Unter sonst gleichen Bedingungen erfolgte nach einer eintägigen Zimmertemperaturlagerung die Bestimmung des prozentualen Einwaageverlustes über die absoluten Differenzen bei zwei Proben. Interessantes war dabei aus einem Gespräch mit einem Mitarbeiter[17] in der Kühlabteilung der Handelsniederlassung herauszuhören. Offenbar gibt es Zuteilungen pro Woche bei Wollschweinfleisch (hier konkret: Zwei Wollschweinhälften!) in Handelsketten. Dieses „Angebotsdefizit“ kommt aber deshalb nicht zum Tragen, da die Absatzmenge nicht vorhanden ist (hier konkret: Biofleisch hat nie mehr als 3% des Gesamtfleischumsatzes in dieser Kühlthekenabteilung, und das Wollschwein ist dabei nur ein Teil dieser 3%-Fraktion). Selbst bei einer sofortigen Esskulturumstellung der Endverbraucher könnte die ohnehin geringe Absatzmenge das Käuferverhalten nicht befriedigen. Kurzfristig würden dann die Grundpreise bei verstärkter Nachfrage sogar steigen, und langfristig müsste man die Nachfrage über eine schnellere Zufuhr der Wollschweine in die Verwertung kompensieren. Das  widerspräche aber den Aufzuchtkriterien bei den Wollschweinen und würde am Ende eine neue Mastschweinrasse hervorbringen.

Es kostete Überwindung, aber die zusätzlich erworbenen Rückensteaks des Wollschweinfleisches (19 €/kg) mussten nun in meinem Labor für mögliche Experimentierreihen herhalten. Ich hatte auf dem Labortisch gut portionierte 40g-Steakproben hergestellt vom Wollschwein und dem handelsüblichen Rücken (7,45 €/kg) vom Schwein. Unter sonst gleichen Bedingungen erfolgte ein Anbraten mit prozentualer Bratverlustermittlung über die absoluten Differenzen.

Unabhängig vom Hintergrundwissen scheint oberflächlich der äußere Anschein des Wollschweinsteaks vor dem Anbratvorgang ein Makel zu sein. Der bereits erwähnte Mitarbeiter der Kühlabteilung ließ dahingehend ebenfalls Anmerkungen durchblicken, wonach die Fettmarmorierung bisher grundsätzlich hemmende Verkaufs- und Verzehrbilder bei der Kundschaft auslöste. Dass das Fett nicht automatisch eine fette Erscheinung beim Konsumenten verursacht (es dürfte vermutlich am Bewegungsmangel liegen in Kooperation mit unnötigen Chips- und Colaeinheiten), ist sicher eine Nischenerkenntnis in der durch Schönfärbung geprägten Verzehrkultur.

Ungern, aber der Zigeunerbaron hatte auch seinen Teil zu leisten. Anbratversuche waren nutzlos, da Speck sich bei höheren Temperaturen auflöst. Ich hatte da aber etwas in das Visier genommen. Koffein hat bekanntlich eine harntreibende Wirkung. Eine langfristige Dehydrierung des Körpers wird zwar abgelehnt z. B. von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), zumindest gibt es keine erwähnenswerten Gegenstudien darüber, aber kurzfristige wasserentziehende Stimulierungseffekte werden nicht bestritten („Flüssigkeitsräuber“). Gesagt und auch getan. Ein handelsüblicher Bauchspeck aus dem Discounter (15 €/kg) lieferte den Gegenpart. Die jeweiligen Bauchspeckteile vom Zigeunerbaron und dem Discounterspeck (stets um die 1,5 g schwer) wurden in 5 Paarreagenzgläser mit 2,5 ml Kaffee gepackt und unter sonst gleichen Bedingungen 24 Stunden aufbewahrt. Anschließend erfolgte eine zeitdauernde Entnahme, da die Abtropfzeit notwendig war, um Verfälschungen beim Wiegen zu minimieren. Die daraus resultierenden prozentualen Gewichtsveränderungen im arithmetischen Mittel (möglich, da keine statistischen Ausreißer zu beobachten waren) wurden grafisch aufbereitet. Ein verringertes Safthaltevermögen ist normalerweise Folge einer permanenten Stresszusetzung in Haltung und Schlachtung, da das Glycogen stoßweise in Milchsäure umgewandelt wird und die Eiweißstränge denaturiert. Ob es Resultate sind, die einen kritischen Zustand kurz vor der Schlachtung der Schweine beschreiben, wissen wir nicht, aber gehören sicher in ein Gesamterklärungsmodell hinein. Es ist Zeit für ein Resümee.

Eine ausblickende (Ab-)Rechnung wird serviert

Die qualitative Schwerpunktsetzung im Essverhalten der Endverbraucher ist die Komponente von Belang. Das Tier war und ist Bestandteil in der Nahrungskette, und bei Wahrung der Verhältnismäßigkeit in Zucht und Haltung hat das Fleisch einen bedenkenlosen und moralisch vertretbaren Verzehranteil bei den Konsumenten. Dieser Ansatz, der stets einen ernährungsphysiologischen und ökologischen Ausgleich anstrebt, ist nicht Abbild der Realität.

Im 19. Jahrhundert noch mit künstlerischen Ehren im Zigeunerbaron von Johann Strauss Sohn versehen, konnte zum Beispiel das Mangalitza als führendes Zucht- und Fettschwein sich dem rasanten Niedergang in den Bestandszahlen bis zum Fastaussterbestatus nach dem Zweiten Weltkrieg nicht entziehen. Einzig die Verlagerung in den Verzehrgewohnheiten führte die Wollschweine in die nahrungsmitteltechnische Bedeutungslosigkeit, und die bodensanierende Rolle dieses Wiesenschweines war bekannt. Die Schlachtrufe nach fettfreiem und turbowachsendem Fleisch wurden optimal in der technologisierten Landwirtschaft mit der maximalen Ausnutzung der minimalen Auslaufflächen in den Stallanlagen der Massentierhaltung erfüllt, und der Geldbeutel der Endverbraucher erhielt darüber hinaus keine merkliche Belastung. Diese mageren, schnellen und billigen Aussichten überdeckten die unangenehmen Begleiterscheinungen wie Antibiotika, genveränderte Futtermittel oder den schwierigen Tierschutz in stresspermanenten Schweinemastanlagen.

Die Vorteile des Wollschweinfleisches sind ebenfalls bekannt und belegt. Die restriktiven Zucht- und Mastkriterien bei lizensierten Wollschweinzüchtern finden in der Fleischqualität ihren Ausdruck. Stressfreie und zeitintensive Masten verursachen offenbar günstige Fettsäurezusammensetzungen, gutes Safthaltevermögen oder geschmack- und aromavolle Fettmarmorierung. Die Ergebnisse meiner Experimente zeigten auch deutlich – trotz allen Unkenrufen bezüglich meines halbprofessionellen Experimentierumfeldes – den denaturierten Zustand des handelsüblichen Schweinefleisches, da die prozentualen Unterschiede beim Brat- oder Einwaageverlust sich zu deutlich von einer neutralen Bewertung distanzierten.  Können diese prozentualen Unterschiede nun als Beleg für eine Verbrauchertäuschung interpretiert werden? Es wäre unwissenschaftlich, wenn meine Daten als statistische Masse in allgemeingültige Schlussfolgerungen umformuliert würden. Auffallend waren jedoch die immer gleichen Beobachtungen im Experimentierkapitel bezüglich der handelsüblichen Schweinemastprodukte: farblose, knetteigförmige Oberflächen oder in Ansätzen exsudativ[18], und die billigsten Nacken- oder Rückensteaks waren es nicht im Einkauf.

Der Zigeunerbaron ist nur ein kleiner Baustein im Baukasten der nachhaltigen und chemiefreien Verzehratmosphäre. Der gerollte Bauchspeck bedarf auch keiner besonderen Erwähnung in der Wollschweintheke, denn die Wollschweintheke bedarf einer besonderen Erwähnung wegen der faktisch unsichtbaren Präsenz auf dem Verbrauchermarkt. Das Mangalitza hat eine feste Stellung im Feinkosthandel, und der Züchter und Bewahrer alter Haustierrassen sieht schon im interessanten Genmaterial einen Grund für den Bestandsschutz, aber die Masse (der Verbraucher) hat weder Kenntnis vom Wollschwein noch Zugang  zu den entsprechenden Verwertungsprodukten. Das ist pervertierter Verbraucherschutz, der aber zu einem guten Stück dem Konsumenten zugeschrieben werden muss. Desinteresse, mystisches Wissen zu gesunden Fetten und ein betoniertes Grundpreisvorstellungsvermögen zum Schweinefleisch, das nur mit Zauberei den Weg zur dazugewünschten Fleischqualität ebnen kann, verfrachteten nicht nur den Zigeunerbaron in die hinterste Ecke der Handelskettenverkaufsregale. Qualitativ hochwertiges Fleisch ist in Maßen gesundes Fleisch, aber auch teures Fleisch und in der Regel mit der Plakette des Ladenhüters versehen. Der gegenwärtige Zuteilungsmarkt bei Wollschweinfleisch könnte ohnehin eine stärkere Nachfrage nicht befriedigen. Ist das Nischendasein nun ein Bestandsschutz für den Zigeunerbaron und Co. oder liegen ungenutzte Ressourcen brach? Die Antwort kann nur der Konsument geben, von dem man aber einen ehrlichen Standpunkt erwarten müsste. Die nationale Front an Antimastschweinkompagnons, vegetarischen Gefahrenwitterern oder moralisierenden Fettarmkonsumenten scheint ihre Argumente mehr als oft am Eingang der Discounter abzulegen, denn die Umsatzzahlen der Mastschweinprodukte sind so stabil wie der unterentwickelte Absatzmarkt von gesundem Tierfett. Der Lösungsansatz hängt irgendwo zwischen Doppelmoral und Preisdiktion, und wir als Mitwirkende haben – auch mit Blick auf ein vernünftiges Verhältnis von Mensch zu Tier – eine Mitverantwortung, aber auch eine Mitgestaltungsmöglichkeit.

Die Menügrundlage

 

  • Quellen und Literatur

Hyperlinks:

(1)http:// www. archiv. medizin-aspekte.de/ Mangalitza – die – wiederentdeckte-Delikatesse _ 21997. html

(2)http://www.beste-bratwurst.de/dokumente/duroc-infos.pdf

(3)http: //www.  b mlfuw. gv . at / land / lebensmittel / trad – lebensmittel / fleisch/ schwein/ pan _ mangalitza _ schw.html

(4)http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2003/7808653/

(5)http://www.fleischerhandwerk.de/cms/upload/pdf/GB2014_Fleischverzehr.pdf

(6)http: //www. Herd – und – hof.de / index / cmd / catalogue_details / modul / portal / kernwert / landwirtschaft / block/ catalogue_1 / field/1432 /show /2169/search//

(7)http:// www.prosieben.de/ tv/ galileo / videos /2012322 – mangalitza – schwein – clip

(8)http://www.wollschwein-zuchtbuch.de/downloads/mangfett_de.pdf

Matlekovits, Sándor, Das Königreich Ungarn: volkswirtschaftlich und statistisch dargestellt, Band1, Havard University 1900, S. 362ff.

Schnitzer, Ignaz, Der Zigeunerbaron: Operette in drei Acten, Berlin 2015, S. 8.

[1] Das Geburtstagsessen ist nun im weiteren Verlauf nicht mehr Gegenstand der Ausführungen. Am geeigneten Ort erhält die Verkostung noch einmal eine Erwähnung. Die Landfleischerei aus dem Schwarzwald steht ebenfalls aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht zur Disposition.

[2] Bass…tiefe Gesangsstimmlage bei Männern in Opern oder Operetten

[3] Der Auszug aus dem ersten Akt ist entnommen von Schnitzer, Ignaz, Der Zigeunerbaron: Operette in drei Acten, Berlin 2015, S. 8.

[4] Das Rollenbild von Alexander Girardi ist der Porträtsammlung Manskopf entnommen. Es kann unter http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2003/7808653/ aufgerufen werden.

[5] Vgl. hierzu Matlekovits, Sándor, Das Königreich Ungarn: volkswirtschaftlich und statistisch dargestellt, Band1, Havard University 1900, S. 362ff.

[6] Auf Initiative des Erzherzoges Joseph Anton (1776-1847), Palatin von Ungarn, wurden in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts Sumadija-Schweine mit den ungarischen Schweinerassen Bakony ( noch heute im englischen Wort „bacon“ enthalten) und Szalonta gekreuzt. Das Mangalitza-Schwein war geboren.

[7] Das ungarische Wort „Mangalica“ kann mit „walzenförmig“ übersetzt werden.

[8] Der Alpen-Ampfer ist eine mehrjährig krautige Pflanze und gehört zu den Knöterichgewächsen.

[9] Die wichtigsten Daten zum Mangalitzaschwein sind in einer PDF-Broschüre des österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft zu entnehmen, zusammengestellt vom österreichischen Mangalitzazüchter Wolfgang J. Pucher und abrufbar unter http://www.bmlfuw.gv.at/land/lebensmittel/trad-lebensmittel/fleisch/schwein/pan_mangalitza_schw.html.

[10] Das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf in der Nähe von Rostock im Land Mecklenburg-Vorpommern ist ein Institut, das sich der anwendungsorientierten Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere, insbesondere der genetischen und physiologischen Grundlagen, und der Umwelt der Nutztiere widmet. Ziel der Forschung ist eine nachhaltige Landwirtschaft sowie die Sicherung der menschlichen Ernährung. Die Produktion verbrauchergerechter Lebensmittel, die Tierpflege, Ressourcenökonomie bei der Zucht von Nutztieren sowie deren tier- und umweltkonforme Haltung gehören zu den Forschungsschwerpunkten. Hauptarbeitsrichtung ist die Untersuchung der biologischen Ursachen für Merkmalsausprägungen und Leistungen landwirtschaftlicher Nutztiere.

[11] Das Datenmaterial kann in der Onlineausgabe des Verbrauchermagazins Herd und Hof unter http://www. Herd – und – hof.de / index / cmd / catalogue_details / modul / portal / kernwert / landwirtschaft / block/catalogue_1/field/1432/show/2169/search// aufgerufen werden.

[12] Eine umfassende Überblicksfilmsequenz kann der Leser unter http:// www.prosieben.de/tv/galileo/videos/2012322-mangalitza-schwein-clip erhalten. Die gegenwärtige Bestandszahl ist dem Online-Verbraucherportal Medizin – Aspekte entnommen und kann unter http:// www. archiv. medizin-aspekte.de/ Mangalitza – die – wiederentdeckte-Delikatesse _ 21997. html aufgerufen werden.

[13] Das Duroc-Schwein ist eine aus Amerika stammende Schweinerasse, die in der Masttierhaltung von Schweinezüchtern Verwendung findet. Schnelleres Wachstum und geringerer Fleischsaft- oder Tropfsaftverlust als bei Standardmasthybriden macht dieses muskelbepackte Schwein für die Schlacht- und Verarbeitungsindustrie interessant. Die Vorteile sind überblickend in einer Kurzfassung aus dem Jahr 2009 zu einer Untersuchung von der Landesanstalt für Landwirtschaft im thüringischen Bad Salzungen einzusehen und abrufbar unter http://www.beste-bratwurst.de/dokumente/duroc-infos.pdf.

Das Pietrain-Schwein mit seinen unregelmäßig verteilten dunklen Flecken stammt ursprünglich aus Belgien und kam nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Schlachtrufen nach voluminöser Fleischfülle und marginaler Fettauflage in die Schweinemastanlagen. Sie ist eine grundlegende Vaterrasse in der europäischen Schweinemastzucht.

Das Mangalitza kommt in den Farbschlägen blond, schwalbenbäuchig und rot vor. Nach den Zuchtrichtlinien stellen sie eigene Unterrassen dar, da sie nicht vermischt werden sollten. Aktuelle Bestandszahlen, die sich an den Farbschlägen orientieren, liegen mir trotz mehrfacher Anfragen bei verschiedenen Züchtern und Mangalitzazuchtverbänden nicht vor.

[14] Vgl. hierzu den Analysebericht von Farkas und Szabó, der unter http://www.wollschwein-zuchtbuch.de/downloads/mangfett_de.pdf abrufbar ist.

[15] Der Zigeunerbaron hat hier kein Alleinstellungsstatus. Der Jamón de Mangalica ist eine Schinkenspezialität aus Spanien. In den neunziger Jahren begann man in der zentralspanischen Provinz Segovia mit der Mast und Verarbeitung von Wollschweinen … noch heute im überschaubaren Produktionsrahmen.

[16] Vgl. hierzu die Fleischversorgungsbilanz des deutschen Fleischerhandwerks für das Jahr 2013, abrufbar unter http://www.fleischerhandwerk.de/cms/upload/pdf/GB2014_Fleischverzehr.pdf.

[17] Der mir namentlich bekannte Mitarbeiter der Kühlabteilung bleibt auf eigenen Wunsch anonym. Das ist selbstverständlich.

[18] Exsudatives Fleisch ist wässriges Fleisch.

Die Bildkomposition beinhaltet Bilder aus dem Privatbesitz der Familie Seithe (Paketöffnung von mir, Covermotive vom Zigeunerbaron).
Das Bildmotiv kann unter http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2003/7808653/ abgerufen werden.
Die Bilder können unter http: //www.bmlfuw. gv . at / land / lebensmittel / trad – lebensmittel / fleisch/ schwein/ pan _ mangalitza _ schw.html abgerufen werden.
 Privat Samantha Seithe
 Privat Samantha Seithe
 Privat Samantha Seithe

 

 

 

Das Verborgene in der Geithe- Geht der Bach den Bach runter?

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Mein Name ist Samantha Seithe, gebürtige Westfälin, wohnhaft in Scheidingen im Landkreis Soest. Das Projekt für das Fünfte Abiturfach entspringt einem tiefen Interesse für die Ökologie des Straßenwassernetzes in Westfalen. Die Geithe als Zufluss der Ahse ist dabei dem Regionalpatriotismus geschuldet. Die Länge des Untersuchungszeitraumes für dieses Projekt ist mit etwas mehr als einem Jahr dabei als unfreiwillig anzusehen. Ursprünglich mit Vorstellungen zur geschichtlichen Entwicklung bezüglich des Bachbettverlaufes und der Industrialisierung angetreten, nimmt die Thematik schnell eine Schwerpunktverlagerung. Verschiedene Gewässerkennzahlen, Unklarheiten im Bachbegriff, allerlei Aussagen zur Lokalisation der Bachquelle für die Geithe oder Ausreißer in Messreihen für die elektrische Leitfähigkeit und in der Sauerstoffkonzentration bringen in einer Selbstdynamik die Gedankengänge in eine Richtung, die mit einem teils verrohrten Abwasserkanal nicht nur bildlich festgehalten werden können, sondern die Vermutung offenbaren für eine unökologische Einleitung nach System. Mehr Untersuchungen sind nötig, Wasserproben können über das aufkonzentrierte Wasser besser analysiert werden, und Bodenproben gehören in ein zertifiziertes Labor zur fachmännischen Untersuchung. Es sind klassische Zeiträuber, zumal offenbar in dieser Periode auch ein mit Schwermetallen verseuchter Aushub einen unbekannten Transportweg einschlägt. Hinzu kommt eine unproduktive Korrespondenz in Schrift und Wort mit der zuständigen Behörde vor Ort hinsichtlich der Messergebnisse der Wasser- und Bodenproben. Liegen in meinen Beobachtungen (Aushubwegtransport), in den Messergebnissen (Schwermetalle), dem Verhalten von örtlichen Behördenmitarbeitern (Diskreditierung meiner Proben in der Methodik) oder ganz allgemein in der Verwirrung aus der vielfältigen Korrespondenz (Bachbegriff, Bachquelle oder Einlassstellen) die Elemente für systematisches Verschleiern oder Täuschen? Die Frage kann noch nicht beantwortet werden, denn weitere Untersuchungen sind nötig, um die Bandbreite an Messdaten zu vergrößern. Der tatsächliche Ursprung und das wahre Ausmaß an Schwermetallkonzentrationen gehören auf den Tisch der Zuständigen, damit ein – wenn überhaupt gewollt –  möglicher Maßnahmenkatalog nicht wie das Hornberger Schießen ausgeht. Die konstruktive Korrespondenz mit der Bezirksregierung Arnsberg zeigt aber auch die Nichtpauschalität meiner Beobachtung bezüglich der Kontaktaufnahme zu Behörden. Diese Beobachtung gehört ebenfalls zu meinem Fazit mit Halbzeitpausencharakter. Weiteres bleibt abzuwarten.

 

Inhaltsverzeichnis

Einblick in das Projekt    

Los geht es mit den Infos!

  • Geschichtliches zur Orientierung
  • Die Last mit der Zeche

Eindeutige Mehrdeutigkeiten    

  • Unerwartete Erklärungsmodelle
  • Die Bachquelle … Fortsetzung des Unerwarteten

Alles klar mit dem Geithewasser?          

  • Der Untersuchungsmarathon:

Parameter, Versuche und Laborprobe

  • Volle Konzentration den Schwermetallen

Weckrufe im Boden

Die Geithe … nomen non est omen                                                                                       

Die (un-)bekannten Einleitungsstellen     

Behördenreaktionen … Aufstand der Zuständigen                                                                             

  • Der offizielle Tenor
  • Reaktion in der Amtsstube
  • Musterbeispiel einer aussitzenden Kommunikation
  • Ein kommunikativer Leuchtturm

Schluss, aber nicht aus!  

Anhang

  • Quellenverzeichnis
  • Abbildungsverzeichnis
    • Abbildungen
    • Bilder
    • Karten
    • Tabellen
    • Datenmaterial zu den Versuchsreihen
    • Fragenkatalog Herr Cigelski,

Umweltamt Hamm

  • E-Mailkontakte

Einblick in das Projekt

Das Kraftwerk im westfälischen Hamm-Uentrop ragt weithin sichtbar in den Hammer und Werler Raum hinein. Dieses Kraftwerk verursachte bereits in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts Schlagzeilen der unklaren, vielleicht auch unvollständigen Art, als Unregelmäßigkeiten im Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor (THTR-300) zur Stilllegung führten, und das Kraftwerkgelände blieb seinem ungehörten Ruf nach langfristiger und unaufgeregter Nützlichkeit treu, als ab 2008 für das zukünftige Kohlekraftwerk ständige Bauunterbrechungen  und Mängel u. a. an den Kesselgerüsten die Mehrkosten nach oben trieben und den Fertigstellungstermin in das Irgendwann verlagerten. Ökologische Fragezeichen und nachdenkliche Beobachtungen kamen bei mir auf, denn …

Das am und durch das Kraftwerksgelände entlanglaufende Gewässer namens Geithe lieferte den bildlichen Anreiz zu diesem Projekt. Alte Bodenreliefkarten aus benachbarten Katasterämtern zeigten einen Bachverlauf der Geithe, der so heute nicht mehr existiert. Nun hat dieser Bach – und zu Beginn hatte ich die Verwendung des Begriffes für dieses fließende Gewässer als zu selbstverständlich erachtet – seinen kartographischen Ursprung auf dem vorgenannten Kraftwerksgelände des Kohlekraftwerks am Datteln-Hamm-Kanal im westfälischen Hamm-Uentrop. Einige Spaziergänge am Kraftwerksgelände der RWE Power AG entlang waren schon nötig, aber die Fragen kamen immer mehr zum Vorschein. Der Anblick des Bachwassers am Kraftwerksgelände motivierte mich zur Entnahme von Wasserproben, denn das mit erstem Blick klare Gewässer ließ die sichtbaren Lebewesen irgendwo im Unklaren. Die Kontaktaufnahme zu Behörden bezüglich der scharfen Abgrenzungen von der Geithe und dem Geithebach brachte Kuriositäten hinsichtlich Kenntnisstand und Zuständigkeit hervor. Die offiziellen Einleitungsstellen in dieses stellenweise nur als Rinnsal zu erkennende Bächlein entsprachen offenbar nicht dem typischen Einlassrhythmus von RWE, zumindest nicht den von mir beobachteten Einlässen. Beobachtungen hinsichtlich der Bachausbaggerungen (in einem angeblich mit Gut zertifizierten Bach?) und angrenzenden Bodenabtragungen (durch RWE ausgeführt auf öffentlichem Land außerhalb des Kraftwerksgelände?) führten zur Entnahme von Bodenproben, deren Ergebnisvorlage bei zuständigen Behörden für Ratlos- und Wegschiebefloskeln oder auch an mich gerichtete Unmutsäußerungen verursachten. Hier krächzte und hustete es mächtig im Gebälk des ökologischen Außenpanoramas. Die Spurensuche nach Zusammenhängen und Erkenntnissen war eröffnet.

Los geht es mit den Infos!                                                      

  • Geschichtliches zur Orientierung

Die Geithe, losgelöst von aller noch zu thematisierenden Sprachverwirrung und abseits der obligatorischen Ökologiebetrachtungen zu Flüssen und Bächen, fand als Verbindungsarm von Lippe und Ahse in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts über das Westfalenland hinaus eine nennenswerte Erwähnung im Zusammenhang mit zwei Ereignissen:

  1. 2Alles begann mit den Erschließungsarbeiten zum Kraftwerksbau Westfalen in Hamm-Uentrop seit Mitte 1960. Ein Teilabschnitt der Geithe floss entlang der in diesem Hammer Bezirk liegenden Gemeinde Schmehausen, und dort hatten so einige Fahrzeuge im Rahmen der Erschließungsarbeiten  auf den angrenzenden Bachwiesen so ihre Probleme mit dem festen Untergrund. Die durchaus malerische Landschaft mit vielen Wirtschaftswegen endete in ihrem Erscheinungsbild mit der Ausrufung zum Industriegebiet. Die Wege wurden eingezogen, um die Geithe zu verlegen.
  2. Im Sommer 1961 kam es eben bei diesen Ausschachtungsarbeiten im Bachbett der Geithe zu paläontologischen Funden aus der letzten Eiszeit, und die Geithe war wieder in aller Munde. Die Paläontologen berücksichtigten dabei das Gesteinsmaterial, nicht so sehr die Tiefe der Funde und erhielten eiszeitliche Auskünfte. In den für die Eiszeit typischen tonigen Sandablagerungen lagen Überreste von eiszeitlichen Großsäugetieren. Skelettreste vom Mammut und Wollnashorn wurden offenbar zusammengeschwemmt. Dieser alte Flussarm der Lippe ― wir nennen ihn einfach die Geithe ―  lässt sich in seinem Verlauf anhand der aufgeschlossenen Sandablagerungen sehr gut nachvollziehen.[1] Über das elektronische wasserwirtschaftliche Verbundsystem Nordrhein-Westfalen (ELWAS) erhielt ich aus der zugehörigen geologischen Karte Zugang zu 3einem für die Geitheumgebung verwendeten Bodenkürzel namens SG 54.[2] Da dieses Kürzel nicht in der Legende erklärt wurde, kontaktierte ich ELWAS, die mich daraufhin an den Geologischen Dienst NRW weiterleiteten. Dort erhielt ich die Auskunft von Herrn Dr. Miara, dass es sich um den Bodentyp Gley/ Pseudogley mit hohem Sandgehalt und einer Mächtigkeit 4 von 10-20 dm handelt[3]. Gleye sind Grundwasser beeinflusste Böden und gerade im Zusammenhang mit hohem Sandgehalt typisch für ein ehemaliges Fluss- oder Bachbett.

Der weitere Verlauf ist schnell beschrieben. Der Bach passiert die Ortschaft Geithe und den Maximilian-Park, einen Eventpark der Stadt Hamm. Der 4Hammer Stadtteil Braam – Ostwennemar gehört ebenfalls zu den Durchfluss- und Angrenzungsgebieten der Geithe. In der Nähe des Burghügels Mark,  wobei die Gräfte des Burghügels vom Geithewasser gespeist wird, erfolgt dann der Einlass in die Ahse. Interessant in der Erwähnung wäre noch der Hochwasserschutz: Die Ahse, etwas  niedriger gelegen als der Geithezufluss, erhält durch einen Schieber die Möglichkeit des Nichtabflusses im Hochwasserfall, da sonst im Volumen beträchtliches Rückflusswasser die Geithe in ihrer Aufnahmefähigkeit überlasten würde. Der Bach selbst verfügt ja ebenfalls über eine beträchtliche Anzahl an kleinen Zuflüssen, am Erlenbach nur exemplarisch veranschaulicht. In Hochwassersituationen würde sich dann notgedrungen das Hammer Stadtgebiet zum Rückflussbecken erklären. Ein Pump- und Schöpfwerk, wenige Meter südlich der Einflussstelle in die Ahse gelegen auf einem Deichbau, kann im Notfall über Schneckenpumpen das Geithewasser in die Ahse heben. Diese Konstruktion geht auf ein Jahrhunderthochwasser der Stadt Hamm im November 1890 zurück, als eben jenes Rückflusswasser durch fehlenden Flutschutz eine Hochwasserkatastrophe verursachte. Dieser Vorfall wurde zu einer Initialzündung für eine dann doch langjährige Beschäftigung der Verantwortlichen vor Ort. Erst 1907 kam es auf Anregung des Stadtbaurates Otto Krafft zu offiziellen Gedankenspielen bezüglich 5der Ahseverlegung. Es kam sogar zu einer Denkschrift im Rahmen des Bauprojektes für den Lippe-Seitenkanal. Der Stadtbaurat wusste mit seinen Argumenten zu überzeugen, denn die Beseitigung der Hochwassergefahr im allgemeinen, eine Schutzmaßnahme gegen die die  Altstadt umgebenden Wasserläufe oder die finanziell merklichen Ausgaben für einen Promenadenbau ließen auch den damaligen Hammer Oberbürgermeister Richard Matthaei an der Sinnhaftigkeit einer Hochwasserschutzeinrichtung nicht zweifeln. Der 24. Juli 1913 war dann der Tag der Einweihungsfeier der Ahse-Umleitung. Hier griff dann Matthaei in seiner Festrede die Argumente des Stadtbaurates noch einmal auf.[4]

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Im Rahmen dieser Baumaßnahme wurde auch die Geithe verlegt, heute fließt sie bei dem Burghügel Mark in den neuen Lauf der Ahse.

  • Die Last mit der Zeche

Das soll es nicht gewesen sein! Leider zog dieses Rinnsal namens Geithe u. a. die Verschmutzung in seinen Bann. Zu verführerisch war dieser Zufluss der Lippe 7positioniert für den Zechenwasserabfluss der um 1900 im Hammer Stadtteil Braam ansässigen Maxhütte aus dem oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg.[5] Der Kohlenzeche Maximilian mit ihrer ökologiefeindlichen Abteufung schrieb man folgende Mentalität zu:

Allerdings erscheint es ohne näher auf alle Folgen einzugehen, für die Zechenverwaltung äusserst bequem, den Wasserausguss in den nächsten, einige Meter abliegenden Privatgraben und dann ohne weitere Fürsorge der Geithe zu übergeben, welche sich nicht viel über den Charakter eines gewöhnlichen Grabens erhebt.[6]

Dass das mit dem schwierigen Umweltschutz – sicher bedingt durch die abfällige Charakterisierung der Geithe von Seiten der Zechenleitung und gepaart mit Bequemlichkeit –  keine Mutmaßung des damaligen Auftraggebers[7] war, zeigen folgende vorgezeichnete Passagen aus dem Gutachten von 1904 auch in ihrer Tragweite deutlich:

8Das Abwasser der Zeche Maximilian enthält aber, wie aus der obigen Analyse hervorgeht, das rund 40 fache dieser für die Vegetation schädlichen Menge an Kochsalz. […] Das vorliegende Abwasser von Zeche Maximilian enthält demnach etwa das Zehnfache des für Tränkzwecke zulässigen Salzgehaltes des Wassers. […] Die vereinigten Wässer I und II, welche am Südrande der unmittelbar westlich der Zechengrundstücke gelegenen ersten Loeb´schen Grundstücke vorbeifliessen, haben noch so einen hohen Gehalt an Chloriden (…), dass sie sowohl für den Boden und die Vegetation als auch für die Viehtränke schädliche Eigenschaften besitzen.“[8]

Das Grubenwasser mit der hohen Salzkonzentration gelang in die Geithe, und damit war ein chloridhaltiger Weg in die Ahse gesetzt, und weiterführend erfolgte damit der Fluss des schadstoffbelasteten Wassers in die Lippe. Dass das einst fischreiche Geithewasser[9] Spiegelbild der Verzechung einer ehemals unberührten Naturlandschaft war, zeigte sich auch in den etwas faden Zechensiedlungen im Hammer Stadtteil Werries. Es waren die typischen Schattenseiten einer ökologiefernen Urbanisierung, und das Ausmaß dieser Verschmutzung fand in der Fachliteratur ausgiebig Erwähnung.[10] Die Schadstoffbelastung der Geithe war nach heutigem Kenntnisstand ausschließlich auf die Zechenwirtschaft zurückzuführen. Nach Einstellung bergbaulicher Aktivitäten am Ende des Wilhelminischen Kaiserreiches erfolgte eine Erholung des Baches. Schmehausener Einwohner berichteten in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts von einer sauberen Geithe.[11] Die Verschmutzung blieb nicht verborgen. Ob die Belastung nun aus ökologischen Erwägungen heraus ein jähes Ende fand oder ökonomische Gesichtspunkte auf Seiten der Maxhütte zur betriebswirtschaftlichen Vernunft führten, sei dahingestellt. Die Informationspolitik funktionierte unabhängig vom politischen Klima.

Ursprünglich waren bei meinen Recherchen historische Exkursionen zur Geithe veranschlagt, insbesondere hinsichtlich  des Grenzverlaufes zwischen den benachbarten Grafschaften in der frühen Neuzeit und zur Sprachgeschichte dieses ursprünglichen Überlaufes der Lippe. Ich blieb in den Ansätzen hängen, denn schon zu Beginn meiner Überlegungen schien bei diesem Projekt nicht die Historie zu alten Bachverläufen von Belang zu sein, sondern die Geschichten über den aktuellen Bachverlauf. Und bereits bei meinen ersten Recherchen bezüglich des Bachverlaufes stieß ich auf Ungereimtheiten. Die Frage nach dem Verborgenen oder dem Widersprüchlichen beließ mich in der Zeitgeschichte. Dazu gibt es aber mehr im nächsten Kapitel!

Eindeutige Mehrdeutigkeiten

  • Unerwartete Erklärungsmodelle

Der Plan war fast gut durchdacht. Vergleichende Analysen geodätischer und historischer Karten des Einzugsgebietes der Ahse, der Geithe und der Lippe sollten einen Zeitleistenquerschnitt der zur Verfügung stehenden Quellen auf das Blatt Papier bringen. Ich will ehrlich sein. Ein glücklicher Umstand führte nach 9kurzer Literaturrecherche in Katasterämtern zu der Einsicht, dass dieses Projekt mit diesem Schwerpunkt unverhältnismäßiger Natur wäre mit retardierendem Charakter bezüglich der vorab erwähnten Informationen. Zumindest für die Lippe hätte es aus Gründen der Vollständigkeit einen Exkurs bis in die Antike zum Kartographen Claudius Ptolemäus gegeben.[12]

Verlockend, wissenschaftsgeschichtlich, aber leider kein Platzhirsch für das Thema! Zunächst ging es natürlich über den klassischen Weg der Literaturrecherche. Einen Zugang zum Lipperaum erhoffte ich über mentalitätsgeschichtliche Betrachtungen in entsprechenden Dissertationen zu finden oder beim Stöbern durch westfälische Historikerinstitutionen wie Johann Dietrich von Steinen.[13] Nach Einblick in das entsprechende alte Kartenmaterial[14] zum Bachverlauf der Geithe motiviert, war mein ursprünglicher Gedanke anschließend eine vergleichende Analyse zu initiieren über die Einsichtnahme der bei TIM-Online hinterlegten Karten.[15] Ich stellte ein Zuordnungsproblem fest. Bezogen sich die dort geführten Bezeichnungen „Geithe-Bach“ und „Geithe“ nun als Synonym auf den vollständigen Nebenarm der Lippe oder standen sie für separate Zuflüsse in Ahse und Lippe? Guter Rat war Recherche! Die Gewässerkennzahlen – ein Nummerierungssystem für Fließgewässer und deren Einzugsgebiete – waren nicht identisch. Die „Geithe“ als westlicher Zufluss in die Ahse mit Gewässerkennzahl 27868 und der „Geithe-Bach“ als östlicher Zufluss in die Lippe mit Gewässerkennzahl 2785916 konnten also als eigenständige Zuflüsse interpretiert werden – von möglichen Flüchtigkeitsfehlern oder Falschbezeichnungen bei der Gewässerkennzeichnung einmal abgesehen.[16] Geschichtlich gäbe es für diesen Widerspruch durchaus ein Erklärungsmodell, nach dem das ehemalige Kernkraftwerk – wie dann auch geschehen – direkt auf einen Geitheabschnitt errichtet worden wäre, und die abgetrennten Bereiche sich namentlich verselbständigten. Nicht alltäglich, aber auch nicht ungewöhnlich in der Akzeptanz! Auf verschiedenen Internetportalen des Landes Nordrhein-Westfalen war zumindest die Trennung ersichtlich.[17] Über HammWiki, einem Infoportal für und über die Stadt Hamm, war ebenfalls eine Trennung in verschiedene Abschnitte herauszulesen, vielmehr kam mit dem „Geithe-Bach“ als Zufluss in die Lippe und dem „Geithebach“ als Zufluss in die Ahse eine Verwirrung (oder Verwechslung?) hinzu. Gehörte der „Geithebach“ nun nach HammWiki zum Zufluss der Ahse[18], floss der „Geithe-Bach“ mit Gewässerkennzahl 2785916 in die Lippe oder war alles einfach nur Geithe?

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Jetzt musste der Kontakt zu den Behörden aufgenommen werden, um das Verborgene in der Verwirrung identifizieren zu können.

  • (Erklärungsmodell 1) Der Mitarbeiter des zuständigen Umweltamtes Hamm 14Herr Dr. Schmidt – Formann gab Mitte Juni 2015 bei einem Gesprächstermin in der Behörde an, die Geithe sei ein Überlauf der Lippe gewesen, und nach dem Bau des Kernkraftwerkes auf einem Teil der Geithe fließe nun der linke Teil in die Ahse, der rechte Abschnitt in die Lippe. Der Artikel auf der Infoplattform HammWiki sei falsch, einen Geithe-Bach gebe es nicht, es sei der Name für die Geithe.
  • (Erklärungsmodell 2) Da der Geithe-Bach offenbar eine Grenzmarke bildet zwischen den Landkreisen Hamm und Soest, gab es meinerseits im Juli 2015 eine Kontaktaufnahme in die Kreisverwaltung Soest/Wasserwirtschaft.[19] Die Mitarbeiterin Frau Kuehlmann sagte, die Geithe oder der Geithebach bilde nicht die Grenze zwischen Hamm und Soest, fließe auch nicht in die Lippe, sondern in die Ahse, und die Ahse fließe in Hamm in die Lippe.

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Die Geithe mit dem Bindestrich war hier offenbar nicht bekannt. Herr Dr. Schmidt-Formann von der Stadt Hamm könne bezüglich der Gewässerunterhaltung weiter helfen. Eine Auskunft von Herrn Dr. Schmidt-Formann erhielt ich ja bereits, aber das mit der vollständigen und eindeutigen Zuordnung…

  • (Erklärungsmodell 3) Ich brauchte Zusatzinformationen. Die Semantik war gefragt. Ich kontaktierte den Germanisten Herrn Professor Albrecht Greule im Juli 2015, Autor des Deutschen Gewässernamenbuches.[20] Er meint, bei der Geithe handele es sich seit jeher um einen einstämmigen Namen, ein Kompositum mit Bach sei sprachlich überflüssig, aber bei Kartographen zur besseren Verständlichkeit gebräuchlich (verdeutlichendes Kompositum). Die Geithe war nun sprachstilistisch auch als Geithe-Bach zu verkaufen. Was denn nun? Verwendeten Kartographen Namen, die die Behörden nie verwendeten oder gar kannten?
  • (Erklärungsmodell 4) Ich musste zu den Gewässerkennzahlen. Das war zunächst eine handfeste Datierung, die Halt gab. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) erklärte, dass ein Fließgewässer eine eindeutige Gewässerkennzahl habe und ein Fließgewässer nicht verschiedene Gewässerkennzahlen habe. Wie hieß es doch des Weiteren klar auf meine Anfrage bezüglich des „Geithe-Baches“:[21]

elwas-gs@lanuv.nrw.de

Sehr geehrte Frau Seithe.

Gemäß Gewässerstationierungskarte und ATKIS-Daten (BASIS-DLM) der Landesvermessungsverwaltung heißt das Gewässer „Geithe-Bach“. Der Verlauf des Gewässers kann ELWAS-WEB (s.u.) entnommen werden. Der „Geithe-Bach“ hat die Gewässerkennzahl 2785916.

Sie können sich den Geithe-Bach in ELWAS-WEB anzeigen lassen, indem Sie in der Karte oben in der Suchleiste die Suche auf „Gewässer“ umstellen (über einen Klick auf das rot markierte Symbol und Eingabe des Gewässernamens oder der Gewässerkennzahl.).

Mit freundlichen Grüßen

i.A. Maria Carambia

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  • (Erklärungsmodell 5) Es war eine Verwirrung, und die Informationen auf den jeweiligen Internetportalen des Umweltministeriums in Nordrhein-Westfalen (TIM-Online, ELWAS Web, Geo-Portal NRW) waren widersprüchlich, denn der nach Behördenauskunft nichtexistierende Geithe-Bach war dort verzeichnet, jedoch als Geithe oder im Kompositum Geithe-Bach. Eine Kritik wollte ich nicht ansetzen, denn das Verborgene in dieser Angelegenheit war so nicht zu qualifizieren (in fachwissenschaftlicher und psychologischer Deutung).
  • Die Bachquelle … Fortsetzung des Unerwarteten

Vielleicht war die Bachquelle ein Indiz für die Verwirrung, aber schon richtete sich der Blick im automatischen Modus wieder auf die Behördenauskunft vor Ort. Warum?

  • (anvisierter Bachursprung 1)

20Nach Auskunft des Umweltamtes in Hamm war die Bachquelle unter dem alten Kernkraftwerk anzusiedeln, aus Sicht der Behörden auch als kartographische Quelle zu interpretieren. Nun gut.

 

  • (anvisierter Bachursprung 2)

21Die auskunftsfähigen Karten, die auf den jeweiligen Internetportalen abzurufen sind, geben als Bachquelle eine Markierung vor dem Klärschlammbecken auf dem RWE-Gelände an. Auch gut, zumindest kann ich mich nach den vorangegangen Informationen schon auf dem RWE-Gelände aufhalten zur Bachquellenverortung. Der Verortungskreis hatte aber noch nicht seinen endgültigen Durchmesser erreicht!

  • (anvisierter Bachursprung 3)

22Herr Cigelski, Leiter der unteren Wasserbehörde des Umweltamtes Hamm, gab an, dass die Quelle der Geithe hinter dem Düker[22] sei, und die Quelle speise sich aus dem Wasser des benachbarten Waldes, und sowieso seien dort mehrere Quellen. Die Aussage tätigte der Mitarbeiter der Behörde in Anwesenheit meines Betreuers Heinz Kiko. Zumindest war ich nicht die einzige Person, die verunsichert war durch die Überfrachtung                                                                                                    der Meinungsbilder.

  • (anvisierter Bachursprung 4) Die nachfolgende Email irritierte mich auf Anfrage nach einer Besichtigung der Bachquelle:
guido.steffen@rwe.com

Hallo  Frau Seithe,
die Geithe entspringt nicht auf dem Standort (siehe weiter unten). Ein Foto der Quelle kann somit im öffentlichen Verkehrsraum ohne Betreten des Standortes bzw. ein Foto vom Standort gemacht werden. Die Geithe „entspringt“ (oder besser: entsteht) an der Grenze der Stadt Hamm zum Kreis Soest, ungefähr an der Straßenkreuzung Lippestraße / Vellinghauser Straße. Die „Quelle“ ist die Feldentwässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Von hier aus fließt der Bach zum Umspannwerk und dann zum KWE.
Der Bach verläuft in Rohren unter dem Kraftwerk und fließt an der Westgrenze (Schmehauser Feld) des KWE wieder in ein offenen Bachlauf.
Gutes  Gelingen, schönes Wochenende und
Mit freundlichen Grüßen, vriendelijke groeten and kind regards
Guido Steffen
RWE Power AG

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Guter Rat waren nun die Überlegung und die Abwägung! Wo – falls überhaupt existent – war die Quelle eines Baches, der offenbar in Abhängigkeit vom Bachabschnitt und  vom Informationsmaterial verschiedenen Bezeichnungen zugeführt werden konnte? Das war ein Verwirrspiel. Zur Absicherung fragte ich beim Geologischen Dienst NRW nach, und die dort getätigten Informationsauskünfte stimmten mit denen des RWE-Mitarbeiters Guido Steffen überein. Die nachfolgende Emailkorrespondenz spiegelt wenigstens auf diesem Gebiet die Orientierung in der Informationsfülle wider:

Von: Stefan.Miara@gd.nrw.de
An: 
samanthaseithe@gmx.de
Cc: 
Ludger.Krahn@gd.nrw.de
Betreff: WG: Anfrage zur Bearbeitung Geithe – Geithe – Bach

Sehr geehrte Frau Seithe,

anbei die Antwortmail auf ihre drei Fragen[23] aus der angehängten Datei;  mein Kollege Hr. Schuster aus der Hydrolgeologie unseres Hauses war so freundlich sie noch vor Weihnachten zu bearbeiten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Stefan Miara

Geologischer Dienst NRW

Bodenkundliche Beratung

Dr. Krahn zgK

Hallo Stefan,

nach hygrisC ist der Ursprung  der Geithe dort, wo Herr Steffen von RWE es beschrieben hat: östlich vom Kraftwerk, ungefähr da, wo die Stadtgrenze Hamm die Lippestraße quert. Legt man die Bodenkarte über die Topografie, erkennt man anhand des Verlaufs des schmalen Pseudogley-Gley-Bereichs den ursprünglichen Verlauf der postglazialen Abflussrinne durch den Bereich, wo heute das Kraftwerk steht. 

Der Geithebach strömt nahe des Ursprunges der Geithe vorbei entlang der Vellinghauser Straße nach Osten/Nordosten zur Lippe.

Zu den Fragen:

  • Zuständig für die Gewässer ist das LANUV NRW, die Darstellungen erfolgen durch Geobasis NRW (früher Landesvermessungsamt).
  • Die Gewässer werden kontrolliert.
  • Wie die Frage gemeint ist, verstehe ich nicht.

Beste Grüße,

Hannsjörg

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Die Ortsbesichtigung war nun unumgänglich. Beschreibung und Auskunft entsprachen den Verhältnissen vor Ort.

26Es gibt eine Verrohrung des Baches auf dem Kraftwerksgelände, und das Rohr ist auch weithin sichtbar am Klärschlammbecken im oberbodigen Verlauf. Ergänzend füge ich noch hinzu, dass ein augenscheinliches Gefälle zum Kraftwerk mit bloßem Auge zu erkennen war, und ein Plastikrohr – aus 27Süden kommend – gehörte mit zum Quellinventar „Feldentwässerung“. Ursprung und weiterer Verlauf dieses Rohres konnte ich nicht ermitteln, die geringen Wassermengen aus dem Rohr schienen von klarer Natur zu sein, und eine stegreifmäßige pH-Wertermittlung mit dem pH-Indikator Bromthymolblau ergab einen neutralen bis schwach alkalischen Bereich (grün-bläuliche Färbung), also alles im ökologischen Bereich bei den Härtegraden des Wassers. Wenige Tage später wiederholte ich diesen Test, aber es ergab sich bei gleicher Farbskalierung kein Indiz auf Nachuntersuchungen. Allerdings konnte ich den Wasserweg dieser minimalen Wassermengen nicht zurückverfolgen.

Was hier in wenigen Zeilen dargestellt wurde, verursachte bei mir und meinem Betreuer Klimmzüge der ausdauernden Art, und die Erkenntnis war trotzdem nur überschaubar. Diese Mammutaufgabe (Bachname, Bachquelle) gehörte sich eigentlich nicht bei diesem bürokratischen Viel auf deutschem Boden…oder gerade deswegen?  Klar war allemal das wenig aussagekräftige, aber ökologisch korrekte Ergebnis meiner pH-Wertmessungen und, dass der Geithe-Bach ein gewässerkennzahlwürdiges Fließgewässer darstellte mit der Kennung 2785916, losgelöst vom Fließgewässer namens Geithe. Zumindest die Gewässerkennzahl blieb nicht verborgen. Punkt!

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Alles klar mit dem Geithewasser?

  • Der Untersuchungsmarathon: Parameter, Versuche und Laborproben

Nach diesem Hin und Her musste ich Wasserproben nehmen. Während meiner Recherchen war die Frage nach dem Verlauf der Geithe noch völlig offen. Ich hatte ohnehin vorgehabt, mit Versuchen Aussagen über den ökologischen Zustand der Geithe zu treffen. Mir kam sofort in den Sinn, dass über die Inhaltsstoffe ein Zugang möglich wäre zur Herkunftsbestimmung des Wassers. Klar war, dass es dann über die Organoleptik[24] ging, also die Beschreibung über die direkt wahrnehmbaren Eigenschaften. Die Messung der physikalischen und chemischen Parameter – zumindest die für den Untersuchungsgegenstand nach meinem Dafürhalten wichtigsten projektbezogenen Bausteine – schloss sich dem nahtlos an.

Wie bereits erwähnt, der Geruch oder  die Farbe waren ein Ansatz. Das Geithewasser hatte – übrigens im gesamten abgelaufenen Bachverlauf –  dem ersten Eindruck nach einen leicht modrigen Geruch, jedoch weitgehend ungetrübt und im laminaren Fluss, also frei von jeglichen sichtbaren Verwirbelungen. An einzelnen Abschnitten meiner Wegstrecke wühlte ich den Bachuntergrund auf, und der für faulige Eier typische Geruch von Schwefelwasserstoffen verursachte eine irritierende Situation der für diesen Umstand verantwortlichen Sinnesorgane. Übrigens kamen mit dem Aufwühlen auch aufsteigende, aus dem Bachbettsediment entsprungene Blasen zu Tage.

28Das PCE-PHD 1 Messgerät[25] gehörte nun in meinen Blickfang. Messreihen zur Temperatur, Leitfähigkeit, Salzgehalt sowie pH-Wert und Sauerstoffkonzentration wurden anvisiert.  Die Parameter waren nicht willkürlich gewählt. Folgende Überlegungen führten zu einem Auswahlsortiment physikalisch-chemischer Parameter, von dem ich mir unverborgene Datensammlungen und zielführende Analysen versprach:

  • (erster Parameter Die Temperatur muss dabei sein. Dieser Messparameterbeeinflusst verschiedene physikalische, aber auch chemische und biochemische Vorgänge im Fließgewässer erheblich. Vor allem hat sie Einfluss auf die Geschwindigkeit der Umsetzungen. So nehmen Abbauvorgänge im Gewässer mit steigender Temperatur exponentiell zu. Es erfolgt dann eine Verdopplung bis Vervierfachung bei einer Temperatursteigerung von 10° C, bekannt auch als van-’t-Hoff’sche Regel[26]. Da der Großteil der Fauna im Fließgewässer wechselwarmer Natur ist, ist er in hohem Maße von der Temperatur abhängig. Da die Stoffwechselvorgänge der Organismen bei höherer Temperatur sehr beschleunigt werden, verbrauchen die Lebewesen dementsprechend viel Sauerstoff, was zu ausgeprägter Sauerstoffzehrung führen kann. Daher ist zwingend der Sauerstoffparameter im Parametersortiment enthalten und erfährt in den nachfolgenden Zeilen eine Beachtung. Für eine Temperaturerhöhung können Faktoren wie Stoffeinträge, mangelnder Lichtschutz durch fehlende Ufervegetation und eine verringerte Fließgeschwindigkeit durch Staumaßnahmen die Ursache sein. Aber nicht zu viel der Spekulation!
  • (zweiter ParameterDie elektrolytische Leitfähigkeitwird von der Menge der gelösten Ionen im Wasser bestimmt, ist somit als Indikator für den Gesamt-Salzgehalt zu interpretieren. Dieser Parameter lässt allerdings keinen Rückschluss zu auf die Art der Ionen. Die Geologie oder die Beschaffenheit der angrenzenden Böden können deterministische Größen sein für den natürlichen Salzgehalt des Wassers. Darüber hinaus sind häusliche und industrielle Salzbelastungen der Gewässer oder Einschwemmungen von Streusalz möglich. Optimale Werte liegen bei 100 bis 300 Mikro-Siemens pro Zentimeter [mS/cm], wobei in Kalkbächen allerdings naturgemäß schon 900 mS/cm erreicht werden können. Gerade in der Region um Hamm sind erhöhte Chlorid-Konzentrationen in Quellen und dem existierenden Bachnetz – schon durch die Geologie bedingt – nicht abwegig. Streusalzkultur und Industrieabwässer verstärken noch die Chlorid-Belastung. Dass das zur Förderung von im Salzwasser lebenden Tieren im Binnenland beiträgt, ist jedoch dem parodierenden Ökologieverständnis zuzuordnen.
  • (dritter ParameterDas Maß für die Konzentration an Wasserstoff-Ionen (H+) ist der pH-Wert. Bei einem pH-Wert von 7.0 herrscht ein Gleichgewichtszustand zwischen Wasserstoff- und Hydroxidionen, und das Wasser reagiert neutral. Wird Säure im Wasser gelöst, überwiegen die H+-Ionen und der pH-Wert sinkt unter 7.0. Dabei zeigt eine Reduktion um 1.0 eine Verzehnfachung der H+-Konzentration an (negativer dekadischer Logarithmus). Wenn Basen im Wasser gelöst werden, steigen die Werte über den pH-Wert 7.0 auf der Skala. Die Skala umfasst dabei 14 Einheiten.

Naturgemäß bewegt sich der pH-Wert im Gewässer meist zwischen 6.5 und 8.0, allerdings sind einige Gewässer schon von Natur aus sauer (Moorbäche) oder basisch (bei kalkhaltigem Untergrund). Erhöhte pH-Werte können infolge von Eutrophierung auftreten; Versauerung durch sauren Regen als Effekt von Luftverschmutzungen. Als kritisch können pH-Werte unter 5,0 oder über 9 gelten. Neben Extremwerten können starke Schwankungen des pH-Wertes als gefährlich angesehen werden. Der pH-Wert beeinflusst die Löslichkeit und die Beständigkeit der verschiedenen Stoffe und die Lebensfähigkeit der Wasserorganismen. Niedrige pH-Werte können beispielsweise dazu führen, dass sich die kalkhaltigen Schalen von Muscheln, Schnecken und Krebstieren auflösen. Eine große Rolle spielt er zum Beispiel für das Verhältnis zwischen Ammonium und Ammoniak, wie im Folgenden deutlich werden wird.

  • (vierter ParameterDer Sauerstoff gelangt durch Diffusion in das Wasser, wird bei der Photosynthese der Wasserpflanzen frei und durch die Atmung der Konsumenten und den Abbau von organischem Material durch die Destruenten verbraucht. Wie aus den vorherigen Erläuterungen ersichtlich wurde, kann es durch anthropogene Einflüsse zu einer verstärkten Konzentration an organischem Material im Gewässer und im Folgenden zu einer Zunahme an Sauerstoff zehrenden Prozessen kommen. Bei Gewässeruntersuchungen wird neben der Sauerstoffkonzentration in mg/l häufig die Sauerstoffsättigung(in Prozent) angegeben. Diese berechnet sich prozentual aus dem Verhältnis des tatsächlich gemessenen Sauerstoffwertes zur theoretisch möglichen maximalen Konzentration gelösten Sauerstoffs bei der jeweiligen Wassertemperatur. Zum Beispiel wäre Wasser mit einer Temperatur von 8° C bei einem Gehalt von 11.5 mg/l mit Sauerstoff gesättigt. Werden 8 mg/l gemessen, so entspricht das einer Sättigung von ca. 70%.
  • (fünfter Parameter) Die Fließgeschwindigkeit und der Wasserpegel sind klare Kriterien für eine organoleptische Prüfung. Die Sauerstoffkonzentration, die Durchmischung und die Bachbettoberflächenstruktur eines Gewässers können durch diese Elemente der Organoleptik zumindest in die Erklärungsunterstützung gelangen. In einem dafür zuständigen Datenmaterial sind statistische Ausreißer besser zu interpretieren, indem keine Überinterpretation erfolgt.

Die untenstehende Tabelle enthält einen Datensatz zu den obligatorischen Physikparametern der Geithe. Die Entnahmestelle – von mir als „Brücke“ bezeichnet und über die GPS-Koordinaten 51.681767, 7.961834 erreichbar – zeigte in ihren Wasserproben weitgehende Normalität in den Konzentrationen. Lediglich die Leitfähigkeit besaß eine Auffälligkeit, denn trotz des konstanten Salzgehaltes gab es eine merkliche Spannweite zwischen 0,648mS/cm und 1,387mS/cm in der Leitfähigkeit.

Es war merkwürdig. Ich würde den chemischen Inhaltsstoffen später noch einmal genauer nachgehen. Die Messwerte zum Salzgehalt befriedigten mich nicht, denn schon die geringe Genauigkeit ließen meiner Vermutung großen Raum zur Nichtbenutzbarkeit der Daten zur Salz-Konzentration. Die recht hohe Wassertemperatur ließ sich aufgrund des warmen Märzwetters erklären.

Geithe Brücke pH Wert Sauerstoff (mg/l) Salz (%) Leitfähigkeit (mS/cm) Temperatur (°C) Wasserstand
08/3    20.30 7,90 7,7 0,05 1,038 13,1 0,30 m
14/3    20.00 8,15 4,8 0,06 0,648 14,0 0,28 m
15/3     19.30 8,12 4,5 0,06 1,387 14,1 0,25 m
16/3    19.30 8,15 3,0 0,06 1,400 13,7 0,27 m

Ich gab mich nicht zufrieden. Der Ort und der überschaubare Zeitraum repräsentierten nicht den aussagekräftigsten Rahmen für belastbare und tragfähige Studien. Eine schon zeitlich und statistisch angenehmere Datenreihe kam durch eine Sechs-Wochen-Untersuchung zum Vorschein.[27] Die nachfolgenden Diagramme veranschaulichen die Auswertungsergebnisse.

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Die Wasser- und Lufttemperatur wurden täglich gegen 19 Uhr gemessen. Im Durchschnitt lagen die Lufttemperaturen an der Geithe in diesem Sechs-Wochen-Zeitraum (Mai bis Juni) bei ca. 18 Grad Celsius. Der Tageszeitpunkt der Messung war dabei ursächlich für die Lufttemperaturen. Anfang Juni gab es eine Phase mit heißem Sommerwetter, und Anfang Juli lagen die Lufttemperaturen bei knapp über 20 Grad Celsius. Der Lufttemperatur nachgelagert war die Entwicklung der Wassertemperatur, und aus diesen ging ein Mittelwert hervor zwischen den Temperaturen am Tag und den kühleren, nicht gemessenen Werten bei Nacht. Intensive Sonneneinstrahlung, geringe Beschattung und die dunklen Bachbettsedimente lassen die vergleichsweise hohen Wassertemperaturen erklären.

31Wie stand es nun um den Niederschlag? Im frühsommerlichen Untersuchungszeitraum gab es grundsätzlich einen geringen Niederschlag, der 4 mm pro Tag nicht überschritt. Allerdings traten Ausreißer auf, die mit bis zu 15 mm pro Tag über starke Regenfälle in das Messprotokoll schlugen. Hier zeigte sich eine Auffälligkeit, die offenbar mit der Abflussmengensteuerung auf dem Industriegelände der RWE Power AG zu tun hatte. In Trockenphasen und bei den Niederschlagsereignissen blieb der Wasserstand konstant bei um die 2,5 dm. Es gab aber Tagesausreißer; namentlich die Beobachtungen am 22. Juni und am 8. Juli.

Im November 2015 und Dezember 2015 konnte ich bei den Temperaturmessungen im Geitheverlauf eine konstante Temperatur von um die 7,3 Grad Celsius beobachten, wohingegen die Luftdurchschnittstemperaturen bei ca. 11 Grad Celsius lagen.[28]

32Am 10. August erfolgte eine ungewöhnliche Beobachtung am Messpunkt. Es gab 12 mm Niederschlagsmenge innerhalb einer Stunde. 21.38 Uhr war ich vor Ort, und der Wasserstand stieg sich innerhalb weniger Minuten von 4 dm auf 4,7 dm, und kurze Zeit danach konnte ich den 5,7 dm-Wasserpegel messen. Tags darauf kam ich zurück.
Der Pegel war bei 3,2 dm angelangt, und die Ablagerungen an Pflanzen ließen erkennen, dass der maximale Wasserstand in der Nacht 7,9 dm betragen haben musste.

Das Gewitter zeigte mir die Grenzen auf bezüglich der Aktivitäten vor Ort, aber die Fließgeschwindigkeit[29] von 0,27 Metern pro Sekunde konnte ich ermitteln. Das war eine Vervierfachung der Fließgeschwindigkeit von ca. 0,06 m pro Sekunde, die ich bei Niedrigwasser beobachtete. Aus der Multiplikation der Geschwindigkeit in dm/s und dem Wasserstand in dm berechnet, ergab sich bei einer Breite des Bachbettes von 18,8 dm ein Abfluss von circa 24,8 Liter pro Sekunde bzw. 89,3 Kubikmeter pro Stunde bei Normalwasserstand, der bei 2,2 dm lag.

Während des Gewitters stieg die Abflussmenge auf 289 Liter pro Sekunde.

g

Das Diagramm zeigt den Profilschnitt des Messpunkts Geithe „Brücke“ zur Ermittlung des durchschnittlichen Wasserstandes.

Die Wassertemperatur spiegelte – eben durch die Nachlagerung –  mit 21 Grad Celsius noch die Lufttemperaturen der vergangenen Tage wider, während die aktuelle Lufttemperatur des Gewitters nur noch 16 Grad Celsius betrug.

Diagramme:

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Da der pH-Wert im Mai und Juni zwischen 8,0 und 8,3 schwankte – und diese Werte entsprachen nicht dem bedenkenlosen Status eines Oberflächengewässers – entschied ich mich für weitere chemische Untersuchungen. Die Messungen mussten im Juli 2015 aussetzen, da mein Messgerät defekt war. Der 26. Mai 2015 ragte aus den Messungen heraus. Ein ungewöhnlich hoher pH-Wert von 9,04 ging einher mit einer unterdurchschnittlichen Sauerstoffkonzentration von 3,5 mg/l. Gut möglich wäre, dass an besagtem Tag auf dem Industriegelände Einleitungen vollzogen wurden. Unabhängig davon, der pH-Wert verschob sich im Geithelauf um 0,3 Einheiten zum neutralen Bereich hin, da die Zuflüsse durch andere Bäche einen positiven Abschwächungseffekt verursachten, und die verborgene Verschmutzung der Geithe wurde damit immer fassbarer.

35

Starke Schwankungen in der Sauerstoffkonzentration waren zwischen Mai 2015 bis hinein in den Juni 2015 zu beobachten. Werte zwischen 3,0 mg/l bis 9,0 mg/l standen auf dem Messprotokoll, bis Ende Juli bewegten sich die Messungen dann noch einmal im Intervall (5mg/l; 8mg/l). Ich hatte eine Abnahme der Sauerstoffkonzentration bei erhöhter Wassertemperatur erwartet, aber die Messreihen sprachen ganz offen die umgekehrte Korrelation aus. Ich will es ganz offen aussprechen: Die Einleitungen – offen jedweder Couleur – lassen diese Abweichungen von natürlichen Gesetzmäßigkeiten erklären.

Das Ausmaß der Schwankungen in der Sauerstoffkonzentration war im Geithelauf außerhalb des Oberlaufes deutlich geringerer Natur. Kühles Herbstwetter und gleichmäßigere Bedingungen von Durchmischung, Sauerstoffeintrag oder –zehrung mögen hier von Gewicht gewesen sein.

36

Die elektrische Leitfähigkeit lag im Messzeitraum zwischen 1,0 und 1,2 mS/cm. Eine Verbindung zum Wasserstand oder anderen Parametern konnte ich nicht erkennen. Lediglich nach hohem Niederschlag und entsprechendem Wasserstand sank die Leitfähigkeit durch Verdünnung auf 0,4 mS/cm bzw. auf 0,6 mS/cm. Der 22. Juni 2015 und der 29. Juli 2015 waren da von ausschlagender Art in der Messreihe. Die Spannweite von 0,2 mS/cm lag nach meinem Verständnis an den Industrieabwässern und deren Beeinflussung auf die Gewässerchemie. Aber noch will ich die Vermutungen hinten anstellen. Das Maximum an Leitfähigkeit war mit 1,405 mS/cm während des Gewitters. Diese Anomalie ist eigentlich nur durch ein Einflussmechanismus auf Seiten des Industriegeländes zu klären, denn nur durch die erhöhte Konzentration gelöster Stoffe geht auch die Leitfähigkeit trotz der großen Wassermengenzufuhr in die Höhe. Grundsätzlich gab es aber den Verdünnungseffekt. Entweder verringerte sich die Konzentration der gelösten Substanzen durch die Zuflüsse im Geitheverlauf jenseits des Oberlaufes oder nach Regenfällen sank die Leitfähigkeit durch den Verdünnungseffekt des zugeführten Wassers.

Die Messergebnisse der Salzkonzentration konnte ich nicht in die belastbare Aussagenkultur über die Gewässerchemie einbauen. Konstante Werte von nahezu 0,06 Prozent waren mit der geringen Messgenauigkeit nicht für Schlussfolgerungen geeignet.

  • Volle Konzentration den Schwermetallen

Chemische Schnelltests standen gleichzeitig mit den ersten physikalischen Messungen an, um die in der Geithe befindlichen Stoffe zu ermitteln und in ihrer Konzentration zu bewerten für den ökologischen Haushalt des Baches. Die nachfolgenden Bemerkungen zu den Parametern verdeutlichen noch einmal die Hintergründe der Auswahl:

  • (erster Parameter) Wenn Gewässerverschmutzungen vorliegen, dann sind Ammonium und Ammoniak genau die richtigen Wegweiser. Kann Ammonium noch als ungiftiger Pflanzennährstoff als neutral angesehen werden, ist bei Ammoniak als farbloses, stechend riechendes Giftgas mehr Vorsicht geboten. Interessant bei beiden Indikatoren der Belastung ist der pH-Wert. Das Verhältnis zwischen Ammonium und Ammoniak gilt als ausgeglichen um den pH-Wert 7.0. Erfolgt eine Verschiebung in das basische Milieu, ist eine Freisetzung des Ammoniaks aus den Ammoniumionen zu beobachten. Das Problem in diesem alkalischen Milieu ist die tödliche Konzentration des freien Ammoniaks für jedwedes Leben im Gewässer.
  • (zweiter Parameter) Die an Häufigkeit auffallendste Stickstoffverbindung ist Nitrat. Während der Nitrifikation, also der bakteriellen Oxidation von Ammoniak (NH3) bzw. AmmoniumIonen (NH4+) zu Nitrat (NO3), setzt sich Ammonium innerhalb des Stickstoffkreislaufes zu Nitrit und später zu Nitrat um. Die Nitratbelastungen der Gewässer rühren vornehmlich aus der landwirtschaftlichen Nutzung her, in der Stickstoffverbindungen als Dünger zum Einsatz kommen. Eine vertretbare Belastung liegt bei Nitratwerten zwischen ca. 2,5 und 5,0 Milligramm pro Liter [mg/l] vor.
  • (dritter Parameter) Die Freisetzung von Phosphat ins Gewässer erfolgt meist durch landwirtschaftliche Düngung oder Einleitung von Abwasser. Unter natürlichen Bedingungen gibt es keine ausufernde Phosphatkonzentration. Die Wachstumsfähigkeit von Pflanzen ist daher begrenzt durch den Wachstumsfaktor namens Phosphat. Das Grundproblem des eigentlichen Wachstumsförderers ist ambivalent. Ein Zuviel an Wachstum durch eine Erhöhung des Phosphatgehaltes führt zu einer Eutrophierung der Gewässer. Der Sauerstoffverbrauch wäre überdurchschnittlich, da ein übersteigertes Pflanzenwachstum eine unnötige Sauerstoffzehrung durch die organische Massezersetzung einleitet. Die Verlagerung des Ammonium-Ammoniakverhältnisses zum Ammoniak hin und die Produktion von giftigem Schwefelwasserstoff tritt ein. Ein übles Resultat ist der berüchtigte Faulschlamm. In der Regel findet man ihn in toten Gewässern mit Phosphat-Werten über 2,0 mg/l.
  • (vierter Parameter) Cyanid ist eine im Goldbergbau oder in der chemischen Industrie verwendete Chemikalie. Durch ihre hohe Giftigkeit gelangte sie in die Liste zur Prüfung als prioritäre Substanz gemäß der Wasserrahmenrichtlinie.
  • (fünfter Parameter) Zink gilt – gemessen an den Trinkwasserverordnungen – als wenig verdächtig. Humantoxikologisch ist dieser Stoff nicht von Interesse. Im Tierreich dagegen ist das Ausmaß an Toxizität z. B. vom Härtegrad des Wassers abhängig.
  • (sechster Parameter) Bor ist notwendig, für Menschen, Tiere und Pflanzen. Milch oder einfach nur Wasser können den Tagesbedarf (um 5 mg) decken. Die Toxizität kann bei größeren Konzentrationen aber im Tierreich vorliegen. Insbesondere bei erhöhten Borkonzentrationen über unsachgemäße Entsorgungen von Waschmittelinhaltsstoffen werden Fischbestände bedroht, und Einlagerungen im Fischgewebe bedeuten den Einstieg in die menschliche Nahrungskette.
  • (siebter Parameter) Gerade Bakterien und Protozoen reagieren sensibel auf Nickel, und die biologische Selbstreinigung erfährt dadurch eine Schieflage. Die Kombination aus Nickel und Kobalt erhöht dabei die toxische Wirksamkeit, was diesen Parameter so gefährlich macht. Bekannt ist auch die durch Nickel-Ionen verursachte Verringerung der Fischeierzahlen.
  • (achter Parameter) Eisen in hoher Konzentration ist ein für die Fauna und Flora besiedlungsungünstiges Element. Die Gefahr liegt in der Minimierung (oder gar Aussetzung) der Selbstreinigungskapazität eines Gewässers, da die für die Selbstreinigung verantwortlichen Aufwuchsorganismen an festen Oberflächen durch das abdeckende Eisen in ihrer Wirkung neutralisiert werden.
  • (neunter Parameter) Kupfer besitzt eine Wesensverwandtschaft zum Nickel. Es ist für die Wasserorganismen bereits in geringen Konzentrationen toxisch. Zudem erhöht sich die Toxizität bei sinkendem Härtegrad des Wassers, und es gibt Synergieeffekte in der Toxizität bei Verbindung mit Zink und Cadmium.[30]

Am 8. März 2015 gab ich mir an der bereits erwähnten „Brückenentnahmestelle“ die Anwesenheit und füllte zwei 1,5-Liter-Flaschen mit dem Geithewasser ab. Zügig wurden innerhalb von drei Stunden die Schnelltests angesetzt. Ich entschied mich für die halbquantitativen Test „Quantofix“ der Firma Macherey-Nagel, da mir diese Testversionen in der Vergangenheit bezüglich anderer Projekte positiv in der Anwendung in Erinnerung blieben.

Die ermittelten Konzentrationen von Ammonium (10 mg/L), Arsen (0,01 mg/L), Cyanid (1 mg/L), Gesamteisen (5 mg/L), Kobalt (10 mg/L), Kupfer (10 mg/L) und 37Nickel (10 mg/L) lagen unterhalb der jeweils in Klammern angegebenen Nachweisgrenze, nur Zink wurde mit 2 – mg pro Liter bestimmt. Der Schnelltest Viscolor ECO von derselben Firma wurde für die folgenden Parameter verwendet: Bei Phosphat (0,2 mg/L) und Sulfid (0,1 mg/L) wurden die in den Klammern angegebenen Messwerte nicht erreicht. Bei Nitrat  wurden ungefähr 20 bis 25 mg/L bestimmt und für Sulfat 100 mg/L bestimmt. Da aber bei den Wasserproben immer wieder extreme Schwankungen und hohe Werte bei der Leitfähigkeit aufgefallen waren, erschien mir die geringe Konzentration von Inhaltsstoffen nicht plausibel.38 Zur Kontrolle führte ich am folgenden Tag qualitative Versuche nach einem Praktikumsskript mit aufkonzentriertem Wasser vom gleichen Probennahmepunkt durch.[31] Zuerst wurden 50 Liter Wasser aus der Geithe solange eingekocht, bis 0,5 l übrig blieben. Dabei hat man einen Reduktionsfaktor von 100. Anschließend wurden verschiedene Versuche durchgeführt:

39Zuerst wurden 100 ml des aufkonzentrierten Wassers komplett verdampft und eine Spatelspitze des  Rückstands mit 3 Tropfen verdünnter Schwefelsäure versetzt und erwärmt. Danach wurde ca. 0,5 ml konzentrierte Schwefelsäure hinzugegeben. Es ließ sich starkes Sprudeln und eine leichte Schaumbildung beobachten. Der Geruch war leicht stechend. Gemäß der Tabelle deutet dies auf Carbonate und Halogenide (Fluoride, Chloride, Bromide, Iodide) hin. 

40

(Erster Versuch: Boraxperle)

41Ein Magnesiastäbchen wurde in der rauschenden Flamme eines Gasbrenners erhitzt, bis keine Verfärbung der Flamme mehr zu beobachten war  und anschließend drückte ich es in das Borax (Natriumtetraborat). 42Danach wurde es solange erhitzt bis sich eine glasklare Perle bildete. Diese Perle wurde dann in den pulverisierten Rückstand gedrückt, sodass ein bisschen davon hängen blieb.  Dieses wurde dann wieder für etwa eine Minute erhitzt. Das Stäbchen bzw. die Boraxperle waren im heißen Zustand gelb und im kalten Zustand braun. Die Färbung deutete auf Eisen hin.

(Zweiter Versuch: Bariumclorid)

43Zuerst wurde das Bariumclorid mit destilliertem Wasser in Lösung gegeben. Gleichzeitig wurde die aufkonzentrierte Probenflüssigkeit  mit Salzsäure vermischt. Die Lösung mit dem Bariumclorid gab ich dann zu der aufkonzentrierten Probenflüssigkeit hinzu. In dieser Probe war deutlich ein weißer Niederschlag zu erkennen.

Ein weißer Niederschlag entsteht, wenn sich Sulfat in der Probe befindet. Da Sulfat in großen Mengen untypisch für Oberflächengewässer dieser Region ist – hier gibt es kein gipshaltiges Gestein an der Erdoberfläche –  entschloss ich mich, meine Analysenergebnisse durch Einschicken von Wasserproben an ein professionelles Labor zu überprüfen.

(Dritter Versuch: Cobaltnitrat)

Ich hatte Cobaltnitrat-Pulver in destilliertes Wasser gegeben. Der pulverisierte Rückstand des Geithewassers wurde auf ein Magnesiastäbchen gegeben. Ein paar Tropfen  der Cobaltnitrat – Lösung wurden auf das Stäbchen gegeben, und anschließend wurde das Stäbchen in der rauschenden Flamme eines Gasbrenners geglüht. An der Färbung des Stäbchens konnte ich erkennen, um welche Substanz es sich handelte. In diesem Fall gab es einerseits eine blaue Färbung, die auf Aluminium hindeutete, und eine grüne Färbung, die Zink in den näheren Fokus rückte.

44               45

 (Vierter Versuch: Vorprobe der Versuch der Boraxperle)

46Die Wasserprobe wurde mit Salzsäure (HCl) angesäuert, um Eisen, das vielleicht an Schwebteilchen gebunden war, wirklich in Lösung zu bringen. Außerdem hatte ich aus pulverförmigem Kaliumhexacyanoferrat mit destilliertem Wasser eine klare Lösung hergestellt. Wenn man die angesäuerte Wasserprobe mit der Nachweislösung (Kaliumhexacyanoferrat + destilliertes Wasser) zusammengoss, entstand ein blauer Farbstoff.  Nun gab es einen Widerspruch: Dieses „Berliner Blau“ wies auf Eisen hin, im Schnelltest dagegen gab es keine Anzeichen für einen Eisenbestandteil. Ich musste Proben einschicken zur fachmännischen Analyse in ein zertifiziertes Labor.

Die Laboranalysen von Wasserproben, die mit Beginn am 15.04.2015 zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Stellen der Geithe von mir genommen wurden, ergaben zum Teile hohe Konzentrationen von Schwermetallen. Die Liste chemischer Parameter wird daher ergänzt um:

  • Chrom ist von giftiger Natur für die Wasserlebewesen. Dreiwertiges Chrom (Cr III) und sechswertiges Chrom (Cr VI) gilt es hier zu unterscheiden. Cr VI ist wesentlich giftiger als Cr III. Da die separate Listung von Cr III und Cr VI im Gewässer derzeit nicht unsicherheitsfrei möglich ist, wird aus diesem Grund nach § 7 a WHG der Gesamtchromgehalt begrenzt, auch wenn die meisten toxikologischen Daten in der Literatur sich auf Cr VI beziehen, wohingegen im Gewässer überwiegend Cr III anzutreffen ist.
  • Der ökotoxikologische Charakter von Blei, Cadmium oder Quecksilber ist gut erforscht. Diese Schwermetalle können nicht biologisch abgebaut werden, reichern sich in Nahrungsketten immer weiter an und führen insbesondere bei höher entwickelten Lebewesen zu chronischen Schädigungen des Nervensystems. Diese Gefährlichkeit hat gesetzliche Konzentrationsbegrenzungen und Initiativen zur Konzentrationseinhaltung zur Folge gehabt.[32]
  • Im Oberflächenwasser ist – ähnlich wie Eisen – Aluminium und Mangan in geringer Konzentration zu finden.

Zudem gibt es die aus dem umgebenden Gestein herausgelösten Kationen wie Natrium, Kalium, Calcium oder Magnesium. Barium und Strontium ergänzen die Palette. Diese Substanzen sind sogar notwendig für einige Wasserlebewesen.

  • Auf seltene Elemente wie Beryllium, Bismuth, Gadolinium, Gallium, Palladium, Scandium, Thallium, Uran und Yttrium soll hier nicht weiter eingegangen werden, da sie nur unter besonderen geologischen Bedingungen in größeren Mengen natürlich auftreten oder nur von bestimmten Industriebetrieben aus ins Wasser gelangen.

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Messwerte, die vom Labor Inlabo ermittelt wurden. Die kompletten Analyseberichte sind im Anhang zu finden.

Stoff/Datum 25.04. 15

Brücke

22.06.15

Düker

13.07.15

Brücke

13.07.15

Düker

15.08.15

Brücke

13.01.16

Quelle

13.01.16

Südfelde

Aluminium (ug/L) ~7340 ~5550 303 1190 269 5,1 415
Barium (ug/L) 966 1100 42,4 806 60,8 12,4 33,1
Beryllium (ug/L) 1,04 0,52 <0,05 <0,05 <0,05 <0,05 <0,05
Bismuth (ug/L) <10 <10 <10 <10 <10 <10 <10
Blei (ug/L) 170 150 6,0 24,4 5,6 <3 4,0
Cadmium (ug/L) 4,7 7,1 <0,5 1,0 <0,5 <0,5 <0,5
Calcium (mg/L) 245 299 45,8 185 142 44,1 65,1
Chrom (ug/L) 10,4 14,6 1,2 2,5 <1 <1 1,2
Cobalt (ug/L) 13,7 17,2 <1 4,3 <1 <1 <1
Eisen (ug/L) ~19100 ~23800 754 4680 836 17,5 816
Gadolinium (ug/L) n.a. n.a. <0,5 <1 <0,5 <0,5 <0,5
Gallium (ug/L) <5 <5 <5 <5 <5 <5 <5
Kalium (mg/L) 6,9 8,2 2,4 7,7 6,5 1,7 4,0
Kupfer (ug/L) 210 180 14,0 159 12,3 10,3 12,4
Lithium (ug/L) 20,6 27,4 8,3 20,9 24,0 0,7 6,8
Magnesium (mg/L) 15,4 11,5 4,8 9,5 18,7 3,4 6,5
Mangan (ug/L) 3600 ~4190 146 1720 411 57,8 182
Natrium (mg/L) 46,2 63,7 18,2 59,0 70,1 3,4 24,4
Nickel (ug/L) 32,8 37,3 3,4 9,5 5,5 2,3 1,6
Palladium (ug/L) <2 <2 <2 <2 <2 <2 <2
Scandium (ug/L) 1,2 1,0 <0,1 <0,1 <0,1 0,2 <0,1
Silber (ug/L) <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5
Strontium (ug/L) 2910 ~2640 851 1850 3300 254 984
Thallium (ug/L) <5 <5 <5 <5 <5 <5 <5
Uran (ug/L) n.b. n.a. <5 <7 <5 <5 <5
Yttrium (ug/L) 21,1 22,0 0,9 3,2 0,5 <0,1 0,5
Zink (ug/L) 1570 2050 159 915 72,1 135 64,5
Fluorid (mg/L) 0,17 0,54 0,10 0,06 0,34 0,08 0,16
Chlorid (mg/L) 56,83 98,45 23,13 91,97 81,53 2,45 28,42
Nitrit (mg/L) n.a. n.a. n.a. n.a. 0,06 n.a. n.a.
Bromid (mg/L) 0,06 0,03 0,02 0,02 0,10 0,01 0,03
Nitrat (mg/L) 16,08 12,36 8,57 6,19 5,31 0,98 6,10
o-Phosphat (mg/L) 0,15 0,09 0,21 0,96 0,07 n.a. 0,04
Sulfat (mg/L) 202,94 128,41 79,16 106,32 319,67 33,17 74,66
Summe (mg/L) 276,2 239,9 111,2 205,5 407,1 36,7 109,4

Die Analysen bestätigen mit hohen Konzentrationen von Eisen, Aluminium und Zink meine eigenen qualitativen Versuchsergebnisse. Gerade beim Eisen wird der große Einfluss des ausgewählten Messverfahrens deutlich: Mit dem Schnelltest, der ausschließlich gelöstes Eisen in Form von Eisen-Ionen misst und bei klaren Wasserproben vom 13.07.2015 oder 15.08.2015 bei Inlabo wurden nur geringe Werte bestimmt. In sichtbar getrübtem Wasserproben am 25.04.2015 und 22.06.2015 von Inlabo und mit dem Nachweis über „Berliner Blau“ wurde auch an Schwebstoffe gebundenes Eisen erfasst und die Konzentrationen waren stark erhöht. Durch Schwebstoffe sind also die unterschiedlichen Analyseergebnisse zu erklären. Neben hohen Konzentrationen von Mangan ist auch die Stoffgruppe Calcium, Magnesium, Strontium, Barium und das dominante Anion Sulfat mit hohen Werten vertreten.

Schwermetalle hätten auch ohne Eingriff des Menschen in natürlichen Konzentrationen ihren Weg in die Geithe gefunden. Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber oder Zink sind eben keine unnatürlichen, aus der Retorte erzeugten Produkte. Zählen wir noch das Halbmetall Arsen dazu, können aber ein gutes Stück aus der Angebotspalette der metallischen Stoffe durchaus über Produktionsabfälle oder der entsprechenden Abfallentsorgung in den Naturkreislauf gelangen mit Konzentrationen oberhalb der erlaubten Grenzwerte. Wir denken hier nur – trotz verbesserter Filterungen – an Abwässer jeglicher Art. Die Auswaschungen und Abtragungen natürlich vorkommender Gesteine und Böden oder der Regenabfluss über befestigte Flächen können mit Schwankungen den Schwermetallpegel bei Messungen in den roten Bereich verfrachten; nicht zwingend klassische Fälle von Umweltverschmutzung. Mehr Kritiksubstanz gilt den hausgemachten Situationen wie der Abtragung von schwermetallhaltigen Halden oder dem Grubenschlamm und -wasser in Bergbau- und Hüttenbetriebsgegenden sowie den Produkten bei der Verfeuerung von Kohle und  die Einleitung von Abwässern, die längere Zeit in metallischen Leitungen zirkulieren konnten.

Obwohl der Schädlichkeit überführt und nicht abbaubar, sind diese Schwermetalle erst bei auffallender Konzentration zu kritisieren. Ich verschrieb mich denn auch der Suche nach der erhöhten Konzentration. Jahrelange Überdosierungen führen bekanntlich zu gesundheitlichen Belastungen in Form von chronischen Beschwerden oder irreversiblen Schäden. Cadmium und Quecksilber sind keine Freunde der menschlichen Leber, und das Arsen ist eng verbunden mit dem Krebsausbruch jeglicher Couleur. Die Schwebstoffe sind umso mehr von Interesse, da sich eben jene Schwermetalle an Feststoffteilchen anlagern. Abriebe im Flussbett, Abspülungen von Flächen bei Nassperioden oder chemische und biologische Prozesse (z. B. Algenbildung) liefern dabei das Quellenmaterial für die Entstehung von Schwebstoffen. Nicht unbedeutend für die Schwebstoffkonzentration ist der Wasserstand in Fließgewässern. Bis zu 20 mg Schwebstoffe pro Liter können bei Niedrigwasser erwartet werden, wohingegen bei Hochwasserperioden um die 25 mg Schwebstoffgehalt pro Liter als Durchschnittswert zu vertreten sind. Außer Acht gelassen werden darf auch sicherlich nicht die Neigungsbindung von in Gewässern befindlichen Substanzen, die aber nicht als Hauptverursacher einer Schwermetallüberkonzentration interpretiert werden dürfen. Sie besitzen lediglich Transporteurcharakter.

Die Sechs-Wochen-Untersuchung zeigte, dass die Werte bei der Leitfähigkeit sehr unterschiedlich waren. Keine Mutmaßungen, aber es war nicht unrealistisch, dass der industrielle Betrieb ab und zu Einleitungen mit erhöhter Schwermetallfracht in für mich wenig fassbarer Dimension zuließ (und zulässt?). Das wurde durch die Laboruntersuchungen auch bestätigt. Diese Auswertungen  habe ich dann in Diagramme dargestellt. Die Wasserproben überschritten dabei die Wasserrahmenrichtlinien.[33]

b

Noch war unklar, wo die Geithe nun tatsächlich ihren Lauf hatte, deshalb nahm 61ich erst einmal noch an beiden Bächen – der Geithe und dem Geithe-Bach – Wasserproben, die ich zu Inlabo einschickte. Als ich am 26. Juni 15 eine Wasserprobe an der Geithe und dem Geithe–Bach  machen wollte, sah ich am Umspannwerk, bevor der Geithe–Bach in ein Rohr unter die Straße läuft, einen leichten Ölfilm auf dem Wasser, der sich aufwärts bis zur Pumpstation in Vellinghausen verfolgen ließ. Je mehr ich zur Pumpstation kam, desto stärker war der Ölfilm. Es sah so aus, als wenn der Ölfilm am der Seite zur Pumpstation aus der Erde austrat. Es hatte in den Tagen davor geregnet.

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Messwerte, die vom Labor Inlabo ermittelt wurden. Die kompletten Analyseberichte sind im Anhang zu finden.  Tabelle 3

Stoff/Datum 23.05.

15

Rohr

13.07.

15

Rohr

02.08.

15

Pumpwerk

Öl

02.08.

15

Vor der Straße

02.08.

15

Rohr

Aluminium (ug/L) 444 348 1600 20,2 66,6
Barium (ug/L) 735 751 181 45,5 45,4
Beryllium (ug/L) <0,05 <0,05 0,20 <0,05 <0,05
Bismuth (ug/L) <10 <10 <10 <10 <10
Blei (ug/L) 6,3 9,9 37,0 <3 <3
Cadmium (ug/L) <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5
Calcium (mg/L) 139 109 115 89,0 87,0
Chrom (ug/L) <1 <1 2,7 <1 <1
Cobalt (ug/L) <1 <1 2,7 <1 <1
Eisen (ug/L) 1220 2710 5890 133 316
Gadolinium (ug/L) <0,5 <0,5 n.a. <0,5 <0,5
Gallium (ug/L) <5 <5 <5 <5 <5
Kalium (mg/L) 12,7 19,1 11,2 14,8 15,5
Kupfer (ug/L) 11,4 13,9 40,0 8,7 8,0
Lithium (ug/L) 8,6 6,9 8,9 6,6 6,6
Magnesium (mg/L) 9,1 7,8 7,0 6,2 6,0
Mangan (ug/L) 244 519 714 13,1 50,5
Natrium (mg/L) 39,9 30,6 30,3 24,6 27,5
Nickel (ug/L) 2,5 2,8 5,9 3,0 2,9
Palladium (ug/L) <2 <2 <2 <2 <2
Scandium (ug/L) <0,1 <0,1 0,1 <0,1 <0,1
Silber (ug/L) <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5
Strontium (ug/L) 1790 1500 1630 1080 1020
Thallium (ug/L) <5 <5 <5 <5 <5
Uran (ug/L) <5 <5 <10 <5 <5
Yttrium (ug/L) 1,4 1,5 5,7 <0,1 0,3
Zink (ug/L) 495 609 153 8,0 8,9
Fluorid (mg/L) 0,05 0,08 0,19 0,11 0,12
Chlorid (mg/L) 55,82 44,46 38,89 34,15 38,11
Nitrit (mg/L) 1,52 n.a. 0,09 n.a. n.a.
Bromid (mg/L) 0,07 0,06 0,06 0,04 0,03
Nitrat (mg/L) 7,25 14,49 0,45 2,56 2,20
o-Phosphat (mg/L) 0,77 4,42 0,36 1,71 1,22
Sulfat (mg/L) 72,04 23,51 49,08 51,75 49,04
Summe (mg/L) 137,5 87,0 89,1 90,3 90,7

Das Ergebnis der Laboruntersuchungen ist in der oben stehenden Tabelle dargestellt. Die Werte waren erhöht an dem Tag, an dem die Ölschicht auf dem Wasser war…sicher keine Überraschung. Bei den Laborauswertungen des Geithe – Baches erkennt man, dass am 26. Juni 2015 tatsächlich Verunreinigungen in den Bach gelangten, ansonsten zeigten die Ergebnisse, dass die Konzentration der gelösten Metalle niedriges Niveau erfüllten, wie man es für eine Feldentwässerung erwarten sollte. Erstaunlich ist allerdings, dass es sich auch hier um ein „Gipswassser“ handelte mit Calcium und Sulfat als Hauptbestandteile.
Es gibt drei Erklärungen:

  • Es handelt sich um einen speziellen Boden, von Natur aus sozusagen. Nicht ungewöhnlich, aber sicher auch nicht repräsentativ.
  • Die sulfatreiche Konstellation wurde durch einen speziellen Dünger oder durch untergepflügte Substanzen zu deren Beseitigung erreicht.
  • Die Abgase der Kohlekraftwerke vor allem aus früheren Jahren haben sich mit Regen beziehungsweise Niederschlägen im Allgemeinen vermischt und haben dem Boden Sulfat zugeführt.

Es  wurden von April 2015 bis Januar 2016 Wasserproben von der Geithe und dem Geithe – Bach genommen. Natürlich wäre eine gleichzeitige Probennahme überall schöner gewesen, wobei man dann aber auch die Fließgeschwindigkeit einbeziehen müsste, um zu berechnen, wann „das gleiche Wasser“ die verschiedenen Stellen des Bachverlaufs erreicht, denn sonst könnte es ja auch bei einer plötzlichen Schadstoffeinleitung sein, dass man die Verschmutzung bei Geithe-Brücke misst und 10 Minuten später bei Südfelde nicht.

Davon abgesehen, hatte ich ohnehin nur Stichproben. Für eine wirklich
statistisch belastbare Aussage hätte man viel mehr Messungen über
längere Zeiträume benötigt. Die Frage war, welche Schlussfolgerungen man aus den Messergebnissen ziehen sollte. Am Messpunkt „Geithe-Brücke“ floss ständig die 500- bis 1000-fache Menge Wasser aus der Geithe-Quelle, genauer aus dem 10cm-Drainagerohr, das die Quelle darstellte. Unter der Annahme, dass die gesamte Wassermenge von  Messpunkt „Brücke“ herauskäme, wäre das ein Strahl gewesen, der auf der gegenüberliegenden Seite das Erdreich weggerissen hätte. Dem Bewuchs im Graben nach fällt diese Quelle sogar häufig im Sommer trocken. Es bestand also kein Zweifel, dass auf dem Kraftwerksgelände erhebliche Mengen an Wasser zum „Quellwasser“ dazukommen. Und wenn dieses Kraftwerkswasser völlig rein wäre und alle Inhaltsstoffe aus dem wenigen
Quellwasser kämen an den Tagen, an denen wir nicht gemessen hatten, dann hätten am Rohr dicke Mineralablagerungen beobachtet werden müssen. Das war nicht der Fall! Daher änderte auch eine zeitversetzte oder zeitgleiche Messung der Inhaltsstoffe und Beobachtung der Abflussmengen nichts an der Aussage, dass ein Großteil des Wassers und der Inhaltsstoffe vom Kraftwerksgelände stammen mussten. Selbstverständlich waren die geringeren Konzentrationen in Südfelde allein nicht besonders aussagekräftig, aber es waren ja nicht nur die Mengen anders, sondern auch die Verhältnisse der verschiedenen Substanzen
zueinander. Und dieser „chemische Fingerabdruck“ war bei Geithe-Brücke
und Düker in den zahlreichen Messungen immer sehr ähnlich gewesen, in Südfelde wich er jedoch sofort in der ersten und einzigen Messung deutlich
davon ab. Das ist kein Beweis. Leider gab es auch nicht die Beweise, da mir kein zertifiziertes Labor vor Ort zur Verfügung stand, das genormte Langzeituntersuchungen durchführen konnte. Immerhin konnte ich mit meinen Mitteln aber – und das ist unstrittig – einen deutlichen Hinweis auf die Wasserdurchmischung bringen.

Nun bewege ich mich aber weg von der Wasserdurchmischung, hin zur Gewässerstrukturgüte, der Richtlinie für die ökologische Qualität von Gewässerstrukturen. Die allgemein akzeptierte Bewertungsgrundlage für die Fließgewässerrenaturierungen, für die Gewässerentwicklungsplanungen oder für die gewässerschädlichen Eingriffe orientiert sich stets am gegenwärtigen Kenntnisstand des Fließgewässers hinsichtlich des Ökosystems. Der Natürlichkeitsgrad einer Gewässerstruktur ist dabei das Kriterium für die Gewässerstrukturgütekartierung und –bewertung. Ein für den jeweiligen Fließ- und Auengewässertyp errichtetes Parametersystem erfasst dabei die Strukturelemente. Das Leitbild fungiert hier als archimedischer Punkt. Die vergleichende Analyse von Ist-Zuständen und dem zugehörigen Leitbild ermöglicht konkrete Aussagen zur ökologischen Funktionsfähigkeit des untersuchten Fließgewässerabschnittes. Entweder keine oder nur unwesentliche Beeinträchtigungen bezüglich der natürlichen Dynamik und Struktur des Fließgewässers repräsentieren die Strukturgüteklasse 1.  Dieser zweite archimedische Punkt gilt als Ausgangsbasis für die weiteren Strukturgüteklassen. Sieben Bewertungsstufen liegen vor: naturnah, bedingt naturnah, mäßig und deutlich beeinträchtigt; merklich, stark und übermäßig geschädigt. Es ermöglicht eine Registrierung für Strukturbeeinträchtigungen sowie für die nachgelagerten Strukturverbesserungen. Am 20. Februar 2016 erfolgte die Bestimmung der Gewässerstrukturgüte unter Verwendung eines Erhebungsbogens für Bachpaten und eines Bewertungsbogens der Daten.[34] Die Tabelle mit dem gesamten Daten kann ich Anhang eingesehen werden. [35]

Wie ging ich nun vor? Die Geithe wurde im Hinblick auf die Gewässerstrukturgüte  an den in der Tabelle dargestellten Messpunkten begutachtet. Sie ist überwiegend geradlinig und monoton kanalartig ausgebaut. Nur im Bereich „Brücke“ und „Im Nachtigallental“ verläuft sie geschlängelt. Mauerwerk, Beton und Steinschüttungen wechseln sich mit unverbauten Uferabschnitten ab. Ausschließlich an der Quelle, im Südfelde und an der Soester Straße ist kein Ufergehölz auszufinden, an den anderen Stellen kann man Einzelgehölz oder eine Galerie beobachten. Die Geithe verläuft in einem Bett, das etwa 0,5 m bis 1,5 m in das Gelände eingeschnitten ist, dabei variiert die Breite zwischen 1,8 m und 4,8 m und die Wassertiefe zwischen 0,2 m und 0,73 m. Ausnahmen bilden die Quelle mit 0,01 m Wassertiefe und 0,53 m Profilbreite sowie das Vorbecken des Dükers mit 1,8 m Wassertiefe.

Die Geithe fließt überwiegend durch landwirtschaftlich genutzte Flächen oder an bebauten Gebieten vorbei. Der Gewässerrandstreifen überschreitet dabei selten eine Breite von 5 Metern. Die Ufer sind bei mäßig eingeschnittenem Gewässerquerschnitt vollständig begradigt und überwiegend mit Steinschüttungen befestigt. Dadurch ist die Fließgeschwindigkeit über längere Strecken konstant und die Tiefenvarianz ist gering. Die gleichförmige Gewässersohle ist vollständig verschlammt. Darüber hinaus sind verrohrte Abschnitte im Bereich des Kraftwerks und bei DuPont zu beobachten. Insgesamt ist die Gewässerstrukturgüte anhand der oben genannten Kriterien mit 3,8 als unbefriedigend zu beurteilen.

Bilder zu den Standorten zur Bewertung der Gewässerstrukturgüte

89                                    88  86

85 84 82 81 80                                             79

 Weckrufe im Boden

rDas Sediment musste nun untersucht werden. Die Schadstoffbelastungen in den Schwebstoffen des Geithewassers ließen mir auch wenig Spielraum. Bei meinen Beobachtungen kam folgendes, durchgängiges Grundmuster zum Vorschein: Partielle Steinbefestigungen am Ufer, durchgehende Steinumrandungen an Brücken, geradlinige Ausbaggerungen des Bachbettes und feinsandige, siltige Sedimente in dunkelbrauner bis hellgrauer Farbpigmentierung. Zur weiteren Absicherung meiner Beobachtungen vor Ort wurden Bohrkerne entnommen an den 90Messpunkten „Geithe-Brücke“ und „Gitter“.[36] Hier konnte ich in der tendenziellen Beobachtung auch bei älteren Sedimentschichten feinsandigen und siltigen Charakter feststellen. Kurioserweise waren diese älteren Semester versetzt mit Steinen, die vermutlich durch Baumaßnahmen in das Bachbett gelangten. Darüber hinaus konnten Schnecken- und Muschelschalen identifiziert werden, also es waren in der Tat ältere Schichten, da die Geithe im merklichen Spiel der Wasserlebewesen sehr zurückhaltend agierte bei meinen Bachbettwanderungen. Keine große Verwunderung kam bei mir zum Vorschein bei Sichtung von Eisenkonkretionen und Kohlestücken. Sie waren die Abgesandten der Kohlehalden des benachbarten Kraftwerks. Es verstand sich von selbst, dass eine mikroskopische Untersuchung des Materials aus den Bohrkernen vonnöten war. Die bereits in einem früheren Projekt von mir thematisierten metallischen Kügelchen waren auch diesmal in den Untersuchungsproben. Sie spielten 2011 in einem Projekt die Hauptrolle bezüglich der langfristigen Schädigungen, die vom Störfall des AKW Hamm-Uentrop ausgingen im Umland.[37] Warm- und Kaltlichtspiele in meinem eigenen Labor ermöglichten genauere Darstellungen dieser metallischen Kügelchen.

91          93

95

92           94

Ergänzt wurden die Probenentnahmen am 11. August 2015 durch am Bachbett befindliche Pflanzenteile mit Ablagerungen, die ich in meinem Labor untersuchte. Eben jene Kügelchen waren nicht nur unter dem Mikroskop zu erkennen, sondern konnten mit scharfem Blick über das bloße Hinsehen erkannt werden. Mein Betreuer Herr Kiko und ich sahen etwas konsterniert am Labortisch.

97       98

96

In diesem Projekt standen sie aber von Anfang an restriktiv zum Geithewasser und verdeutlichen jetzt schon einen  Beitrag zur Verschmutzung des Uentroper Umlandes durch die zuständige Kraftwerksgesellschaft.[38]

Wie bereits vermutet, die Kleinstlebewesen waren in der mikroskopischen Sedimentanalyse nicht vorzufinden.

Seit Februar 2015 kam es bei meinen regelmäßigen Untersuchungen vor Ort zu Beobachtungen der besonderen Verdächtigung. Warum? Zwischen den bereits erwähnten Entnahmestellen „Brücke“ und „Gitter“ wurden von der Betreibergesellschaft Ausbaggerungen durchgeführt, und diese Aktivitäten dienten nicht der Begradigung des Bachbettes. Zunächst war der Aushub dieser Ausbaggerungen im Fokus meiner Probenentnahmen. Die Ausschachtungen dauerten bis in den Herbst 2015 hinein. 98Selbst das Vorbecken des Dükers erhielt im November 2015 eine „Befreiung“ von „Unnötigem“. Gerade noch rechtzeitig konnte ich von dort eine Probe entnehmen, denn der Aushub wurde sofort abgefahren. Insgesamt kam ich auf fünf Sedimentprobenentnahmen. Die erste Probe stammte vom 17. Februar 2015, entnommen an der „Brückenstelle“. Die weiteren Bodenproben können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden.

Nun gut, weg von den spekulativen Beobachtungen, hin zu den Analysen. Die Sedimentprobenanalysen ergaben eine Auflistung, die in der nachfolgenden Tabelle veranschaulicht wird, und die zugehörigen Berichte sind ebenfalls im Anhangmaterial einzusehen:[39]

Stoffe / Datum 17.02.15

Aushub am Rand

 

12.07.15

Geithe am Gitter Kraftwerk

Schlamm-

probe

 

12.07.15

Geithe

Brücke

Bohrkern

gezogen

war

ausge-

baggert

11.08.15

Geithe

Düker

Schlamm-

probe

ent-

nommen

 

28.11.15

Düker

Aushub

Über dem Norm-wert

mg/ kg Boden

 

Grenz-

wert-

überschreit-

ung

nach

Klärschlamm-

Verordnung

mg/ kg Boden

 

Kupfer

mg/ kg Boden

67,7 52,6 < 2,00 69,5 55,2 50,00 60,00
Zink

mg/ kg Boden

661 465 < 2,00 536 437 100,00 200,00
Blei

mg/ kg Boden

66,9 55,7 45,2 51,4 50,3 30,00 100,00
Chrom

mg/ kg Boden

7,43 6,02 < 2,00 7,75 8,62 20,00 100,00
Cadmium

mg/ kg Boden

5,56 4,01 < 0,0100 29,2 3,46 0,50 1,50
Nickel

mg/ kg Boden

22 21,2 0 20 22,1 40,00 50,00
Quecksilber

mg/ kg Boden

0,0238 0,0229 0,00625 0,0266 0,0646 0,20 1,00
Arsen

mg/ kg Boden

13,3 8,20     17,7 10,00 25,00
Aluminium

mg/ kg Boden

2750 2210     3450 500,00 2500,00
Thallium

mg/ kg Boden

0,576 0,587     0,734 3,00 15,00
Uran

mg/ kg Boden

  0,703 0,357 0,703   4,00 5,00

Man musste nun wahrlich kein Aussagentüftler sein für diese Darstellung, und das Fazit war denn auch unmissverständlich: Die Messwerte überschritten die Grenzwerte der Klärschlammverordnung. Cadmium war sogar der „Anführer der Überschreiter“, und diese Dimensionen gehörten eigentlich schon in den alarmierenden Bereich.[40]

Die zwangsläufige Schlussfolgerung war die Frage nach dem „Wohin mit dem Aushub?“. Es war offensichtlich Sondermüll.

Anschließend ging ich auf Spurensuche bezüglich der Herkunft der Schwermetalle. Der „chemische Fingerabdruck“ erleichtert ungemein die Rückverfolgung möglicher Verunreinigungen oder das Aufdecken eines allgemeinen Systems der unerlaubten Entsorgung. Wie sah die Ausgangssituation für die in den Proben befindlichen  Schwermetalle aus? Mögliche Quellen der Verunreinigung lagen im Grundwasser, in den Steinkohlenüberresten der anliegenden Halden. Die Steinkohlenfeuerung oder eine Rauchgasreinigungsanlage waren ebenfalls nicht abwegig, zumindest konnte man sie nicht kategorisch ausschließen.

117

Im Grundwasserdiagramm lag der Versuch begründet, typische Konzentrationen der Stoffe in verschiedenen Gesteinsformationen zu finden, vor allem für das im Geithebach auffällige Sulfat. Lag in der Geithe die Quelle, mit der die Geithe aus dem tieferen Untergrund gespeist werden würde? Ich hatte die Hoffnung gelegt in den „Fingerabdruck des Quellwassers“, aber es blieb mir verwehrt. Aus der Literatur gab es die typischen Minimal- und Maximalwerte, zusammengestellt und prozentual dargestellt. Dieses hinweisgebende Verfahren entbehrte aber jeglicher Beweisführung. Wenigstens das Muster namens „Max Quartär“ konnte in Verbindung gesetzt werden zum Geithebild. Eisen und Mangan waren enthalten, und die Geithe entspringt ja auch in Quartärschichten, die zwischen den Eiszeiten und der Gegenwart entstanden sind. Zum Beispiel die Ackerböden, aus denen das Wasser durch ein Rohr in den Bachgraben fließt. Die Geitheproblematik ist allerdings dem Umstand geschuldet, dass ein Großteil des Wassers und seiner Inhaltsstoffe vom Kraftwerksgelände stammt.

118

Der Vergleich des Geithewassers mit Abwasser aus der Rauchgasreinigung zeigte, dass das Verhältnis von Clorid zu Sulfat 5:1 betrug. In der Geithe war es jedoch 1:4,5. Außerdem trat in der Geithe ein erheblich höherer Eisenanteil auf, also ließ sich die Herkunft des Geithewassers nicht allein auf die Einleitung von Abwasser aus der Rauchgasreinigung zurückführen.[41]

120

Das Geithewasser zeichnete sich aus durch ein Verhältnis von Blei zu Kupfer von ca 4:5. In Steinkohle, Grobasche, Flugasche, Gips und Abgas sollten die Verhältnisse laut Literaturangaben jedoch größer als 5:1 sein. Selbst im Abwasser betrug das Verhältnis 5:3. Also ließ sich auch hier keine Übereinstimmung zum Geithewasser feststellen.[42]

119

Die verschiedenen Steinkohlesorten (Säulen 1-9 im Diagramm) zeigten ein Verhältnis von Zink zu Blei in der Größenordnung 3:1. Die Geithe war da schon der Ausreißer, denn hier gab es das Verhältnis von 8:1.[43] Das Ergebnis war ernüchternd. Konkrete Informationen zur Rückverfolgung der Schwermetalle lagen nicht vor. Die Erfolglosigkeit hatte ich aber sofort beiseite gelegt. Ich betrachtete es als Nichtinformationszuwachs bezüglich der Urheberschaft.

Die für September 2015 anvisierte Bestimmung der Gewässergüte mithilfe des Saprobienindex konnte nicht umgesetzt werden, da ich einige Wochen außer Gefecht verweilen musste. Dieser Saprobienindex ist nicht von schlechter Schlussfolgerung, besagt er doch etwas über die Nährstoffverfügbarkeit für die Makrozoen, also für die größeren Tiere. Viele verschiedene Arten weisen dabei auf ein stabiles Ökosystem hin, wohingegen wenige Arten ein spezielles und leider oft instabiles Ökosystem repräsentieren. Was kam damit zum Vorschein? 121Eine Gelbrandkäferlarve (Saprobie 2,0), gefunden am Messpunkt „Geithe“, kam als beweglicher Räuber für systematische Analysen nicht in Betracht. Bachabwärts oder bachaufwärts gerichtete Wegstrecken, oder einfach nur ein Zufallsfund aufgrund einer Wegverirrung? Ich kam nicht dahinter. Am 18. Juli 2015 konnte ich am gleichen Messpunkt einige 15 bis 20 cm lange Fische erkennen von nicht näher bestimmender Art. Vielleicht war es ein kleiner Wanderschwarm. Ich sah sie bis heute nicht mehr. Das überschaubare Antreffen von Lebensformen, und das auch nur für die mobile Art mit Saprobie 2,0, verstärkte bei mir den Eindruck der Interpretation eines nährstoffarmen, empfindlichen Ökosystems. Ich denke, dass die Bachbettdurchsuchungen hier mehr gewinnbringende Erkenntnisse hätten eingebracht. Allerdings gab es auch größere Ansammlungen wie am Messpunkt „Ostwennemar Straße“ mit den GPS-Koordinaten 51,678276; 8,875973. Kugelmuscheln mit Saprobie 2,3 fand ich hier vor. Eine Zunahme des Nährstoffgehaltes im Verlauf von Bächen kann nicht ausgeschlossen bleiben, und die Geithelebewesen mit der Saprobienkennzahl ließen Raum für Zuordnungen in die Gewässergüte II bis III, wohlgemerkt im weiteren Verlauf des Baches.

Die Geithe … nomen non est omen!

Bei meinen Standortvarianten zum Ursprung der Geithe kam mir nicht nur die Frage nach dem tatsächlichen Verlauf in den Sinn, sondern die elementare Frage 122nach der Definierbarkeit dieses Gewässers kristallisierte sich heraus.  In all den Monaten stand ich am Bachbett, erinnerte mich an die Veränderungen des natürlichen Bachlaufs, sah die sich verändernden Wassermengen, konnte die Temperaturschwankungen und die beachtliche Spannweite in der Zusammensetzung der Wasserinhaltsstoffe beobachten. War das Gemeinte dem Namen nach noch in Beziehung zu setzen mit dem Beobachteten? Was ist denn nun ein Bach?

Verschiedene Quellrinnsale vereinigen sich zu einem fließenden Gewässer, dem Bach. Es wird ein Oberlauf gebildet. In der Regel sind gleichbleibende Wassertemperaturen von um die 10 Grad Celsius charakteristisch für diesen Oberlauf. Der Bachbettboden sollte zunächst noch mit scharfkantigen Steinen belegt sein, und im weiteren Verlauf kommt es dann zu den typischen runden Kieseln mit den Pionierpflanzen und Flechtenarten. Fische wie Elritze oder Forellen sind klassische Bachbewohner, da die schnellen Sprinter sich den teils starken Strömungen gut anpassen können. Das sauerstoffhaltige Niveau der Bäche kommt dabei den Fischarten zugute für die kraftraubenden Gegenstromwege. Aber woher sollte nach Musterkonstellation das Wasser eigentlich herkommen?

123Das Wasser findet immer eine Flussrichtung, bahnt sich immer seinen Weg. Es tropft und rieselt zwischen Felsspalten oder wasserdurchlässigen Bodenschichten und folgt dem Gefälle der wasserundurchlässigen Bodenschichten. Für Nachschub ist gesorgt! Regenwasser füllt stetig und immer wieder Spalten und Hohlräume. Das Grundwasser staut sich und sucht den Abfluss. Dort, wo Bodenschichten sich nach außen öffnen, tritt es als Quellwasser hervor. Facettenreich sind die Quellformen. Sturz-, Tümpel- oder Sickerquellen gehören dazu. Die meisten Quellen machen sich dabei eine konstante Wassertemperatur zwischen sechs Grad Celsius und zehn Grad Celsius zu Eigen. Die berühmten, in der Alltagssprache häufig genutzten Thermalquellen bringen es bis auf über vierzig Grad Celsius, und hitzebeständige Bakterien sehen darin ein geeignetes Milieu. Das Wasser ist in Quellnähe noch  nährstoff- und sauerstoffarm.[44]  Da die Geithe auf westfälischem Boden beheimatet ist, lassen wir natürlich auch einer nordrhein-westfälischen Broschüre freien Lauf:

Nordrhein-Westfalen ist ein Land der Gewässer. Über 50.000 km Bäche und Flüsse durchziehen unser Land, viele Seen prägen das Bild unserer Landschaft. Unsere Gewässer bieten Tieren und Pflanzen wertvollen Lebensraum und uns Menschen Lebensqualität. Das Grundwasser beeinflusst den Bewuchs und die Nutzung unserer Landschaft. Es bildet die Hauptquelle für unser Trinkwasser. Wasser ist eine der wichtigsten Lebensgrundlagen. […] Gewässer entstehen ganz einfach. Versickerndes Wasser wird zu Grundwasser. Grundwasser tritt an die Oberfläche, folgt der Schwerkraft den Berg hinab und bildet schließlich einen kleinen Bach. Kleine Quellbäche vereinen sich zu einem größeren Bach. Viele Bäche bilden einen Fluss, der schließlich ins Meer fließt. Wo es kein Gefälle gibt, entsteht ein See. So einfach – und doch so vielfältig. Denn auf den Fließwegen entstehen Turbulenzen, und abhängig von der Art des Untergrundes und vom Gefälle bildet ein Fließgewässer mehr oder weniger große Schlingen oder es verzweigt sich. Steine und Sand werden bergab transportiert und dort abgesetzt, wo der Bach oder Fluss langsamer fließt. So entstehen Gewässer mit sandigen, kiesigen oder steinigen Betten, und nicht selten werden auch abgebrochene Äste, Holzstücke und andere Pflanzenteile abgelagert. Auch die Wasserbeschaffenheit unterscheidet sich. Die Gewässer in den Moorlandschaften haben durch Huminstoffe braun gefärbtes Wasser, kalkreiche Gewässer eher klares Wasser.[45]

Fragen wir die Fachwissenschaft, um endgültig den Definitionsrahmen zu erhalten:

Bäche sind per Definition kleine natürliche Fließgewässer. Neben dem Hauptmerkmal, klein zu sein (hier gibt es verschiedene Definitionen der Abgrenzung zur nächstgrößeren Kategorie, dem Fluss), gilt das Hauptmerkmal, dass der Bach ein natürliches Fließgewässer ist. Künstliche Fließgewässer sind dagegen Kanäle. Kleine Kanäle können auch Gräben sein, wenn sie der Entwässerung oder der Bewässerung dienen. Darunter fallen auch Straßengräben oder Abwassergräben. Künstliche Abwassergräben sind demnach kein Bach und ein Industriebetrieb ist auch keine Quelle.

Diese plausibel erscheinende Mitteilung gab nach einer Emailanfrage der Institutsleiter Rocco Buchta des Institutes für Fluss- und Auenökologie im brandenburgischen Rathenow wieder.[46] Nach weiterer Informationsbeschaffung zur scharfen Abgrenzung und Eingrenzung des Bachbegriffes – unter anderem gab es hier weiterführende Hyperlinks zum Bachbegriff durch eine zuständige Sachbearbeiterin im nordrhein-westfälischen 27Umweltministerium – konnte jene Aussage aus Rathenow als von Fachleuten unterstützte und über die Literatur abgesicherte Begrifflichkeit zum Bach akzeptiert werden.[47] Ich musste und wollte mich absichern. Was war nun das Fazit dieser Suche? Die Geithe konnte kein Bach sein, denn sie entsprang keiner Quelle. Das Drainagerohr bildet den „Ursprung“, also eine technische Entwässerungsanlage, deren Funktion vermutlich im Sammeln und Abfließen des Wassers aus dem Umspannwerk des Kraftwerks liegt. Wie es weitergeht, liegt auf der Hand. In einem geradlinigen, künstlichen Graben wandert 25das Wasser erneut auf das Kraftwerksgelände, durchquert es unterirdisch in Rohren und tritt auf der Westseite in erheblich sichtbarer Mehrmenge an das Tageslicht. Dass das mit eindeutig anthropogen beeinflussten Inhaltsstoffen kein Zufall ist, liegt dann auch auf der Hand. Ich will keine Prinzipientretetrei betreiben, aber nach meinem Verständnis – wohlgemerkt nach Einholung der notwendigen Informationen – kann die Geithe erst nach dem Düker bis zur Mündung in die Ahse als Bach bezeichnet werden. Der Abschnitt von der kartographischen oder tatsächlichen Quelle zum Düker sieht nicht nach Bach aus. Es ist doch nicht verwunderlich, dass Fragen auftauchen nicht nur zum tatsächlichen Zustand eines Baches, sondern auch zur angeblichen Existenz eines Baches nach der Informationsbeschaffung. In der Geithe steckt offenbar im Namen schon eine Deutung, die aber in eine unerwartete Richtung zu gehen scheint. Zur weiteren Absicherung will ich die Interpretation eines Oberlandesgerichtes hinzufügen, um die Gegensätzlichkeit zwischen Ist- und Seinzustand in der Namensbegrifflichkeit zum Bach zu verdeutlichen:

Bei künstlich eingeleitetem Wasser in ein natürliches Gewässerbett, das kein natürliches Wasser mehr führt, handelt es sich nicht um ein natürliches Wasservorkommen.[48]

Die umgangssprachliche Verwendung des Bachbegriffes musste ich ebenfalls einbeziehen in die Deutung zur Verwendung. Das verlangt die Multiperspektivität. Es war damit nicht so abwegig, den idyllischen und romantisierenden Bach im Gemälde- und Erinnerungsmotiv in die Nähe eines schwermetallbelasteten Abwasserrinnsales zu bringen. Der Germanist Herr Professor Greule brachte es nach der Kontaktaufnahme auf den Punkt:

>>> Samantha Seithe <samanthaseithe@yahoo.de> 03.07.15 14.57 Uhr >>>

Sehr geehrter Prof. Greule,
vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.

Die Frage war auch eigentlich an einen Sprachwissenschaftler gerichtet, ich
untersuche gerade einen „Bach“ der offiziell Bach genannt wird, eigentlich aber
aus Abwässern der Industrie besteht und als Quelle nennt das Umweltamt eine
kartographische Quelle, ein Kraftwerk.

Für mich steht die Frage im Vordergrund:
Was ist ein Bach? Dieses Gewässer ist für mich kein Bach.

Jedoch finde ich keine gesetzlichen Vorgaben, was ist ein Bach.

Liebe Grüße
Samantha Seithe

Albrecht Greule <Albrecht.Greule@sprachlit.uni-regensburg.de> schrieb am 16:50

Freitag, 3.Juli 2015:

*rgin: 0.0px;<br>}<br>

Liebe Frau Seithe,

dann ist die Sache klar: in Ihren Fall ist der „Name“ Bach ein Euphemismus für

„Abwasser“. Meines Wissens gibt es keine rechtlich abgesicherte Definition für

„Bach“. Diese Lücke nutzt man geschickt aus um ein industrielles Abwasser nicht

als solche bezeichnen zu müssen.

Mit dem Ausdruck ´“kartographische Quelle“ kann ich gar nichts anfangen; ich

halte diese Formulierung für irreführend. Oder man versteht „Quelle“ im

übertragenen Sinn als Informationsquelle.

Sie entdecken da einen interessanten Fall, der mir noch nicht untergekommen

ist. Falls es eine Ausarbeitung Ihrer Recherchen gibt, wäre ich dankbar, wenn

ich sie lesen könnte.

Viele Grüße

Ihr A. Greule

Die Genehmigung, die Aussage von Prof. Greule in meiner Arbeit zu verwenden ist im Anhang E – Mail Kontakte einzusehen

Euphemistisch“ war schon richtig gewählt, aber wasserrechtlich gab es – für mich neu und für den gemeinen Laien auch nicht nachvollziehbar – keine Unterscheidung von „Bach“ und „Abwassergraben“. Die nachfolgende Emailkorrespondenz mit dem Umweltministerium in Düsseldorf verdeutlicht die „täuschungsanfällige“ Besonderheit in der Begriffsverwendung:

Sehr geehrte Frau Seithe,

 

Ihre erste Mail habe ich nicht erhalten. Ihre Fragen sind so nicht zu beantworten. Um juristische Auskünfte geben zu können, müsste ich den gesamten Sachverhalt kennen. Bei manchen Fragen verstehe ich nicht den Hintergrund. So ist der Ausdruck „Bach“ kein rechtlicher bzw. gesetzlicher [Anmerkung: Markierung durch die Verfasserin der Arbeit]. Vielleicht meinen Sie Gewässer? Ob ein Wasserlauf ein Gewässer oder eine Anlage ist, ist eine schwierige Angelegenheit und lässt sich nur anhand der Gegebenheiten vor Ort entscheiden. Auch die Frage, welche Untersuchungen vorgenommen werden,, lässt sich nur im Einzelfall beantworten.

 Da es also bei solchen Fragen immer vor allen darauf ankommt, dass die Tatsachen alle klar sind, bitte ich Sie, sich an die für diese Gewässer zuständige untere Wasserbehörde zu wenden. Die wird die Situation kennen.

Ich kann leider nicht erkennen, welche das bei Ihnen ist. Wenn Sie in einem Kreis wohnen, müssten Sie auf die Internetseite des Kreises gehen, wenn Sie in einer kreisfreien Stadt wohnen, auf deren Internetseite.

Viele Grüße

Im Auftrag

Sibylle Pawlowski

Dr. Sibylle Pawlowski

Referat IV – 8 Wasserrecht, Abgabenrecht

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,

Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen

Tel: 0211 4566 385

Fax: 0211 4566 946

sibylle.pawlowski@mkulnv.nrw.de

Sehr geehrte Frau Seithe,

 

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 4. Dezember 2015, die wir untenstehend gerne beantworten. Sie haben gegenüber dem Umweltbundesamt (UBA) den folgenden Sachverhalt als Grundlage Ihrer Fragen geschildert:

1.

Es handelt sich um einen Wasserlauf, welcher in früherer Zeit ein Überlauf der Lippe war.

Später wurde auf diesen Bach ein industrieller Betrieb gebaut, der Bach wurde zu einer Seite abgeschnitten und hinter dem Betrieb blieb der alte Wasserlauf erhalten und bekam auch einen Gewässernamen.

Bei meinen Untersuchungen habe ich festgestellt, dass das gesamte Wasser (außer wenn es regnet) Abwasser aus dem industriellen Betrieb ist. Gesetzlich gibt es keine Definition was ein Bach ist nur was ein Gewässer ist. § 3 Wasserhaushaltsgesetz :

Anlagen zur Ableitung von Abwasser und gesammeltem Niederschlagswasser sowie zur Straßenentwässerung gewidmete Seitengräben (Straßenseitengräben) sind nicht Gewässer.

Ist dies ein Gewässer oder  eine Anlage zur Ableitung von Abwasser?

2.

Der „Bach“ ist stark belastet, erst nach ca. 1 km fließen kleine Bäche in den Bach hinein, hier wird das Wasser langsam sauberer. Auf dem ersten Kilometer wird der Bach seitens des Umweltamtes vor Ort nicht kontrolliert, darf das sein?

3.

Ist es nicht eine Bürgertäuschung, solch ein Gewässer als Bach auszuweisen? [Anmerkung: Rotmarkierung durch die Verfasserin der Arbeit]

Zu Frage 1:

Auf Ebene des Bundes finden sich gesetzliche Regelungen und Definitionen zu Gewässern, wie von Ihnen zutreffend erwähnt, im Wasserhaushaltsgesetz (WHG). Bezüglich Ihrer Fragestellung ist zunächst festzuhalten, dass der Begriff „Bach“ im WHG nicht gesondert legal definiert ist, sondern als Fließgewässer einen Unterfall der oberirdischen Gewässer gemäß § 3 Nummer 1 WHG darstellt. Der Begriff „Bach“ ist dementsprechend als reine Flurbezeichnung anzusehen, die für die rechtliche Einordnung des Gewässers ohne Belang ist und keine Aussagen über die Gewässerqualität oder dahin gehende Mindestanforderungen trifft.

Ein oberirdisches Gewässer im Sinne von § 3 Nummer 1 WHG liegt dann vor, wenn es aus ständig oder zeitweilig in Betten fließendem oder stehendem oder aus Quellen wild abfließendem Wasser gebildet wird. Wie Sie selbst schreiben, blieb im konkreten Fall hinter dem Betrieb „der alte Wasserlauf erhalten und bekam auch einen Gewässernamen“. Soweit im Verlauf des Wasserlaufs ein Gewässerbett, also eine äußerlich erkennbare natürliche oder künstliche Begrenzung des Wassers in einer Eintiefung an der Erdoberfläche (die Definition entspricht der ständigen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts) erkennbar ist oder bleibt, wird ein Bach als oberirdisches Gewässer im Sinne von § 3 Nummer 1 WHG einzuordnen sein, ohne, dass es auf die Wasserqualität ankommt. Der Begriff der oberirdischen Gewässer ist sehr weit gefasst und beinhaltet alle Wasserläufe, die ganz oder teilweise in Beziehung zum natürlichen Wasserkreislauf stehen, sodass auch Verrohrungen, unterirdische Teilstrecken oder eine Doppelfunktion als Wasserlauf, Vorfluter oder eben als Abwasseranlage an der rechtlichen Einordnung als „oberirdisches Gewässer“ nichts ändern.

Die rechtliche Einordnung als oberirdisches Gewässer dient nicht dazu, einem Wasserlauf bzw. seinem Ist-Zustand eine gewisse ökologische Güte zuzusprechen. Vielmehr besteht der Sinn und Zweck der Einordnung als Gewässer darin, dass für nahezu sämtliche Nutzungen – dies können gemäß § 9 WHG u.a. sowohl die Entnahme von Wasser als auch Einleitungen sein – grundsätzlich gemäß § 8 WHG eine wasserbehördliche Erlaubnis erforderlich ist. Mithin können Gewässer im Hinblick auf ihren guten ökologischen Zustand deutlich strenger kontrolliert werden, als dies bei der – aus Ihrer Sicht augenscheinlich in Betracht zu ziehenden – vermeintlich ehrlichen (ausschließlichen) Einordnung als Abwasserbeseitigungsanlage der Fall wäre.

Zu dem Sachverhalt ist insgesamt anzumerken, dass die konkreten örtlichen Verhältnisse beim UBA nicht bekannt sind und wir daher die von Ihnen geschilderte Situation nicht abschließend unter Berücksichtigung der dargestellten wasserhaushaltsrechtlichen Kriterien beurteilen können. Hierfür ist das UBA als eine obere Bundesbehörde im Geschäftsbereich des Bundesumweltministeriums, dem die Erfüllung besonderer Sachaufgaben von bundesweiter Bedeutung obliegt, auch nicht zuständig. Wir können Ihnen daher nur raten, bei der zuständigen Wasserbehörde ggf. konkret die Genehmigungssituation hinsichtlich der Gewässernutzung zu hinterfragen. In Nordrhein-Westfalen sind für den Vollzug des WHG gemäß § 1 Absatz 3 in Verbindung mit Anhang Teil A Zuständigkeitsverordnung Umweltschutz (ZustVU) vom 3. Februar 2015 die Kreise und kreisfreien Städte als untere Wasserbehörden zuständig.

Zu Frage 2:

Gesetzliche Festlegungen, Messpunkte zur Überwachung der Qualität von Oberflächengewässern unmittelbar am Standort von Gewässernutzungen bzw. konkret von Einleitungen vorzunehmen, existieren nicht, da die Beeinflussung der Gewässergüte bereits Bestandteil der wasserrechtlichen Genehmigung für etwaige Einleitungen ist. Vorgaben zur Bestandsaufnahme, zur Einstufung des ökologischen Zustands und des ökologischen Potenzials von Gewässern, die als Grundlage für Maßnahmen dienen, mit denen der gute ökologische und chemische Zustand eines Gewässers erreicht werden kann, finden sich in der Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer (Oberflächengewässerverordnung – OGewV). Mangels Kenntnis des betreffenden Gewässers vermag das UBA nicht abzuschätzen, ob die zuständige Wasserbehörde die erforderlichen Maßnahmen zum Erreichen des in der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vorgegebenen guten Zustands des Gewässers trifft. Das UBA hat überdies angesichts seiner benannten Zuständigkeiten auch keinerlei Befugnisse im Bereich des Vollzugs, insbesondere nicht im Zuständigkeitsbereich der Bundesländer und Kommunen und ist daher nicht befugt, die Praxis der örtlich zuständigen Wasserbehörden zu kommentieren oder zu kontrollieren. […]

So genannte Steckbrief der Planungseinheiten für Teileinzugsgebiete, darunter auch für die Lippe, finden Sie unter http://www.flussgebiete.nrw.de/index.php/Ma%C3%9Fnahmenprogramm/Planungseinheiten#Rhein_Lippe  

Zu Frage 3:

Wie bereits zu Frage 1 dargestellt, ist die Bezeichnung als „Bach“ hinsichtlich des Gewässerzustands ohne rechtliche Bedeutung. [Anmerkung: Rotmarkierung durch die Verfasserin der Arbeit]

Wir hoffen, Ihnen mit dieser Antwort geholfen zu haben. Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.  

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Matthias Hacker

Matthias Hacker

Fachgebiet II 2.1 Übergreifende Angelegenheiten Wasser und Boden

Fachgebiet II 3.1 Nationale und internationale Fortentwicklung der Trinkwasserhygiene

Umweltbundesamt

Wörlitzer Platz 1

06844 Dessau-Roßlau  

Telefon: +49 (0)340 2103 3697

matthias.hacker@uba.de

www.umweltbundesamt.de

Der Jurist sieht also nur die Zweiteilung, also ob ein Gewässer als natürlich oder künstlich eingestuft wird. Die Entscheidung darüber liegt bei den Unteren Wasserbehörden der Kreise oder kreisfreien Städte und ist für jeden Fall einzeln zu treffen. Hierbei sieht das Wassergesetz für das Land Nordrhein-Westfalen vor, dass ein natürliches Gewässer auch noch als solches gilt, wenn es künstlich verändert wurde bzw. dass nahezu jedes offene Gewässer dazu zählt, da es in Verbindung zum natürlichen Wasserkreislauf steht.[49]  Dies hat aus Sicht des Umweltschutzes immerhin den Vorteil, dass die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und die jeweils gültigen Wassergesetze anzuwenden sind. Für den Alltag als Spaziergänger oder Anwohner am Gewässer Geithe bis hinter dem Düker bleibt zu überdenken, was mit althergebrachten Begriffen wie „Bach“ oder „Natur“ überhaupt noch anzufangen ist. Mit meinen Beobachtungsergebnissen geht so der Bach allerdings „den Bach runter“…wenn er denn einer ist.

 Die (un-)bekannten Einleitungsstellen

Es ist kein Vorwurf, aber die Geithe erfüllt die Funktion der Aufnahme von Abwasser. Ob Bach oder Abwasserkanal, hier gibt es eine Wesensverwandtschaft zu anderen Wasserstraßen. Neben den typischen Schmutzwassereinheiten wie Haushalts- oder Industrieabwässer gelten auch Niederschlagswassereinheiten als dem Abwasser zugehörig.[50]

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Das soll nicht das Thema sein, aber die Einleitungsstellen bedürfen einer besseren, weil erkenntnisreicheren Aufmerksamkeit.

Wie sieht es nun vor Ort aus? Die Geithe im Unterlauf bei Braam-Ostwennemar übt die Funktion des Vorfluters aus für sechs kommunale Einleitungsstellen. Charakteristisch ist das Mischsystem. Verschieden Arten von Abwasser werden zusammen in eine Kläranlage geführt.[51] Offiziell ist eine Kläranlage an der Mündung des Erlenbaches in die Geithe verzeichnet, sechs Regenüberläufe und –überlaufbecken stehen dem aber de facto gegenüber, was auf Anlagen hindeutet, die bei starken Regenfällen die besagte Kläranlage entlasten sollen oder müssen. Die Einleitung von ungeklärten Abwassermengen ist dabei wahrscheinlich.[52]

Im mittleren Abschnitt des Gewässers sind keine Einleitungsstellen vermerkt. Unter dem Hyperlink http://www.elwasweb.nrw.de kann das auch bestätigt werden:

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Der kommunale Charakter ist dem Unterlauf recht gut verordnet, der Oberlauf jedoch ist durch industrielle Betriebe geprägt. Die Regenrückhaltebecken und die Klärbecken der Firmen Du Pont de Nemours GmbH, Kraftwerk Westfalen und RWE Generation SE sind über die zugehörigen Einleitungsstellen mit der Geithe verbunden. Die vorgenannten Firmen sowie WESTFLEISCH eG und Hochtemperatur Kernkraftwerk GmbH werden als Direkteinleiter geführt.

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Bemerkenswert oder dem Zufall geschuldet, lediglich die RWE Power AG besitzt darüber hinaus eine Einleitungsstelle für den Hausabwasserbereich.

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Die Firma Du Pont stellt an diesem Standort den Kunststoff Polybutylenterephtalat (PBT) her und klärt ihre Abwässer, von denen nach eigenen Angaben immerhin 90% wiederverwertet werden, in einer eigenen Kläranlage.[53] In der Einleitungsgenehmigung berücksichtigte Stoffe umfassen Phosphorverbindungen (Phosphat), adsorbierbare organische Halogenide (AOX) und stickstoffhaltige Verbindungen. Seltsamerweise wird mit dem Vermerk „Fachobjekt liegt direkt an einem OFWK NRW.“ als Einleitungsstelle die Lippe als Oberflächenwasserkörper (OFWK) angegeben, obwohl das Betriebsgelände in der Luftlinie über 2 km von dem angegebenen Einleitungspunkt an der Lippe entfernt liegt, jedoch unmittelbar an die Geithe grenzt.[54] Westfleisch produziert in Hamm-Uentrop im Jahr ca. 200000 t Fleisch. Die Produktionsabwässer des Schlachthofs können laut Einleitungsgenehmigung Phosphor- und Stickstoffverbindungen enthalten. Auch sie werden nach Klärung „direkt“ in die über 1,5 km entfernte Lippe eingeleitet.[55] Auf dem RWE-Gelände befinden sich ein Kohlekraftwerk und das stillgelegte Kernkraftwerk THTR-300 der Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH. Für letztere existiert seltsamerweise eine Genehmigung, „sonstiges Wasser“ von der „Anfallstelle Luftkondensat“ mit Gehalten von Nickel, Cadmium, Chrom, Kupfer, Phosphorverbindungen, Quecksilber, Blei und Vanadium in die Lippe einzuleiten. Diese Substanzen sind allerdings nicht im Klartext erkennbar, sondern müssen erst unter Zuhilfenahme einer Tabelle aus einer Zahlenfolge decodiert werden. Nur nach dem Abtransport der radioaktiven Brennelemente zwischen 1993 und 1995 bis zu dem sogenannten „sicheren Einschluss“ im Jahr 1997 wurden schätzungsweise 900000 Kubikmeter dieses Abwassers der Lippe zugeführt, ansonsten lag die Menge bei Null.[56] Die Wassermenge, die als „häusliches Abwasser“ über die Kläranlage der RWE Power AG in die Geithe geleitet wurde, schwankte stark über die letzten 25 Jahre. Ca. 13000 Kubikmeter pro Jahr als Mittelwert der Jahre 2013 und 2014 ergibt einen Abfluss von weniger als 0,5 Liter pro Sekunde.[57] Dadurch und durch die noch geringere Menge von Quellwasser lässt sich nicht die relativ konstante Abflussmenge von 15-16 Liter pro Sekunde am Messpunkt „Brücke“ erklären, mit der die Geithe das Kraftwerksgelände verlässt. Als weitere Einleitungen wird Niederschlagswasser angegeben, unter anderem aus zwei Kohleabsetzbecken. Inhaltsstoffe werden dafür nicht deklariert, sodass es auch hier Anbetracht der üblicherweise eher schadstoffarmen häuslichen Abwässer, für deren Herkunft der Pförtner der Hochtemperatur-Kernkraftwerksgesellschaft (HKG) und ein Umweltlabor  angegeben werden, und Niederschlagswässer keine Erklärung für die im Laufe dieser Arbeit ermittelte Schwermetallbelastung gibt. Warum? Es ist doch unnötiger Raum für Spekulationen aufbereitet mit diesen Darstellungen. Entweder erfolgt hier eine systematische Verschleierung oder eine unbewusste Inkonsequenz nährt manche Haltlosverschwörung. Zu kritisieren wäre zudem der inkonsequente Umgang mit dem Namen des Gewässers, für das die Einleitungsgenehmigung vorliegt. „Geithe“ und „Geithebach“ sollten nicht synonym verwendet werden, wenn beide Namen für Gewässer auf entgegengesetzten Seiten des Kraftwerksgeländes in Karten zu finden sind.

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Anhand der Koordinaten die in den Einleitungsgenehmigungen zu finden sind, wollte ich feststellen in welchem Bach eingeleitet wird. Da es sich bei den Koordinaten um UTM  – Koordinaten handelt, musste ich diese erst umrechnen.[58]

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Einleitungsgenehmigungen für schwermetall- und sulfathaltige Abwässer fehlen für die Geithe. Es gibt sie hingegen für die Lippe, wonach allein aus der Herkunft durch die Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) des Kohlekraftwerks über 113000 Kubikmeter pro Jahr (Mittelwert 2011-2014) dort entsorgt werden.[59] Wenn Einleitungsgenehmigungen für schwermetallhaltige Abwässer fehlen, dann könnte es passieren, dass bei „laienhaften“ und an „Methodik defizitären“ Probenentnahmen entweder keine Schwermetalle oder ziemlich viele Schwermetalle das Tageslicht erblicken. Wer sich von den Hauptakteuren dieses Projektes welcher Tageslichtfraktion zugehörig fühlt, bleibt dem Leser überlassen.

Behördenreaktionen … Aufstand der Zuständigen

  • Was ist der offizielle Tenor?

Die Geithe hat ein offizielles Bild bei den Offiziellen. Das ist wenig kritikwürdig und vereinfacht – so will ich immer noch glauben – die Kommunikation. Es ist ein natürliches Fließgewässer, aus den Niederungen kommend.[60] Das will ich festhalten ohne persönliche Zustimmung. Es ist den Behörden auch bekannt, dass die Gewässerstruktur durch Veränderungen in Verlauf und Bachbett praktisch ein neues Erscheinungsbild erhielt. Auf Grundlage der EU-Wasserrahmenrichtlinie von 2004 möchten die Offiziellen die Fischfauna, die biologische Gewässergüte II (mäßig belastet gemäß Saprobienindex), den Gesamtstickstoffgehalt oder die absorbierbaren organisch gebundenen Halogene (AOX) in die einhundertprozentige Auftragserfüllung bezüglich der gesetzten Qualitätsziele einordnen.[61]

Unabhängig von meinen Probenergebnissen, der Phosphatgehalt und der organische Kohlenstoff wurden entweder nur stichprobenartig oder ausschließlich im oberen Abschnitt bis 2640 m vor der Mündung der Geithe in die Ahse untersucht und mit dem Zufriedenzertifikat versehen. Keine verwertbaren Messreihen stehen dem gegenüber für objektive Nachvollziehbarkeiten, und die Sulfate oder einzelne Metalle wie Chrom, Zink, Cadmium oder Blei zeichnen sich durch Nichterwähnungen aus. Das ist sogar nachvollziehbar, denn offenbar gab es keine (offiziellen) Untersuchungen.[62]

Ein prinzipienfestes Positivbild von der Geithe kann man den zuständigen Behörden nicht in Abrede stellen, denn die schon erwähnten Qualitätsziele für Sulfat oder für die ausgerechnet giftigsten Schwermetalle Cadmium und Quecksilber werden als positiv eingeschätzt.[63] Diese Einschätzung will ich nicht positiv begleiten. Der Grund liegt nicht in meinen eigenen Untersuchungsergebnissen, die zwar eine gegensätzliche Interpretation zulassen, aber selbstverständlich nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Vielmehr verweigere ich mich dieser Einschätzung von Seiten der Behörden, da offensichtlich über unsichtbare Messreihen oder augenscheinliche Betrachtungen von Prüfkommissionen am Bachbett der Geithe Qualitätsaussagen getroffen werden (worden sind).

Zudem scheint die Kenntnis von Einleitungsstellen entweder vollständig oder mit unklarer Verortung und Anzahl der Einlassstellen zu fehlen.[64]

130

Die Vorwürfe – wenn die Behördenseite sie denn so interpretiert – müssen aber einer fairen Standpunkteinnahme unterliegen, um mir keine Argumentationslastigkeit vorzuwerfen. Natürlich werden industrielle Direkteinleiter der Firmen Du Pont de Nemours, RWE Power AG Kraftwerk Westfalen, Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH oder WESTFLEISCH eG behördlicherseits erfasst[65], aber – ich verweise hier nur auf das Kapitel mit den Einleitungsstellen – Vollständigkeit und zeitnahe Erfassung unterliegen nicht der Transparenz und lassen einen belastbaren Spielraum für Thesen bezüglich Informationsgewinnung und- verarbeitung.

Warum erfolgen nun Renaturierungsmaßnahmen vor allem in der Ufergestaltung? 2009 wurden erhöhte Zinkkonzentrationen im Bewirtschaftungsplan Nordrhein-Westfalen im Unterlauf der Geithe ausgeschrieben.[66] Unter welchem Blickwinkel muss das Katz- und Mausspiel hinsichtlich des Wegtransportes vom Bachbettaushub interpretiert werden? Der Ist-Zustand ist verbindlich für mich, und die Experteneinschätzungen geben einen guten Zustand preis bezüglich prioritärer Metalle im Unterlauf oder aller Metalle im Oberlauf.[67]

k

Das ist der Tenor, der durch mich keine Beteiligung erfährt.

  • Reaktion in der Amtsstube

Boden- und Wasserprobenanalysen geben Schlussfolgerungen, die nicht im Einklang stehen zu offiziellen Einstufungen. Das ist nicht ungewöhnlich, denn Neujustierungen gehören dazu. Problematisch wird es, wenn diese Schlussfolgerungen ignoriert oder in die Nichtlegitimität eingestuft werden. Fangen wir an!

Am 29. Oktober 2015 übergab ich in Beisein meines Betreuers die Unterlagen zu den Boden- und Wasserproben dem Mitarbeiter Cigelski vom Umweltamt der Stadt Hamm. Bis heute habe ich diese unterschwellige Aggressivität in Erinnerung in seiner Tonart. Ich muss fair bleiben, denn die genaue Ursache ist mir ebenfalls bis heute nicht zuteil geworden. Lagen die Gründe in meiner Person, im sachlichen Auftreten meines Betreuers oder gaben die von uns thematisierten Probenanalysen den Ausschlag? In diesem Gespräch gab Herr Cigelski auch preis, dass er wisse, dass er dumm sei. Das Wissen besitze ich nicht, und es war ja auch – losgelöst vom Wahrheitsgehalt – nicht meine Anfrage. Die Verwunderung darüber blieb denn auch bis heute, so wie ich bis heute keine Erklärung zur Bachdefinition bekam. Jetzt geht es aber nur noch dienstlich voran. Herr Cigelski interpretierte ein Rohr hinter dem Düker als Bachquelle. Was ich von dieser Interpretation fachlich halte, kann den anvisierten Bachursprüngen bei den Eindeutigen Mehrdeutigkeiten entnommen werden. Herr Cigelski ließ auch keinen Zweifel daran, dass das Geithewasser nur Regen- und Oberflächenwasser sei, und das Betriebswasser THTR sei Grundwasser, welches außen am Gebäude des THTR abgepumpt werde. Er zog mit trockenem Unterton auch die Möglichkeit in Betracht, dass er im Bach seine Kinder spielen lassen würde. Wenn er als Vertreter einer Umweltbehörde für Menschen den Ganzkörperkontakt mit Schwermetallen propagiert, dann kann ich dem irgendwann einmal vielleicht eine Nachvollziehbarkeit abringen. Bis dahin möchte ich so etwas von mir weisen. Zum Aushub hatte er klare Kante gezeigt und verwies auf die Stadt Hamm als Initiator und verantwortliches Organ in der Durchführung. Der Abteilungsleiter der unteren Wasserbehörde schien hierbei offenbar auf Kante genäht zu haben mit dieser Aussage, wie sich später noch zeigen wird. Zumindest ließ sich Herr Cigelski zu einem vermutlich verbindlichen Versprechen motivieren, sich ab November 2015 in dieser Angelegenheit zu engagieren, dem Kollegen Herrn Dr. Schmidt-Formann die Unterlagen zu übergeben und zwecks Klärung einzelner Fragen zu melden. Mein Betreuer und ich gaben – und der Eindruck existierte am Ende dieser Amtsstubensitzung – mit reservierter, aber vorliegender Erwartungshaltung die Unterlagen dem Umweltamt der Stadt Hamm zur Einsichtnahme. Ein Fragenkatalog war beigefügt.[68]

Am 3. Dezember 2015 gab es ein weiteres Gespräch im Umweltamt der Stadt Hamm. Die angekündigte Meldung erfolgte nie, und deshalb gab es von mir noch einmal eine elektronische Initiativanfrage meinerseits für ein Treffen im Umweltamt am 23. November 2015. Nach etwas mehr als einer Stunde kam vom Herrn Dr. Schmidt-Formann schon die Information, auf die ich vier Wochen wartete: Er habe die Unterlagen erhalten, angesehen und sei im Gedankenaustausch mit Herrn Cigelski.[69] Kurzerhand wurde der schon erwähnte 3. Dezember 2015 terminiert.  Die Neugier war groß und verflog sofort, offenbarte mir Herr Dr. Schmidt-Formann doch eine gewisse Ahnungslosigkeit bezüglich der Fragen. Ich musste notgedrungen Herrn Dr. Schmidt-Formann, der sich mit professionalisiertem Interesse meiner Anliegen annahm, erneut den inhaltlichen Zugang zum Fragenkatalog skizzieren und sprach auch hier – wie bei Herrn Cigelski – den schwermetallverseuchten Aushub an. „Wollen Sie ein Fass aufmachen?“, kam es dabei mit scharfer Tonart aus dem Mund des Herrn Dr. Schmidt-Formann. Moment! Meinte dieser Mitarbeiter meine Mutter, die bis zu diesem Zeitpunkt die Ruhe in Person war und mich bei diesem Termin begleitete oder warf er mir diese Vorwurfsfrage entgegen, obwohl ich mir von Herrn Dr. Schmidt-Formann Hilfe versprach? Er gab mir den Fragenkatalog zurück. War es Ausdruck seiner Unkenntnis hinsichtlich der Beantwortung der Fragen? Ich fühlte mich unschuldig, suchte nur Hilfe und bekam Ablehnung. Die Verwirrung stand in meinem Gesicht geschrieben. Schließlich äußerte er den Standpunkt, dass der Aushub von RWE aus dem Bachbett ausgebaggert worden wäre. Herr Cigelski war aber anderer Meinung gewesen! Die Reißleine musste gezogen werden. Eine unterschwellige Aggressivität war im Behördenbüro zu spüren. An diesem Tag ging nichts mehr. Ich wollte nicht mit aller Macht eine unproduktive Kommunikation aufrechterhalten. Sachlich erfolgte die Trennung, und auf der Heimfahrt musste ich meine Gedanken ordnen.

Hatte ich mich in der Anschrift geirrt und war fälschlicherweise in die Lobbyistenzentrale für die Kraftwerksindustrie abgebogen? Mitnichten, denn das Umweltamt war in der Gustav-Heinemann-Str. 10 in Hamm angesiedelt und ist es heute noch. Verursachten meine Fragen eine instinktive Abwehrhaltung bei Menschen, die dem Beruf nach eigentlich eine instinktive Angriffshaltung einnehmen müssten? Die gab es auch … allerdings mir gegenüber. Konnte ich nicht mehr Freund von Feind unterscheiden?

  • Musterbeispiel einer aussitzenden Kommunikation

Ich startete einen Neuversuch am 5. Dezember 2015 und forderte Herrn Dr. Schmidt-Formann zur Beantwortung meiner im durchschnittlichen Deutsch formulierten Fragen auf.

Von: samanthaseithe@gmx.de [mailto:samanthaseithe@gmx.de]
Gesendet: Samstag, 5. Dezember 2015 21:19
An: poststelle@mkulnv.nrw.de; Burgards@t-online.de; Cigelski, Rudolf; Schmidt-Formann Dr., Oliver
Betreff: Antrag auf Stellungnahme zur Geithe
Wichtigkeit: Hoch
Zur Kenntnisnahme an:

Herrn Remmel, Umwelt NRW

Herrn Cigelski, Umweltamt Stadt Hamm

Herrn Burgards, Bündnis 90/GRÜNE

(Unterlagen und Untersuchungsergebnisse können jederzeit angefordert werden)                                                                

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt-Formann,

bezugnehmend auf unser Gespräch am 3.12.2015 muss ich Ihnen mitteilen, dass ich mit den bisherigen Ergebnissen nicht zufrieden bin. Am 29.10.15 hat mir Herr Cigelski zugesagt, dass er sich um meine Anliegen kümmern möchte. Sie haben sich, wenigstens freundlich, das Anliegen erneut erklären lassen, jedoch gab es keine Antwort auf meine Fragen. Nun erneut meine Fragen:

1.)

Im März 2015 wurde das Bachbett der Geithe und im November 2015 das Vorbecken des Dükers vor dem Datteln-Hamm-Kanal ausgebaggert. Von mir in Auftrag gegebene Analysen zeigen eine deutliche Schwermetallverseuchung der Sedimente auf. Wie wurde der Aushub jeweils deklariert und wohin wurde er entsorgt? Wie ist das Ausbaggern eines Baches zu erklären, der laut „Lebendige Bördebäche“ in einem ökologisch guten Zustand ist?

2.)

In meinen vorgelegten Unterlagen waren Diagramme zu finden, die eindeutig zeigen, dass die Wasserproben aus der Geithe, die ich auf meine Kosten analysieren ließ, die Grenzwerte von TVO, LAWA und die für diesen Fall relevanten Werte der WRRL deutlich überschritten. Wie wollen Sie in dem Fall der Schwermetallverunreinigung weiter verfahren?

3.)

Abgesehen von Niederschlagsereignissen führt die Geithe in ihrem Oberlauf ausschließlich industrielles Abwasser der Kraftwerksanlagen RWE, dies ist rechnerisch anhand der Einleitungen (ELWAS) zu ermitteln.

4.)

Im November wurde das Vorbecken des Dükers vor dem Datteln-Hamm Kanal ausgebaggert. Eine Bodenanalyse wurde von mir genommen, Ergebnisse von dem Labor liegen noch nicht vor, es gibt jedoch alte Schlammprobenergebnisse von diesem Teilabschnitt, die auch deutlich eine Schwermetallverseuchung des Schlammes aufzeigen.

5.)

Der Verlauf der Geithe wird von RWE wie folgt dargestellt:

 

Steffen, Guido <guido.steffen@rwe.com>

An

samanthaseithe@gmx.de

Dez 4 um 3:21 PM

Hallo Frau Seithe,

 

die Geithe entspringt nicht auf dem Standort (siehe weiter unten). Ein Foto der Quelle kann somit im öffentlichen Verkehrsraum ohne Betreten des Standortes bzw. ein Foto vom Standort gemacht werden.
Die Geithe „entspringt“ (oder besser: entsteht) an der Grenze der Stadt Hamm zum Kreis Soest, ungefähr an der Straßenkreuzung Lippestraße / Vellinghauser Straße. Die „Quelle“ ist die Feldentwässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Von hier aus fließt der Bach zum Umspannwerk und dann zum KWE.Der Bach verläuft in Rohren unter dem Kraftwerk und fließt an der Westgrenze (Schmehauser Feld) des KWE wieder in ein offenen Bachlauf.

 

Gutes  Gelingen, schönes Wochenende und

Mit freundlichen Grüßen, vriendelijke groeten and kind regards

Guido Steffen
RWE Power AG
Externe Kommunikation/Pressestelle

Ihrer Aussage nach existiert nur eine kartographische Quelle, Herr Cigelski nannte jedoch ein Rohr hinter dem Duiker als Quelle. Weitere widersprüchliche Angaben zur Quelle und zum Verlauf finden sich bei ELWAS, Tim-online, Geoportal. Ferner unterscheiden mehrere Kartenwerke Geithe und Geithebach, wobei der Geithebach beim Kreis Soest und der Stadt Hamm nicht bekannt ist, obwohl laut ELWAS Einleitungsgenehmigungen auf den Geithebach eingetragen sind. Nur durch Überprüfungen der Koordinaten kann man herausfinden, dass die Geithe gemeint ist. Da es sich um zwei eigenständige Bäche mit zwei unterschiedlichen Gewässerkennzahlen handelt, sollten meiner Meinung nach die Einleitungsgenehmigungen transparenter gemacht werden.

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt-Formann, sehr geehrter Herr Cigelski, zweimal war ich zu Besuch im Umweltamt Hamm. Am 29.10.15 waren Sie, Hr. Cigelski, mein Ansprechpartner. Die unterschwellige Aggressivität, die Sie mir entgegenbrachten, und Ihr Ausspruch „ ich weiß, dass ich dumm bin“ ist nicht die Art und Weise, wie man einem Schüler, der wichtige Fragen zu einer Bachuntersuchung stellen möchte, entgegentritt. Sie hatten mir zugesagt, dass Sie, nachdem Sie ein Projekt fertig gestellt haben, sich ab dem 1.11. um meine Fragen und Anliegen kümmern wollten. Am 3.12. hatte ich erneut einen Termin bei Ihnen, Herr Dr. Schmidt-Formann. Ich bin nach Hamm gekommen in der Annahme, dass Herr Cigelski sein Versprechen gehalten hat und ich Antworten bekomme. Stattdessen musste ich Ihnen meine Fragen erneut stellen, da Herr Cigelski Sie nicht informiert hatte. Bei unserem Vorgespräch im August haben Sie mir das Gefühl vermittelt, dass Sie sich für mein Projekt interessieren würden. Ihre Bemerkung im Gespräch am 3.12. „ Wollen Sie ein Fass aufmachen?“ fand ich mehr als unverschämt und unpassend. Meinerseits habe ich vorab das Gespräch mit dem Umweltamt Hamm gesucht, um Lösungen und Antworten auf die Problematik der Geithe zu bekommen. Sie haben mir jedoch das Gefühl vermittelt, dass ich und meine Fragen unerwünscht sind. In den Schulen und vom Staat wird gerade unsere Generation immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig unsere Umwelt und der Umweltschutz sind. Bei mir erweckt es leider mittlerweile den Eindruck, Umweltschutz ist im höchsten Maße von Jugendlichen erwünscht, aber nur so lange wie etwas Positives dabei herauskommt oder wirtschaftliche Interessen gewahrt bleiben. Es soll keine Kritik oder Schelte an Behörden sein, ich möchte nur in meiner Arbeit verbindliche Aussagen verwenden und meine Arbeit wissenschaftlich korrekt beende. Mit den Worten von Dr. Schmidt-Formann: Ich möchte kein Fass aufmachen, sondern nur Antworten. Allerdings stellt sich bei mir nach solch einer Aussage  mittlerweile die Frage:„ ist es ein Fass?“, was soll ich nicht erfahren?

Ich fordere Sie zu einer schriftlichen Stellungnahme zu meinen Fragen bezüglich der Ihnen vorgelegten Unterlagen auf. 

Samantha Seithe

Die eigentlich von mir angestrebte Sachlichkeit im Umgang mit Menschen wurde hier strapaziert mit dieser Emailanfrage. Der Angriffsmodus war aber notwendig geworden. Eine Mixtur aus Desinteresse, Unwissen und respektlosem Verhalten kann das Arbeitsklima erschweren, aber nicht zerstören. Wie reagierte man nun in Hamm?

Gesendet: Donnerstag, 10. Dezember 2015 um 14:43 Uhr
Von: „Schmidt-Formann Dr., Oliver“ <
Schmidtformann@Stadt.Hamm.de>
An: „
samanthaseithe@gmx.de“ <samanthaseithe@gmx.de>
Cc: „Hanke, Hubertus“ <
Hanke@Stadt.Hamm.de>, „Cigelski, Rudolf“ <Cigelski@Stadt.Hamm.de>, „Lambertz, Reinhild“ <lambertz@Stadt.Hamm.de>, „poststelle@mkulnv.nrw.de“ <poststelle@mkulnv.nrw.de>, „Burgards@t-online.de“ <Burgards@t-online.de>
Betreff: AW: Antrag auf Stellungnahme zur Geithe
Sehr geehrte Frau Seithe,

 in der Anlage übersende ich mein Antwortschreiben.

Mit freundlichen Grüßen

 i.A.
Dr. Oliver Schmidt-Formann
Stadt Hamm | Umweltamt | Sachgebietsleiter 311.2 Landschaft | stv. AbtL 31.1 und 31.3 Untere Landschafts-  und Wasserbehörde | Projektleitung LIFE+Projekt LippeAue
Technisches Rathaus, A0.078 | Gustav-Heinemann-Straße 10 | 59065 Hamm | Tel.: 0 23 81 / 17-71 37 | Fax: 0 23 81 / 17-29 31 | web:
http://www.life-lippeaue.de | http://www.hamm.de

Sehr geehrte Frau Seithe,

Ihre Email vom 05.12.2015 habe ich erhalten und möchte Ihrer Bitte darauf zu antworten gerne nachkommen. Sie schreiben eine Facharbeit im Rahmen Ihres Schulabschlusses. Dazu hatten sie mich um Unterstützung bei Ihrer Recherche gebeten. Diese Unterstützung hatte ich Ihnen zugesagt und Sie zu einem Gespräch ins Umweltamt eingeladen. Nach einem Einführungsgespräch hatten sich weitere Fragen ergeben, die in einem weiteren Termin diskutiert werden sollten. Krankheitsbedingt hatte hier Hr. Cigelski, Abteilungsleiter der Unteren Wasserbehörde, den Termin wahrgenommen. Nachdem ich Rücksprache mit Herrn Cigelski genommen habe, haben wir einen weiteren Gesprächstermin vereinbart. Schon während der Terminfindung hatte ich Ihnen mitgeteilt, dass ich den von Ihnen vorgelegten Unterlagen keine konkreten Fragen entnehmen konnte, die ich Ihnen hätte beantworten können. Die mitgelieferte Liste war inhaltlich an vielen Stellen zu abstrakt formuliert.1 Entgegen Ihren Darstellungen lagen mir oder Herrn Cigelski also keine konkreten Fragen vor. In diesem Tenor leitete ich dann auch unser zuletzt geführtes Gespräch ein. Dem haben Sie inhaltlich nicht widersprochen. Ich möchte noch meine Verwunderung über die von Ihnen gewählte Vorgehensweise und Ihre E-Mail vom 05.12.2015 zum Ausdruck bringen! Ich habe unser letztes Gespräch als sehr positiv in Erinnerung.2 Sie konnten mir Ihre Fragen erläutern und ich habe versucht Ihnen die Antworten verständlich zu vermitteln. Zugegeben, nicht alles konnte ich mit einfachen und nachvollziehbaren Antworten erläutern – dazu sind die von ihnen gewählten Themen oft komplexer Natur und fachübergreifend geartet. Mit den von Ihnen angesprochenen Themenfeldern zur Gewässerökologie, geschichtliche und sprachwissenschaftliche Entwicklung des Gewässers „Geithe“, der geografischen Klärung des Gewässerverlaufs, den chemisch-physikalischen Gewässeruntersuchungen, den Analysen von Bodenproben, Einleitungen in das Gewässer sowie Aspekte des Wasserrechts haben Sie ein weites Feld verschiedenster Themenfelder eröffnet. Die von Ihnen angegangenen Fragestellungen allein reichen für mehrere Bachelorarbeiten aus, wollen die Fragen, wie es Ihren Ansprüchen entspricht, wissenschaftlich beantwortet werden. Als Naturwissenschaftler weiß ich aus eigener Erfahrung, dass das Wesen einer guten Argumentation eine lückenlose und unzweifelhaft nachvollziehbare Herleitung der gewonnen Daten ist. Dazu gehört selbstverständlich eine nach allgemein anerkannten und oftmals normierten Methodik. Allein bei der Entnahme einer Bodenprobe3 kann durch fehlerhafte Anwendung der Standards eine Analyse völlig wertlos werden, weil beispielsweise die Qualität der gewonnen Daten nicht hinreichend plausibel dargelegt werden kann. Zu Ihren Fragen im Einzelnen: Es entspricht der geordneten Gewässerunterhaltung ausgehobenes Bodenmaterial seitlich neben das Gewässer einzuarbeiten. Entsprechende Bestimmungen finden Sie im Landeswassergesetz und den einschlägigen Richtlinien.4 Arbeiten am „Vorbecken des Dükers“ sind mir nicht bekannt. In unserem Gespräch haben sie diese nicht erwähnt.5 Die Ihnen vorliegenden „alten Schlammprobenergebnisse“ liegen mir nicht vor und sind mir nicht bekannt. Die Geithe ist entgegen Ihrer Behauptung nicht in einem ökologisch guten Zustand. Dies ist die Zielformulierung gemäß Wasserrahmenrichtlinie. Die vorgelegten Daten sollen nach Ihren Angaben Grenzwerte der TVO, LAWA und WRRL überschreiten. Nur nach der Analyse einer Probe die unter normierten Bedingungen genommen wurde lassen sich diese weit reichenden Behauptungen weiter verfolgen. Da mir die Methodik nicht mitgeteilt wurde, muss ich zunächst von methodischen Fehlern ausgehen.6 Insofern sollten Sie in Ihrer Facharbeit diesem Umstand durch Relativierung Rechnung tragen. Aber auf Basis einer vorausgesetzten fachlichen Qualität können Sie die Werte sicherlich diskutieren und Ihre eigenen Einschätzungen ableiten. Hinweise zu einer erhöhten Belastung liegen mir auch nach Abgleich der bisherigen Untersuchungen im Rahmen des Monitorings der WRRL oder eigener Untersuchungen beispielsweise des Makrozoobenthos bzw. chemisch-physikalischer Parameter oder der Fischfauna nicht vor. Diese Einschätzung hatte ich Ihnen ja bereits in unserem Gespräch mitgeteilt. Nach Rücksprache mit der Unteren Bodenschutzbehörde ermöglichen die vorgelegten Analysen der „Boden- bzw. Sedimentproben“ keine wissenschaftliche Auswertung. Um ein Bachsediment fachlich und wissenschaftlich richtig zu bewerten, ist eine normierte Probennahme und anschließende Analytik sowie eine Bewertung im Hinblick auf eine gezielte Fragestellung unabdingbar. Neben der Geithe wird eine Vielzahl an Gewässern in NRW maßgeblich von Einleitungen gespeist. Das gereinigte Abwasser wird i.d.R. auf Basis wasserrechtlicher Erlaubnisse unter definierten Bedingungen und Auflagen eingeleitet. Dieser Umstand ist der hohen Bevölkerungsdichte unserer Region geschuldet, entspricht aber der gängigen Praxis. Trotz dieser anthropogenen Überformung können im Übrigen viele Gewässer in einen guten ökologischen Zustand überführt werden.  Die widersprüchliche Datenlage zum Ursprung der Geithe, dem Umstand, dass es den Bach kartografisch zwei Mal gibt und weitere Unklarheiten sind ein interessantes Ergebnis Ihrer Recherche. Ich warte gespannt auf das Ergebnis Ihrer Arbeit die vielleicht dazu führen wird, dass die Kartografie an diesen Stellen optimiert wird. Auch der Hinweis, die Einleitungsstellen transparent für die Bevölkerung nachvollziehbar zu machen, halte ich für interessant und freue mich auf Ihren Lösungsansatz. Für die weitere Bearbeitung und Ihren bevorstehenden Schulabschluss wünsche ich Ihnen viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Dr. Schmidt-Formann

Und ich werde jetzt darauf auch gerne antworten.

1Es gab also angeblich keine konkreten Fragen. Konkrete Fragen aus dem Fragenkatalog wurden am 29. Oktober 2015 gestellt, Teile davon fragmentarisch beantwortet oder in eine spätere Klärung gelegt. Der Fragenkatalog wurde übergeben in Beisein meines Betreuers. Ob die Formulierungen im Katalog ein Übermaß an Abstraktion abfordern, entzieht sich meiner Kenntnis und Wertung.

2Lag die positive Wahrnehmung in der Nichtbeantwortung der Fragen oder im Abbruch der Kommunikation meinerseits an diesem Tag begründet? Die Frage muss ich offen lassen. Wenn die Email vom 5. Dezember 2015 als Bezugspunkt herangezogen wird, dann enthalte ich mich jetzt der Meinungsbildung.

3Es wurden am 29. Oktober 2015 acht Wasserprobenergebnisse vorgelegt, um genau die Argumentation zu verhindern, die ich dann am 10. Dezember 2015 in der Email von Herrn Dr. Schmidt-Formann nachlesen konnte.

4Die Mitarbeiter des Umweltamtes Hamm sind bezüglich der Verordnungen besser gesattelt als der gemeine Bürger. Das soll und muss auch so sein. Ursprünglich war es eine meiner Motivationen zur Kontaktaufnahme mit der Behörde in Hamm. Das ausgehobene Bodenmaterial wurde jedoch abtransportiert. Das hätte ich auch getan, allerdings wäre mir der heutige Aufbewahrungsort auch nicht entfallen oder wenigstens auf Nachfrage in die Erinnerung zurückkatapultiert. „Aus den Augen, aus dem Sinn“, kommt mir bei diesen Schwermetallkonzentrationen etwas unverantwortlich über die Lippen, scheint aber eine zulässige Interpretation zu sein. Den Verantwortlichen – Stadt Hamm oder RWE – steht ja der Weg frei zur ökologischen Gegenargumentation. Ich will hier annahmefähig sein.

5Die Arbeiten am Düker wurden am 3. Dezember 2015 angesprochen. Ich hatte noch Ende November 2015 zur besseren Dokumentation Bildmotive von den Arbeiten am Düker erstellt. Die Bodenprobenanalyse vom Düker war zu diesem Zeitpunkt noch in Erstellung im Labor.  Das war aber kein Thema. Ob der Leser aus diesem Umgang mit der Erinnerungskultur Rückschlüsse ziehen mag, obliegt seiner Fantasie.

6Diese Argumentation ist so glänzend, dass das Sichtfeld (und noch mehr?) durch Verblendung ausgeblendet wird. Wenn über Privatinitiativen Boden- und Wasserproben der Analyse zugeführt werden, geht eine Behörde (automatisch!?) von methodischen Fehlern aus. Desinteresse bei Verantwortlichen und Nichtzuhören bei Zuständigen sind auch methodische Defizite, die aber eine starke Nähe zur Absicht  aufweisen. Die Schwermetallkonzentrationen sind so auffällig, dass das mit der Normierung gerne der zuständigen Behörde überlassen bleibt. Dort kann dann mit Vorbildfunktion die blütenweiße Normierung umgesetzt werden…wenn man denn will.

7Das gehört thematisch zum Punkt 6. Es gab insgesamt 4 Bodenproben bis zum Zeitpunkt des Gespräches mit Herrn Dr. Schmidt-Formann, die nach ernsthafter Sichtung der Analysen eigentlich der weiteren Überprüfung bedurft hätten. Die Farbpalette war schon zielgerichtet gesetzt, aber die prinzipielle Sache mit der Methodik. Vielleicht lag es ja an dem vielen Grün, das die Behörden zur Vorfahrt für Althergebrachtes animierte, zur Veranschaulichung noch einmal aus den Weckrufen entnommen:

Stoffe / Datum 17.02.15

Aushub am Rand

 

12.07.15

Geithe am Gitter Kraftwerk

Schlamm-

probe

 

12.07.15

Geithe

Brücke

Bohrkern

gezogen

war

ausge-

baggert

11.08.15

Geithe

Düker

Schlamm-

probe

ent-

nommen

 

Über dem Norm-wert

mg/ kg Boden

 

Grenz-

wert-

überschreit-

ung

nach

Klärschlamm-

Verordnung

mg/ kg Boden

 

Kupfer

mg/ kg Boden

67,7 52,6 < 2,00 69,5 50,00 60,00
Zink

mg/ kg Boden

661 465 < 2,00 536 100,00 200,00
Blei

mg/ kg Boden

66,9 55,7 45,2 51,4 30,00 100,00
Chrom

mg/ kg Boden

7,43 6,02 < 2,00 7,75 20,00 100,00
Cadmium

mg/ kg Boden

5,56 4,01 < 0,0100 29,2 0,50 1,50
Nickel

mg/ kg Boden

22 21,2 0 20 40,00 50,00
Quecksilber

mg/ kg Boden

0,0238 0,0229 0,00625 0,0266 0,20 1,00
Arsen

mg/ kg Boden

13,3 8,20 10,00 25,00
Aluminium

mg/ kg Boden

2750 2210 500,00 2500,00
Thallium

mg/ kg Boden

0,576 0,587 3,00 15,00
Uran

mg/ kg Boden

0,703 0,357 0,703 4,00 5,00

Ich muss irgendetwas in der Kommunikationsaufnahme und –fähigkeit übersehen haben. Oder war es alles belanglos? Mein Betreuer setzte nun ein Initiativzeichen, denn sowohl er als auch ich spürten die Reserviertheit auf Seiten der Behörde. Das restliche Kalenderjahr 2015 war durchzogen mit der Weiterarbeit am Projekt, aber auch mit der leisen Hoffnung auf Rückmeldung von Seiten des Umweltamtes der Stadt Hamm. Initiative war nicht zu erkennen, und bei der uns entgegengebrachten Argumentation im Dezember 2015 konnte auf eine Neuausrichtung in der Bewertungs- und Wahrnehmungsqualität nicht gesetzt werden. Es blieb Ernüchterung im Zwischenfazit hängen, denn die Kontaktaufnahme zur staatlichen Stelle glich in der Außenwirkung der Beschwerde eines Hehlers über die schlechte Zahlungsmoral seiner Kundschaft. Und jetzt argumentierte mein Betreuer Heinz Kiko:

Heinz Kiko                                                                                                                                  Werl, den 11.01.2016

Marien-Gymnasium Werl

Am Breilsgraben 2                                                                                                              Email: kiko@mg-werl.de

59457 Werl                                                                                                                                  Telefon: 02922 6004

 

Stadt Hamm

Umweltamt – Untere Wasserbehörde

Dr. Schmidt-Formann

Technisches Rathaus

Gustav-Heinemann-Straße 10

59065 Hamm

 

Bezug: Ihr Schreiben vom 10.12.2015 an Samantha Seithe, Am Zollbaum 2, 59514 Welver-Scheidingen

 

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt-Formann,

 

ich bin Biologie- und Chemie-Lehrer am Marien-Gymnasium in Werl und betreue im Rahmen meiner außerunterrichtlichen Aufgaben seit einigen Jahren auch Samantha Seithe, unter anderem zum Beispiel für Wettbewerbsteilnahmen. Zum großen Teil arbeitet Samantha Seithe bei ihren Projekten sehr selbständig und erschließt sich neue Arbeitsbereiche sowohl autodidaktisch als auch durch den Austausch mit Wissenschaftlern. Wie erfolgreich sie dabei war, mag Ihnen die Kopie eines Artikels aus der Süddeutschen Zeitung – als Anlage beigefügt –  verdeutlichen, mit Randergänzungen zum Hintergrund dieses Artikels. Die darin erwähnten Projekte hat Samantha als 11- und 12-jährige Schülerin bearbeitet. Bald wird sie 15 Jahre alt und im Mai/Juni 2016 sicher erfolgreich die Abiturprüfungen absolvieren. Diese Anmerkungen habe ich voran gestellt, da Ihr Schreiben vom 10.12.15 einige aus meiner Sicht bemerkenswerte Aussagen und Passagen enthält. Und dies sind auch die Gründe für dieses Schreiben.

 Ich selbst war dabei, als Samantha Seithe in Hamm eine umfangreiche Zusammenstellung von Daten und Fakten an Herrn Cigelski übergeben hat, zusammen mit einer Liste von Fragen. Inhaltlich geht es um ein Projekt zur „Geithe“, das Samantha Seithe seit längerer Zeit voran treibt und im Rahmen des „Fünften Abiturfaches“ als schriftliche Ausarbeitung im zurzeit geschätzten Umfang von etwa 100 Seiten (ohne Anhänge wie z.B. Karten, Email-Korrespondenz, Literaturliste) als Abiturleistung einbringen wird. Darüber hinaus wird die Arbeit wahrscheinlich für Wettbewerbe eingereicht und natürlich auch den Behörden zur Verfügung gestellt.

 Ohne auf Details eingehen zu können stehen als besondere Ergebnisse der Probennahmen aus der Geithe fest:

Die Wasserproben enthalten erhöhte, teils sehr hohe Belastungen an Metallen, auch an giftigen Schwermetallen. Dabei gibt es Unterschiede bei  den verschiedenen Probenahmen am gleichen Ort, aber zu verschiedenen Tagen. Zum einen weisen die Belastungen auf einen Zusammenhang mit Bergbau-Tätigkeiten oder mit der Kohlelagerung auf dem angrenzenden Kraftwerksgelände hin. Zum anderen wird deutlich, dass Belastungen auf einen Zusammenhang mit „Verzinkung“ hinweisen, möglicherweise aus den Kesseln eines  noch neuen Kraftwerksblockes, der nach meiner Kenntnis nicht in Betrieb gehen wird. Dies wird besonders deutlich bei den Daten aus Schlamm- und Bodenproben. Hier werden die Grenzwerte der Klärschlammverordnung überschritten.

 Und genau hierzu hat Samantha Seithe eine konkrete Frage gestellt: Die Geithe ist im Nahbereich nach dem Austritt aus dem „Industriebetrieb“ ausgebaggert und das Material zunächst am Rand der Geithe abgelegt worden. Dieser Bodenaushub ist aber nicht auf den Seiten verteilt worden, sondern kurz nach dem Ausheben abgefahren worden. Die berechtigte Frage von Samantha Seithe ist deshalb – wegen der Überschreitung der Grenzwerte zur Klärschlammverordnung – gewesen, wo dieser Bodenaushub nun verblieben ist. Und diese Frage ist bisher nicht beantwortet worden. Vielmehr wurde im Gespräch mit Herrn Cigelski deutlich, dass das Umweltamt der Stadt Hamm nach Aussage von Herrn Cigelski  von diesen Tatsachen gar keine Kenntnis hatte. Inzwischen ist auch im weiteren Verlauf der Geithe ausgebaggert worden, nämlich im Bereich eines Dükers!

 Sie verweisen in Ihrem Schreiben vom 10.12.2015 darauf, dass Probennahmen und Probenanalysen nach vorgegebenen Standards erfolgen (müssen). Mit dieser Aussage wird offenbar die Ernsthaftigkeit der Untersuchungen von Samantha Seithe in Frage gestellt und daraus wird abgeleitet, dass eine Beachtung dieser Daten und Fakten nicht nötig erscheint. Diese Sichtweise ist eine von den bemerkenswerten Aussagen und Passagen, die ich in keiner Weise teilen kann. Ich selbst war bei Probennahmen mit vor Ort und ich hege keinerlei Zweifel an der Verlässlichkeit der Untersuchungen und der Aussagekraft der Untersuchungsergebnisse zu den Wasser- und Schlamm-/Boden-Proben. In der Geithe gibt es erhebliche Probleme mit Abwässern aus einem großflächigen Industriebereich. Und diese Probleme sind nicht dadurch gelöst, indem man fehlende Standards bei der Probennahme anführt und sich deswegen der Problemlösung offenbar nicht stellen will (oder kann?).

 In einer anderen Passage wird angeführt, dass die von Samantha Seithe angegangenen Fragestellungen in ihrer Bearbeitung den Umfang mehrerer Bachelorarbeiten erreichen. Ich bin ziemlich sicher und zuversichtlich, dass ein großer Teil der Fragen mit der bald fertig gestellten Arbeit von Samantha Seithe eine Antwort finden wird. Und nun komme ich zur einführenden Passage zurück. Für die Untersuchungen des Salzbaches im Bereich von Werl-Scheidingen hat Samantha Seithe auch den Jugend-Umweltpreis der Stadt Werl für das Jahr 2013 erhalten. Herr Lapornik-Jürgens – übrigens Schulleiter eines Gymnasiums der Stadt Hamm – hat als Laudator in seiner Rede sinngemäß formuliert, dass sich die Stadt Werl durch Samanthas Arbeit Kosten für ein Gewässergutachten im hohen vierstelligen, vielleicht sogar fünfstelligen Bereich erspart hat. Viel wichtiger war aber, dass die bereits projektierten Arbeiten zur Renaturierung des Salzbaches sofort nach den ersten Muschelfunden gestoppt wurden und Neuplanungen mussten angestellt werden. Nur dadurch konnten in NRW vom Aussterben bedrohte Arten vor der Vernichtung bewahrt werden! Denn man hatte die Renaturierung auf Basis veralteter Daten zum Salzbach als einem stark verschmutzten Fließgewässer ohne jegliche aktuelle Erhebung durchführen wollen. Inzwischen sind Teile des Salzbaches als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

 Meine Hoffnung geht dahin, dass die Untersuchungen und Ergebnisse aus der „Geithe-Arbeit“ von Samantha Seithe ähnlich positive Auswirkungen haben werden. Und in diesem Fall geht es sogar um deutlich mehr, nämlich den Schutz unserer Fließgewässer vor übermäßigen Belastungen, die zum Beispiel aktuell in Form von Mikro-Kunststoff-Müll im Rhein die Gewinnung von Trinkwasser in den Niederlanden mit neuen Frage- und Aufgabenstellungen beschäftigt. Und die Belastungen der Geithe kommen im Übrigen irgendwann auch in den Niederlanden an.

 Mit freundlichen Grüßen

Heinz Kiko

Am 5. Dezember 2015 erfolgte meine Email an Herrn Dr. Schmidt-Formann in Weiterleitung an den nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzminister Johannes Remmel. Eine Mitarbeiterin antwortete mir darauf am 18. Januar 2016 wie folgt:

Gesendet: Montag, 18. Januar 2016 um 12:06 Uhr
Von: „Bleck, Daniela“ <Daniela.Bleck@mkulnv.nrw.de>
An: „samanthaseithe@gmx.de“ <samanthaseithe@gmx.de>
Betreff: Ihr Schreiben vom 05.12.2015

Sehr geehrte Frau Seithe,

Herr Minister Remmel hat Ihr Schreiben vom 05.12.2015 mit Interesse gelesen und mich gebeten, Ihnen zu antworten.

In der Zwischenzeit ist mir die Antwort zugegangen, die Sie von Herrn Dr. Schmidt-Formann von der Unteren Wasserbehörde der Stadt Hamm erhalten haben. Ich hoffe, dass Herr Dr. Schmidt-Formann damit die zwischen Ihnen bestehenden Differenzen klären sowie Ihre offenen Fragen hinreichend beantworten konnte. Seiner Einschätzung des Umfangs ihrer Schulabschlussarbeit kann ich mich nur anschließen; da haben Sie sich eine Menge vorgenommen. Für Ihr Interesse und Ihren Einsatz für unsere Gewässer in NRW möchte ich mich bedanken. Dies schließt kritische Nachfragen ausdrücklich mit ein. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Schulabschluss.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Daniela Bleck

———————–
Daniela Bleck
Dipl. Landschaftsökologin

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW Referat IV-6 Flussgebietsmanagement, Gewässerökologie, Hochwasserschutz

Schwannstr. 3
40476 Düsseldorf
Telefon: 0211/4566-862
Fax: 0211/4566-946
E-Mail: daniela.bleck@mkulnv.nrw.de
Internet: www.umwelt.nrw.de

Ich saß da, verzweifelte und grübelte. Ein Mindestmaß an Selbstkritik wurde sofort herangezogen, um konstruktiv ein Resümee ziehen zu können. Aber wo sollte ich ansetzen? Die sachliche Art und das formgerechte Anfragen meines Betreuers – dokumentiert in seinem Brief vom 11. Januar 2016 – zeigten doch die Vehemenz im Aussitzen und Ignorieren selbst bei klaren Indizienketten. Mir war bewusst, dass ich keinen Alleinvertretungsanspruch in meinen Schlussfolgerungen bezüglich der Geithe einnehmen konnte, aber meine Schlussfolgerungen dienten auch nicht als Angriffsfläche für ein Umweltamt. Und welche Fragen hatte denn nun Herr Dr. Schmidt-Formann beantwortet zu meiner Zufriedenheit? Vielleicht waren die Antworten ja zu abstrakt oder ich hörte nicht zu bei den Rückverfolgungsthesen zu den Transportrouten des schwermetallverseuchten Aushubes. Die Geschichte ist danach schnell erzählt. Vorwürfe musste ich mir nicht machen. Ich war unwillkommen, hatte unbewusst „ein Fass aufgemacht“, stand zu Beginn dem Umweltamt in Hamm vorurteilsfrei gegenüber und zum Schluss in der schwermetallhaltiger Kritik. Am 20. Januar 2016 gab es den Beschwerdebrief an das Umweltministerium. Es war eine Kurzzusammenfassung der Ereignisse rund um die Proben.

[70] Der Erhalt↓ wurde vom Ministerium bestätigt, und der Sachverhalt steht gegenwärtig in Prüfung. Wir warten ab, und wenigstens in diesem Punkt nahm ich eine Bereicherung mit aus dem Amt in Hamm:

 

Gesendet: Donnerstag, 28. Januar 2016 um 10:15 Uhr
Von: „Bleck, Daniela“ <
Daniela.Bleck@mkulnv.nrw.de>
An: „
samanthaseithe@gmx.de“ <samanthaseithe@gmx.de>
Betreff: AW: Ihr Schreiben vom 05.12.2015
 

Sehr geehrte Frau Seithe,

ich bedanke mich für Ihre weiteren Ausführungen in Ihrem nachstehenden Schreiben vom 20.01.2016. Zur Klärung des dargelegten Sachverhaltes müssen weitere Stellen mit einbezogen werden, was einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Ich bitte Sie daher um etwas Geduld, sobald die Klärung vorliegt, erhalten Sie eine Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Daniela Bleck

———————–
Daniela Bleck
Dipl. Landschaftsökologin

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW Referat IV-6 Flussgebietsmanagement, Gewässerökologie, Hochwasserschutz

Schwannstr. 3
40476 Düsseldorf
Telefon: 0211/4566-862
Fax: 0211/4566-946
E-Mail: daniela.bleck@mkulnv.nrw.de
Internet: www.umwelt.nrw.de

  • Ein kommunikativer Leuchtturm

Es ging auch anders. Der 5. Dezember 2015 stand nicht nur im Zeichen einer Protestemail an das Umweltamt Hamm, sondern auch im Absenden einer Klärungsemail an die Bezirksregierung Arnsberg, Abteilung Obere Wasserbehörde. Schon am 11. Dezember 2015 erhielt ich von Herrn Müller, dem dortigen Abteilungsleiter, eine Informationsemail, aus der hervorging, dass sich der Sachbearbeiter Herr Immich der Sache annehme und mit Hamm Kontakt aufnehmen werde. Am 14. Januar 2016 gab es einen Zwischenbericht, bei dem um Geduld geworben wurde wegen mangelnden Fachbeitrages eines Kollegen. Ende Januar 2016 nahm sich ein Herr Tripmaker aus Lippstadt dieser Angelegenheit an und informierte mich am 1. Februar 2016 über den Stand der Dinge bezüglich der angesprochenen Themen. Aus dem Lagebericht ging hervor, dass meine Analyseergebnisse noch in Prüfung waren beim LANUV und das Umweltamt der Stadt Hamm angeschrieben wurde zwecks Stellungnahme. Er verblieb mit der Ankündigung auf zeitnahe Meldung. Am 16. Februar 2016 erreichte mich ein Antwortschreiben, das den Eindruck vermittelte, dass Anliegen mit offenen Ohren und unvoreingenommen bearbeitet würden.

  • Das Recht auf Informationszugang wird selbstverständlich von der Bezirksregierung Arnsberg akzeptiert. Ob es sich im Umweltamt der Stadt Hamm bezüglich des noch nicht gesichteten Aushubwegtransportes auch um diese Gesinnung handelt, bleibt abzuwarten. Die Stellungnahme aus Arnsberg war wie folgt: [71]
Jede Umweltbehörde ist nach Maßgabe des Umweltinformationsgesetzes des Bundes bzw. des jeweiligen Landes dazu verpflichtet, Ihnen den freien Zugang zu Umweltinformationen zu verschaffen. Allerdings kann der Anspruch auf Umweltinformationen im Einzelfall nicht oder nur eingeschränkt bestehen
  • Wie war das mit dem Betriebswasser und der Gleichsetzung mit Grundwasser beim THTR? Nach den Aussagen des Herrn Cigelski werde es ja außen am Gebäude abgepumpt und eingeleitet. Lesen wir aus Arnsberg die Sichtweise:
Der Begriff „Betriebswasser“ ist nicht gesetzlich definiert. Er dient oftmals als Oberbegriff für das in einem Betrieb anfallende Abwasser, welches entsorgt werden soll.

Abgepumptes Grundwasser ist nur dann als Betriebswasser anzusehen, wenn es im Betrieb eingesetzt und dadurch in seinen Eigenschaften verändert wird. Gemäß der Definition des § 54 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) ist Abwasser u.a. das durch häuslichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen oder sonstigen Gebrauch in seinen Eigenschaften verändertes Wasser sowie das bei Trockenwetter damit zusammen (im Abwasserkanal) abfließendes Wasser.

  • Die Ansicht aus Arnsberg zur Hinweisprüfung fand ich korrekt. Ob sie auch immer korrekt umgesetzt wird? Oder bezogen auf das Umweltamt in Hamm: Kennen alle Ämter diese Haltung (Verpflichtung)?
5. Was hat das Umweltamt zu unternehmen, wenn sie darauf hingewiesen werden, dass Wasserrahmenrichtlinien nicht beachtete werden und Aushub aus dem Bach in die Kategorie Sondermüll fällt(…)?Aufgabe der zuständigen Wasserbehörden ist es, die von Ihnen vorgelegten Hinweise zu prüfen.
  • Zumindest sieht es Arnsberg als notwendig an, die Stadt Hamm dahingehend zu informieren, dass eine Prüfung der Hinweise zu erfolgen hätte. Diese Hinweise, also die Analyseergebnisse meiner Proben – wenn auch unter dem Deckmantel der amateurlastigen Methodik – waren also im Umkehrschluss schon so indizienlastig, dass die Prüfungsnotwendigkeit erkannt wurde.
Aufgrund Ihrer Hinweise und Untersuchungen sowie der v.g. Stellungnahmen werde ich die Stadt Hamm auffordern zu überprüfen, ob die vorgenommenen Unterhaltungsmaßnahmen

(Aushub von Sedimenten) wasser, bodenschutz – und abfallrechtlich ordnungsgemäß waren bzw. was ggf. zu veranlassen ist. Für diese Prüfungen und Bewertungen ist die Stadt zuständig, deshalb kann ich ihrer Bewertung nicht vorgreifen. Dafür bitte ich um Verständnis.

  • Die Sache mit den Einleitungen nimmt sich die Behörde selber an. Vielleicht ist es auch besser, und ohnehin ist es ein Zuständigkeitsbereich der Bezirksregierung Arnsberg.
Für die Einleitungen aus dem Kraftwerksgelände ist die Bezirksregierung als obere Wasserbehörde selber zuständig. Ich habe daher veranlasst, dass diese Einleitungen umfassend überprüft werden.
  • Es war immer meine Absicht, dass mit meinen Hinweisen eine Sache der professionellen Prüfung unterzogen wird, dass Bürgerhinweise mit Ernsthaftigkeit und wenig Aussitzen behandelt werden. Und ein kleiner Dank kam auch über den Schreibstift des Sachbearbeiters Tripmaker. Dafür ein Dankeschön!
Ich begrüße Ihr Engagement für die Umwelt und versichere Ihnen, dass Ihren Hinweisen nachgegangen wird.

Ich will hier nicht von einer Wende sprechen, aber eine adäquate Kommunikationskultur wurde installiert. Ich selbst muss eingestehen, dass ich nicht den Standpunkt einnehmen kann für totalitäre Schlussfolgerungen auf Grundlage meiner Analyseergebnisse. Das war nie die Absicht von mir, aber Behörden können vernünftig damit umgehen oder sich ihrer annehmen. Arnsberg zeigte es doch!

Von ähnlicher Hoffnung bin ich begleitet bei der Bezirksregierung Köln. Da die Bezirksregierung Köln das Vermessungsamt für Karten und die Namensgebung beinhaltet, gab es am 6. Februar 2016 eine Initiativemail von mir, die wenige Tage später beantwortet wurde mit Hinweis auf ein schwebendes Verfahren hinsichtlich des Projektes. Das ist schon einmal vielversprechend.

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Samantha Seithe und ich wohne in dem schönen Ort Scheidingen. Im Rahmen meines fünften Abiturfaches und dem Bundesumweltwettbewerb habe ich mich für die Untersuchung der Geithe, Gewässerkennzahl 27868 und Geithe – Bach, Gewässerkennzahl 2785916  in Hamm entschieden.

Im Anhang befindet sich der Teil meiner Arbeit, der sich mit den Widersprüchen der Namensgebung und der widersprüchlichen Datenlage beschäftigt.

Der Lösungsansatz von mir wäre, dem Geithe – Bach einen anderen Namen zu geben, die Karten zu aktualisieren und dem Umwelt Hamm den Hinweis zu geben, bei Einleitungsgenehmigungen für ein stillgelegtes Kernkraftwerk genauer die Bachnamen zu benennen.

In der Hoffnung auf eine Antwort

Samantha Seithe

 Sehr geehrte Frau Seithe,

 Ihre Anfrage vom 06.02.2016 ist aktuell in der Fachabteilung in Bearbeitung.

Wir bitten noch um etwas Geduld.

 Mit freundlichen Grüßen,

Im Auftrag

Olaf Lüders

Bezirksregierung Köln

Dezernat 74 – Geodatenzentrum & Geodateninfrastruktur

50606 Köln

 Dienstgebäude: Muffendorfer Str. 19-21, 53177 Bonn

Telefon: + 49 (0) 221 – 147 – 4500

Telefax: + 49 (0) 221 – 147 – 4874

mailto: olaf.lueders@bezreg-koeln.nrw.de

http: //www.bezreg-koeln.nrw.de

Schluss, aber nicht aus!

Die Geithe scheint – losgelöst von allen Diskussionen um den richtigen Namen, die angebliche Quelle und die tatsächliche Anzahl an Einleitungsstellen – eine zeitlose Ablagerungsstelle. Waren die eiszeitlichen Skelettreste im Bachbett der Geithe noch von paläontologischem Interesse ohne den schadstoffbelasteten Beigeschmack, hatte die Zechenwasserabführungsfunktion der Geithe zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein trauriges Spiegelbild der Industrialisierung hervorgebracht. Ob in ihrem Wesen verankert, sei dahingestellt, aber das Fließgewässer zog die verführerische Aura des Abwasserkanals an. Die Schattenseiten der urbanen Industrialisierung fanden aber in der kritischen Fachliteratur ein geeignetes Begleitmedium. Dieser Synergismus verließ das 20. Jahrhundert nicht. Und das ist im Zwischenfazit das Skandalöse.

Angefangen bei diesem sprachlichen Wirrwarr um dieses Kompositum „Bach“, ergänzt um eine fast eindeutige Zuordnung über die Gewässerkennzahlen, ließen die Bachquellentheorien, auch hier ergänzt um spannweitenersichtliche Statements von Seiten der Behörden, dann endgültig den Würfel fallen für Wasser- und Bodenproben. Es lag beträchtlich viel im Unklaren, um von zufälligen Ansammlungen auszugehen. Die Organoleptik bildete das Startkarree, und das PCE-PHD 1 Messgerät lieferte über die Messung physikalisch-chemischer Parameter Datensätze zu tragbaren Interpretationen. Die Schwankungen und Ausreißer bei den pH-Werten, bei den Sauerstoffkonzentrationen oder den elektrischen Leitfähigkeiten brachten eine wiederkehrende Vermutung, in der stets eine fassbare Nähe zu günstigen Einlassterminen für Industriegewässer auf dem Industriegelände zu beobachten war. Und der „Abwasserkanal“, losgelöst von Verrohrungen und tatsächlichen Verläufen, stand zumindest Pate für den Abfluss. Schon in diesem Stadium der Versuche und Proben zeigte sich eine selbstkritische Komponente bezüglich der eigenen Vorgehensweise. Die Messergebnisse der Salzkonzentration waren in ihrer Messgenauigkeit für belastbare Dialoge ungeeignet und hätten den auf Sand gebauten Thesen Tür und Tor geöffnet.

Die chemischen Schnelltests offenbarten für mich den Charakter der Geithe, denn eben nur so manches schien in Ordnung zu sein. Der halbquantitative Test „Quantofix“ und der Schnelltest „Viscolor ECO“ von der Firma Macherey-Nagel wiesen auf unproblematische Parameterkonzentrationen hin, da unterhalb der Nachweisgrenze liegend. Ich reflektierte, suchte selbstkritisch nach Verfahrensfehlern und blieb bei Widersprüchen hinsichtlich der Ausreißer in den Leitfähigkeitsmessreihen bei den Wasserproben hängen. Es passte irgendetwas nicht. Das aufkonzentrierte Wasser war der Schlüssel, um tiefer in das wahre Ausmaß zu gelangen. Die durchgeführten Versuche (u. a. Boraxperle und Cobaltnitrat) brachten Niederschläge und Färbungen zum Vorschein, die eine Handlungsalternative zum Einsenden in ein zertifiziertes Labor zur fachmännischen Analyse förmlich untersagten. Meine Analyseergebnisse mussten von zweiter Hand getragen sein, um damit nachgelagerten Schlussfolgerungen eine breite Belastung zukommen zu lassen. Die Verwirrung war dabei zügig gelöst. Meine Tests versagten bei den Schwebstoffen, die aber ursächlich waren für die dann gemessenen Konzentrationen an Mangan, Barium oder Sulfat im Labor.

Der Weg zu den Sedimentproben einschließlich des Aushubes war nun vorgezeichnet. Die Messwerte von Aluminium, Zink, Cadmium oder Kupfer überschritten dabei die Grenzwerte der Klärschlammverordnung, wobei nun ausgerechnet Cadmium als problemloser Grenzwertüberspringer herausragte bei den Messreihen. Bei diesen Dimensionen konnte ich aus dem Stegreif die Frage nach dem Aufbewahrungsort des Aushubes stellen. Die Beantwortung erfolgt dabei nur über die Transparenz der Transportrouten für Sondermüll – wenn er denn als solcher charakterisiert ist. Weiteres bleibt zwingend abzuwarten. Die Rückverfolgung der Schwermetalle war nicht möglich oder ließ keine Eindeutigkeiten zu – auch hier auf der Suche nach Quellen außerhalb des Kraftwerksgeländes, obgleich ein Großteil des Wasser und seiner Inhaltsstoffe von diesem Kraftwerksgelände stammt. Der Leser möge sich eine selbst formulierte Schuldzuweisung für die Schwermetallverseuchung herleiten.

Dass es bei dem Bach schon mit der Begrifflichkeit hakte, zeigte sich erst während der Projektbearbeitung. Das war ein typisches Randerscheinungselement mit anfänglich ungewolltem Charakter. Nach jetzigem Erkenntnisstand kann die Geithe kein Bach sein, da die „Quelle“ ein Drainagerohr bildet, in dem sich Wassermengen aus dem Umspannwerk des Kraftwerks sammeln und abfließen. Die genaue Zusammensetzung dieses Abwassers kann nur über konsequente Prüfreihen erfolgen, und dann können auch spannweitenüberschaubare Rückschlüsse gezogen werden zu weiteren Einlassmengen oder zu den Quellen der Verunreinigungen. Ich kann mich darauf selbstkritisch einlassen, und zuständige Stellen können mit qualifizierter Methodik ihren fachwissenschaftlichen Beitrag leisten zu einer adäquaten Abwasseranalyse. Es ist doch für das Gesamtbild bezeichnend, dass wasserrechtlich die Begriffe „Bach“ und „Abwassergraben“ keiner klaren Differenzierung unterliegen oder natürliche Gewässer – unabhängig vom Grad der künstlichen Eingriffe – nach juristischer Argumentation den Begriff „Natürlichkeit“ nicht ablegen müssen. Ob mit diesem unklaren Sprachgebrauch einer Bürgertäuschung Tür und Tor geöffnet werden soll, kann abschließend nur durch eine wahrheitsgetreue Abbildung des Ist-Zustandes erreicht werden. Das gilt auch für die Anzahl der Einleitungsstellen!

Es ist immer einfach, den moralischen Zeigefinger zu betätigen. Das ist nicht die Absicht des Projektes! Von Beginn meiner Untersuchung an verstand ich meine Probenanalysen oder die gewonnenen Erkenntnisse nur als Ausgangspunkte für weiterführende Untersuchungen. Der Kontakt zu dem Umweltamt der Stadt Hamm entsprach dem nicht. Hierfür sehe ich als Begründung die Nichtakzeptanz meiner Person bezüglich der andiskutierten Themen, die prinzipielle Nichtbereitschaft zur Annahme der andiskutierten Themen oder die hintergründige Nichtbereitschaft zur Annahme meiner andiskutierten Themen. Ich will keine Vermutungen auf Papier bringen , und die Beiratsfunktion im Regionalbeirat Nord bei RWE für den Hammer Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann soll ja auch nur die Kooperationsfähigkeit von Wirtschaft und Kommunalpolitik zeigen, aber meine angeblichen Defizite in der Methodik zur Probenentnahme sind im schlimmsten Fall ausschlaggebend für Nuancen in der Interpretation bei Messreihen. Die Überkonzentration an einzelnen Schwermetallen kann mit einer borniert-elitären Kommunikationskultur nicht in den unsichtbaren und fassungsfreien Raum katapultiert werden, oder ich formuliere es mit deutschen Worten: Der tatsächliche Ursprung und das wahre Ausmaß an Schwermetallkonzentrationen gehören auf den Tisch der Zuständigen, damit ein – wenn überhaupt gewollt –  möglicher Maßnahmenkatalog nicht wie das Hornberger Schießen ausgeht. Die konstruktive Korrespondenz mit der Bezirksregierung Arnsberg zeigt aber auch die Nichtpauschalität meiner Beobachtung bezüglich der Kontaktaufnahme zu Behörden. Diese Beobachtung gehört ebenfalls zu meinem Fazit mit Halbzeitpausencharakter.

[1] Vgl. hierzu ausführlich den Beitrag von Dr. Paul Siegfried aus Münster, abrufbar unter http://www.felixbierhaus.de/html/eiszeit.html oder nachzulesen im Heimatkalender des Kreises Soest für den Landkreis Soest, Landkreis Soest (Hrsg.), Jahrgang 36, S. 45ff.

[2] Vgl. hierzu http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf#.

[3] Die Informationsemail stammt vom 16. Juli 2015. Der vollständige Inhalt kann in der Emailsammlung im Anhang eingesehen werden.

[4] Vgl. zur Denkschrift und zur Einweihungsfeier die Informationen unter http://www.verkehrsverein-hamm.de/Files/files/HammMagazin_05-2014_web_61.pdf und https:// www. hamm. de/ kultur / kultureinrichtungen /stadtarchiv/aktuelles/die-spaetere-loesung-der-ahseverlegung.html.

[5] Vgl. hierzu die Informationen unter http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen4/firmadet44922.shtml.

[6] Vgl. hierzu das Gutachten vom 9. April 1904 aus Münster von Dr. Bömer betreffend den Einfluss der Abwässer der Zeche Maximilian auf das Wasser des Geithebaches und der Ahse, nachzulesen in den Akten des königlichen Oberbergamts zu Dortmund, Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen, Oberbergamt Dortmund, Nr. 6753, S. 17.

[7] Der Auftraggeber war ein Rittergutsbesitzer Löb zu Caldenhoff bei Hamm/Westf. Er vermutete schon richtig den schädlichen Einfluss des durch das Zechenwasser zugesetzten Geithewassers auf den Baum- und Pflanzenwuchs. Das Geithewasser wäre so natürlich auch nicht mehr zur Verfügung gestanden für ein Trinkwasserreservoir des dort befindlichen Weideviehs.

[8] Vgl. hierzu Anmerkung 4, S. 8ff.

[9] Schon 1599 war das Fischereirecht im Geithebach bis zum Dorfe Schmehausen belegt. Die zugehörige Motte Mark (Turmhügelburg) – Reste des Burgstalls liegen im heutigen Stadtgebiet von Hamm –  lag in der flachen Niederung der Ahse, nördlich der Einmündung des Geithebaches in die kanalisierte Ahse. Im Rahmen der Umbettung der Ahse vor dem Ersten Weltkrieg – unter Leitung des damaligen Hammer Stadtbaurates Otto Krafft – erfolgte auch in Teilen eine  künstliche Neubettung der Geithe. Vgl. hierzu https://www.hamm.de/de/kultur/kultureinrichtungen/stadtarchiv/aktuelles/die-spaetere-loesung-der-ahseverlegung.html und https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Mark.

[10] Vgl. hierzu die entsprechenden Ausführungen unter https://de.wikipedia.org/wiki/Zeche_Maximilian  und Dr. Bömer, Beiträge zur chemischen Wasseruntersuchung, in: v. Buchka, Karl Heinrich (Hrsg.), Zeitschrift für Untersuchung, der Nahrungs- und Genussmittel, sowie der Gebrauchsgegenstände Band 10, 1905, S. 138 oder die vorgenannte Akte des Bergbauamts.

[11] Vgl. hierzu die Ausführungen unter http://www.heimatkunde-uentrop.de/index.php?id=Schmehausen-seite-53.

[12] Vgl. hierzu Dr. Reimann-Gröne, Die Geographie des Ptolemäus für Niederrhein-Westfalen, Essen 1938, S. 6.

[13] Vgl. hierzu Heinzmann, Guido, Gemeinschaft und Identität spätmittelalterlicher Kleinstädte Westfalens, Eine mentalitätsgeschichtliche Untersuchung der Städte Dorsten, Haltern, Hamm, Lünen, Recklinghausen und Werne, Norderstedt: Books on Demand 2006 und v. Steinen, Johann Dietrich, Versuch einer Westphälischen Geschichte, besonders der Grafschaft Mark, Dortmund 1749, als Onlineausgabe abrufbar unter http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/urn/urn:nbn:de:hbz:6:1-2078.

[14] Vgl. hierzu u. a. die historische Karte unter www.heimatkunde-uentrop.de: Heimatkunde Uentrop – Ortsteil Schmehausen: Schmehausen – Haus-Nr. 49.

[15] Vgl. hierzu das entsprechende Kartenmaterial unter  http://www.tim-online.nrw.de.

[16] Vgl. zu den Gewässerkennzahlen in Nordrhein-Westfalen u. a. die Auflistungen unter https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjeuviuvoHKAhWkj3IKHfkODecQFggcMAA&url=http%3A%2F%2Fwww.lanuv.nrw.de%2Ffileadmin%2Flanuv%2Fwasser%2Fpdf%2FGewaesserverzeichnis%2520GSK3C.xls&usg=AFQjCNG1-CRw3e__nmO_PRq1qB6wLtMb_w&bvm=bv.110151844,d.bGQ.

[17] Auf mehreren  Portalen des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, z.B. http://www.tim-online.nrw.de/, http://www.elwasweb.nrw.de/ oder https://www.geoportal.nrw.de/,  wurde der Geithebach als solcher, aber auch als Geithe bezeichnet.

[18] Vgl. hierzu http://www.hammwiki.de/wiki/Geithe_%28Bach%29.

[19] Die entsprechende Emailkorrespondenz kann in der Emailsammlung im Anhang eingesehen werden.

[20] Vgl. hierzu Greule, Albrecht, Deutsches Gewässernamenbuch: Etymologie der Gewässernamen und der zugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen, Regensburg 2014.

[21] Die E-Mail stammt aus der Emailkorrespondenz im Juli 2015 mit Vertretern des LANUV.

[22] Der Düker ist der Geitheabschnitt, der unter dem Datteln-Hamm-Kanal durchfließt.

[23] Nun zum Schluss noch drei Fragen:

Meine Frage dazu, wer ist die zuständige Stelle für Änderungen an Kartenwerken des Landesministeriums oder nehmen Sie sich der Sache an?

Muss ein Gewässer mit Gewässerkennzahl kontrolliert werden?

Was ist eine Experteneinschätzung?

[24] Organoleptische Prüfungen sind hilfsmittelfreie Bewertungen von Objekten bezüglich direkt wahrnehmbarer Eigenschaften dieser Objekte. Hierzu zählen Geruch, Geschmack oder Farbe. Sie sind umgangssprachlich auch als „ erkennbare Vorabinformationen“ bekannt.

[25] Das pH-Messgerät PCE-PHD 1 ist ein Multifunktionsgerät zur Überprüfung der Wasserqualität. Das tragbare pH-Messgerät dient zur Kontrolle der Wasserparameter pH-Wert, Redox, Leitfähigkeit, Salzgehalt, Sauerstoff und ist auch zur Temperaturmessung geeignet. Eine 3-Punkt Kalibrierung und eine automatische Temperaturkompensation garantieren eine hohe Genauigkeit auch bei sehr schwankenden Messtemperaturen.

[26] Die van-’t-Hoff’sche Regel  (auch Reaktionsgeschwindigkeit-Temperatur-Regel, RGT-Regel) ist eine grobe Abschätzungsregel der chemischen Kinetik und erlaubt die Abschätzung vieler naturwissenschaftlicher Phänomene. Sie besagt, dass chemische Reaktionen bei einer um 10 K erhöhten Temperatur doppelt bis viermal so schnell ablaufen.

[27] Der komplette Datensatz kann im Anhang eingesehen werden.

[28] Vgl. hierzu http://www.wetteronline.de/wetter/hamm.

[29] Wie kam es zur Fließgeschwindigkeit? Ich ließ einfach ein Stück schwimmendes Holz 6 Meter zurücklegen im Bach und stoppte die Zeit. Zur besseren Nivellierung führte ich den Test mehrmals durch. Das war es gewesen!

[30] Vgl. hierzu https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=10000000000000000322.

[31] Vgl. hierzu Rienäcker/Spieß: Qualitatives anorganisches Praktikum für Biologen, LMU München, Rienäcker / Spieß, Fassung: 3. Nov. 1998                 http://www.cup.uni muenchen.de/ac/lorenz/student/pdf/Ql_bio.pd.

[32] Ebenda, an entsprechendem Ort.

[33] Vgl. hierzu JD-UQN laut Abschlussbericht _LAWA_QN-V_100317, Seite 14:
https:// www. google. de/ url?sa =t&rct =j&q =&esrc =s&source= web&cd =1&cad = rja&uact=8&ved= 0ahUKEwjaxJuP1OvKAhVExQ8KHf9cBgkQFggoMAA&url =http%3A%2F%2Fwww. laenderfinanzierungsprogramm. de%2Fcms%2FWaBoAb _prod%2FWaBoAb%2FVorhaben%2FLAWA% 2FVorhaben_des_Ausschusses_ Oberflaechengewaesser_und_Kuestengewaesser_ (AO)%2FO_5.07%2FAbschlussbericht _LAWA_QN-V_100317.pdf&usg= AFQjCNHuzXGvMt4 FqeLu2dDE12mfc0BHFQ&bvm = bv.113943665,d.bGs; https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0ahUKEwjMiYq33OvKAhVCD5oKHXqgDLAQFggoMAA&url=http%3A%2F%2Ftu-dresden.de%2Fdie _tu_dresden%2Ffakultaeten%2Ffakultaet _forst_geo_und_ hydrowissenschaften% 2Ffachrichtung_ wasserwesen%2Fifw%2Flehre%2F Wasserinhaltsstoffe-Schwermetalle _1.pdf&usg =AFQjCNF0sQnRY _VXcXl4vwP2FMS7Psw5fg und JD-UQN laut OgewV:
https: //www. gesetze -im-internet.de/ ogewv/anlage_7.html.

[34] Vgl. hierzu http://www .bachpaten .vg-arzfeld.de /download /info_brief_3.pdf und http://www.vdg-online.de / uploads/media/bd64_bewertungsboegen20050119_01.pdf.

Die vollständingen Erhebungs- und Bewertungsbögen können unter Datenmaterial zu den Versuchsreihen und anderer Schriftverkehr eingesehen werden.

[35] Der komplette Datensatz kann im Anhang eingesehen werden.

[36] Im Anhang Datenmaterial zu den Versuchsreihen und anderer Schriftverkehr kann die komplette Beschreibung eingesehen werden.

[37] Vgl. hierzu mein Projekt „Hat das stillgelegte AKW Hamm seine Umwelt beeinflusst?“. Dieses Projekt ist auf Nachfrage zu beziehen über meine Person. Herrn Achim Hucke gilt mein Dank, er hat mir für die damalige Arbeit Unterlagen zur Verfügung gestellt.

[38] Vgl. hierzu als Einstieg in die Problematik die Äußerungen unter https://de.wikipedia.org/wiki/Pac-K%C3%BCgelchen.

[39] Rot gibt den Bereich einer Überschreitung nach der Klärschlammverordnung bei den toxischen Elementen wieder. Orange markiert den Bereich über dem Normwert, und das Grün ist erwartungsgemäß der Normalbereich.

[40] Vgl. hierzu https://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/abfkl_rv_1992/gesamt.pdf

[41] Vgl. hierzu http://www.berkefeld.com / berkefeld / ressources / documents / 1 / 27868 , VGB-PowerTech-2012-09_Behandlung_A.pdf, S. 125.

[42] Vgl. hierzu http://www. fachdokumente. lubw.baden-wuerttemberg.de / servlet/ is/40162/ pef496001SBer. pdf?command=downloadContent&filename = pef496001SBer.pdf&FIS=203, S. 12.

[43] Vgl. hierzu http://www.oeko.de/oekodoc/107/2003-010-de.pdf Steinkohle.

[44] Vgl. hierzu http://www.planet-wissen.de/natur/fluesse_und_seen/lebensraum_fluss/pwievonderquellebiszurmuendung100.html.

[45] Vgl. hierzu http:// www.flussgebiete .nrw.de / img_auth.php /a/ac/ Broschuere_unser_wasser_web.pdf und http:// www. Flussgebiete .nrw.de /index.php/Meldungen/Eintrag_20150417083921.

[46] Die Emailkorrespondenz kann im Anhang eingesehen werden.

[47] Vgl. hierzu http://www.uni-duesseldorf.de /MathNat / Biologie / Didaktik / WasserSek _I/ glossar.html#Anker550986, http:// files.schulbuchzentrum-online.de/onlineanhaenge/files/978-3-507-10914-8-2-l.pdf oder die im Anhang befindliche Emailkorrespondenz mit der betreffenden Mitarbeiterin des Umweltministeriums in Düsseldorf. Von der Mitarbeiterin namens Fischer stammte auch der Hinweis zur Einsichtnahme in die nordrhein-westfälische Broschüre.

[48] Vgl. hierzu http://www.rechtslupe.de/verwaltungsrecht/kuenstliche-einleitung-von-wasser-in-ein-bachbett-ohne-quellen-2-379108.

[49] Vgl. hierzu Wassergesetz für das Land Nordrhein-Westfalen:  https:// www.google. de/url? sa= t&rct= j&q=&esrc =s&source= web&cd=5&ved=0ahUKEwif4uvJmubKAhUECCwKHZagAwIQFgg-MAQ&url=http%3A%2F%2Fwww.muenster.de%2Fstadt%2Fumwelt%2Fpdf%2FLWG_1995.pdf&usg=AFQjCNGhIP 11BCM qk8Gdc Mf V b WKyVB whQ&bvm=bv.113370389,d.bGg.

[50]Vgl. hierzu die Enwässerungssatzung Soest unter https://www.google.de/ url?sa=t&rct=j&q=&esrc =s&source= web&cd=8&ved = 0ahUKEwiJpMSF6OvKAhXFNpoKHUSECnMQFghIMAc&url=http%3A%2F%2Fwww.soest.de%2Fbuergerservice_politik%2Fortsrecht%2F__Entwaesserungssatzung_2014_Veroeffentlichung_.pdf&usg=AFQjCNEa8AywqzP5vWobrZAeCC2xF52M6A, Seite 2.

[51]Ebenda, S. 3.

[52]Vgl. hierzu http://www.elwasweb.nrw.de und https://www.google.de /url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source =web&cd =3&ved= 0ahU KEwi3l6376evKAhXFJ5oKHZQ1AsAQFggyMAI&url=http%3A%2F%2F

www.lanuv.nrw.de%2Ffileadmin%2Flanuv%2Fwasser%2Fabwasser%2Flagebericht%2Fpdf%2FKapitel-4-Abwasserableitung.pdf&usg = AFQjCNGT4UhMP3HM9UWhCTZC4dG0MT_QEA&bvm=bv.113943665,d.bGs, S. 48.

[53] Vgl. hierzu http://lanxess.de/de/corporate/ueber-lanxess/deutsche-standorte/hamm-uentrop/zahlen-fakten/.

[54] Vgl. hierzu http://www.elwasweb.nrw.de.

[55] Vgl. hierzu http://westfleisch.de/unternehmen/standorte.html.

[56] Vgl. hierzu https://www.google.de /url?sa =t&rct=j&q=&esrc= s&source= web&cd=1&cad= rja&uact= 8&ved= 0ahUKE wj7 u Le0wu7KAhVmCZoKHVNYB0sQFggoMAA&url=http%3A%2F%2Fwww.lanuv.nrw.de%2Ffileadmin%2Flanuv%2Fabfall%2Fpdf%2FBenutze rha ndbuch _ADDISweb_V25_Anhang.pdf&usg =AFQjCNFSyTjc4NHyeBGp_mmHQj60zaq7Nw und pbadupws.nrc.gov/ docs/ ML0215/ ML021510148.pdf.

[57] Vgl. hierzu Anmerkung 5.

[58] Vgl. hierzu http://www.deine-berge.de/umrechner_koordinaten.php.

[59] Vgl. hierzu Anmerkung 8.

[60] Vgl. hierzu die Einstufung im Erlebnisbericht zur Lippe, abrufbar unter http:// daten. Flussgebiete .nrw.de/ bestandsaufn/ daten/lippe/index.html, S. 26 und 53.

[61] Ebenda, S. 89.

[62] Ebenda, S. 138f.

[63] Ebenda, S. 344.

[64] Ebenda, S. 168 und S. 345.

[65] Vgl. hierzu die Übersicht der industriellen Direkteinleiter unter https:// www.google.de /url?sa=t&rct=j&q=&esrc =s&source= web&cd=2&ved=0ahUKEwiSsfqY_ujKAhWD1SwKHe3yDucQFgguMAE&url=http%3A%2F%2Fwww.lanuv.nrw.de%2Ffileadmin%2Flanuv%2Fwasser%2Fabwasser%2Flagebericht%2Fpdf%2FAnhang_B.pdf&usg=AFQjCNFtGQJA2pfet63gRLoxMOIxpKI3Ug&bvm=bv.113370389,d.bGs, S. 1003f.

[66] Vgl. hierzu das Ahseprojekt Geithebach unter  https://www.google.de /url?sa =t&rct =j&q =&esrc =s&s ource= web&cd =6&ved=0ahUKEwjj-OD8iOnKAhXJkCwKHTk nBuMQFghBMAU&url= http%3A%2F%2Fwww.kreissoes t.de%2Fumwelt _tourismus%2Fumwel t%2Funterhaltung% 2Fboerde%2FAhse-Projekt __ Lebendige _Boerdebaeche _.php. media%2F89176%2Fahseprojekt _ Geithebach__Ma _nahme _1_ 12.pdf& usg  =  AFQjCNHM  4dg1kWQqlZ9Kebd c2Yhcyl670Q&bvm = bv.113370389,d.bGs und der Bewirtschaftungsplan NRW unter https://www.google.de/url?sa =t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd= 1&ved=0ahUKEwi1sLjRgenKAhWCBywKHY0YD v8QFggoMAA&url= http%3A %2F%2Fwww.flussgebiete.nrw.de%2Fberichte%2 Fsteckbriefe2009%2F091026 _OW_ Steckbrief_PE_LIP_1600.pdf&usg = AFQjCNE1rWyHAOazcXZFyikNHuin _MB0hg&bvm=bv.113370389,d.bGs.

[67] Vgl. hierzu den Bewirtschaftungsplan, a. a. O., S. 13f.

[68] Vgl. hierzu den Fragenkatalog an der entsprechenden Stelle im Anhang.

[69] Vgl. hierzu die entsprechende Email vom 23. November 2015, die im Anhang eingesehen werden kann.

[70] Der Brief kann in seiner Form und in seinem Inhalt im Anhang eingesehen werden.

[71] Das Antwortschreiben aus Arnsberg kann in vollständiger Ausführung im Anhang eingesehen werden.

Materialsammlung nach Kapiteln

Karte 1

Der Verlauf der Geithe vor dem Kraftwerksbau.

Uraufnahme der Geithe 1836 – 1850

Abgerufen am 21. April 2015 unter:

http://www.tim-online.nrw.de/tim-online/initParams.do;jsessionid=AD47EF8F086296D2D320B73277ADB5E4

Karte 2

Bodentyp S-G 54

Anhand des Bodentypes kann man den ehemaligen Verlauf der Geithe erkennen.

Abgerufen am  5. Juli 2015 unter: http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf

E – Mail Kontakt 1

E – Mail Kontakt mit Elwas / LANUV, die mich an den Geologischen Dienst, Dr. Stefan Miara, weiterleiteten

 

Dr. Miara, Geologischer Dienst

Frage:  S-G54

Seite

Von: ELWAS-WEB-APP-SB1 [mailto:elwas@it.nrw.de]
Gesendet: Dienstag, 7. Juli 2015 10:27
An: ELWAS-GS
Betreff: [ELWAS-WEB] Frage zur Bodenkarte

RUECKMELDUNG

NAME: Seithe, Samantha
E-MAIL ADRESSE: samanthaseithe@yahoo.de

Sehr geehrte Damen und Herren,
auf der Website von Elwas finde ich bei der Bodenkarte die Bezeichnung S-G 54.
Nun meine Frage:
Was bedeutet S?
Was bedeutet G?
Was bedeutet 54?
Es wäre nett, wenn Sie mir die Fragen beantworten würden, ich benötige die Auskunft für ein Projekt für mein fünftes Abiturfach.

Danke
Samantha Seithe

Stefan.Miara@gd.nrw.de 

An

samanthaseithe@yahoo.de

CC

elwas-gs@lanuv.nrw.de

16.07.15 um 10:34

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

bei der Legendeneinheit handelt es sich um einen Pseudogley-Gley (S-G) mit der Bodenartengruppe 5 (aus stark lehmigem Sand oder stark sandigem Lehm oder tonigem Sand, siehe unten) in der Mächtigkeit 4 (10-20 dm, siehe unten)

 

4.1.4.2       Bodenartengruppe der obersten Bodenartenschicht

 

Nach der Bodenart, die in den obersten 30 cm des Profils vorherrscht, erfolgt die Zuordnung des Bodens zu einer der 10 Bodenartengruppen:

  • 8 Feinbodenarten-Gruppen des Bodenartendreiecks (Abb. 4)
  • Bodenartengruppe 9 für Grobbodenarten (Grobbodenanteil > 75 Vol.‑%)
  • Bodenartengruppe 0 für Torf und Feinhumus sowie anthropogenes Material, das bodenart­lich nicht sinnvoll beschrieben werden kann (z. B. Müll, Holz).

 

 

 

Abbildung 4:    Bodenartendreieck der Bodenkartierung in Nordrhein-Westfalen

 

4.1.4.3     Mächtigkeit der obersten Bodenartenschicht

 

Die Mächtigkeit der obersten Bodenartenschicht wird im Einheitensymbol der großmaßstäbi­gen Kartierungen als 1. Ziffer angegeben. Die Angabe erfolgt in Stufen nach Tabelle 2.

 

Tabelle 2:     Einstufung der Mächtigkeit der obersten Bodenartenschicht

Stufe Mächtigkeit in cm
1                < 30
2      30 –   < 60
3       60 – < 100
4     100 – < 200
5              ³ 200

 

 

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Stefan Miara

Geologischer Dienst NRW

Karte 3

Auf dieser Karte erkennt ist zu erkennen, dass die Geithe östlich und westlich vom Kraftwerksgelände eingezeichnet ist.

Abgerufen am 28. April 2015 unter:

https://www.geoportal.nrw.de/application-geoviewer/start/index.php

Karte 4

In dieser Karte ist die Geithe westlich und der Geithe – Bach östlich vom Kraftwerksgelände eingezeichnet.

Abgerufen am 28. April 2015 unter:

http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf#

Abbildung 1

Die Gewässerstationierungskarte mit den zugehörigen Verzeichnissen bildet die Grundlage für eine bundesweit abgestimmte Systematik für die Zuweisung von Daten und Informationen zu Fließgewässern, stehenden Gewässern und deren Einzugsgebiete.

Die Geithe mit der Gewässerkennzahl 27868 im Gewässerverzeichnis GSK3C 2010

Abbildung 2

Der Geithe – Bach mit der Gewässerkennzahl 2785916

Gewässerkennzahlen in Nordrhein-Westfalen

Abgerufen am 30. April 2015 unter:

http://www.lanuv.nrw.de/umwelt/wasser/oberflaechengewaesserfluesse-und-seen/fliessgewaesser/gewaesser-stationierungskarte/

und

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjeuviuvoHKAhWkj3IKHfkODecQFggcMAA&url=http%3A%2F%2Fwww.lanuv.nrw.de%2Ffileadmin%2Flanuv%2Fwasser%2Fpdf%2FGewaesserverzeichnis%2520GSK3C.xls&usg=AFQjCNG1-CRw3e__nmO_PRq1qB6wLtMb_w&bvm=bv.110151844,d.bGQ.

Karte 5

Bei tim-online.nrw habe ich mit einem Tool eine historische und eine aktuelle Karte übereinandergelegt, es ist zu erkennen, dass das Kernkraftwerk direkt auf die Geithe gebaut wurde.

Abgerufen am 20. Juni 2015 unter:

http://www.tim-online.nrw.de/tim-online/initParams.do;jsessionid=AD9AF591B1C36C30A841F7DB9A9B833B

Karte 6

Östlich vom Kraftwerksgelände ist auf dieser Karte der Geithe – Bach eingezeichnet. Auf dieser Karte ist die Grenzelinie zwischen Hamm und Soest zu erkennen. Der Geithe – Bach verläuft direkt auf der Grenze.

Abgerufen am 20. Juni 2015 unter:

http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf#

E – Mail Kontakt 2

Kontakt mit dem Kreis Soest, Frau Kuehlmann, Wasserwirtschaft

Frage: Geithe – Bach Zuständigkeit

Von: Samantha Seithe [mailto:samanthaseithe@yahoo.de]
Gesendet: Sonntag, 19. Juli 2015 19:00
An: Kühlmann Annette
Betreff: Fließgewässer Kreis Soest

Hallo Frau Kuehlmann,

bei meinem fünften Abiturfach beschäftigte ich mich mit der Lippe und seine Zuflüsse.

Nun meine Frage:

Der Geithe-Bach stellt die Grenze zwischen dem Kreis Soest und der Stadt Hamm da, entspringt in Eilmsen und fließt in die Lippe.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem Geithe – Bach und dem Geithebach  und ist der Geithebach die lange Version von Geithe?

Können Sie mir den genauen Verlauf der/ des Baches mit der genauen amtlichen Bezeichnung nennen?

Liebe Grüße aus Scheidingen

Samantha Seithe

 

Annette.Kuehlmann@Kreis-Soest.de Hallo Frau Seithe, Die Geithe oder der Geithebach bildet nicht die Grenze zwischen Soest und Hamm, fließt auch nicht in die Lippe sondern in die Ahse und die Ahse fließt in Hamm in die Lippe. Die Ge

An

samanthaseithe@yahoo.de

Jul 20

Hallo Frau Seithe,

Die Geithe oder der Geithebach bildet nicht die Grenze zwischen Soest und Hamm, fließt auch nicht in die Lippe sondern in die Ahse und die Ahse fließt in Hamm in die Lippe. Die Gewässerunterhaltung obliegt der Stadt Hamm hier können Ihnen Frau Knoblauch (Tel. 02381/17-7139) oder Herr Dr. Schmidt-Formann weiter helfen. Die Geithe gehört zum Ahse-Prohekt „Lebendige Bördebäche“, weitere Informationen finden Sie auch unter:

 http://www.kreis-soest.de/umwelt_tourismus/umwelt/unterhaltung/boerde/Ahse-Projekt__Lebendige_Boerdebaeche_.php

 Für eventuelle Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

 Mit freundlichen Grüßen

i. A.

 Annette Kühlmann

Kreis Soest

Wasserwirtschaft

Hoher Weg 1 – 3   .  59494 Soest

Tel.: 02921 30-2213

Fax: 02921 30-3480

E-Mail: annette.kuehlmann@kreis-soest.de

Internet: www.kreis-soest.de

 

 

 

 

E – Mail Kontakt 3

Kontakt mit dem Germanisten Prof. Dr. Albrecht Greule, Albrecht Greule ist Autor des Buches: Deutsches Gewässernamenbuch: Etymologie der Gewässernamen und der zugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen, Regensburg 2014

 

Frage: Sprachwissenschaftlich Geithe / Geithe – Bach

 

Hallo Prof. Greule,

gibt es sprachwissenschaftlich einen Unterschied zwischen Geithebach und Geithe – Bach?

Liebe Grüße aus Westfalen

Samantha Seithe

 

Albrecht Greule <Albrecht.Greule@sprachlit.uni-regensburg.de>

An

samanthaseithe@yahoo.de

21.07.15 um 17:29

Liebe Frau Seithe,

 

da Geithe ein selbstständiger Flussname ist, ist ein Kompositum (Zusammensetzung) mit Bach sprachlich gesehen überflüssig. Aber die Kartographen versehen den (nur) zweisilbigen Namen gerne mit Bach /-bach oder zusammengeschrieben als Geithebach, um auf der Karte klar zu stellen, dass es sich um einen Bach handelt.

Das kommt oft vor. Man nennt ein solches Kompositum „verdeutlichendes Kompositum“.

 

Die Geithe habe ich etymologisch im Gewässernamenbuch S,170, etymologisch behandelt; aus der Etymologie wird auch deutlich, dass es sich seit jeher um einen einstämmigen Namen handelt.

 

Viele Grüße

Ihr Albrecht Greule

 

E-Mail Kontakt  4

Seite 6

Kontakt mit Elwas / LANUV

Frage: Geithebach / Geithe – Bach

 

Von: Samantha Seithe [mailto:samanthaseithe@yahoo.de]
Gesendet: Sonntag, 19. Juli 2015 19:02
An: ELWAS-GS
Betreff: Zufluss Lippe

Sehr geehrte Damen und Herren,

bei meinem fünften Abiturfach beschäftigte ich mich mit der Lippe und seine Zuflüsse.

Nun meine Frage:

Der Geithe-Bach stellt die Grenze zwischen dem Kreis Soest und der Stadt Hamm da, entspringt in Eilmsen und fließt in die Lippe.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem Geithe – Bach und dem Geithebach  und ist der Geithebach die lange Version von Geithe?

Können Sie mir den genauen Verlauf der/ des Baches mit der genauen amtlichen Bezeichnung nennen?

Liebe Grüße aus Scheidingen

Samantha Seithe

 

elwas-gs@lanuv.nrw.de 

An

samanthaseithe@yahoo.de

20.07.15 um 1:08

Sehr geehrte Frau Seithe.

 

Gemäß Gewässerstationierungskarte und ATKIS-Daten (BASIS-DLM) der Landesvermessungsverwaltung heißt das Gewässer „Geithe-Bach“. Der Verlauf des Gewässers kann ELWAS-WEB (s.u.) entnommen werden. Der „Geithe-Bach“ hat die Gewässerkennzahl 2785916.

Sie können sich den Geithe-Bach in ELWAS-WEB anzeigen lassen, indem Sie in der Karte oben in der Suchleiste die Suche auf „Gewässer“ umstellen (über einen Klick auf das rot markierte Symbol und Eingabe des Gewässernamens oder der Gewässerkennzahl.).

 

Mit freundlichen Grüßen

i.A. Maria Carambia

 

_____________________________________________

Maria Carambia
Fachbereich 56 – Wasserwirtschaftlicher Datenverbund, ELWAS-Geschäftsstelle
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW
Leibnizstraße 10
45659 Recklinghausen

Dienstort: Düsseldorf, Auf dem Draap 25

Tel.: 0211/1590 – 2205
Email: 
elwas-gs@lanuv.nrw.de

 

www.lanuv.nrw.de

 

E-Mail Kontakt  5

Seite 6

 

Juliane.Vierth-Boeke@lanuv.nrw.de 

An

samanthaseithe@yahoo.de

20.07.15 um 2:49

Sehr geehrte Frau Seithe,

 

vielen Dank für Ihre Anfrage an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). Zur Beantwortung Ihrer Frage zum Geithe-Bach möchte ich Sie auf die Datenbank „ELWAS“ hinweisen, in der alle relevanten Angaben zu dem Geithe-Bach zu finden sind. Sie finden die Datenbank über den beigefügten Link:http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf

 

Um die Informationen zum Geithe-Bach zu ersehen, geben Sie im Adressfeld den Ort Eilmsen ein, wählen auf der linken Seite die Basisdaten aus und in aktivieren in der Werkzeugleiste die Taste „Informationen“. Gerne helfe ich Ihnen auch über das Telefon weiter. Sie erreichen mich während der Dienstzeit von 8-16 Uhr, morgen bin ich Vormittags in einer Besprechung.

 

Mit freundlichen Grüßen

                                                                                                                                                                                          

Juliane Vierth-Böke
Fachliche Öffentlichkeitsarbeit, Verbraucherinformationen / FB36
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW
Leibnizstraße 10
45659 Recklinghausen
Dienstort: Essen, Wallneyer Str. 6
Tel.: 0201/7995-1392
Fax: 0201/7995-1641
www.lanuv.nrw.de

 

 

 

 

Karte 7

Östlich vom Kraftwerksgelände ist auf dieser Karte die Geithe eingezeichnet.

Abgerufen am 20. Juni 2015 unter:

www.tim-online.nrw.de/tim-online/initParams.do;jsessionid=AD9AF591B1C36C30A841F7DB9A9B833B

Karte 8

Östlich und westlich vom Kraftwerksgelände ist auf dieser Karte die Geithe eingezeichnet.

Abgerufen am 20. Juni 2015 unter:

https://www.geoportal.nrw.de

Karte 9

Östlich vom Kraftwerksgelände ist auf dieser Karte der Geithe – Bach eingezeichnet.

Abgerufen am 20. Juni 2015 unter:

http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf#

Karte 10

Die Bachquelle unter dem alten Kernkraftwerk, aus Sicht des Umweltamtes Hamm, auch als kartographische Quelle zu interpretieren.

Abgerufen am 20. Juli 2015 unter:

https://www.geoportal.nrw.de/application-geoviewer/start/index.php

Karte 11

Der Bachursprung der Geithe vor dem Klärschlammbecken auf dem Gelände von RWE.

Abgerufen am 20. Juli 2015 unter:

http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf#

Karte 12

Abgerufen am 20. Juli 2015 unter:

https://www.geoportal.nrw.de/application-geoviewer/start/index.php

Bild 1

Hier ist das Rohr hinter dem Düker zu sehen, dies bezeichnet Herr Cigelski, Umweltamt Hamm, als Quelle der Geithe

Koordinaten: 51.680890, 7.954054

Datum: 2. August 2015 Uhrzeit: 11.15 Uhr

E-Mail Kontakt 6

Seite 6

 

Kontakt mit RWE

Frage: Anfrage Foto auf dem RWE Gelände Bachquelle

 

Steffen, Guido <guido.steffen@rwe.com>

An

samanthaseithe@yahoo.de

04.12.15 um 3:21

Hallo Frau Seithe,

die Geithe entspringt nicht auf dem Standort (siehe weiter unten). Ein Foto der Quelle kann somit im öffentlichen Verkehrsraum ohne Betreten des Standortes bzw. ein Foto vom Standort gemacht werden.
Die Geithe „entspringt“ (oder besser: entsteht) an der Grenze der Stadt Hamm zum Kreis Soest, ungefähr an der Straßenkreuzung Lippestraße / Vellinghauser Straße.
Die „Quelle“ ist die Feldentwässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Von hier aus fließt der Bach zum Umspannwerk und dann zum KWE.
Der Bach verläuft in Rohren unter dem Kraftwerk und fließt an der Westgrenze (Schmehauser Feld) des KWE wieder in ein offenen Bachlauf.

Gutes  Gelingen, schönes Wochenende und

Mit freundlichen Grüßen, vriendelijke groeten and kind regards

Guido Steffen
RWE Power AG
Externe Kommunikation/Pressestelle
Huyssenallee 2
45128 Essen
T +49 (0)201 12 22544
M +49(0) 172 183 2265
Vorschlag: Verzichten Sie doch auf eine Antwort-Mail,
wenn wir die Sache schnell telefonisch klären können.

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Irgendwann kommt jeder drauf! WWW.ENERGIEWELT.DE
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Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Rolf Martin Schmitz
Vorstand: Matthias Hartung (Vorsitzender),
Dr. Ulrich Hartmann, Dr. Frank Weigand
Erwin Winkel

Karte 13

Der Bachursprung der Geithe laut Aussage von RWE.

Abgerufen am 5. Dezember 2015 unter:

http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf#

E-Mail Kontakt 7

Seite 7

Kontakt mit dem geologischen Dienst, Dr. Stefan Miara, Anfrage Änderung an Kartenwerken, Kontrolle der Bäche

Sehr geehrter Dr. Miara,

im Juli habe ich eine Anfrage wegen der Verbindlichkeit der Gewässernamen an den Geologischen Dienst NRW gestellt und bekam von Ihnen eine Antwort.

Sie teilten mir auch mit, wenn mir Unstimmigkeiten aufgefallen sind, bitten Sie um Nachricht um es an entsprechender Stelle prüfen zu lassen.

Mir sind bei den Kartenwerken von Elwas – Web, Tim – online, NRW Umweltdaten vor Ort und GEO.portal.NRW Unstimmigkeiten aufgefallen.

Es handelt sich um die Gewässer Geithe und Geithe – Bach in Hamm – Uentrop.

Geithe: Gewässerkennzahl: 27868

Geithe – Bach Gewässerkennzahl: 2785916

 

Meine Fragen,

wer ist die zuständige Stelle für Änderungen an Kartenwerken des Landesministeriums oder nehmen Sie sich der Sache an?

Muss ein Gewässer mit Gewässerkennzahl kontrolliert werden?

Was ist eine Experteneinschätzung?

3.1.1 WKG_LIP_1601: Oberes Salzbachsystem und Geithebach (1 von 2)

Herzliche Grüße

Samantha Seithe

 

 

Von: Stefan.Miara@gd.nrw.de
An: samanthaseithe@gmx.de
Cc: Ludger.Krahn@gd.nrw.de
Betreff: WG: Anfrage zur Bearbeitung Geithe – Geithe – Bach

Sehr geehrte Frau Seithe,

anbei die Antwortmail auf ihre drei Fragen[1] aus der angehängten Datei;  mein Kollege Hr. Schuster aus der Hydrolgeologie unseres Hauses war so freundlich sie noch vor Weihnachten zu bearbeiten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Stefan Miara

Geologischer Dienst NRW

Bodenkundliche Beratung

Dr. Krahn zgK

Hallo Stefan,

nach hygrisC ist der Ursprung  der Geithe dort, wo Herr Steffen von RWE es beschrieben hat: östlich vom Kraftwerk, ungefähr da, wo die Stadtgrenze Hamm die Lippestraße quert. Legt man die Bodenkarte über die Topografie, erkennt man anhand des Verlaufs des schmalen Pseudogley-Gley-Bereichs den ursprünglichen Verlauf der postglazialen Abflussrinne durch den Bereich, wo heute das Kraftwerk steht. 

Der Geithebach strömt nahe des Ursprunges der Geithe vorbei entlang der Vellinghauser Straße nach Osten/Nordosten zur Lippe.

Zu den Fragen:

·         Zuständig für die Gewässer ist das LANUV NRW, die Darstellungen erfolgen durch Geobasis NRW (früher Landesvermessungsamt).

·         Die Gewässer werden kontrolliert.

·         Wie die Frage gemeint ist, verstehe ich nicht.

Beste Grüße,

Hannsjörg

 

Bild 2

Die Geithe tritt auf der Westseite hinter dem    Kraftswerksgelände wieder ans Tageslicht

Koordinaten: 51.681289, 7.962677

Datum: 27.12.2015 Uhrzeit: 14.35 Uhr

Bild 3

Bachverlauf der Geithe laut E-Mail,

23.12.2015

Das Gefälle des Baches zum Kraftwerk

Ist klar zu erkennen.

Geologischer Dienst NRW – Landesbetrieb

Hannsjörg Schuster

Dipl.-Geologe, Regierungsangestellter

Fachbereich 33, Hydrogeologische Beratung

Koordinaten: 51.673204, 7.985672

Datum:  27.12.2015 Uhrzeit: 14.30 Uhr

Bild 4

Das Plastikrohr zeigt die Quelle, die vom Vermessungsamt und RWE angegeben wird

Koordinaten: 51.673204, 7.985672

Datum: 27.12.2015 Uhrzeit: 14.35 Uhr

Bild 5

Wasseruntersuchung mit meinem PCE-PHD 1 Messgerät

Koordinaten 51.681767, 7.961834

Datum: 02.05.2015 Uhrzeit: 15.45 Uhr

Tabelle 1

Die unten stehende Tabelle enthält einen Datensatz zu den obligatorischen Physikparametern der Geithe. Die Entnahmestelle – von mir als „Brücke“ bezeichnet und über die GPS-Koordinaten 51.681767, 7.961834 erreichbar – zeigte in ihren Wasserproben weitgehende Normalität in den Konzentrationen

Messwerte Verlauf Geithe

Geithe Brücke pH Wert Sauerstoff (mg/l) Salz (%) Leitfähigkeit (mS/cm) Temperatur (°C) Wasserstand
08/3    20.30 7,90 7,7 0,05 1,038 13,1 0,30 m
14/3    20.00 8,15 4,8 0,06 0,648 14,0 0,28 m
15/3     19.30 8,12 4,5 0,06 1,387 14,1 0,25 m
16/3    19.30 8,15 3,0 0,06 1,400 13,7 0,27 m
Ort/ Datum / Werte ph-Wert Sauerstoff mg/l Salz Leitfähigkeit

mS

Temperatur

Grad

Frielinghauser Straße

28.11.15

8,06 7,8

 

0,04

 

0,802 7,2 Grad
Frielinghauser Straße 29.11. 7,82 7,5 0,04 0,809 7,3
Frielinghauser Straße 5.12. 7,99 7,7 0,04 0,957 7,3
Frielinghauser Straße 6.12. 8,02 8,1 0,04 0,981 7,4
Auf dem Südfelde

28.11.15

8,05 8,0 0,04 0,809 7,3
Auf dem Südfelde 29.11. 7,87 7,6 0,04 0,802 7,3
Auf dem Südfelde 5.12. 8,08 8,2 0,04 0,928 7,3
Auf dem Südfelde 6.12. 7,95 7,5 0,04 0,935 7,2
Im Nachtigallental

28.11.15

7,80

 

8,0 0,04 0,820 7,4
Im Nachtigallental 29.11. 7,90

 

7,9 0,04 0,816 7,3
Im Nachtigallental 5.12. 8,10 8,3 0,04 0,940 7,3
Im Nachtigallental 6.12. 8,01 8,1 0,04 0,952 7,2
In der Geithe

28.11.15

8,20 7,9 0,04 0,818 7,4
In der Geithe 29.11. 7,84 7,6 0,04 0,823 7,3
In der Geithe 5.12. 7,89 7,7 0,04 0,948 7,3
In der Geithe 6.12. 8,06 8,0 0,04 0,962 7,4
Braamer Straße

28.11.15

8,00

 

8,4 0,04 0,822 7,4
Braamer Straße 29.11. 7,83 7,9 0,04 0,827 7,3
Braamer Straße 5.12. 7,90 8,3 0,04 0,958 7,3
Braamer Straße 6.12. 8,12 7,8 0,04 0,969 7,2
Ostwennemarstraße

28.11.15

8,04

 

8,2 0,04 0,810 7,3
Ostwennemarstraße 29.11. 8,10 8,0 0,04 0,819 7,4
Ostwennemarstraße 5.12. 7,99 7,7 0,04 0,939 7,3
Ostwennemarstraße 6.12. 7,87 7,9 0,04 0,947 7,3
Soester Straße

28.11.15

8,12 8,1 0,04 0,814 7,2
Soester Straße 29.11. 8,00 7,8 0,04 0,812 7,3
Soester Straße 5.12. 7,77 7,6 0,04 0,935 7,2
Soester Straße 6.12. 8,00 8,3 0,04 0,942 7,2

Tabelle 2

Datenreihe zur Sechs-Wochen-Untersuchung

Die Messungen für den ph – Wert mussten im Juli 2015 aussetzen, da mein Messgerät defekt war.

Geithe Brücke ph-Wert Sauerstoff mg/l Salz Leitfähigkeit Temperatur Wasserstand
08/5    20.30 7,9 7,7 0,05 1,038 13,1 0,30 m
14/5  20.00 8,15 4,8 0,06 1,102 14 0,28 m
15.05 19.30 8,12 4,5 0,06 1,102 14,1 0,25 m
16.05. 19.30 8,15 3 0,06 1,075 13,7 0,27 m
17.05  13.45 8,02 5,2 0,06 1,117 14,3 0,25 m
18.05  20.45 8,12 4,9 0,05 1,063 13,8 0,24 m
19.05 20.00 8,17 4,5 0,05 1,042 13,4 0,25 m
20.05 19.45 8,09 3,8 0,06 1,105 13,2 0,25 m
21.05. 20.15 8,1 6,1 0,06 1,133 13,5 0,26 m
22.05  19.45 8,06 4,8 0,06 1,057 14 0,25 m
23.05  18.40 8,17 6,1 0,05 1,020 14,4 0,25 m
24.05   13.30 8,31 6,5 0,06 1,146 15,9 0,25 m
25.05.  13.30 8,15 4,1 0,06 1,234 14,9 0,27 m
26.05.  19.30 9,04 3,5 0,06 1,099 13,6 0,24 m
27.05.  20.00 8,24 6,6 0,06 1,069 13,2 0,255 m
28.05.  19.30 8,1 9,1 0,06 1,109 13,7 0,25 m
29.05.  20.30 8,06 6,2 0,06 1,140 13,5 0,22 m
30.05   19.35 8,05 0,05 1,018 13,4 0,24 m
02. Jun 8,05 0,04 14,4 0,24 m
03. Jun 8,18 3,4 0,05 1,063 14,9 0,24 m
04. Jun 8,34 5,9 0,05 1,040 14,6 0,29 m
05. Jun 8,03 4,8 0,06 1,090 15,8 0,24 m
07.06 20.00 8,21 4,3 0,06 1,148 16,8 0,23 m
08. 06  19.30 8,2 6 0,05 1,035 15 0,25 m
11.06.2015 8,25 6,6 0,06 1,173 17,1
12.06.2015 8,11 7,2 0,06 1,145 16,7
14.06.2015 8,22 7,6 0,06 1,185 18,7 0,23 m
16.06.15  22.00 8,15 5,7 0,06 1,165 16,3 0,24 m
17.06.2015 8,27 6,7 0,06 1,218 18,2 0,24 m
18.06.2015
19.06.2015 8,07 6,4 0,06 1,178 15,5 0,25 m
21.06.2015 7,96 5,7 0,05 0,951 15,9 0,23 m
22.06.2015 8,06 7,7 0,03 0,443 14,7 0,33 m
24.06.2015 6,6 0,05 1,030 15,2 0,23 m
29.06.2015 8,2 0,06 1,092 0,23
03.07.2015 5,7 0,06 1,134 21 0,23
08.07.2015 0,37
09.07.2015 5,9 0,05 0,925 27 0,27
18.07.2015 5,1 0,05 1,055 22,1 0,23
20.07.2015 5,5 0,05 0,952 19,9 0,225
29.07.2015 7,4 0,02 0,682 17,4 0,29
30.07.2015 8,57 7,7 0,05 1,095 16,9 0,24
01.08.2015 8,41 6,7 0,05 1,08 16,9 0,23
07.08.2015 8,2 0,05 1,178 19,8 0,23
10.08.2015 8,06 6,8 0,07 1,405 21,6 0,40 um 21.38
0,47 um 21.44
0,05 1,083 0,57 um 22.05

Abbildung 3

Die gemessenen Wasser– und Luftwerte im Zeitraum vom 01.05.15 – 30.07.15 habe ich zur Verdeutlichung in einem Diagramm dargestellt.

Abbildung 4

Die gemessenen Niederschlags– und Wasserstandswerte vom 01.05.15 – 30.07.15 habe ich zur Verdeutlichung in einem Diagramm dargestellt.

Bild 6

Mit einem Zollstock habe ich den Wasserpegel gemessen.

Koordinaten 51.681765, 7.961832

Datum: 09.05.2015 Uhrzeit: 14.30 Uhr

Bild 7

Direkt an der Brücke sind die Ablagerungen an den Pflanzen zu erkennen

Koordinaten 51.681767, 7.961834

Datum: 11.08.2015 Uhrzeit: 9.30 Uhr

Bild 8

Ablagerungen an den Pflanzen lassen erkennen, dass der maximale Wasserstand in der Nacht 7,9 dm betragen haben musste.

Koordinaten 51.681767, 7.961834

Datum: 11.08.2015 Uhrzeit: 9.30 Uhr

Abbildung 5

Das Diagramm zeigt den Profilschnitt des Messpunkts Geithe „Brücke“ zur Ermittlung des durchschnittlichen Wasserstandes.

Abbildung 6

Die gemessenen pH-Werte im Zeitraum vom 01.05.15 – 30.07.15 habe ich zur Verdeutlichung in einem Diagramm dargestellt

Abbildung 7

Die  gemessenen Werte der Sauerstoffkonzentration im Zeitraum vom 01.05.15 – 30.07.15 habe ich zur Verdeutlichung in einem Diagramm dargestellt.

Bild 9

Schnelltest „Quantofix“ der Firma Macherey-Nagel

Zink wurde mit 2 – 5 mg pro Liter bestimmt

Datum: 08.03.15   Uhrzeit: 12.15 Uhr

Bild 10

Ich habe 50 Liter Wasser aus der Geithe solange eingekocht, bis 0,5 l übrig blieben. Anschließend wurden verschiedene Versuche durchgeführt.

Datum: 09.03.15   Uhrzeit: 15.30 Uhr

Bild 11

Ca. 0,5 ml konzentrierte Schwefelsäure  wurden dem aufkonzentrierten Wasser hinzugegeben. Es ließ sich starkes Sprudeln und eine leichte Schaumbildung beobachten.

Datum: 09.03.15   Uhrzeit: 15.45 Uhr

Abbildung 9

Reaktion mit konz. Schwefelsäure

Qualitatives anorganisches Praktikum für Biologen, LMU München, Rienäcker / Spieß, Fassung: 3. Nov. 1998, http://www.cup.unimuenchen.de/ac/lorenz/student/pdf/Ql_bio.pdf

Bild 12

Ich erhitze das Magnesiastäbchen in der Flamme des Gasbrenners

Datum: 09.03.15   Uhrzeit: 16.00 Uhr

Bild 13

Hier ist zu erkennen, wie ich das Magnesiastäbchen in das Borax (Natriumtetraborat) drückte.

Datum: 09.03.15   Uhrzeit: 16.05 Uhr

Bild 14

Der weiße Niederschlag lässt erkennen, dass sich Sulfat in der Probe befindet.

Datum: 09.03.15   Uhrzeit: 16.20 Uhr

Bild 15

Die blaue Färbung des Magnesiastäbchens

zeigt, dass es sich um Aluminium handelt.

Datum: 09.03.15   Uhrzeit: 16.30 Uhr

Bild 16

Die grüne Färbung des Magnesiastäbchens lässt erkennen, dass sich Zink in der Probe befindet.

Datum: 09.03.15   Uhrzeit: 16.40 Uhr

Bild 17

„Berliner Blau“ deutet auf Eisen hin.

Datum: 09.03.15   Uhrzeit: 17.10 Uhr

Tabelle 3

Übersicht über die Messwerte aus der Geithe, die vom Labor Inlabo ermittelt wurden.

Stoff/Datum 25.04. 15

Brücke

22.06.15

Düker

13.07.15

Brücke

13.07.15

Düker

15.08.15

Brücke

13.01.16

Quelle

13.01.16

Südfelde

Aluminium (ug/L) ~7340 ~5550 303 1190 269 5,1 415
Barium (ug/L) 966 1100 42,4 806 60,8 12,4 33,1
Beryllium (ug/L) 1,04 0,52 <0,05 <0,05 <0,05 <0,05 <0,05
Bismuth (ug/L) <10 <10 <10 <10 <10 <10 <10
Blei (ug/L) 170 150 6,0 24,4 5,6 <3 4,0
Cadmium (ug/L) 4,7 7,1 <0,5 1,0 <0,5 <0,5 <0,5
Calcium (mg/L) 245 299 45,8 185 142 44,1 65,1
Chrom (ug/L) 10,4 14,6 1,2 2,5 <1 <1 1,2
Cobalt (ug/L) 13,7 17,2 <1 4,3 <1 <1 <1
Eisen (ug/L) ~19100 ~23800 754 4680 836 17,5 816
Gadolinium (ug/L) n.a. n.a. <0,5 <1 <0,5 <0,5 <0,5
Gallium (ug/L) <5 <5 <5 <5 <5 <5 <5
Kalium (mg/L) 6,9 8,2 2,4 7,7 6,5 1,7 4,0
Kupfer (ug/L) 210 180 14,0 159 12,3 10,3 12,4
Lithium (ug/L) 20,6 27,4 8,3 20,9 24,0 0,7 6,8
Magnesium (mg/L) 15,4 11,5 4,8 9,5 18,7 3,4 6,5
Mangan (ug/L) 3600 ~4190 146 1720 411 57,8 182
Natrium (mg/L) 46,2 63,7 18,2 59,0 70,1 3,4 24,4
Nickel (ug/L) 32,8 37,3 3,4 9,5 5,5 2,3 1,6
Palladium (ug/L) <2 <2 <2 <2 <2 <2 <2
Scandium (ug/L) 1,2 1,0 <0,1 <0,1 <0,1 0,2 <0,1
Silber (ug/L) <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5
Strontium (ug/L) 2910 ~2640 851 1850 3300 254 984
Thallium (ug/L) <5 <5 <5 <5 <5 <5 <5
Uran (ug/L) n.b. n.a. <5 <7 <5 <5 <5
Yttrium (ug/L) 21,1 22,0 0,9 3,2 0,5 <0,1 0,5
Zink (ug/L) 1570 2050 159 915 72,1 135 64,5
Fluorid (mg/L) 0,17 0,54 0,10 0,06 0,34 0,08 0,16
Chlorid (mg/L) 56,83 98,45 23,13 91,97 81,53 2,45 28,42
Nitrit (mg/L) n.a. n.a. n.a. n.a. 0,06 0,98 n.a.
Bromid (mg/L) 0,06 0,03 0,02 0,02 0,10 0,01 0,03
Nitrat (mg/L) 16,08 12,36 8,57 6,19 5,31 0,98 6,10
o-Phosphat (mg/L) 0,15 0,09 0,21 0,96 0,07 n.a. 0,04
Sulfat (mg/L) 202,94 128,41 79,16 106,32 319,67 33,17 74,66
Summe (mg/L) 276,2 239,9 111,2 205,5 407,1 36,7 109,4

[1] Nun zum Schluss noch drei Fragen:

Meine Frage dazu, wer ist die zuständige Stelle für Änderungen an Kartenwerken des Landesministeriums oder nehmen Sie sich der Sache an?

Muss ein Gewässer mit Gewässerkennzahl kontrolliert werden?

Was ist eine Experteneinschätzung?

Abbildung 10

Alle Wasseranalysen wurde über http://www.inlabo.de/

Es handelt sich um die Firma: InLabo (Analytik Laborgruppe), Lütticherstr. 7. 13353 Berlin

Abbildung 18

Geithe

Datum: 25.04.15 Ort: Brücke Koordinaten 51.681767, 7.961834

47 48

Abbildung 11

Datum: 22.06.15 Ort: Brücke Koordinaten 51.681767, 7.961834

49 50

Abbildung 12

Datum: 13.07.15 Ort: Brücke  Koordinaten 51.681767, 7.961834

51 52

Abbildung 13

Datum: 13.07.15 Ort: Geithe Düker  Koordinaten: 51.681220, 7.954705

53 54

Abbildung 14

Datum: 15.08.15   Ort: Geithe Brücke  Koordinaten 51.681767, 7.961834

55 56

Abbildung 15

Datum: 13.01.16  Ort: Geithe Quelle  Koordinaten: 51.673204, 7.985672

57 58

Abbildung 16

Datum: 13.01.16  Ort: Südfelde  Koordinaten: 51.684615, 7.933449

59 60

Abbildung 17

Das Diagramm verdeutlicht noch einmal die Schwermetallkonzentrationen im Vergleich mit den Grenzwerten, in grün sind die Grenzwerte der Wasserrahmenrichtlinien dargestellt.

Wasserrahmenrichtlinien abgerufen am 11.12.15 unter:

Vgl. hierzu JD-UQN laut Abschlussbericht _LAWA_QN-V_100317, Seite 14:
https:// www. google. de/ url?sa =t&rct =j&q =&esrc =s&source= web&cd =1&cad = rja&uact=8&ved= 0ahUKEwjaxJuP1OvKAhVExQ8KHf9cBgkQFggoMAA&url =http%3A%2F%2Fwww. laenderfinanzierungsprogramm. de%2Fcms%2FWaBoAb _prod%2FWaBoAb%2FVorhaben%2FLAWA% 2FVorhaben_des_Ausschusses_ Oberflaechengewaesser_und_Kuestengewaesser_ (AO)%2FO_5.07%2FAbschlussbericht _LAWA_QN-V_100317.pdf&usg= AFQjCNHuzXGvMt4 FqeLu2dDE12mfc0BHFQ&bvm = bv.113943665,d.bGs;

Bild 18

Auf diesem Foto ist der Ölfilm auf dem Geithe – Bach zu erkennen.

Datum: 2.106.15 Uhrzeit: 15.45 Uhr

Koordinaten: 51.672983, 7.985971

Tabelle 4

Übersicht über die Messwerte aus dem Geithe – Bach, die vom Labor Inlabo ermittelt wurden.

Stoff/Datum 23.05.

15

Rohr

13.07.

15

Rohr

02.08.

15

Pumpwerk

Öl

02.08.

15

Vor der Straße

02.08.

15

Rohr

Aluminium (ug/L) 444 348 1600 20,2 66,6
Barium (ug/L) 735 751 181 45,5 45,4
Beryllium (ug/L) <0,05 <0,05 0,20 <0,05 <0,05
Bismuth (ug/L) <10 <10 <10 <10 <10
Blei (ug/L) 6,3 9,9 37,0 <3 <3
Cadmium (ug/L) <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5
Calcium (mg/L) 139 109 115 89,0 87,0
Chrom (ug/L) <1 <1 2,7 <1 <1
Cobalt (ug/L) <1 <1 2,7 <1 <1
Eisen (ug/L) 1220 2710 5890 133 316
Gadolinium (ug/L) <0,5 <0,5 n.a. <0,5 <0,5
Gallium (ug/L) <5 <5 <5 <5 <5
Kalium (mg/L) 12,7 19,1 11,2 14,8 15,5
Kupfer (ug/L) 11,4 13,9 40,0 8,7 8,0
Lithium (ug/L) 8,6 6,9 8,9 6,6 6,6
Magnesium (mg/L) 9,1 7,8 7,0 6,2 6,0
Mangan (ug/L) 244 519 714 13,1 50,5
Natrium (mg/L) 39,9 30,6 30,3 24,6 27,5
Nickel (ug/L) 2,5 2,8 5,9 3,0 2,9
Palladium (ug/L) <2 <2 <2 <2 <2
Scandium (ug/L) <0,1 <0,1 0,1 <0,1 <0,1
Silber (ug/L) <0,5 <0,5 <0,5 <0,5 <0,5
Strontium (ug/L) 1790 1500 1630 1080 1020
Thallium (ug/L) <5 <5 <5 <5 <5
Uran (ug/L) <5 <5 <10 <5 <5
Yttrium (ug/L) 1,4 1,5 5,7 <0,1 0,3
Zink (ug/L) 495 609 153 8,0 8,9
Fluorid (mg/L) 0,05 0,08 0,19 0,11 0,12
Chlorid (mg/L) 55,82 44,46 38,89 34,15 38,11
Nitrit (mg/L) 1,52 n.a. 0,09 n.a. n.a.
Bromid (mg/L) 0,07 0,06 0,06 0,04 0,03
Nitrat (mg/L) 7,25 14,49 0,45 2,56 2,20
o-Phosphat (mg/L) 0,77 4,42 0,36 1,71 1,22
Sulfat (mg/L) 72,04 23,51 49,08 51,75 49,04
Summe (mg/L) 137,5 87,0 89,1 90,3 90,7

Abbildung 18

Geithe – Bach  Datum: 23.05.15   Ort: Rohr  Koordinaten: 51.672872, 7.988494

62 63

Abbildung 19

Geithe – Bach  Datum:13.07.15  Ort: Rohr  Koordinaten: 51.672872, 7.988494

64 65

Abbildung 20

Geithe – Bach  Datum: 02.08.15   Ort: Öl, Straße am Pumpwerk

Koordinaten: 51.669056, 7.983880

66 67

Abbildung 21

Geithe – Bach  Datum:  Ort: 02.08.15 Vor der Straße  Koordinaten: 51.672976, 7.985996

68 69

 

Abbildung 22

Geithe – Bach  Datum: 02.08.15  Ort: Rohr Koordinaten: 51.672872, 7.988494

70 71

Abbildung 23

Erhebungsbogen für Bachpaten

Abgerufen am 18. Februar 2016 unter:

72 73 74 75 76 77 78

http://www .bachpaten .vg-arzfeld.de /download /info_brief_3.pdf

Bild 19

Quelle der Geithe

Koordinaten: 51.673204, 7.985672

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 10.30 Uhr

Bild 20

An der Brücke westlich vom Kraftwerk

Koordinaten: 51.681767, 7.961834

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 10.35 Uhr

Bild 21

Am Düker

Koordinaten: 51.681219, 7.954670

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 10.39 Uhr

Bild 22

Im Südfelde

Koordinaten: 51.684517 ; 7.933554

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 10.43 Uhr

Bild 23

Im Nachtigallental

Koordinaten: 51.685326 ; 7.925724

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 10.50 Uhr

Bild 24

In der Geithe

Koordinaten: 51.685226 ; 7.912280

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 10.56 Uhr

Bild 25

Braamer Str.

Koordinaten: 51.679705 ; 7.892684

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 11.03 Uhr

Bild 26

Braamer Str.

Koordinaten: 51.679705 ; 7.892684

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 11.08 Uhr

Bild 27

Ostwennemarstr.

Koordinaten: 51.678276 ; 7.875973

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 11.25 Uhr

Bild 28

Ostwennemarstr.

Koordinaten: 51.678276 ; 7.875973

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 11.30 Uhr

Bild 29

Soester Str.

Koordinaten: 51.679844 ; 7.852475

Datum:  20.02.16 Uhrzeit: 11.37 Uhr

Bild 30

Diesen Bohrkern habe ich vor dem Gitter zum Kraftwerksgelände gezogen.

Datum: 14.05.15 Uhrzeit 15.45 Uhr

Koordinaten: 51.681248, 7.962736

Tabelle 6

Datenmaterial zur Untersuchung der Bohrkerne

Bohrkerne
Kern 1

Geithe Brücke

Länge: 30 cm

Kern 2

Geithe Gitter BK

Länge: 27 cm

Schicht 1 0-10 cm

– dunkelbraun

– durchwurzelt

– fest

– sandig – feinsandig

– Kluftfüllung Quarz  kaum gerundet

 

0-10 cm

0-2 cm:

– Feinsand, siltig mit Wurzeln

– dunkelbraun bis 3 cm

– Kunststofffolie

– stark durchwurzelt

– einzelne Kieselsteine ca. 5 mm Durchmesser

– Schneckenhaus

– überall helle Körner (kleiner als 1 mm)

2-4 cm:

wie oben

4-6 cm:

Steine bis 2 cm  schwarz

Kiesel, gerundet

(Schlacke)

6-8:

wie 4-6

8-10 cm:

wie 4-6 und Steinkohle

Schicht 2 10-15 cm

– wie oben

– weniger Wurzeln

– mehr Steine

– sandig

 

10-16 cm

10-12 cm:

–          Silex

–          Kieselsteine

12-14 cm:

Kunststofffolie

Ansonsten wie 10-12 cm

14-16 cm:

–          siltiger

–          fester

–          dunkelgraue Bereiche

–          weniger Steine

–          Übergang zu fest und Silt

Schicht 3 : 15-30 cm

– tonige Konkretion

– fest

– heller (grau)

– Muschelschale in 20 cm

– Steine

– sandig

– Eisenkonkretionen werden seltener

 

16-27 cm

16-18 cm:

–          fest

–          siltig

–          dunkelgrau im Wechsel mit braunen Bereichen

–          Schottersteine

18-20 cm:

–          Kohle

–          Moderiger Geruch

–          Ansonsten: wie oben

20-22 cm:

wie 18-20 cm

22-24 cm:

wie oben und mit Pflanzenmaterial

24-27 cm:

wie oben

Vgl. hierzu mein Projekt aus dem Jahr 2011 „Hat das stillgelegte AKW Hamm seine Umwelt beeinflusst?“. Dieses Projekt ist auf Nachfrage zu beziehen über meine Person. Herrn Achim Hucke gilt mein Dank, er hat mir für die damalige Arbeit Unterlagen zur Verfügung gestellt.

Bild 31 – 40

Mikroskopische Bilder von den metallischen Kügelchen in einer Größe bis zu 0,3 mm.

Datum: 14.05.15 Uhrzeit 17.10 Uhr

Koordinaten: 51.681248, 7.962736

Bild 41

Das Vorbecken des Dükers wurde ausgebaggert. Gerade noch rechtzeitig konnte ich von dort eine Probe entnehmen, denn der Aushub wurde sofort abgefahren.

Datum: 28.11.15 Uhrzeit: 14.53 Uhr

Koordinaten: 51.681155, 7.955188

Tabelle 7

In dieser Tabelle sind die Daten der Bodenproben dargestellt.

Abbildung 25

Alle Bodenproben wurde über http://www.bodenanalyse-zentrum.de bestellt

Es handelt sich um die Firma: Reblu GmbH, Hohe Str. 74, 70794 Filderstadt

Bodenanalyse vom 17.02.15 Aushub am Rand Koordinaten: 51.681671, 7.961978

99 100 101 102

Abbildung 27

Bodenanalyse vom 12.07.15 Geithe Brücke Bohrkern, gezogen dort war ausgebaggert zu Seite 37: Koordinaten 51.681767, 7.961834

103 104 105 106

Abbildung 28

Bodenanalyse vom 11.08.15 Geithe Düker Schlammprobe entnommen zu Seite 37:

Koordinaten: 51.681255, 7.954470

107 108 109

Abbildung 29

Bodenanalyse vom 28.11.15 Geithe Düker Aushub

Koordinaten: 51.681155, 7.955188

110 111 112

113 114 115 116

Abbildung 30

Im Grundwasserdiagramm lag der Versuch begründet, typische Konzentrationen der Stoffe in verschiedenen Gesteinsformationen zu finden.

Das Muster namens „Max Quartär“ konnte in Verbindung gesetzt werden zum Geithebild. Eisen und Mangan waren enthalten, und die Geithe entspringt ja auch in Quartärschichten, die zwischen den Eiszeiten und der Gegenwart entstanden sind.

Abgerufen am 19. Dezember 2015 unter: http://www.laenderfinanzierungsprogramm.de/cms/WaBoAb_prod/WaBoAb/Vorhaben/LAWA/Vorhaben_des_Ausschusses_Grundwasser_und_Wasserversorgung_(AG)/G_3.02/endbericht_g_302.pdf

Abbildung 31

Der Vergleich des Geithewassers mit Abwasser aus der Rauchgasreinigung zeigte, dass das Verhältnis von Clorid zu Sulfat 5:1 betrug. In der Geithe war es jedoch 1:4,5. Außerdem trat in der Geithe ein erheblich höherer Eisenanteil auf, also ließ sich die Herkunft des Geithewassers nicht allein auf die Einleitung von Abwasser aus der Rauchgasreinigung zurückführen.

Abgerufen am 19. Dezember 2015 unter:

http://www.berkefeld.com / berkefeld / ressources / documents / 1 / 27868 , VGB-PowerTech-2012-09_Behandlung_A.pdf, S. 125.

Abbildung 32

Die verschiedenen Steinkohlesorten (Säulen 1-9 im Diagramm) zeigten ein Verhältnis von Zink zu Blei in der Größenordnung 3:1. Die Geithe war da schon der Ausreißer, denn hier gab es das Verhältnis von 8:1

Abgerufen am 19. Dezember 2015 unter:

http://www.berkefeld.com / berkefeld / ressources / documents / 1 / 27868 , VGB-PowerTech-2012-09_Behandlung_A.pdf, S. 125.

Abbildung 33

Das Geithewasser zeichnete sich aus durch ein Verhältnis von Blei zu Kupfer von ca 4:5. In Steinkohle, Grobasche, Flugasche, Gips und Abgas sollten die Verhältnisse laut Literaturangaben jedoch größer als 5:1 sein. Selbst im Abwasser betrug das Verhältnis 5:3. Also ließ sich auch hier keine Übereinstimmung zum Geithewasser feststellen

Abgerufen am 19. Dezember 2015 unter:

http://www.berkefeld.com / berkefeld / ressources / documents / 1 / 27868 , VGB-PowerTech-2012-09_Behandlung_A.pdf, S. 125.

Bild 42

Eine Gelbrandkäferlarve konnte ich im Sediment an der Geithe – Brücke finden.

Koordinaten 51.681767, 7.961834

Datum: 07.01.16  Datum: 16.10 Uhr

Bild 43

Das Bachbett der Geithe

Datum: 02.05.2015 Uhrzeit: 15.45 Uhr

Koordinaten: 51.681784, 7.961730

Abbildung 34

Entstehung der Gewässer

Abgerufen am 15. März 2015

http://www.rhein-lahn-kreis.de/html/cs_7321.html?PHPSESSID=alcj9gnc6mt6brnh15acjknoakn1h162

E-Mail Kontakt 8

NABU, Institutsleiter Rocco Buchta

Rocco Buchta <rocco.buchta@nabu.de>

An        ‚Samantha Seithe‘ 12.11.15 um 14:04

Liebe Samantha Seithe,

leider fehlt uns die Zeit für Auskünfte dieser Art. Ich bitte daher darum einschlägige Literatur für die Beantwortung der Fragen heranzuziehen.

In allerkürzester Form werde ich hier eine Ausnahme machen:

Bäche sind per Definition kleine natürliche Fließgewässer. Neben dem Hauptmerkmal, klein zu sein (hier gibt es verschiedene Definitionen der Abgrenzung zur nächstgrößeren Kategorie, dem Fluss), gilt das Hauptmerkmal, dass der Bach ein natürliches Fließgewässer ist. Künstliche Fließgewässer sind dagegen Kanäle. Kleine Kanäle können auch Gräben sein, wenn sie der Entwässerung oder der Bewässerung dienen. Darunter fallen auch Straßen-gräben oder Abwassergräben. Künstliche Abwassergräben sind demnach kein Bach und ein Industriebetrieb ist auch keine Quelle.

Gruß, Rocco Buchta

Rocco Buchta

Institutsleiter

 

NABU Institut für Fluss- und Auenökologie

Ferdinand-Lassalle-Str. 10

14712 Rathenow

Tel.: +49 (3385) 5200017

Fax: +49 (3385) 5200087

Mobil: +49 (172) 9193680

Email: rocco.buchta@NABU.de

Internet: www.NABU.de

E-Mail Kontakt 9

Frage was ist ein Bach an das Umweltministerium

Fischer, Annett

An

samanthaseithe@yahoo.de

CC

Vietoris, Friederike

Jul 7

Sehr geehrte Frau Seithe,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Auf der  Internetseite

http://www.flussgebiete.nrw.de/index.php/Meldungen/Eintrag_20150417083921

finden Sie wertvolle Informationen zur Beantwortung Ihrer Fragen. In der Broschüre „Unser Wasser, unsere Gewässer in NRW. Schon alles gut?“ informiert das
MKULNV über den Zustand der NRW-Gewässer und des Grundwassers.
Die Publikation ist als Download verfügbar sowie online kostenlos bestellbar über das Bestellsystem des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW.

Außerdem möchte ich Sie beispielhaft auf diesen LINK aufmerksam machen, der Ihnen wichtige Hinweise liefert:
http://files.schulbuchzentrum-online.de/onlineanhaenge/files/978-3-507-10914-8-2-l.pdf

Unter den Stichworten:
Längszonierung der Fließgewässer
biozönotische Gliederung eines Fließgewässers
finden Sie sicher noch weitere interessante Erläuterungen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und gutes Gelingen!

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

Annett Fischer

Referat IV-5
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
Schwannstraße 3
40476 Düsseldorf
Tel.0211-4566-664
Fax:0211-4566-946
annett.fischer@mkulnv.nrw.de

E – Mail Kontakt 10

Prof. Greule

Liebe Frau Seithe,

meine Auskunft dürfen Sie gerne in Ihrer Arbeit verwenden, die Sie mir bitte,
wenn sie fertig ist, zuschicken.

Ebenso interessiert mich, welche Rolle die Orts- und Flurnamen für Heinrichs
Vogelherd spielen. Wir sind hier im Rahmen der Forschergruppe Namen der
Universität Regensburg ebenso wie in der Deutschen Gesellschaft für
Namenforschung (Leipzig) immer daran interessiert zu erfahren, was sich im
Bereich der Namenforschung Neues tut.

Meine Privatanschrift: Hangstraße 30, 93173 Wenzenbach-Grünthal

Viel Erfolg bei Ihren Forschungen und beste Grüße
Ihr Albrecht Greule

>>> Samantha Seithe <samanthaseithe@yahoo.de> 03.07.15 17.51 Uhr >>>

Sehr geehrter Prof. Greule,

gerne schicke ich Ihnen die Ausarbeitung meiner Arbeit, es wird  jedoch noch
bis Dez. 15 – Jan 16 dauern.

Vielen Dank für Ihre Auskunft, darf ich Aussagen in meiner Arbeit verwenden.

Auf Ihrer Homepage der Universität Regensburg habe ich gelesen, dass Sie sich
auch mit Orts- und Flurnamen beschäftigen.

Im den vergangenen Jahren habe ich mich mit „Der Legende von Heinrichs
Vogelherd“ auseinandergesetzt und konnte nach

langen Forschungen aufgrund von Orts- und Flurnamen, Urkunden und
Überlieferungen tatsächlich ein unbekanntes, altes Gebäude in einem Wald
finden.

Der LWL will dort im Sommer ausgraben. Wenn Sie Archäologie und Geschichte
interessant finden, schicke ich Ihnen gerne ein Exemplar der Arbeit zu.

Liebe Grüße

Samantha Seithe

Albrecht Greule <Albrecht.Greule@sprachlit.uni-regensburg.de> schrieb am 16:50
Freitag, 3.Juli 2015:

Liebe Frau Seithe,

dann ist die Sache klar: in Ihren Fall ist der „Name“ Bach ein Euphemismus für
„Abwasser“. Meines Wissens gibt es keine rechtlich abgesicherte Definition für
„Bach“. Diese Lücke nutzt man geschickt aus um ein industrielles Abwasser nicht
als solche bezeichnen zu müssen.

Mit dem Ausdruck ´“kartographische Quelle“ kann ich gar nichts anfangen; ich
halte diese Formulierung für irreführend. Oder man versteht „Quelle“ im
übertragenen Sinn als Informationsquelle.

Sie entdecken da einen interessanten Fall, der mir noch nicht untergekommen
ist. Falls es eine Ausarbeitung Ihrer Recherchen gibt, wäre ich dankbar, wenn
ich sie lesen könnte.

Viele Grüße
Ihr A. Greule

>>> Samantha Seithe <samanthaseithe@yahoo.de> 03.07.15 14.57 Uhr >>>

Sehr geehrter Prof. Greule,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.

Die Frage war auch eigentlich an einen Sprachwissenschaftler gerichtet, ich
untersuche gerade einen „Bach“ der offiziell Bach genannt wird, eigentlich aber
aus Abwässern der Industrie besteht und als Quelle nennt das Umweltamt eine
kartographische Quelle, ein Kraftwerk.

Für mich steht die Frage im Vordergrund:

Was ist ein Bach? Dieses Gewässer ist für mich kein Bach.

Jedoch finde ich keine gesetzlichen Vorgaben, was ist ein Bach.

Liebe Grüße

Samantha Seithe

Albrecht Greule <Albrecht.Greule@sprachlit.uni-regensburg.de> schrieb am 14:45
Freitag, 3.Juli 2015:

Sehr geehrte Frau Seithe,

vielen Dank für Ihre Fragen, über die ich mich zwar freue, weil sie sich aus
der Lektüre des DGNB ergeben, die sich aber in erster Linie an Geographen
richten. Ein solcher bin ich leider nicht .

Frage Nr.1 kann ich nicht generell beantworten; es gibt aber durchaus Flüsse,
die nicht aus einer Quelle, sondern aus dem Zusammenfluss mehrerer Bäche
entstehen.
Zu 2: In meiner Vorstellung ist es so, dass ein Bach normalerweise aus einer
Quelle entspringt (und in ein anderes Gewässer mündet). Auch können Flüsse ohne
Quelle im klassischen Sinn in Norddeutschland durch den Gezeiten-Rückstau bei
Flut entstehen.
Zu 3+4: Obwohl mir der Ausdruck nicht bekannt ist, interpretiere ich ihn als
eine auf einer Karte verzeichnete Quelle.
Zu 5: Ein Bach ist ein Fließgewässer, das kleiner ist als ein Fluss und
größer/bedeutender als ein Graben; vergleichen Sie bitte dazu die
Einleitung zum DGNB.

Viel Erfolg bei Ihren Plänen im Fach Biologie. Wenn Sie weitere Fragen haben,
stehe ich Ihnen gern zur Verfügung, bitte aber zu bedenken, dass ich nur
Sprachwissenschaftler bin.

Viele Grüße
Ihr Albrecht Greule
>>> Samantha Seithe <samanthaseithe@yahoo.de> 03.07.15 11.48 Uhr >>>

Sehr geehrter Prof. Greule,

meine Name ist Samantha Seithe und ich wohne im schönen Westfalenland.

Mit großen Interesse habe ich Ihr Buch „Deutsches Gewässernamenbuch:

Etymologie der Gewässernamen und der zugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und
Flurnamen“

gelesen.

Für mein fünftes Abiturfach (Biologie) möchte ich mich mit einem Bach
beschäftigten.

Nun meine Fragen:

1. Gibt es Bäche ohne Quelle?

2. Wenn bei der Beschreibung eines Baches steht „er entspringt“ heißt es dann
grundsätzlich dass er einer Quelle entspringt?

3. Was würden Sie unter einer kartographischen Quelle verstehen? Ist es eine
Quelle oder der Beginn des Baches (Oberlauf)?

4. Haben Sie das Wort „kartographischen Quelle“ schon einmal gehört?

5. Was verstehen Sie unter dem Begriff „Bach“?

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir die Fragen beantworten könnten.

Liebe Grüße

Samantha Seithe

Albrecht Greule <Albrecht.Greule@sprachlit.uni-regensburg.de> schrieb am 14:45
Freitag, 3.Juli 2015:

Sehr geehrte Frau Seithe,

vielen Dank für Ihre Fragen, über die ich mich zwar freue, weil sie sich aus
der Lektüre des DGNB ergeben, die sich aber in erster Linie an Geographen
richten. Ein solcher bin ich leider nicht .

Frage Nr.1 kann ich nicht generell beantworten; es gibt aber durchaus Flüsse,
die nicht aus einer Quelle, sondern aus dem Zusammenfluss mehrerer Bäche
entstehen.
Zu 2: In meiner Vorstellung ist es so, dass ein Bach normalerweise aus einer
Quelle entspringt (und in ein anderes Gewässer mündet). Auch können Flüsse ohne
Quelle im klassischen Sinn in Norddeutschland durch den Gezeiten-Rückstau bei
Flut entstehen.
Zu 3+4: Obwohl mir der Ausdruck nicht bekannt ist, interpretiere ich ihn als
eine auf einer Karte verzeichnete Quelle.
Zu 5: Ein Bach ist ein Fließgewässer, das kleiner ist als ein Fluss und
größer/bedeutender als ein Graben; vergleichen Sie bitte dazu die
Einleitung zum DGNB.

Viel Erfolg bei Ihren Plänen im Fach Biologie. Wenn Sie weitere Fragen haben,
stehe ich Ihnen gern zur Verfügung, bitte aber zu bedenken, dass ich nur
Sprachwissenschaftler bin.

Viele Grüße
Ihr Albrecht Greule

>>> Samantha Seithe <samanthaseithe@yahoo.de> 03.07.15 14.57 Uhr >>>

Sehr geehrter Prof. Greule,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.

Die Frage war auch eigentlich an einen Sprachwissenschaftler gerichtet, ich
untersuche gerade einen „Bach“ der offiziell Bach genannt wird, eigentlich aber
aus Abwässern der Industrie besteht und als Quelle nennt das Umweltamt eine
kartographische Quelle, ein Kraftwerk.

Für mich steht die Frage im Vordergrund:

Was ist ein Bach? Dieses Gewässer ist für mich kein Bach.

Jedoch finde ich keine gesetzlichen Vorgaben, was ist ein Bach.

Liebe Grüße

Samantha Seithe

Liebe Frau Seithe,

meine Auskunft dürfen Sie gerne in Ihrer Arbeit verwenden, die Sie mir bitte,
wenn sie fertig ist, zuschicken.

Ebenso interessiert mich, welche Rolle die Orts- und Flurnamen für Heinrichs
Vogelherd spielen. Wir sind hier im Rahmen der Forschergruppe Namen der
Universität Regensburg ebenso wie in der Deutschen Gesellschaft für
Namenforschung (Leipzig) immer daran interessiert zu erfahren, was sich im
Bereich der Namenforschung Neues tut.

Meine Privatanschrift: Hangstraße 30, 93173 Wenzenbach-Grünthal

Viel Erfolg bei Ihren Forschungen und beste Grüße
Ihr Albrecht Greule

>>> Samantha Seithe <samanthaseithe@yahoo.de> 03.07.15 17.51 Uhr >>>

Sehr geehrter Prof. Greule,

gerne schicke ich Ihnen die Ausarbeitung meiner Arbeit, es wird  jedoch noch
bis Dez. 15 – Jan 16 dauern.

Vielen Dank für Ihre Auskunft, darf ich Aussagen in meiner Arbeit verwenden.

Auf Ihrer Homepage der Universität Regensburg habe ich gelesen, dass Sie sich
auch mit Orts- und Flurnamen beschäftigen.

Im den vergangenen Jahren habe ich mich mit „Der Legende von Heinrichs
Vogelherd“ auseinandergesetzt und konnte nach

langen Forschungen aufgrund von Orts- und Flurnamen, Urkunden und
Überlieferungen tatsächlich ein unbekanntes, altes Gebäude in einem Wald
finden.

Der LWL will dort im Sommer ausgraben. Wenn Sie Archäologie und Geschichte
interessant finden, schicke ich Ihnen gerne ein Exemplar der Arbeit zu.

Liebe Grüße

Samantha Seithe

Albrecht Greule <Albrecht.Greule@sprachlit.uni-regensburg.de> schrieb am 16:50
Freitag, 3.Juli 2015:

Liebe Frau Seithe,

dann ist die Sache klar: in Ihren Fall ist der „Name“ Bach ein Euphemismus für
„Abwasser“. Meines Wissens gibt es keine rechtlich abgesicherte Definition für
„Bach“. Diese Lücke nutzt man geschickt aus um ein industrielles Abwasser nicht
als solche bezeichnen zu müssen.

Mit dem Ausdruck ´“kartographische Quelle“ kann ich gar nichts anfangen; ich
halte diese Formulierung für irreführend. Oder man versteht „Quelle“ im
übertragenen Sinn als Informationsquelle.

Sie entdecken da einen interessanten Fall, der mir noch nicht untergekommen
ist. Falls es eine Ausarbeitung Ihrer Recherchen gibt, wäre ich dankbar, wenn
ich sie lesen könnte.

Viele Grüße
Ihr A. Greule

Albrecht Greule <Albrecht.Greule@sprachlit.uni-regensburg.de>

An

samanthaseithe@yahoo.de

04.07.15 um 10:59

Liebe Frau Seithe,

meine Auskunft dürfen Sie gerne in Ihrer Arbeit verwenden, die Sie mir bitte,
wenn sie fertig ist, zuschicken.

Ebenso interessiert mich, welche Rolle die Orts- und Flurnamen für Heinrichs
Vogelherd spielen. Wir sind hier im Rahmen der Forschergruppe Namen der
Universität Regensburg ebenso wie in der Deutschen Gesellschaft für
Namenforschung (Leipzig) immer daran interessiert zu erfahren, was sich im
Bereich der Namenforschung Neues tut.

Meine Privatanschrift: Hangstraße 30, 93173 Wenzenbach-Grünthal

Viel Erfolg bei Ihren Forschungen und beste Grüße
Ihr Albrecht Greule

E –Mail Kontakt 11

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,

Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen

Sehr geehrte Frau Seithe,

Ihre erste Mail habe ich nicht erhalten. Ihre Fragen sind so nicht zu beantworten. Um juristische Auskünfte geben zu können, müsste ich den gesamten Sachverhalt kennen. Bei manchen Fragen verstehe ich nicht den Hintergrund. So ist der Ausdruck „Bach“ kein rechtlicher bzw. gesetzlicher. Vielleicht meinen Sie Gewässer? Ob ein Wasserlauf ein Gewässer oder eine Anlage ist, ist eine schwierige Angelegenheit und lässt sich nur anhand der Gegebenheiten vor Ort entscheiden. Auch die Frage, welche Untersuchungen vorgenommen werden,, lässt sich nur im Einzelfall beantworten.

Da es also bei solchen Fragen immer vor allen darauf ankommt, dass die Tatsachen alle klar sind, bitte ich Sie, sich an die für diese Gewässer zuständige untere Wasserbehörde zu wenden. Die wird die Situation kennen.

Ich kann leider nicht erkennen, welche das bei Ihnen ist. Wenn Sie in einem Kreis wohnen, müssten Sie auf die Internetseite des Kreises gehen, wenn Sie in einer kreisfreien Stadt wohnen, auf deren Internetseite.

Viele Grüße

Im Auftrag

Sibylle Pawlowski

Dr. Sibylle Pawlowski

Referat IV – 8 Wasserrecht, Abgabenrecht

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,

Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen

Tel: 0211 4566 385

Fax: 0211 4566 946

sibylle.pawlowski@mkulnv.nrw.de

E –Mail Kontakt 12

Umweltbundesamt

Sehr geehrte Frau Seithe,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 4. Dezember 2015, die wir untenstehend gerne beantworten. Sie haben gegenüber dem Umweltbundesamt (UBA) den folgenden Sachverhalt als Grundlage Ihrer Fragen geschildert:

1.

Es handelt sich um einen Wasserlauf, welcher in früherer Zeit ein Überlauf der Lippe war.

Später wurde auf diesen Bach ein industrieller Betrieb gebaut, der Bach wurde zu einer Seite abgeschnitten und hinter dem Betrieb blieb der alte Wasserlauf erhalten und bekam auch einen Gewässernamen.

Bei meinen Untersuchungen habe ich festgestellt, dass das gesamte Wasser (außer wenn es regnet) Abwasser aus dem industriellen Betrieb ist. Gesetzlich gibt es keine Definition was ein Bach ist nur was ein Gewässer ist. § 3 Wasserhaushaltsgesetz :

Anlagen zur Ableitung von Abwasser und gesammeltem Niederschlagswasser sowie zur Straßenentwässerung gewidmete Seitengräben (Straßenseitengräben) sind nicht Gewässer.

Ist dies ein Gewässer oder  eine Anlage zur Ableitung von Abwasser?

2.

Der „Bach“ ist stark belastet, erst nach ca. 1 km fließen kleine Bäche in den Bach hinein, hier wird das Wasser langsam sauberer. Auf dem ersten Kilometer wird der Bach seitens des Umweltamtes vor Ort nicht kontrolliert, darf das sein?

3.

Ist es nicht eine Bürgertäuschung, solch ein Gewässer als Bach auszuweisen? [Anmerkung: Rotmarkierung durch die Verfasserin der Arbeit]

 

Zu Frage 1:

Auf Ebene des Bundes finden sich gesetzliche Regelungen und Definitionen zu Gewässern, wie von Ihnen zutreffend erwähnt, im Wasserhaushaltsgesetz (WHG). Bezüglich Ihrer Fragestellung ist zunächst festzuhalten, dass der Begriff „Bach“ im WHG nicht gesondert legal definiert ist, sondern als Fließgewässer einen Unterfall der oberirdischen Gewässer gemäß § 3 Nummer 1 WHG darstellt. Der Begriff „Bach“ ist dementsprechend als reine Flurbezeichnung anzusehen, die für die rechtliche Einordnung des Gewässers ohne Belang ist und keine Aussagen über die Gewässerqualität oder dahin gehende Mindestanforderungen trifft.

Ein oberirdisches Gewässer im Sinne von § 3 Nummer 1 WHG liegt dann vor, wenn es aus ständig oder zeitweilig in Betten fließendem oder stehendem oder aus Quellen wild abfließendem Wasser gebildet wird. Wie Sie selbst schreiben, blieb im konkreten Fall hinter dem Betrieb „der alte Wasserlauf erhalten und bekam auch einen Gewässernamen“. Soweit im Verlauf des Wasserlaufs ein Gewässerbett, also eine äußerlich erkennbare natürliche oder künstliche Begrenzung des Wassers in einer Eintiefung an der Erdoberfläche (die Definition entspricht der ständigen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts) erkennbar ist oder bleibt, wird ein Bach als oberirdisches Gewässer im Sinne von § 3 Nummer 1 WHG einzuordnen sein, ohne, dass es auf die Wasserqualität ankommt. Der Begriff der oberirdischen Gewässer ist sehr weit gefasst und beinhaltet alle Wasserläufe, die ganz oder teilweise in Beziehung zum natürlichen Wasserkreislauf stehen, sodass auch Verrohrungen, unterirdische Teilstrecken oder eine Doppelfunktion als Wasserlauf, Vorfluter oder eben als Abwasseranlage an der rechtlichen Einordnung als „oberirdisches Gewässer“ nichts ändern.

Die rechtliche Einordnung als oberirdisches Gewässer dient nicht dazu, einem Wasserlauf bzw. seinem Ist-Zustand eine gewisse ökologische Güte zuzusprechen. Vielmehr besteht der Sinn und Zweck der Einordnung als Gewässer darin, dass für nahezu sämtliche Nutzungen – dies können gemäß § 9 WHG u.a. sowohl die Entnahme von Wasser als auch Einleitungen sein – grundsätzlich gemäß § 8 WHG eine wasserbehördliche Erlaubnis erforderlich ist. Mithin können Gewässer im Hinblick auf ihren guten ökologischen Zustand deutlich strenger kontrolliert werden, als dies bei der – aus Ihrer Sicht augenscheinlich in Betracht zu ziehenden – vermeintlich ehrlichen (ausschließlichen) Einordnung als Abwasserbeseitigungsanlage der Fall wäre.

Zu dem Sachverhalt ist insgesamt anzumerken, dass die konkreten örtlichen Verhältnisse beim UBA nicht bekannt sind und wir daher die von Ihnen geschilderte Situation nicht abschließend unter Berücksichtigung der dargestellten wasserhaushaltsrechtlichen Kriterien beurteilen können. Hierfür ist das UBA als eine obere Bundesbehörde im Geschäftsbereich des Bundesumweltministeriums, dem die Erfüllung besonderer Sachaufgaben von bundesweiter Bedeutung obliegt, auch nicht zuständig. Wir können Ihnen daher nur raten, bei der zuständigen Wasserbehörde ggf. konkret die Genehmigungssituation hinsichtlich der Gewässernutzung zu hinterfragen. In Nordrhein-Westfalen sind für den Vollzug des WHG gemäß § 1 Absatz 3 in Verbindung mit Anhang Teil A Zuständigkeitsverordnung Umweltschutz (ZustVU) vom 3. Februar 2015 die Kreise und kreisfreien Städte als untere Wasserbehörden zuständig.

Zu Frage 2:

Gesetzliche Festlegungen, Messpunkte zur Überwachung der Qualität von Oberflächengewässern unmittelbar am Standort von Gewässernutzungen bzw. konkret von Einleitungen vorzunehmen, existieren nicht, da die Beeinflussung der Gewässergüte bereits Bestandteil der wasserrechtlichen Genehmigung für etwaige Einleitungen ist. Vorgaben zur Bestandsaufnahme, zur Einstufung des ökologischen Zustands und des ökologischen Potenzials von Gewässern, die als Grundlage für Maßnahmen dienen, mit denen der gute ökologische und chemische Zustand eines Gewässers erreicht werden kann, finden sich in der Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer (Oberflächengewässerverordnung – OGewV). Mangels Kenntnis des betreffenden Gewässers vermag das UBA nicht abzuschätzen, ob die zuständige Wasserbehörde die erforderlichen Maßnahmen zum Erreichen des in der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vorgegebenen guten Zustands des Gewässers trifft. Das UBA hat überdies angesichts seiner benannten Zuständigkeiten auch keinerlei Befugnisse im Bereich des Vollzugs, insbesondere nicht im Zuständigkeitsbereich der Bundesländer und Kommunen und ist daher nicht befugt, die Praxis der örtlich zuständigen Wasserbehörden zu kommentieren oder zu kontrollieren. […]

So genannte Steckbrief der Planungseinheiten für Teileinzugsgebiete, darunter auch für die Lippe, finden Sie unter http://www.flussgebiete.nrw.de/index.php/Ma%C3%9Fnahmenprogramm/Planungseinheiten#Rhein_Lippe.  

Zu Frage 3:

Wie bereits zu Frage 1 dargestellt, ist die Bezeichnung als „Bach“ hinsichtlich des Gewässerzustands ohne rechtliche Bedeutung

Wir hoffen, Ihnen mit dieser Antwort geholfen zu haben. Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Matthias Hacker

Matthias Hacker

Fachgebiet II 2.1 Übergreifende Angelegenheiten Wasser und Boden

Fachgebiet II 3.1 Nationale und internationale Fortentwicklung der Trinkwasserhygiene

Umweltbundesamt

Wörlitzer Platz 1

06844 Dessau-Roßlau

 

Telefon: +49 (0)340 2103 3697

matthias.hacker@uba.de

www.umweltbundesamt.de

Karte 14

Auf dieser Karte sind die kommunalen Einleitungsstellen in die Geithe zu erkennen.

Abgerufen am 29. Mai 2015 unter:

http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf

Karte 15

Auf dieser Karte sind direkt einleitende Betriebe zu erkennen.

Abgerufen am 29. Mai 2015 unter:

http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf

Abbildung 35

Die vorgenannten Firmen sowie WESTFLEISCH eG und Hochtemperatur Kernkraftwerk GmbH werden als Direkteinleiter geführt.

Abgerufen am 29. Mai 2015

http://www.elwasweb.nrw.de

Abbildung 36

RWE Power AG besitzt darüber hinaus eine Einleitungsstelle für den Hausabwasserbereich.

Abgerufen am 29. Mai 2015 unter:

http://www.elwasweb.nrw.de

Abbildung 37

Beide Namen für Gewässer auf entgegengesetzten Seiten des Kraftwerksgeländes sind in Einleitungsgenehmigung  zu finden sind.

Abgerufen am 29. Mai 2015

http://www.elwasweb.nrw.de

Karte 16

Da es sich bei den Koordinaten um UTM  – Koordinaten handelt, musste ich diese erst umrechnen.

Abgerufen am 30. Mai 2015 unter:

http://www.deine-berge.de/umrechner_koordinaten.php.

Abbildung 38

Es scheint die Kenntnis von Einleitungsstellen entweder vollständig oder mit unklarer Verortung und Anzahl der Einlassstellen zu fehlen.

Abgerufen am 30. Mai 2015 unter :

http:// daten. Flussgebiete .nrw.de/ bestandsaufn/ daten/lippe/index.html

Abbildung 39

Experteneinschätzungen geben laut Experteneinschätzung einen guten Zustand preis.

Abgerufen am 30. Mai 2015

http:// daten. Flussgebiete .nrw.de/ bestandsaufn/ daten/lippe/index.html

Datenmaterial 1

Fragenkatalog Herr Cigelski, übergeben am 29.Oktober 2015 in Anwesenheit von Herrn Kiko

Fragen zur Geithe und zum Geithebach

1. Geithe / Geithebach

1.1 Welche Version von Name, Quelle, Verlauf der Geithe / Geithebach ist verbindlich? Kreis Soest / Stadt Hamm kennen keine Geithebach, geo – portal, tim- online und Elwas unterscheiden Geithe und Geithebach mit verschiedenen Gewässerkennzahlen

Von: Samantha Seithe [mailto:samanthaseithe@yahoo.de]
Gesendet: Sonntag, 19. Juli 2015 19:00
An: Kühlmann Annette
Betreff: Fließgewässer Kreis Soest

 

Hallo Frau Kuehlmann, 

bei meinem fünften Abiturfach beschäftigte ich mich mit der Lippe und seine Zuflüsse.

Nun meine Frage:

Der Geithe-Bach stellt die Grenze zwischen dem Kreis Soest und der Stadt Hamm da, entspringt in Eilmsen und fließt in die Lippe.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem Geithe – Bach und dem Geithebach  und ist der Geithebach die lange Version von Geithe?

Können Sie mir den genauen Verlauf der/ des Baches mit der genauen amtlichen Bezeichnung nennen?

Liebe Grüße aus Scheidingen

Samantha Seit

Annette.Kuehlmann@Kreis-Soest.de

An

samanthaseithe@yahoo.de

Jul 20 um 9:14 AM

Hallo Frau Seithe,

Die Geithe oder der Geithebach bildet nicht die Grenze zwischen Soest und Hamm, fließt auch nicht in die Lippe sondern in die Ahse und die Ahse fließt in Hamm in die Lippe.

Die Gewässerunterhaltung obliegt der Stadt Hamm hier können Ihnen Frau Knoblauch (Tel. 02381/17-7139) oder Herr Dr. Schmidt-Formann weiter helfen.

 

Die Geithe gehört zum Ahse-Prohekt „Lebendige Bördebäche“, weitere Informationen finden Sie auch unter:

 

http://www.kreis-soest.de/umwelt_tourismus/umwelt/unterhaltung/boerde/Ahse-Projekt__Lebendige_Boerdebaeche_.php

 

Für eventuelle Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

 

Mit freundlichen Grüßen

i. A.

 

Annette Kühlmann

Kreis Soest

Wasserwirtschaft

Hoher Weg 1 – 3   .  59494 Soest

Tel.: 02921 30-2213

Fax: 02921 30-3480

E-Mail: annette.kuehlmann@kreis-soest.de

Internet: www.kreis-soest.de

 

1.2 Warum wird der Geithebach nicht kontrolliert, obwohle er eine Gewässerkennzahl hat ( 2785916)?

1.3 Warum ist bei tim-online.nrw.de, elwasweb.nrw.de, geoportal.nrw.de bei den Karten nicht klar ersichtlich welches die Geithe und der Geithebach sind. Die Bezeichnungen der Bäche sind verwirrend.(Karten auf dem USB – Stick)

1.4 Einleitungsgenehmigungen vom industriellen Betrieb sind verwirrend, es wird in die Geithe und den Geithebach eingeleitet, erst durch eine Berechnung der Koordinaten kann man feststellen in welchen Bach eingeleitet wird.

1.5 Wo ist der richtige Verlauf der Geithe? Eine neue Variante des industriellen Betriebes oder wie zuverlässig sind unsere Behörden?

Steffen, Guido <guido.steffen@rwe.com>

An

samanthaseithe@yahoo.de

Heute um 12:00 PM

Liebe Frau Seithe,

tut mir leid, aber Sie irren sich. Die erneute Nachfrage am Standort ergibt, dass sich der Ursprung der Geithe außerhalb des Werksgeländes befindet, wie unten angegeben. Was im Wiki zur Quelle der Geithe/des Geithebachs steht, ist nicht richtig.

Gruß, Guido Steffen

—–Ursprüngliche Nachricht—–
Von: Steffen, Guido
Gesendet: Freitag, 4. Dezember 2015 15:21
An: ‚samanthaseithe@yahoo.de
Betreff: Quelle der Geithe

Hallo Frau Seithe,

die Geithe entspringt nicht auf dem Standort (siehe weiter unten). Ein Foto der Quelle kann somit im öffentlichen Verkehrsraum ohne Betreten des Standortes bzw. ein Foto vom Standort gemacht werden.
Die Geithe „entspringt“ (oder besser: entsteht) an der Grenze der Stadt Hamm zum Kreis Soest, ungefähr an der Straßenkreuzung Lippestraße / Vellinghauser Straße.
Die „Quelle“ ist die Feldentwässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Von hier aus fließt der Bach zum Umspannwerk und dann zum KWE.
Der Bach verläuft in Rohren unter dem Kraftwerk und fließt an der Westgrenze (Schmehauser Feld) des KWE wieder in ein offenen Bachlauf.

Gutes  Gelingen, schönes Wochenende und

Mit freundlichen Grüßen, vriendelijke groeten and kind regards

Guido Steffen
RWE Power AG
Externe Kommunikation/Pressestelle
Huyssenallee 2
45128 Essen

 

2. Wasserproben

2.1 Grenzwerte werden überschritten

2.2. Warum wird die Geithe vom Kraftwerk bis zum Duiker nicht von der Stadt Hamm kontrolliert.

2.3 Temperaturen sind viel zu hoch, vor allem im Winter

2.4 Verschiedene Werte der Wasserproben legen dar, dass die Geithe zu verschiedenen Zeitpunkten durch Einleitungen belastet wurde. Stichproben reichen nicht. Wie zuverlässig sind die Messdaten / Angaben vom industriellen Betrieb. (Elwass)

2.5 Bei Gewitter kontrollierte Einleitung? Flutwelle von ca. 34cm

Gemäß der Niederschlagsmenge möglich? Leitfähigkeit 1,405 Milli Sievert /cm, Regenwasser?

Was ist passiert?

 

3. Quelle

3.1  Kann es eine kartographische Quelle geben?

3.2 Kann es einen Bach ohne Quelle geben?

3.3 Kann ein industrieller Betrieb als Quelle bezeichnet werden?

 

4. Bodenproben / Ausbaggern

4.1 Wie ist das Ausbaggern eines Baches zu erklären, der laut „Lebendige Bördebäche“ in einem ökologisch guten Zustand ist?

4.2 Wie wurde der Aushub entsorgt? Laut meiner Bodenprobe handelte es sich um Sondermüll.

4.3 Bekomme ich Auskunft darüber, wie der Boden entsorgt wurde?

 

5. Einleitungen

5.1 Warum werden Einleitungsmengen in Höhe von 245.000 m³

geschätzt? Warum leitet ein stillgelegtes Kernkraftwerk überhaupt soviel Wasser ein?

Antwort von Herr Cigelski, Leiter Untere Wasserbehörde Hamm:

Außen am Kernkraftwerk wird Grundwasser abgepumpt, aber in mehreren Jahren 0 m³ und in einem Jahr 245000 m³. Vorher behauptete Herr Cigelski, das Wasser in der Geithe sei lediglich Niederschlagswasser, die Wasserverschmutzungen kommen durch die Kohlehalden und die Straßen,

erst als ich ihn auf die Einleitungsgenehmigungen hinwies, sprach er von geringen Einleitungen.

5.2 Besteht die Möglichkeit, eine detaillierte Auflistung von Wassermengen, Inhaltsstoffen getrennt nach Herkunft auf dem Industriegelände zu bekommen?

5.3 Rechnerisch sind die Einleitungsmengen vom industriellen Betrieb die Wassermenge die sich in der Geithe befindet, im trockenen Sommer??

5.4 Warum die Einleitungen des stillgelegten Kernkraftwerkes durch die Stadt Hamm genehmigt und die der Kohlekraftwerke von der bezirksregierung?

 

6. Was ist ein Bach? Was ist ein Gewässer

6.1 Was versteht der Bürger unter der Bezeichnung Bach? Darf ein Abwasserkanal eines industriellen Betriebes als Bach / Gewässer bezeichnet werden?

6.2 Gibt es einen Bach / Gewässer ohne Quelle?

 

7. Beurteilung öffentliche Stellen über die Geithe

7.1 Es gibt Beurteilungen die Metalle in der Geithe als „gut, bezeichnen “laut Experteneinschätzung“, wie kann man so etwas einschätzen?

7.2 Es wurde immer wieder auf erhöhte Zinkkonzentrationen hingewiesen, warum wurde nichts unternommen?

7.3 Die Geithe wird vom Kraftwerk bis zum Duiker als „natürlich“ eingestuft, ist das korrekt?

7.4 Gewässergüte die in amtlichen Berichten dargelegt werden, stimmen nicht mit der tatsächlichen Situation überein

Mehrmals in Gewässergüteberichten:

Bei den Metalluntersuchungen wurde nur in der Geithe eine erhöhte Zink-Konzentration gemessen.

Auch hinsichtlich der erhöhten Zinkkonzentration in der Geithe und den nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln im Mündungsbereich der Ahse werden weitergehende Kontrollen und Untersuchungen klären, wo sinnvolle Maßnahmen einsetzen können.

Geithe und Kützelbach sind zusätzliche Untersuchungen erforderlich, um die Ursachen für die nur mäßige Gewässergüte zu finden.

Demnach sind vor allem die Flüsse Lippe und Ahse sowie der Lausbach, Mesenbach, Ennigerbach, Salzbach/Unterlauf Bewerbach, die Geithe und der Oberlauf der Geinegge sowie einige kleinere Bäche und Bachabschnitte nur mäßig belastet und erreichen damit die Zielvorgaben der Allgemeinen Güteanforderungen für Fließgewässer, AGA.

Gab es Untersuchungen??

 

E – Mail Kontakt 13

E- Mail Kontakt zwecks Termin und Rückgabe der Unterlagen mit Dr. Schmitt – Formann

Von: samanthaseithe@gmx.de [mailto:samanthaseithe@gmx.de]
Gesendet: Montag, 23. November 2015 08:07
An: Schmidt-Formann Dr., Oliver; kiko@mg-werl.de
Betreff: Geithe

Guten Morgen Dr. Schmidt – Formann,

schade, dass Sie am 29.10.15 krank waren, gerne hätte ich die Untersuchungen sachlich mit Ihnen besprochen.

Sicherlich konnten Sie die Unterlagen mittlerweile einsehen und sich ein Bild von meinen Untersuchungen machen und sich ein Urteil über die Untersuchungen bilden.

Ab dem 1. Nov. 15 wollte sich Ihr Kollege mit Ihnen um die Angelegenheit kümmern und sich dann bei mir

zwecks Klärung meiner Fragen melden.

Haben Sie schon Informationen für mich z.B. wie der Aushub entsorgt wurde, Klärung Geithe – Geithebach etc. ?

Wer ist bezüglich der Geithe nun mein direkter Ansprechpartner, Sie oder ihr Kollege?

Liebe Grüße aus Scheidingen

Samantha

Gesendet: Montag, 23. November 2015 um 09:10 Uhr
Von: „Schmidt-Formann Dr., Oliver“ <Schmidtformann@Stadt.Hamm.de>
An: „samanthaseithe@gmx.de“ <samanthaseithe@gmx.de>
Cc: „Cigelski, Rudolf“ <Cigelski@Stadt.Hamm.de>
Betreff: AW: Geithe

Hallo Frau Seithe,

 

Danke für die Unterlagen.

Ich habe sie mir angesehen und mich mit dem Kollegen ausgetauscht.

Am besten wir telefonieren dazu noch einmal oder Sie kommen erneut zu mir ins Büro (die Unterlagen müssen ja auch zurück)?

 

Gruß

 

i.A. 
Dr. Oliver Schmidt-Formann
Stadt Hamm | Umweltamt | Sachgebietsleiter 311.2 Landschaft | stv. AbtL 31.1 und 31.3 Untere Landschafts-  und Wasserbehörde | Projektleitung LIFE+Projekt LippeAue
Technisches Rathaus, A0.078 | Gustav-Heinemann-Straße 10 | 59065 Hamm | Tel.: 0 23 81 / 17-71 37 | Fax: 0 23 81 / 17-29 31 | web: 
http://www.life-lippeaue.de |http://www.hamm.de

E – Mail Kontakt 14

Neuversuch am 5. Dezember 2015, Aufforderung Herrn Dr. Schmidt-Formann zur Beantwortung meiner Fragen auf

Von: samanthaseithe@gmx.de [mailto:samanthaseithe@gmx.de]
Gesendet: Samstag, 5. Dezember 2015 21:19
An: poststelle@mkulnv.nrw.de; Burgards@t-online.de; Cigelski, Rudolf; Schmidt-Formann Dr., Oliver
Betreff: Antrag auf Stellungnahme zur Geithe
Wichtigkeit: Hoch

Zur Kenntnisnahme an:

Herrn Remmel, Umwelt NRW

Herrn Cigelski, Umweltamt Stadt Hamm

Herrn Burgards, Bündnis 90/GRÜNE

(Unterlagen und Untersuchungsergebnisse können jederzeit angefordert werden)                                                                

 

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt-Formann,

bezugnehmend auf unser Gespräch am 3.12.2015 muss ich Ihnen mitteilen, dass ich mit den bisherigen Ergebnissen nicht zufrieden bin. Am 29.10.15 hat mir Herr Cigelski zugesagt, dass er sich um meine Anliegen kümmern möchte. Sie haben sich, wenigstens freundlich, das Anliegen erneut erklären lassen, jedoch gab es keine Antwort auf meine Fragen. Nun erneut meine Fragen:

1.)

Im März 2015 wurde das Bachbett der Geithe und im November 2015 das Vorbecken des Dükers vor dem Datteln-Hamm-Kanal ausgebaggert. Von mir in Auftrag gegebene Analysen zeigen eine deutliche Schwermetallverseuchung der Sedimente auf. Wie wurde der Aushub jeweils deklariert und wohin wurde er entsorgt? Wie ist das Ausbaggern eines Baches zu erklären, der laut „Lebendige Bördebäche“ in einem ökologisch guten Zustand ist?

2.)

In meinen vorgelegten Unterlagen waren Diagramme zu finden, die eindeutig zeigen, dass die Wasserproben aus der Geithe, die ich auf meine Kosten analysieren ließ, die Grenzwerte von TVO, LAWA und die für diesen Fall relevanten Werte der WRRL deutlich überschritten. Wie wollen Sie in dem Fall der Schwermetallverunreinigung weiter verfahren?

3.)

Abgesehen von Niederschlagsereignissen führt die Geithe in ihrem Oberlauf ausschließlich industrielles Abwasser der Kraftwerksanlagen RWE, dies ist rechnerisch anhand der Einleitungen (ELWAS) zu ermitteln.

4.)

Im November wurde das Vorbecken des Dükers vor dem Datteln-Hamm Kanal ausgebaggert. Eine Bodenanalyse wurde von mir genommen, Ergebnisse von dem Labor liegen noch nicht vor, es gibt jedoch alte Schlammprobenergebnisse von diesem Teilabschnitt, die auch deutlich eine Schwermetallverseuchung des Schlammes aufzeigen.

5.)

Der Verlauf der Geithe wird von RWE wie folgt dargestellt:

 

Steffen, Guido <guido.steffen@rwe.com>

An

samanthaseithe@gmx.de

Dez 4 um 3:21 PM

Hallo Frau Seithe,

 

die Geithe entspringt nicht auf dem Standort (siehe weiter unten). Ein Foto der Quelle kann somit im öffentlichen Verkehrsraum ohne Betreten des Standortes bzw. ein Foto vom Standort gemacht werden.
Die Geithe „entspringt“ (oder besser: entsteht) an der Grenze der Stadt Hamm zum Kreis Soest, ungefähr an der Straßenkreuzung Lippestraße / Vellinghauser Straße. Die „Quelle“ ist die Feldentwässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Von hier aus fließt der Bach zum Umspannwerk und dann zum KWE.Der Bach verläuft in Rohren unter dem Kraftwerk und fließt an der Westgrenze (Schmehauser Feld) des KWE wieder in ein offenen Bachlauf.

Gutes  Gelingen, schönes Wochenende und

Mit freundlichen Grüßen, vriendelijke groeten and kind regards

Guido Steffen
RWE Power AG
Externe Kommunikation/Pressestelle

Ihrer Aussage nach existiert nur eine kartographische Quelle, Herr Cigelski nannte jedoch ein Rohr hinter dem Duiker als Quelle. Weitere widersprüchliche Angaben zur Quelle und zum Verlauf finden sich bei ELWAS, Tim-online, Geoportal. Ferner unterscheiden mehrere Kartenwerke Geithe und Geithebach, wobei der Geithebach beim Kreis Soest und der Stadt Hamm nicht bekannt ist, obwohl laut ELWAS Einleitungsgenehmigungen auf den Geithebach eingetragen sind. Nur durch Überprüfungen der Koordinaten kann man herausfinden, dass die Geithe gemeint ist. Da es sich um zwei eigenständige Bäche mit zwei unterschiedlichen Gewässerkennzahlen handelt, sollten meiner Meinung nach die Einleitungsgenehmigungen transparenter gemacht werden.

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt-Formann, sehr geehrter Herr Cigelski, zweimal war ich zu Besuch im Umweltamt Hamm. Am 29.10.15 waren Sie, Hr. Cigelski, mein Ansprechpartner. Die unterschwellige Aggressivität, die Sie mir entgegenbrachten, und Ihr Ausspruch „ ich weiß, dass ich dumm bin“ ist nicht die Art und Weise, wie man einem Schüler, der wichtige Fragen zu einer Bachuntersuchung stellen möchte, entgegentritt. Sie hatten mir zugesagt, dass Sie, nachdem Sie ein Projekt fertig gestellt haben, sich ab dem 1.11. um meine Fragen und Anliegen kümmern wollten. Am 3.12. hatte ich erneut einen Termin bei Ihnen, Herr Dr. Schmidt-Formann. Ich bin nach Hamm gekommen in der Annahme, dass Herr Cigelski sein Versprechen gehalten hat und ich Antworten bekomme. Stattdessen musste ich Ihnen meine Fragen erneut stellen, da Herr Cigelski Sie nicht informiert hatte. Bei unserem Vorgespräch im August haben Sie mir das Gefühl vermittelt, dass Sie sich für mein Projekt interessieren würden. Ihre Bemerkung im Gespräch am 3.12. „ Wollen Sie ein Fass aufmachen?“ fand ich mehr als unverschämt und unpassend. Meinerseits habe ich vorab das Gespräch mit dem Umweltamt Hamm gesucht, um Lösungen und Antworten auf die Problematik der Geithe zu bekommen. Sie haben mir jedoch das Gefühl vermittelt, dass ich und meine Fragen unerwünscht sind. In den Schulen und vom Staat wird gerade unsere Generation immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig unsere Umwelt und der Umweltschutz sind. Bei mir erweckt es leider mittlerweile den Eindruck, Umweltschutz ist im höchsten Maße von Jugendlichen erwünscht, aber nur so lange wie etwas Positives dabei herauskommt oder wirtschaftliche Interessen gewahrt bleiben. Es soll keine Kritik oder Schelte an Behörden sein, ich möchte nur in meiner Arbeit verbindliche Aussagen verwenden und meine Arbeit wissenschaftlich korrekt beende. Mit den Worten von Dr. Schmidt-Formann: Ich möchte kein Fass aufmachen, sondern nur Antworten. Allerdings stellt sich bei mir nach solch einer Aussage  mittlerweile die Frage:„ ist es ein Fass?“, was soll ich nicht erfahren?

Ich fordere Sie zu einer schriftlichen Stellungnahme zu meinen Fragen bezüglich der Ihnen vorgelegten Unterlagen auf.

 

Samantha Seithe

 

E Mail Kontakt 15

Gesendet: Donnerstag, 10. Dezember 2015 um 14:43 Uhr
Von: „Schmidt-Formann Dr., Oliver“ <
Schmidtformann@Stadt.Hamm.de>
An: „
samanthaseithe@gmx.de“ <samanthaseithe@gmx.de>
Cc: „Hanke, Hubertus“ <
Hanke@Stadt.Hamm.de>, „Cigelski, Rudolf“ <Cigelski@Stadt.Hamm.de>, „Lambertz, Reinhild“ <lambertz@Stadt.Hamm.de>, „poststelle@mkulnv.nrw.de“ <poststelle@mkulnv.nrw.de>, „Burgards@t-online.de“ <Burgards@t-online.de>
Betreff: AW: Antrag auf Stellungnahme zur Geithe
Sehr geehrte Frau Seithe,

 in der Anlage übersende ich mein Antwortschreiben.

Mit freundlichen Grüßen

 i.A.
Dr. Oliver Schmidt-Formann
Stadt Hamm | Umweltamt | Sachgebietsleiter 311.2 Landschaft | stv. AbtL 31.1 und 31.3 Untere Landschafts-  und Wasserbehörde | Projektleitung LIFE+Projekt LippeAue
Technisches Rathaus, A0.078 | Gustav-Heinemann-Straße 10 | 59065 Hamm | Tel.: 0 23 81 / 17-71 37 | Fax: 0 23 81 / 17-29 31 | web:
http://www.life-lippeaue.de | http://www.hamm.de

Sehr geehrte Frau Seithe,

Ihre Email vom 05.12.2015 habe ich erhalten und möchte Ihrer Bitte darauf zu antworten gerne nachkommen. Sie schreiben eine Facharbeit im Rahmen Ihres Schulabschlusses. Dazu hatten sie mich um Unterstützung bei Ihrer Recherche gebeten. Diese Unterstützung hatte ich Ihnen zugesagt und Sie zu einem Gespräch ins Umweltamt eingeladen. Nach einem Einführungsgespräch hatten sich weitere Fragen ergeben, die in einem weiteren Termin diskutiert werden sollten. Krankheitsbedingt hatte hier Hr. Cigelski, Abteilungsleiter der Unteren Wasserbehörde, den Termin wahrgenommen. Nachdem ich Rücksprache mit Herrn Cigelski genommen habe, haben wir einen weiteren Gesprächstermin vereinbart. Schon während der Terminfindung hatte ich Ihnen mitgeteilt, dass ich den von Ihnen vorgelegten Unterlagen keine konkreten Fragen entnehmen konnte, die ich Ihnen hätte beantworten können. Die mitgelieferte Liste war inhaltlich an vielen Stellen zu abstrakt formuliert.1 Entgegen Ihren Darstellungen lagen mir oder Herrn Cigelski also keine konkreten Fragen vor. In diesem Tenor leitete ich dann auch unser zuletzt geführtes Gespräch ein. Dem haben Sie inhaltlich nicht widersprochen. Ich möchte noch meine Verwunderung über die von Ihnen gewählte Vorgehensweise und Ihre E-Mail vom 05.12.2015 zum Ausdruck bringen! Ich habe unser letztes Gespräch als sehr positiv in Erinnerung.2 Sie konnten mir Ihre Fragen erläutern und ich habe versucht Ihnen die Antworten verständlich zu vermitteln. Zugegeben, nicht alles konnte ich mit einfachen und nachvollziehbaren Antworten erläutern – dazu sind die von ihnen gewählten Themen oft komplexer Natur und fachübergreifend geartet. Mit den von Ihnen angesprochenen Themenfeldern zur Gewässerökologie, geschichtliche und sprachwissenschaftliche Entwicklung des Gewässers „Geithe“, der geografischen Klärung des Gewässerverlaufs, den chemisch-physikalischen Gewässeruntersuchungen, den Analysen von Bodenproben, Einleitungen in das Gewässer sowie Aspekte des Wasserrechts haben Sie ein weites Feld verschiedenster Themenfelder eröffnet. Die von Ihnen angegangenen Fragestellungen allein reichen für mehrere Bachelorarbeiten aus, wollen die Fragen, wie es Ihren Ansprüchen entspricht, wissenschaftlich beantwortet werden. Als Naturwissenschaftler weiß ich aus eigener Erfahrung, dass das Wesen einer Umweltamt Untere Wasserbehörde Technisches Rathaus Gustav-Heinemann-Straße 10 59065 Hamm Ansprechpartner: Herr Dr. Schmidt-Formann Zimmer-Nummer: A0.102 Tel. 02381 / 17-7137 Fax 02381 / 17-2931 Schmidtformann@stadt.hamm.de Seite 2 / 3 guten Argumentation eine lückenlose und unzweifelhaft nachvollziehbare Herleitung der gewonnen Daten ist. Dazu gehört selbstverständlich eine nach allgemein anerkannten und oftmals normierten Methodik. Allein bei der Entnahme einer Bodenprobe3 kann durch fehlerhafte Anwendung der Standards eine Analyse völlig wertlos werden, weil beispielsweise die Qualität der gewonnen Daten nicht hinreichend plausibel dargelegt werden kann. Zu Ihren Fragen im Einzelnen: Es entspricht der geordneten Gewässerunterhaltung ausgehobenes Bodenmaterial seitlich neben das Gewässer einzuarbeiten. Entsprechende Bestimmungen finden Sie im Landeswassergesetz und den einschlägigen Richtlinien.4 Arbeiten am „Vorbecken des Dükers“ sind mir nicht bekannt. In unserem Gespräch haben sie diese nicht erwähnt.5 Die Ihnen vorliegenden „alten Schlammprobenergebnisse“ liegen mir nicht vor und sind mir nicht bekannt. Die Geithe ist entgegen Ihrer Behauptung nicht in einem ökologisch guten Zustand. Dies ist die Zielformulierung gemäß Wasserrahmenrichtlinie. Die vorgelegten Daten sollen nach Ihren Angaben Grenzwerte der TVO, LAWA und WRRL überschreiten. Nur nach der Analyse einer Probe die unter normierten Bedingungen genommen wurde lassen sich diese weit reichenden Behauptungen weiter verfolgen. Da mir die Methodik nicht mitgeteilt wurde, muss ich zunächst von methodischen Fehlern ausgehen.6 Insofern sollten Sie in Ihrer Facharbeit diesem Umstand durch Relativierung Rechnung tragen. Aber auf Basis einer vorausgesetzten fachlichen Qualität können Sie die Werte sicherlich diskutieren und Ihre eigenen Einschätzungen ableiten. Hinweise zu einer erhöhten Belastung liegen mir auch nach Abgleich der bisherigen Untersuchungen im Rahmen des Monitorings der WRRL oder eigener Untersuchungen beispielsweise des Makrozoobenthos bzw. chemisch-physikalischer Parameter oder der Fischfauna nicht vor. Diese Einschätzung hatte ich Ihnen ja bereits in unserem Gespräch mitgeteilt. Nach Rücksprache mit der Unteren Bodenschutzbehörde ermöglichen die vorgelegten Analysen der „Boden- bzw. Sedimentproben“ keine wissenschaftliche Auswertung. Um ein Bachsediment fachlich und wissenschaftlich richtig zu bewerten, ist eine normierte Probennahme und anschließende Analytik sowie eine Bewertung im Hinblick auf eine gezielte Fragestellung unabdingbar. Neben der Geithe wird eine Vielzahl an Gewässern in NRW maßgeblich von Einleitungen gespeist. Das gereinigte Abwasser wird i.d.R. auf Basis wasserrechtlicher Erlaubnisse unter definierten Bedingungen und Auflagen eingeleitet. Dieser Umstand ist der hohen Bevölkerungsdichte unserer Region geschuldet, entspricht aber der gängigen Praxis. Trotz dieser anthropogenen Überformung können im Übrigen viele Gewässer in einen guten ökologischen Zustand überführt werden. Seite 3 / 3 Die widersprüchliche Datenlage zum Ursprung der Geithe, dem Umstand, dass es den Bach kartografisch zwei Mal gibt und weitere Unklarheiten sind ein interessantes Ergebnis Ihrer Recherche. Ich warte gespannt auf das Ergebnis Ihrer Arbeit die vielleicht dazu führen wird, dass die Kartografie an diesen Stellen optimiert wird. Auch der Hinweis, die Einleitungsstellen transparent für die Bevölkerung nachvollziehbar zu machen, halte ich für interessant und freue mich auf Ihren Lösungsansatz. Für die weitere Bearbeitung und Ihren bevorstehenden Schulabschluss wünsche ich Ihnen viel Erfolg.

 

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Dr. Schmidt-Formann

E – Mail Kontakt 16

Mein Betreuer Herr Kiko schreibt einen Brief an das Umweltamt Hamm

Heinz Kiko                                                                                                   Werl, den 11.01.2016

Marien-Gymnasium Werl

Am Breilsgraben 2                                                                                   Email: kiko@mg-werl.de

59457 Werl                                                                                                Telefon: 02922 6004

 

Stadt Hamm

Umweltamt – Untere Wasserbehörde

Dr. Schmidt-Formann

Technisches Rathaus

Gustav-Heinemann-Straße 10

59065 Hamm

 

Bezug: Ihr Schreiben vom 10.12.2015 an Samantha Seithe, Am Zollbaum 2, 59514 Welver-Scheidingen

 

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt-Formann,

 

ich bin Biologie- und Chemie-Lehrer am Marien-Gymnasium in Werl und betreue im Rahmen meiner außerunterrichtlichen Aufgaben seit einigen Jahren auch Samantha Seithe, unter anderem zum Beispiel für Wettbewerbsteilnahmen. Zum großen Teil arbeitet Samantha Seithe bei ihren Projekten sehr selbständig und erschließt sich neue Arbeitsbereiche sowohl autodidaktisch als auch durch den Austausch mit Wissenschaftlern. Wie erfolgreich sie dabei war, mag Ihnen die Kopie eines Artikels aus der Süddeutschen Zeitung – als Anlage beigefügt –  verdeutlichen, mit Randergänzungen zum Hintergrund dieses Artikels. Die darin erwähnten Projekte hat Samantha als 11- und 12-jährige Schülerin bearbeitet. Bald wird sie 15 Jahre alt und im Mai/Juni 2016 sicher erfolgreich die Abiturprüfungen absolvieren. Diese Anmerkungen habe ich voran gestellt, da Ihr Schreiben vom 10.12.15 einige aus meiner Sicht bemerkenswerte Aussagen und Passagen enthält. Und dies sind auch die Gründe für dieses Schreiben.

 

Ich selbst war dabei, als Samantha Seithe in Hamm eine umfangreiche Zusammenstellung von Daten und Fakten an Herrn Cigelski übergeben hat, zusammen mit einer Liste von Fragen. Inhaltlich geht es um ein Projekt zur „Geithe“, das Samantha Seithe seit längerer Zeit voran treibt und im Rahmen des „Fünften Abiturfaches“ als schriftliche Ausarbeitung im zurzeit geschätzten Umfang von etwa 100 Seiten (ohne Anhänge wie z.B. Karten, Email-Korrespondenz, Literaturliste) als Abiturleistung einbringen wird. Darüber hinaus wird die Arbeit wahrscheinlich für Wettbewerbe eingereicht und natürlich auch den Behörden zur Verfügung gestellt.

 

Ohne auf Details eingehen zu können stehen als besondere Ergebnisse der Probennahmen aus der Geithe fest:

Die Wasserproben enthalten erhöhte, teils sehr hohe Belastungen an Metallen, auch an giftigen Schwermetallen. Dabei gibt es Unterschiede bei  den verschiedenen Probenahmen am gleichen Ort, aber zu verschiedenen Tagen. Zum einen weisen die Belastungen auf einen Zusammenhang mit Bergbau-Tätigkeiten oder mit der Kohlelagerung auf dem angrenzenden Kraftwerksgelände hin. Zum anderen wird deutlich, dass Belastungen auf einen Zusammenhang mit „Verzinkung“ hinweisen, möglicherweise aus den Kesseln eines  noch neuen Kraftwerksblockes, der nach meiner Kenntnis nicht in Betrieb gehen wird. Dies wird besonders deutlich bei den Daten aus Schlamm- und Bodenproben. Hier werden die Grenzwerte der Klärschlammverordnung überschritten.

 

Und genau hierzu hat Samantha Seithe eine konkrete Frage gestellt: Die Geithe ist im Nahbereich nach dem Austritt aus dem „Industriebetrieb“ ausgebaggert und das Material zunächst am Rand der Geithe abgelegt worden. Dieser Bodenaushub ist aber nicht auf den Seiten verteilt worden, sondern kurz nach dem Ausheben abgefahren worden. Die berechtigte Frage von Samantha Seithe ist deshalb – wegen der Überschreitung der Grenzwerte zur Klärschlammverordnung – gewesen, wo dieser Bodenaushub nun verblieben ist. Und diese Frage ist bisher nicht beantwortet worden. Vielmehr wurde im Gespräch mit Herrn Cigelski deutlich, dass das Umweltamt der Stadt Hamm nach Aussage von Herrn Cigelski  von diesen Tatsachen gar keine Kenntnis hatte. Inzwischen ist auch im weiteren Verlauf der Geithe ausgebaggert worden, nämlich im Bereich eines Dükers!

 

Sie verweisen in Ihrem Schreiben vom 10.12.2015 darauf, dass Probennahmen und Probenanalysen nach vorgegebenen Standards erfolgen (müssen). Mit dieser Aussage wird offenbar die Ernsthaftigkeit der Untersuchungen von Samantha Seithe in Frage gestellt und daraus wird abgeleitet, dass eine Beachtung dieser Daten und Fakten nicht nötig erscheint. Diese Sichtweise ist eine von den bemerkenswerten Aussagen und Passagen, die ich in keiner Weise teilen kann. Ich selbst war bei Probennahmen mit vor Ort und ich hege keinerlei Zweifel an der Verlässlichkeit der Untersuchungen und der Aussagekraft der Untersuchungsergebnisse zu den Wasser- und Schlamm-/Boden-Proben. In der Geithe gibt es erhebliche Probleme mit Abwässern aus einem großflächigen Industriebereich. Und diese Probleme sind nicht dadurch gelöst, indem man fehlende Standards bei der Probennahme anführt und sich deswegen der Problemlösung offenbar nicht stellen will (oder kann?).

 

In einer anderen Passage wird angeführt, dass die von Samantha Seithe angegangenen Fragestellungen in ihrer Bearbeitung den Umfang mehrerer Bachelorarbeiten erreichen. Ich bin ziemlich sicher und zuversichtlich, dass ein großer Teil der Fragen mit der bald fertig gestellten Arbeit von Samantha Seithe eine Antwort finden wird. Und nun komme ich zur einführenden Passage zurück. Für die Untersuchungen des Salzbaches im Bereich von Werl-Scheidingen hat Samantha Seithe auch den Jugend-Umweltpreis der Stadt Werl für das Jahr 2013 erhalten. Herr Lapornik-Jürgens – übrigens Schulleiter eines Gymnasiums der Stadt Hamm – hat als Laudator in seiner Rede sinngemäß formuliert, dass sich die Stadt Werl durch Samanthas Arbeit Kosten für ein Gewässergutachten im hohen vierstelligen, vielleicht sogar fünfstelligen Bereich erspart hat. Viel wichtiger war aber, dass die bereits projektierten Arbeiten zur Renaturierung des Salzbaches sofort nach den ersten Muschelfunden gestoppt wurden und Neuplanungen mussten angestellt werden. Nur dadurch konnten in NRW vom Aussterben bedrohte Arten vor der Vernichtung bewahrt werden! Denn man hatte die Renaturierung auf Basis veralteter Daten zum Salzbach als einem stark verschmutzten Fließgewässer ohne jegliche aktuelle Erhebung durchführen wollen. Inzwischen sind Teile des Salzbaches als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

 

Meine Hoffnung geht dahin, dass die Untersuchungen und Ergebnisse aus der „Geithe-Arbeit“ von Samantha Seithe ähnlich positive Auswirkungen haben werden. Und in diesem Fall geht es sogar um deutlich mehr, nämlich den Schutz unserer Fließgewässer vor übermäßigen Belastungen, die zum Beispiel aktuell in Form von Mikro-Kunststoff-Müll im Rhein die Gewinnung von Trinkwasser in den Niederlanden mit neuen Frage- und Aufgabenstellungen beschäftigt. Und die Belastungen der Geithe kommen im Übrigen irgendwann auch in den Niederlanden an.

 

Mit freundlichen Grüßen

Heinz Kiko

 

E – Mail Kontakt 17

Weiterleitung meines Briefes, den ich an das Umweltamt Hamm, Dr. Schmidt – Formann, am 5. Dezember 2015 geschickt habe,  an den nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzminister Johannes Remmel

Von: samanthaseithe@gmx.de [mailto:samanthaseithe@gmx.de]
Gesendet: Samstag, 5. Dezember 2015 21:19
An: poststelle@mkulnv.nrw.de; Burgards@t-online.de; Cigelski, Rudolf; Schmidt-Formann Dr., Oliver
Betreff: Antrag auf Stellungnahme zur Geithe
Wichtigkeit: Hoch

Zur Kenntnisnahme an:

Herrn Remmel, Umwelt NRW

Herrn Cigelski, Umweltamt Stadt Hamm

Herrn Burgards, Bündnis 90/GRÜNE

(Unterlagen und Untersuchungsergebnisse können jederzeit angefordert werden)

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt-Formann,

bezugnehmend auf unser Gespräch am 3.12.2015 muss ich Ihnen mitteilen, dass ich mit den bisherigen Ergebnissen nicht zufrieden bin. Am 29.10.15 hat mir Herr Cigelski zugesagt, dass er sich um meine Anliegen kümmern möchte. Sie haben sich, wenigstens freundlich, das Anliegen erneut erklären lassen, jedoch gab es keine Antwort auf meine Fragen. Nun erneut meine Fragen:

1.) Im März 2015 wurde das Bachbett der Geithe und im November 2015 das Vorbecken des Dükers vor dem Datteln-Hamm-Kanal ausgebaggert. Von mir in Auftrag gegebene Analysen zeigen eine deutliche Schwermetallverseuchung der Sedimente auf. Wie wurde der Aushub jeweils deklariert und wohin wurde er entsorgt? Wie ist das Ausbaggern eines Baches zu erklären, der laut „Lebendige Bördebäche“ in einem ökologisch guten Zustand ist?

2.) In meinen vorgelegten Unterlagen waren Diagramme zu finden, die eindeutig zeigen, dass die Wasserproben aus der Geithe, die ich auf meine Kosten analysieren ließ, die Grenzwerte von TVO, LAWA und die für diesen Fall relevanten Werte der WRRL deutlich überschritten. Wie wollen Sie in dem Fall der Schwermetallverunreinigung weiter verfahren?

3.) Abgesehen von Niederschlagsereignissen führt die Geithe in ihrem Oberlauf ausschließlich industrielles Abwasser der Kraftwerksanlagen RWE, dies ist rechnerisch anhand der Einleitungen (ELWAS) zu ermitteln.

4.) Im November wurde das Vorbecken des Dükers vor dem Datteln-Hamm Kanal ausgebaggert. Eine Bodenanalyse wurde von mir genommen, Ergebnisse von dem Labor liegen noch nicht vor, es gibt jedoch alte Schlammprobenergebnisse von diesem Teilabschnitt, die auch deutlich eine Schwermetallverseuchung des Schlammes aufzeigen.

5.) Der Verlauf der Geithe wird von RWE wie folgt dargestellt:

Steffen, Guido <guido.steffen@rwe.com>

An

samanthaseithe@gmx.de

Dez 4 um 3:21 PM

Hallo Frau Seithe,

die Geithe entspringt nicht auf dem Standort (siehe weiter unten). Ein Foto der Quelle kann somit im öffentlichen Verkehrsraum ohne Betreten des Standortes bzw. ein Foto vom Standort gemacht werden.
Die Geithe „entspringt“ (oder besser: entsteht) an der Grenze der Stadt Hamm zum Kreis Soest, ungefähr an der Straßenkreuzung Lippestraße / Vellinghauser Straße.
Die „Quelle“ ist die Feldentwässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Von hier aus fließt der Bach zum Umspannwerk und dann zum KWE.
Der Bach verläuft in Rohren unter dem Kraftwerk und fließt an der Westgrenze (Schmehauser Feld) des KWE wieder in ein offenen Bachlauf.

Gutes  Gelingen, schönes Wochenende und

Mit freundlichen Grüßen, vriendelijke groeten and kind regards

Guido Steffen
RWE Power AG
Externe Kommunikation/Pressestelle
Ihrer Aussage nach existiert nur eine kartographische Quelle, Herr Cigelski nannte jedoch ein Rohr hinter dem Duiker als Quelle. Weitere widersprüchliche Angaben zur Quelle und zum Verlauf finden sich bei ELWAS, Tim-online, Geoportal. Ferner unterscheiden mehrere Kartenwerke Geithe und Geithebach, wobei der Geithebach beim Kreis Soest und der Stadt Hamm nicht bekannt ist, obwohl laut ELWAS Einleitungsgenehmigungen auf den Geithebach eingetragen sind. Nur durch Überprüfungen der Koordinaten kann man herausfinden, dass die Geithe gemeint ist. Da es sich um zwei eigenständige Bäche mit zwei unterschiedlichen Gewässerkennzahlen handelt, sollten meiner Meinung nach die Einleitungsgenehmigungen transparenter gemacht werden.

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt-Formann, sehr geehrter Herr Cigelski, zweimal war ich zu Besuch im Umweltamt Hamm. Am 29.10.15 waren Sie, Hr. Cigelski, mein Ansprechpartner. Die unterschwellige Aggressivität, die Sie mir entgegenbrachten, und Ihr Ausspruch „ ich weiß, dass ich dumm bin“ ist nicht die Art und Weise, wie man einem Schüler, der wichtige Fragen zu einer Bachuntersuchung stellen möchte, entgegentritt. Sie hatten mir zugesagt, dass Sie, nachdem Sie ein Projekt fertig gestellt haben, sich ab dem 1.11. um meine Fragen und Anliegen kümmern wollten. Am 3.12. hatte ich erneut einen Termin bei Ihnen, Herr Dr. Schmidt-Formann. Ich bin nach Hamm gekommen in der Annahme, dass Herr Cigelski sein Versprechen gehalten hat und ich Antworten bekomme. Stattdessen musste ich Ihnen meine Fragen erneut stellen, da Herr Cigelski Sie nicht informiert hatte. Bei unserem Vorgespräch im August haben Sie mir das Gefühl vermittelt, dass Sie sich für mein Projekt interessieren würden. Ihre Bemerkung im Gespräch am 3.12. „ Wollen Sie ein Fass aufmachen?“ fand ich mehr als unverschämt und unpassend. Meinerseits habe ich vorab das Gespräch mit dem Umweltamt Hamm gesucht, um Lösungen und Antworten auf die Problematik der Geithe zu bekommen. Sie haben mir jedoch das Gefühl vermittelt, dass ich und meine Fragen unerwünscht sind. In den Schulen und vom Staat wird gerade unsere Generation immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig unsere Umwelt und der Umweltschutz sind. Bei mir erweckt es leider mittlerweile den Eindruck, Umweltschutz ist im höchsten Maße von Jugendlichen erwünscht, aber nur so lange wie etwas Positives dabei herauskommt oder wirtschaftliche Interessen gewahrt bleiben. Es soll keine Kritik oder Schelte an Behörden sein, ich möchte nur in meiner Arbeit verbindliche Aussagen verwenden und meine Arbeit wissenschaftlich korrekt beende. Mit den Worten von Dr. Schmidt-Formann: Ich möchte kein Fass aufmachen, sondern nur Antworten. Allerdings stellt sich bei mir nach solch einer Aussage  mittlerweile die Frage:„ist es ein Fass?“, was soll ich nicht erfahren?

Ich fordere Sie zu einer schriftlichen Stellungnahme zu meinen Fragen bezüglich der Ihnen vorgelegten Unterlagen auf.

Herzliche Grüße

Samantha Seithe

 

 

 

E – MaIL Kontakt 18

Antwort von Frau Bleck für Herrn Remmel

Gesendet: Montag, 18. Januar 2016 um 12:06 Uhr
Von: „Bleck, Daniela“ <Daniela.Bleck@mkulnv.nrw.de>
An: „samanthaseithe@gmx.de“ <samanthaseithe@gmx.de>
Betreff: Ihr Schreiben vom 05.12.2015
Sehr geehrte Frau Seithe,

Herr Minister Remmel hat Ihr Schreiben vom 05.12.2015 mit Interesse gelesen und mich gebeten, Ihnen zu antworten.

In der Zwischenzeit ist mir die Antwort zugegangen, die Sie von Herrn Dr. Schmidt-Formann von der Unteren Wasserbehörde der Stadt Hamm erhalten haben. Ich hoffe, dass Herr Dr. Schmidt-Formann damit die zwischen Ihnen bestehenden Differenzen klären sowie Ihre offenen Fragen hinreichend beantworten konnte. Seiner Einschätzung des Umfangs ihrer Schulabschlussarbeit kann ich mich nur anschließen; da haben Sie sich eine Menge vorgenommen. Für Ihr Interesse und Ihren Einsatz für unsere Gewässer in NRW möchte ich mich bedanken. Dies schließt kritische Nachfragen ausdrücklich mit ein. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Schulabschluss.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Daniela Bleck

———————–
Daniela Bleck
Dipl. Landschaftsökologin

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW Referat IV-6 Flussgebietsmanagement, Gewässerökologie, Hochwasserschutz

Schwannstr. 3
40476 Düsseldorf
Telefon: 0211/4566-862
Fax: 0211/4566-946
E-Mail: daniela.bleck@mkulnv.nrw.de
Internet: www.umwelt.nrw.de

  

E – Mail Kontakt 19

Beschwerdebrief von 20. Januar 2015 an das Umweltministerium 

—–Ursprüngliche Nachricht—–
Von: samanthaseithe@gmx.de [mailto:samanthaseithe@gmx.de]
Gesendet: Mittwoch, 20. Januar 2016 17:56
An: Bleck, Daniela
Betreff: Aw: Ihr Schreiben vom 05.12.2015Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Samantha Seithe. Ich bin eine fünfzehnjährige Schülerin, wohnhaft in Scheidingen/Westf. und gegenwärtig eingebunden in die Endphase zur Abiturvorbereitung 2016. Dass das eigentlich schon zeitfüllend ist, versteht sich von selbst. Aber im Rahmen einer Leistungserbringung über ein fünftes Abiturfach – das Bundesland Nordrhein-Westfalen sieht diese Möglichkeiten vor – möchte ich mich mit einem ökologischen Thema zum Bach Geithe einbringen. Natürlich will ich damit auch gut punkten beim Abitur, und mein Schulbetreuer Heinz Kiko wird mir dabei selbstverständlich den vernünftigsten Weg aufzeigen. So weit, so gut. Und eine Kritik gibt es hier auch nicht. Das Thema muss nun aber mit kritikwürdigem Inhalt gefüllt werden, denn…

Vermutungen kamen mir schon zu Beginn meiner Untersuchungen am Bachlauf der Geithe in den Kopf, aber ich musste Wasserproben in ein unabhängiges Labor schicken, da die stellenweise Verrohrung des Bachverlaufes auf einem Industriegelände, widersprüchliche Bachquellenangaben und unklare Einlassstellenverortungen zu viele Verdachtsmomente produzierten. Die Analyse ergab eine massive Überschreitung zulässiger Grenzwerte für einzelne Schwermetalle (Laborauswertungen im Anhang). Zudem beobachtete ich in den letzten Monaten des Kalenderjahres 2015 Entschlammungen des Bachbettes. Der Aushub wurde an einem mir nicht bekannten Ort verfrachtet. Glücklicherweise konnte ich vor dem Aushub noch Bodenproben nehmen, die ebenfalls in einem unabhängigen Labor analysiert wurden. Das Ergebnis war – unverblümt formuliert – ein klassischer Sondermüll ( Laboruntersuchungen im Anhang).

Das für diese Problematik zuständige Umweltamt in Hamm/Westf. wurde kontaktiert, namentlich in den Personen Cigelski und Dr. Schmidt-Formann. Die Reaktion war ungewöhnlich, denn der Mitarbeiter Dr. Schmidt-Formann fragte mich bei einem angesetzten Termin in der Behörde, ob ich dort „ein Fass aufmachen wolle“. Ich konnte diese Äußerung nicht einordnen, zumal meine Anliegen oder Anfragen mit der typischen Unverblümtheit einer Vierzehnjährigen vorgetragen wurden, selbstverständlich unter Einhaltung der üblichen Höflichkeitselemente. Ich hatte den nötigen Respekt gegenüber den volljährigen Behördenmitarbeitern. In einem Schreiben vom 10. Dezember 2015 gab der Behördenmitarbeiter Dr. Schmidt-Formann nachfolgende Äußerungen von sich:

„Es entspricht der geordneten Gewässerunterhaltung ausgehobenes Bodenmaterial seitlich neben das Gewässer einzuarbeiten. Entsprechende Bestimmungen finden Sie im Landeswassergesetz und den einschlägigen Richtlinien. (…) Arbeiten am ´Vorbecken des Dükers´ sind mir nicht bekannt. In unserem Gespräch haben sie diese nicht erwähnt. Die Ihnen vorliegenden ´alten Schlammprobenergebnisse´ liegen mir nicht vor und sind mir nicht bekannt.“

Der Aushub wurde abgefahren. Es gibt für diesen Aushubtransport Zeugen. Die Schlammprobenergebnisse wurden unter Anwesenheit meines Betreuers Heinz Kiko dem Behördenmitarbeiter Cigelski übergeben am 29. Oktober 2015. Herr Cigelski sagte deutlich darauf, dass er sich in dieser Angelegenheit mit Dr. Schmidt-Formann beratschlagen werde. Zumindest lagen meine Unterlagen sechs Wochen im Amt, das kann ich mit Sicherheit sagen. Zusätzlich hat mir Dr. Schmidt – Formann per E-Mail geschrieben , dass er die Unterlagen vorliegen hat. In dem Schreiben vom 10. Dezember 2015 heißt es weiter:

„Die vorgelegten Daten sollen nach Ihren Angaben Grenzwerte der TVO, LAWA und WRRL überschreiten. Nur nach der Analyse einer Probe die unter normierten Bedingungen genommen wurde lassen sich diese weit reichenden Behauptungen weiter verfolgen. Da mir die Methodik nicht mitgeteilt wurde, muss ich zunächst von methodischen Fehlern ausgehen. Insofern sollten Sie in Ihrer Facharbeit diesem Umstand durch Relativierung Rechnung tragen. Aber auf Basis einer vorausgesetzten fachlichen Qualität können Sie die Werte sicherlich diskutieren und Ihre eigenen Einschätzungen ableiten. Hinweise zu einer erhöhten Belastung liegen mir auch nach Abgleich der bisherigen Untersuchungen im Rahmen des Monitorings der WRRL oder eigener Untersuchungen beispielsweise des Makrozoobenthos bzw. chemisch-physikalischer Parameter oder der Fischfauna nicht vor. Diese Einschätzung hatte ich Ihnen ja bereits in unserem Gespräch mitgeteilt.“

Ich bin keine Fachwissenschaftlerin auf diesem Gebiet. Es gibt auch nicht das Auftreten meinerseits. Die Wasser- und Bodenproben wurden sicherlich auch nicht nach theoretisch-normierten Experimentalbedingungen am Deutschen Institut für Normung in Berlin durchgeführt. Es wurden aber Wasser- und Bodenproben von legitimierten Laboren untersucht mit zum Teil haarsträubenden Grenzwertüberschreitungen im Analyseergebnis. Gegenwärtig erscheint mir das Verhalten der zuständigen Behörde als klassisches Aussitzen. Es gibt keine Informationen zu dem unsichtbaren Sondermüll namens Aushub, meine Unterlagen werden pauschal abqualifiziert und meine Person hat vermutlich keinen ernsthaften Stellenwert in der betreffenden Behörde. Ich möchte bei diesen Beobachtungen gerne eine Klärung.

Mit freundlichen Grüßen

Samantha Seithe

 E – Mail Kontakt 20

Eingangsbestätigung vom Umweltministerium

Gesendet: Donnerstag, 28. Januar 2016 um 10:15 Uhr
Von: „Bleck, Daniela“ <
Daniela.Bleck@mkulnv.nrw.de>
An: „
samanthaseithe@gmx.de“ <samanthaseithe@gmx.de>
Betreff: AW: Ihr Schreiben vom 05.12.2015
 

Sehr geehrte Frau Seithe,

ich bedanke mich für Ihre weiteren Ausführungen in Ihrem nachstehenden Schreiben vom 20.01.2016. Zur Klärung des dargelegten Sachverhaltes müssen weitere Stellen mit einbezogen werden, was einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Ich bitte Sie daher um etwas Geduld, sobald die Klärung vorliegt, erhalten Sie eine Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Daniela Bleck

———————–
Daniela Bleck
Dipl. Landschaftsökologin

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW Referat IV-6 Flussgebietsmanagement, Gewässerökologie, Hochwasserschutz

Schwannstr. 3
40476 Düsseldorf
Telefon: 0211/4566-862
Fax: 0211/4566-946
E-Mail: daniela.bleck@mkulnv.nrw.de
Internet:
www.umwelt.nrw.de

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Fragen an die Bezirksregierung Arnsberg

Von: samanthaseithe@gmx.de [mailto:samanthaseithe@gmx.de]
Gesendet: Samstag, 5. Dezember 2015 12:40
An: Müller, Bernd; kiko@mg-werl.de
Betreff: Fragen zu einem Bach

Sehr geehrter Herr Müller,
bei meinem fünften Abiturfach beschäftige ich mich mit der Ökologie von einem Bach.
Bei meinen Untersuchungen sind mir unerklärliche Dinge aufgefallen:
1.
Es handelt sich um einen Wasserlauf, welcher in früherer Zeit ein Überlauf der Lippe war.
Später wurde auf diesen Bach ein industrieller Betrieb gebaut, der Bach wurde zu einer Seite abgeschnitten und hinter dem Betrieb blieb der alte Wasserlauf erhalten und bekam auch einen Gewässernamen.
Bei meinen Untersuchungen habe ich festgestellt, dass das gesamte Wasser (außer wenn es regnet) Abwasser aus dem industriellen Betrieb ist. Gesetzlich gibt es keine Definition was ein Bach ist nur was ein Gewässer ist. § 3 Wasserhaushaltsgesetz:
Anlagen zur Ableitung von Abwasser und gesammeltem Niederschlagswasser sowie zur Straßenentwässerung gewidmete Seitengräben (Straßenseitengräben) sind nicht Gewässer.
Ist dies ein Gewässer oder  eine Anlage zur Ableitung von Abwasser?
2.
Der „Bach“ ist stark belastet, erst nach ca. 1 km fließen kleine Bäche in den Bach hinein, hier wird das Wasser langsam sauberer. Auf dem ersten Kilometer wird der Bach seitens des Umweltamtes vor Ort nicht kontrolliert, darf das sein?

Ist das Umweltamt verpflichtet Verunreinigungen nachzugehen?

Ist das Umweltamt verpflichtet, mir Informationen darüber zu geben, wenn sie dem nachgegangen sind?
3.
Ist es nicht eine Bürgertäuschung, solch ein Gewässer als Bach auszuweisen? Ich weiß, dass ein Bach nicht gesetzlich definiert ist, nur ein Gewässer.
4.
Was ist bei einer Einleitungsgenehmigung unter Betriebswasser zu verstehen?
Ist es Betriebswasser, wenn außen an dem Betrieb Grundwasser abgepumpt wird und in einen Bach geleitet wird?
Wo kann ich einsehen oder bekomme ich eine Auskunft, was in diesem Fall unter Betriebswasser genau zu verstehen ist?
Das Umweltamt Hamm kann mir dazu keine Auskunft geben und Herr Dresbach von der Bezirksregierung verweist mich an das Umweltamt Hamm.

Nach zwei erfolglosen Gesprächen beim Umweltamt, unzählige E-Mails an LANUV, Elwas, geologischer Dienst habe ich Hilfe bei Prof. Coldewey, Westfälische Wilhelms-Universität, Institut für Geologie und Paläontologie gesucht, er hat mich an Sie verwiesen und mir Ihre E-Mail Adresse weitergeleitet.

5. Was hat das Umweltamt zu unternehmen, wenn sie darauf hingewiesen werden, dass Wasserrahmenrichtlinien nicht beachtet werden und Aushub aus dem Bach in die Kategorie Sondermüll fällt (Analyseberichte von Laboren wurden von mir selbst in Auftrag gegeben und liegen vor)

6. Wie beurteilen Sie folgenden Sachverhalt:

Als ich dem Umweltamt Hamm im Oktober meine Ergebnisse vorgestellt habe, begegnete mir Herr Cigelski mit einem sehr aggressiven Verhalten, er gab mir nachweislich falsche Antworten

und blockte fast alle Untersuchungen ab. Er sagte sogar im Gespräch wörtlich zu mir „ich weiß, dass ich dumm bin“, darauf sagte meine Mutter zu ihm, dass sich solche ein Verhalten und solch ein Ausspruch nicht gehören. Erst dann wurde er etwas freundlicher, meine Betreuungslehrer war bei diesem Gespräch anwesend.

Herr Cigelski sicherte mir zu, dass er sich meine Untersuchungen und Unterlagen mit Dr. Schmidt – Formann ansehen werde und sie auswerten werde. Dann wollte er mich informieren.

Nachdem ich Anfang Dezember noch keine Antwort bekommen hatte, schrieb ich Dr. Schmidt – Formann an, ihn hatte ich bei einem Gespräch im Umweltamt im September kennengelernt, er war sehr freundlich gewesen. Am 3. Dezember wurde ein Termin vereinbart, ich dachte, nun bekomme ich klare Antworten, doch Dr. Schmidt – Formann ließ sich meine Untersuchungen nochmals erklären, obwohl alle meine Unterlagen im Umweltamt zur Einsicht geblieben sind. Antworten bekam ich nicht, nur, wir müssen überprüfen wohin der Sondermüll gekommen ist. Die Antwort gab mir Herr Cigelski schon einen Monat vorher.

Als ich ihn fragte, ob ich über das Ergebnis informiert werde, sagte er wörtlich zu mir „ wollen sie hier ein Fass aufmachen?“

Diese Antwort fand ich mehr als unverschämt.

In den Schulen und vom Staat wird gerade unsere Generation immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig unsere Umwelt und der Umweltschutz sind. Bei mir erweckt es leider mittlerweile den Eindruck, Umweltschutz ist im höchsten Maße von Jugendlichen erwünscht, aber nur so lange wie etwas Positives dabei herauskommt oder wirtschaftliche Interessen gewahrt bleiben. Also entschied ich mich, Professoren an Universitäten anzuschreiben, um endlich Antworten auf meine Fragen zu bekommen.
Es soll keine Kritik oder Schelte an Behörden sein, ich möchte nur in meiner Arbeit verbindliche Aussagen verwende und meine Arbeit wissenschaftlich korrekt beenden, mit den Worten von Dr. Schmidt – Formann: ich möchte kein Fass aufmachen, sondern nur Antworten. Allerdings stellt sich bei mir nach solch einer Aussage  mittlerweile die Frage „ist es ein Fass“, was soll ich nicht erfahren. Zur Bestätigung meiner Aussagen finden Sie im Anhang drei von insgesamt 12 Laborberichten und ein Diagramm mit den Auswertungen von einigen Wasseranalysen.

Über ein persönliches Gespräch würde ich mich freuen, dann könnte ich Ihnen meine Untersuchungsergebnisse vorlegen, ich glaube Sie wären erstaunt, leider kann ich es Ihnen nicht per E-Mail schicken, da es sich mittlerweile um 5 GB Daten handelt.
Herzliche Grüße
Samantha Seithe

 

 

 E – Mail Kontakt 22

Antwort der Bezirksregierung Arnsberg

11.12.15

Sehr geehrte Frau Seithe,

 

mein Abteilungsleiter Herr Müller hat mir Ihre E-Mail am Montag nebst Anlage zugeleitet.

Er hat mich darum gebeten, mich der Sache anzunehmen und Ihnen zu antworten.

 

Unser Dezernat ist wegen der Komplexität der Wasserwirtschaft in verschiedene Fachbereiche aufgeteilt (z.B. „Abwasser“, „Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie“, etc.). 

Zwischenzeitlich habe ich daher in dieser Woche mit verschiedenen Kollegen in unterschiedlichen Fachbereichen und Dienstorten (Lippstadt, Arnsberg und Dortmund) in Ihrer Sache Kontakt aufgenommen.

Es zeichnet sich jedoch heute schon ab, dass ich Ihnen vor dem Jahreswechsel noch keine abschließenden Informationen zur Verfügung stellen kann.

Schließlich geht es hier nicht allein um die Klärung von Zuständigkeitsfragen.

Die Beantwortung Ihrer weitergehende Fragestellungen wird Zeit in Anspruch nehmen.

Gerade in der Zeit vor Weihnachten sind wir jedoch aufgrund der Verlängerung von Erlaubnissen und Genehmigungen stark ausgelastet.

Daneben haben wir auch Kolleginnen und Kollegen zur Unterstützung des Flüchtlingsbereiches an ein anderes Dezernat abgegeben.

Eine schnellere Antwort ist uns daher leider nicht möglich. Ich möchte Sie dafür um Verständnis bitten.

 

Sie sprechen in Ihrer E-Mail an Herrn Müller von einer „Arbeit“ für die Schule. Vermutlich verfassen Sie eine Hausarbeit.

Falls es diesbezüglich ein Abgabedatum geben sollte, bis wann bräuchten Sie zur Fristwahrung spätestens die angeforderten Informationen?

 

Wenn es mir möglich ist, nehme ich in der nächsten Woche auch noch Kontakt mit dem Umweltamt der Stadt Hamm auf.

Haben Sie von der Seite aus im Nachgang Ihrer E-Mail an Herr Müller schon weitere Informationen bekommen?

 

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

 

Dr. Till Immich

 

Bezirksregierung Arnsberg

Dezernat 54

Seibertzstr. 1

59821 Arnsberg

Telefon: +49 2931 82 2676

Telefax: +49 2931 82 2859

Mail to: till.immich@bezreg-arnsberg.nrw.de

 

Sehr geehrte Frau Seithe,

 

ich nehme Bezug auf meine E-Mail vom 11. Dezember 2015.

In Ihrer Sache warte ich noch auf den Beitrag eines technischen Kollegen.

Sobald mir dieser vorliegt, werde ich Ihre E-Mail inhaltlich beantworten können.

Ich bitte vielmals um Ihr Verständnis.

 

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

 

Dr. Till Immich

 

Bezirksregierung Arnsberg

Dezernat 54

Seibertzstr. 1

59821 Arnsberg

Telefon: +49 2931 82 2676

Telefax: +49 2931 82 2859

Mail to: till.immich@bezreg-arnsberg.nrw.de

 

Sehr geehrte Frau Seithe,

ich nehme Bezug auf meine E-Mails vom 11. Dezember 2015 und 14. Januar 2016.

Meine dienstliche Verwendung wird sich kurzfristig ändern. Künftig werde ich meinen Dienst in Düsseldorf versehen.
Daher stehe ich ab sofort nicht mehr als Ansprechpartner in der Wasserwirtschaft (Dezernat 54) zur Verfügung.
Ich habe Ihre Anfrage daher an meinen Kollegen Herrn Tripmaker am Standort Lippstadt übergeben.
Wir hatten gestern auch noch kurz die Gelegenheit, über Ihre Anfrage inhaltlich zu sprechen.

Sie können Herrn Tripmaker unter der E-Mail Adresse frank.tripmaker@bezreg-arnsberg.nrw.de erreichen.
Die Rufnummer von Herrn Tripmaker lautet: 02931/82-5820.

Da mir nach wie vor nicht alle relevanten Informationen vorliegen, bedaure ich es sehr, dass ich Ihnen keine abschließende Beantwortung mehr habe senden können.
Gleichwohl bitte ich um Ihr Verständnis.
Ich wünsche Ihnen für Ihre Hausarbeit und die nahende Abiturprüfung viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

Dr. Till Immich

Bezirksregierung Arnsberg
Dezernat 54
Seibertzstr. 1
59821 Arnsberg
Telefon: +49 2931 82 2676
Telefax: +49 2931 82 2859
Mail to: till.immich@bezreg-arnsberg.nrw.de

 

 E – Mail Kontakt 23

Bericht über Stand der Dinge von Herrn Tripmaker

Sehr geehrte Frau Seithe,

 

nachdem ich den Vorgang Ende der vergangenen Woche übernommen habe, habe ich einen Chemiker vom LANUV NRW (Landesamt für Natur, Umwelt, und Verbraucherschutz) um eine Einschätzung zu den von Ihnen gelieferten Analyseergebnissen gebeten. Weiterhin habe ich das Umweltamt der Stadt Hamm um eine Stellungnahme unter Bezugnahme auf die von Ihnen gestellten Fragen gebeten. Sobald ich diese vorliegen habe, werde ich alles zusammentragen und Ihnen eine Antwort zukommen lassen.

 

Ich hoffe, dass dies zeitnah geschehen wird, damit Sie nicht unnötig in Zeitnot geraten.

Bei Fragen oder Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Im Auftrag

 

Frank Tripmaker

Bezirksregierung Arnsberg

Dezernat 54

EG-Wasserrahmenrichtlinie

Geschäftsstelle Lippe | Gewässergüte

Lipperoder Straße 8
59555 Lippstadt

Fon: 029 31 – 82 58 20
Fax:  029 31 – 82 40 49 0    

E-Mail: Frank.Tripmaker@bra.nrw.de           

 

E – Mail Kontakt 24

Arnsberg 001

Arnsberg 002

Arnsberg 003

Arnsberg 005

Arnsberg 006

E – Mail Kontakt 25

Vorschlag an die Bezirksregierung Köln, Vermessungsamt, Widersprüche zu beseitigen

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Samantha Seithe und ich wohne in dem schönen Ort Scheidingen. Im Rahmen meines fünften Abiturfaches und dem Bundesumweltwettbewerb habe ich mich für die Untersuchung der Geithe, Gewässerkennzahl 27868 und Geithe – Bach, Gewässerkennzahl 2785916  in Hamm entschieden.

Im Anhang befindet sich der Teil meiner Arbeit, der sich mit den Widersprüchen der Namensgebung und der widersprüchlichen Datenlage beschäftigt.

Der Lösungsansatz von mir wäre, dem Geithe – Bach einen anderen Namen zu geben, die Karten zu aktualisieren und dem Umwelt Hamm den Hinweis zu geben, bei Einleitungsgenehmigungen für ein stillgelegtes Kernkraftwerk genauer die Bachnamen zu benennen.

In der Hoffnung auf eine Antwort

Samantha Seithe

 

 

 

 

 

 

E – Mail Kontakt 26

Eingangsbestätigung Bezirksregierung Köln

 

Sehr geehrte Frau Seithe,

 

Ihre Anfrage vom 06.02.2016 ist aktuell in der Fachabteilung in Bearbeitung.

Wir bitten noch um etwas Geduld.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Im Auftrag

Olaf Lüders

Bezirksregierung Köln

Dezernat 74 – Geodatenzentrum & Geodateninfrastruktur

50606 Köln

 

Dienstgebäude: Muffendorfer Str. 19-21, 53177 Bonn

Telefon: + 49 (0) 221 – 147 – 4500

Telefax: + 49 (0) 221 – 147 – 4874

mailto: olaf.lueders@bezreg-koeln.nrw.de

http: //www.bezreg-koeln.nrw.de

 

 

E – Mail Kontakt 27

Positive Resonanz von Prof. Greule

 

>>> Samantha Seithe <samanthaseithe@gmx.de> 25.02.16 12.45 Uhr >>>
Originalnachricht ausblenden

Sehr geehrter Herr Prof. Greule,

meine Arbeit über die Geithe ist endlich fertig. Ich schicke Ihnen, wie versprochen, ein Exemplar zu.

Viel Spaß beim Lesen

Liebe Grüße

Samantha Seithe

 

Albrecht Greule <Albrecht.Greule@sprachlit.uni-regensburg.de>

An

samanthaseithe@gmx.de

Mrz 1 um 10:28 AM

Liebe Frau Seithe,

 

endlich komme ich (nach überstandener Grippe) dazu, Ihnen für die Zusendung Ihrer Facharbeit zur Geithe zu danken und Ihnen für diese Meisterleistung zu gratulieren. Auch für die Sprachwissenschaft erbringt Ihre Untersuchung einen Gewinn, nämlich deshalb weil Sie resümieren: „…dass wasserrechtlich die Begriffe Bach und Abwassergraben keiner klaren Differenzierung unterliegen oder natürliche Gewässer….den Begriff Natürlichkeit nicht ablegen müssen. Zudem könnte man auf der Grundalge Ihrer Arbeit die Hypothese aufstellen, dass niederdeutsche Geithe, Gete usw. ursprünglich Gattungswörter – wie oberdeutsch Gießen – für einen „Altarm“ (oder ein Abwasser) waren. Insofern ziehe selbst ich als Nicht-Naturwissenschaftler aus Ihrer akribischen Untersuchung einen Gewinn.

 

Dafür danke ich Ihnen

und wünsche weiterhin viel Erfolg

 

Mit lieben Grüßen

Ihr Albrecht Greule